Einfach

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ledsgo

Mitglied
Manchmal sitze ich gerne einfach nur so da. Ich fühle mich dann ein bisschen, als wäre ich die Erde, die im endlosen Raum einfach so rumhängt. Diese raue Form des Daseins und die Konsequenz, mit der Planeten einfach nur sind, beeindruckt mich. Ich weiß nicht genau woran es liegt, vermutlich an dieser leeren Reduziertheit, die Geröllklumpen im Weltall eben so an sich haben. Reduziert auf Materie und Raum, kein Geist, keine Psyche, nichts, das Grenzen auferlegt. Nichts, das erkennen will, und schon gar nichts, das könnte. Irgendwelche Bahnen verfolgend wird der Zufall, aus dem sie entstanden sind, ausgemerzt, weil sie nach Gesetzmäßigkeiten handeln, oder gehandelt werden. Sie kennen kein aktives Eingreifen, das ist ihr Glück.
An den tieferen Sinn hinter ihren Bahnen zweifle ich meistens, wenn ich so dasitze. Ich glaube nicht, dass irgendwer sie auf Ellipsen durchs All zieht, als wären sie Marionetten. Wie gesagt, es ist eben Zufall, dass sie da sind, wo sie sind - wie bei uns Menschen.
Manchmal glaube ich auch an einen Weltenmacher. Besser: früher glaubte ich öfter an ihn, wenn ich einfach so dasaß. Da schien es mir wahrscheinlicher, dass alles einen Sinn habe. Aber der Sinn geht mir irgendwann verloren, wenn ich ihn lange genug bedenke. Wir verfolgen keine Bahnen, und unterliegen Einem Sinn laufen wir nur hinterher, weil wir ihn nicht finden.
Wir könnten uns auch reduzieren, auf die Materie und den Raum, dann fühlten wir vielleicht so etwas wie Freiheit. Aber dann schon wieder dieses fühlen, und daraus dieses wollen, und dieses haben und vor allem nicht-haben und allein-sein und unglücklich-sein und alles, außer da sein. Dabei ist dies unsere einzige Pflicht: da sein. Oft vergessen wir, dass wir nur da-sein müssen, so lange wir wollen, denn: auch dieser Pflicht könnten wir uns entziehen...

Ich wünschte, ich wäre die Sonne. Die ist zwar ebenso sinnfrei wie wir Menschen, aber die leuchtet wenigstens noch ein paar Jahrtausende.
 
P

Papyrus

Gast
das ist ein schöner ausflug in eine philosophische poetische gedankenwelt mit existentiellem hintergrund


aber


kann man nicht sein was man will


daher auch nur Sein sein?
 

ledsgo

Mitglied
genau das ist der punkt: für das ich im text ist es einfach nicht möglich, er kann einfach nicht nur da sein, es gelingt ihm nicht, nichts zu tun, nichts zu denken und einfach nur zu sein...
er will es ja, schafft es aber nicht, wirklich abzuschalten, wenn er "einfach nur so dasitzt..." und dann immer wieder in überlegungen abgleitet...
 



 
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