Einmal noch

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maerchenhexe

Mitglied
Heute Nacht klopfte Großvater an meine Tür, hatte sich heimlich die staubige Stiege hoch geschlichen, pochte fordernd mit knöcherner Altmännerhand gegen den hölzernen Schutz, nachhaltig. Geborgenheit füllte den Raum, als er mich mit den Kosenamen meiner Kindheit lockte: „ Komm Spätzchen, flinkes Wieselchen!“
An meine neue Liebe gekuschelt, noch halb im Traum, widerstand ich und sagte nein zu ihm. Ich wollte leben.
 
N

no-name

Gast
ein extremer und heftiger Text, maerchenhexe. der haut bei mir echt voll rein! auch und gerade, weil du ihn bewusst so kurz hälst und meiner phantasie so viel raum für interpretationsmöglichkeiten lässt.
klasse geschrieben, respekt!

grüße von no-name.
 
N

no-name

Gast
liebe maerchenhexe, ich bekomme den eindruck, dass sich das thema des (angedeuteten) sexuellen missbrauchs durch deine werke zieht - kann das sein oder ist das nur ein subjektiv gefärbter eindruck von mir?

liebe grüße von no-name.
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo no-name,

lieben Dank für deinen positiven Kommentar. Ja, ich glaube, das Thema zieht sich im Moment tatsächlich durch meine Texte, weil ich durch meine ehrenamtliche Arbeit viel damit in Berührung gekommen bin. Dann sucht man sich wohl ein Ventil, um manche Bilder los zu werden. Aber dieser Text sollte eigentlich auch eine zweite Gedankenvariante offen lassen. Versuche ihn vielleicht mal unter dem Aspekt zu lesen, dass da eine Frau eigentlich am Leben verzweifelt und sich nach der Geborgenheit des toten Großvaters sehnt, sich vielleicht sogar wünscht er würde sie zu sich holen. Aber dann begegnet ihr noch einmal die Liebe und sie will weiter leben. Ich wollte eigentlich beide Varianten in diesem Text lesbar machen. Für mich wäre jetzt eine Rückmeldung von dir wichtig, ob mir das wohl gelungen ist.

ganz lieber Gruß

maerchenhexe
 
N

no-name

Gast
mmmh, nein maerchenhexe, sorry, aber deine zweite interpretationsvariante habe ich aus deinem text nicht herauslesen können. das mag in meinem fall aber auch daran liegen, dass ich bereits mehrere deiner texte gelesen habe, deswegen tendiere ich wahrscheinlich dazu, vor diesem hintergund zu interpretieren.

es grüßt no-name.
 

maerchenhexe

Mitglied
oder

ich habe ihn tatsächlich zu einseitig geschrieben, ich bin mir da selbst nicht sicher. Nochmals Danke für deine Mühe.

lieber Gruß

maerchenhexe
 

NicoD

Mitglied
Ich für meinen Teil interpretiere den Text nur so, daß der Tod in Gestalt des Großvaters erscheint. Eine Andeutung über sexuellen Mißbrauch kann ich nicht erkennen.

Gruß,

Nico
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo Nico,

deine Antwort ist für mich eine Bestätigung, dass es mir möglicherweise doch gelungen ist, dem Leser Freiraum für zwei Interpretationen zu lassen. Ich danke dir sehr für deine Rückmeldung.

lieber Gruß

maerchenhexe
 

Haremsdame

Mitglied
Hallo märchenhexe,

ich habe versucht, den Text eine Weile auf mich wirken zu lassen. Dabei gelang es mir, beide Deutungen (Todessehnsucht ebenso wie Missbrauch) herauszulesen. Dein Satz
Ich wollte weiter leben.
deutet eher auf die latente Todessehnsucht hin. Der Titel
weist - in meinen Augen - auf einen Missbrauch hin.

Auf jeden Fall regen Deine Zeilen zum Nachdenken an. Es ist nicht möglich, sie "einfach so" zu lesen und dann zum nächsten Thema überzugehen...
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Märchenhexe,

der erste Teil gefällt mir sehr gut.

Heute Nacht klopfte Großvater an meine Tür, hatte sich heimlich die staubige Stiege hoch geschlichen, pochte fordernd mit knöcherner Altmännerhand gegen den hölzernen Schutz, nachhaltig. Geborgenheit füllte den Raum, als er mich mit den Kosenamen meiner Kindheit lockte: „ Komm Spätzchen, flinkes Wieselchen!“
Er erzählt von einer innigen Verbindung zwischen Großvater und Enkelkind.
Die letzten beiden Sätze wollen mir nicht stimmen. Das von dir Beabsichtigte wird nicht deutlich. Du lässt zu viel Raum, setzt nicht genug „Wegzeichen“.
Vielleicht magst du noch einmal über einen anderen Abschluss nachdenken.
Mal als Anregung:

Sacht öffnete er die Tür, sah, dass ich mich an dich kuschelte, im Traum lächelte. Da lächelte auch er und er wusste, dass das Leben mich wieder hat.

Liebe Grüße
Franka
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
eben

weil beide deutungen möglich sind, war ich etwas verwirrt: "Was meint die Gute jetzt?"
ich denke, dass frankas vorschlag die sache runder machen würde.
lg
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo Haremsdame,

danke für deinen ausführlichen positiven Kommentar. Wenn du beide Interpretationen heraus lesen kannst, zeugt das, so glaube ich, von einem besonderen Einfühlen deinerseits in meinen Text. Ich werde aber dennoch über eine Nachbearbeitung nachdenken.

ganz lieber Gruß

maerchenhexe
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo Franka,

lieben Dank für deine unterstützende Kritik. Habe daraufhin gerade den Text abgeändert, ich glaube, dass der Ausdruck" ich widerstand" dem Text auch Offenheit genommen hat. Vielleicht kannst du dir den neuen Schluss noch einmal durchlesen?

lieber Gruß

maerchenhexe
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo flammarion,

habe mir Frankas und deinen Kommentar zu Herzen genommen und den Schluss abgeändert. Hoffe, dass es so besser ist.

lieber Gruß

maerchenhexe
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

ich versuche zu verstehen, weshalb du dich nicht von :"Ich wollte leben" trennen möchtest. "Sie" liegt neben einer neuen Liebe, das sagt doch eigentlich schon alles.
Vielleicht ist dies hier eine Möglichkeit:
"Sacht öffnete er die Tür, sah, dass ich mich an dich kuschelte und im Traum noch lächelte. Da wusste er," ich würde ihn nicht begleiten. Evt. noch: Zufrieden (oder glücklich) wandte er sich zum Gehen.

Liebe Grüße
Franka
 

NicoD

Mitglied
Es tut mir leid, aber ich kann nicht verstehen, warum diese Geschichte geändert werden mußte. Ich fand sie so, wie sie ursprünglich geschrieben wurde, gut. Jetzt empfinde ich den Text als verstümmelt.

Sicher hat da jeder ein unterschiedliches Empfinden, das ist unbelassen.

Gruß,

Nico
 
N

no-name

Gast
Ähem... ja, ich empfinde leider auch so wie NicoD...

Sorry, maerchenhexe, aber nach der Änderung gefällt mir dein Text gar nicht mehr...
Für mich sind deine Zeilen so qualitativ leider deutlich schlechter geworden.

Grüße von no-name.
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo Franka, hallo Nico, hallo no-name

liebe Franka, mein Kopf sagt, du hast Recht, und deswegen habe ich versucht, den Schluss zu ändern. Aber mein Bauch stimmt Nico und no-name zu. Habe den geänderten Text gerade mit einigen Stunden Abstand gelesen und fand mich nicht mehr wieder. Sei nicht böse, Franka, aber ich werde ihn wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen. Ich hoffe, du wirst mir dennoch bei meinen Texten mit deinen Kommentaren zur Seite stehen. Nochmals ein Dank an euch alle, mir hat diese Form der Arbeit mit euch wirklich was gebracht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Maerchenhexe,

ist mir bei einem meiner letzten Texte auch passiert, ist für mich völlig in Ordnung.

Lieben Gruß
Franka
 

Milko

Mitglied
des nachts

hallo märchenhexe
vom tomatengeheimnis
über dein profil bin ich hier gelandet
und habe nur deine "Schrift -einmal noch-
und deinen ersten antwortkommentar gelesen..
ich habe die zwei ebenen wie von dir bebildert

" in deiner schrift wahrgenommen,
: heimlich....pochte fordernd .....Schutz,.
für mich klare konturen zur Aussage : kommender" Mißbrauch
....Geborgenheit durch....Kosenamen /Vergangenheit-Kindheitserinn...........(unerfüllte Liebe:-Eltern-))
sich "entschuldigen , schützen , vielleicht aber auch nur die moral der anderen?

dann wählst du eine schrift die ihren weg geht
:
an meine NEUE liebe .......widerstand ich
weiterleben..

eigentlich geht sie noch viel weiter , ohne geschriebenes weiteres notwendige wort,
bleibt fixiert mein blick
auf dein erlebtes schriftbild
stecken ,
es bewegt ,verstummt
dann nur der "fingerzeig auf die menschlich winzigkeit
:
wieselchen
sich selbst....

last but not least ,,neue Liebe...(weiteres erspar ich.hier
für mich ist es ein beispiel von schrift die lebt
in der möglichkeit aber auch führung von wortgebilden so eine gestalt zu erzeugen die ein jeder leser
erweitert
enden lässt
wie auch immer , seine geschriebenen worte "schrift"fühlen kann ,....nichts gegen übungsspiele ,viele sogar von guter sprachlicher qualität , humor , polit ,uvm
oder "nur"schön, aber halt nicht viele bei denen ich (subjektiv!!!) denke , das irgendein Bezug /Emotion/Motion !
uw zu ihrem geschriebenen besteht ,halt eher wortakrobaten
fallensteller!, manch einer vielleicht sogar artist (und bitte, ich gebe kein Urteil über gut/schlecht/böse)
bevorzuge ich halt schriften
wie diese ("einmal noch"
wo ich die lebend schriften lese
da passt selbst das
tomatengeheimnis
am selben tage eingestellt !
jetzt schlafe ich gut
nacht !hexem
gm
( nun habe ich deinen schlußkommentar gelesen )und irgendwo
"nachhaltig "wahr genommen
d.h. doch
nachhaltig -ist auch sozial gerecht (wortdef.)
.-kann mal darüber nachdenken
jagm
 



 
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