Einst wollte ein Jüngling aus Hatten (Limerick, P18)

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H

Heidrun D.

Gast
Hallo Bernd,

stimmt m. E. leider nicht ganz:

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
[strike]eine[/strike] [blue]`ne [/blue]Küchenmaschine begatten,
er drückte den Schalter:
er schrie: "Mein Gott, Walter!",
und übrig blieb nichts als sein Schatten.
Walther hätte däs sofort gesehen.

:D

Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hier haben wir ja von Beginn an unterschiedliche Meinungen.

Der Auftakt ist "eine". "'ne" würde funktionieren, aber nicht gut klingen.

Ins Limerick-Schema passt es.

Beim Limerick kann der Auftakt aus gar keiner (selten), einer oder zwei Silben bestehen.
 
Lieber Bernd,

nun habe ich derzeit so lange an den Limericks rumgebüffelt, habe wohl etwas Verkehrtes gelernt. Ich würde diese Zeile ändern in:

die Küchenmaschine begatten,

Der Rhythmus hakt sonst. Außerdem : Einst wollte ein Jüngling eine Küchenmaschine..... Da wäre ein die dazwischen ganz angenehm. Aber, es ist dein Limerick. :)

Lieben Gruß,
Estrella
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Bernd,

hier geht es wohl weniger um Meinungen.

Natürlich gibt es verschiedenen Auftaktmöglichkeiten. Aber meines Wissens sind die immer in regelmäßiger Abfolge zu sehen.

Ich verstehe auch nicht, warum du das nicht hören kannst ...

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
eine Küchenmaschine begatten,

v - v v - v v - v
- v - v v - v v - v

etc. Die Betonungen (Hebungen) sind in der Sprache übrigens geregelt.

Freundliche Grüße
Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich nehme an, wir sprechen es völlig unterschiedlich.

"eine" ist kurz und unbetont und hat zusammen eine Taktlänge.[ 4]
Die Form ist seit langem etabliert.
Sicher ist es eine Silbe mehr, das spielt aber hier keine Rolle.

Die von Heidrun angegebene Betonung kann ich gar nicht sprechen. Deshalb glaube ich einfach, dass es in ihrer Betonung nicht klingt.

Wenn man "eine" betont, wird es falsch - und erhält auch einen anderen Sinn. Das Zahlwort ist nicht gemeint.

Viele Grüße von Bernd

PS: Ich habe das anhand zahlreicher klassischer Limericks geprüft.

Hier nur einer der klassischen Limericks, hier von Kipling:
There was a small boy of Quebec
Who was buried in snow to his neck.
When they said, "Are you friz?"
He replied, "Yes, I is —
But we don't call this cold in Quebec!"
Rudyard Kipling

Ich hoffe, dass das Prinzip hier klar wird.

Auch hier sind in der zweiten Zeile zwei unbetonte Zeilen als Auftakt. Es ist eine absolut übliche Form. Man kann Beispiele über Beispiele zeigen.

Freundliche Grüße und vielen Dank für die bisherigen Antworten.

PS: Von wo habt Ihr die Informationen über den Aufbau der Limericks?
 
H

Heidrun D.

Gast
Das kann man doch überhaupt nicht vergleichen, weil die Aussprache ganz anders ist ...

Kopfschüttelnde Grüße
Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Betonung:

There was a small boy of Quebec
Who was buried in snow to his neck.
When they said, "Are you friz?"
He replied, "Yes, I is
But we don't call this cold in Quebec!"

"There" ist so lang, wie "who was" und unbetont.
 
H

Heidrun D.

Gast
Eben.

Und etwas höher habe ich dir ein Silbenbild erstellt, nach deutschen Ausspracheregeln. Eine wird am Versanfang eine betont.

Freundliche Grüße
Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Nein.
"Eine" mit betontem "ein" meint das Zahlwort. Der unbestimmte Artikel wird nicht betont.


Kannst Du bitte die Ausspracheregeln für das Silbenbild angeben? Ich verstehe sie im Zusammenhang mit dem Limerick nicht. Wie kennzeichnest Du den Unterschied zwischen Betonung und Länge?

(Ich dachte, ich verstehe sie, aber ich denke, so kann es nicht gemeint sein.)

Freundliche Grüße von Bernd
 
H

Heidrun D.

Gast
Es gibt nun mal bestimmt Regeln zur Aussprache, die leicht nachzugoogeln sind. - Besser noch im Duden nachschauen. Da wirst du finden das eine [blue]grunsätzlich [/blue]so betont wird, völlig unabhängig von der Wortart.

Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Betonungen hängen aber immer von der Umgebung ab.
Der Aussprache-Duden beschreibt am Anfang, dass er auf keinen Fall alle Betonungsmöglichkeiten angibt.

Wir haben es nicht mit einem Trochäus zu tun.
"Eine" hat allenfalls eine Nebenbetonung.

Leider weiß ich nicht, wie ich es darstellen kann.

Die Betonung im Limerick ist völlig anders, als zum Beispiel hier: "Eine junge Dame geht ..." Hier haben wir eine Art Trochäen. Hier wird es unabhängig von der Bedeutung betont.

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
eine (kurz) Küchenmaschine begatten,
er drückte den Schalter:
er schrie: "Mein Gott, (Nebenbetonung) Walter!",
und übrig blieb nichts als sein Schatten.

Wenn _ eine Senkung (tiefer und unbetont oder schwach betont) ist, und - eine Hebung (höher und betont) und . eine kurze Senkung, unbetont oder schwach betont, ergibt sich:

_- _ _ - _ _ - _

.. - _ _ - _ _ - _

_- _ _ - _

_- _ _ - _

_- _ _ - _ _ - _

Die Betonungsunterschiede ergeben sich aus der Modulation.
Leider kann ich mit den Zeichen v und - nicht genügend genau darstellen, um was es geht.

In der "da"-Sprache ist es:

- dadieda dadieda dadieda

(dada)dieda dadieda dadieda

- dadieda dadieda

- dadieda dadieda

- dadieda dadieda dadieda

Viele Grüße von Bernd
und Danke für die Mühe bei der Diskussion.
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Bernd,

ich schliesse mich hier Heidruns Sichtweise an.

Vor einiger Zeit gab es eine ähnliche Diskussion. Dein englisches Beispiel funktioniert, aber nur deshalb, weil die vorhergehende Zeile auf einer Betonung (Quebec) endet.

lG

Herbert
 
H

Heidrun D.

Gast
Ei wird aber immer betonnt.

Beispiele:
Ich sehe eine schöne Frau

Ich sehe eine (einzige) schöne Frau unter Hässlichen

Selbst wenn deine Meinung zuträfe (eine = unbetont), was nicht der Fall ist (!), stimmte das Silbenbild nicht.

Einst wollte ein Jüngling aus Hatten
eine Küchenmaschine begatten,
er drückte den Schalter:
er schrie: "Mein Gott, Walter!",
und übrig blieb nichts als sein Schatten.

v - v v - v v - [red]v[/red] (jetzt gibt es drei unbetonte Silben nacheinander)
[red]v v[/red] - v v - v v - v
v - v v - v
v - v v - v
v - v v - v v - v

Ich hoffe inständig, dass du nun Einsicht zeigst ...

;)
Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Problem mit "'nen": es klingt nicht. Es zerstört nicht den Rhythmus, aber den Klang.

Aber ich bin jetzt sicher, dass wir den Limerick unterschiedlich sprechen.

Sprecht Ihr die Pausen nach den Zeilen?
Und wie betont Ihr die letzten zwei Silben der Verse?

Ich spreche Pausen und betone die letzten Silben ungefähr gleich lang.
 

JackoF

Mitglied
Hallo Bernd,

und Hallo an alle Mitmachenden....

Ich persönlich kann der Argumentation von Dir, Bernd sehr gut folgen, da Du hier, so meine ich von einem gesprochenen, unbetonten Wortfuß "eine" sprichst,
und nicht
von einem trochäichen Versfuß "eine" !!,
(zumal Limericks Sprech-Formen sind).

Und eine kurze Bemerkung zu Dir, Heidrun :
Ei wird aber immer betonnt.

Beispiele:
Ich sehe eine schöne Frau
Dieser Behauptung kann ich nicht allgemein folgen,
da es auch diese Betonungsvariante zu Deinem Frauenbeispiel gibt :
Ich seh eine schöne Frau,
wobei nun "seh eine" als Daktylus gesprochen/gelesen werden kann - praktisch und theoretisch.....

Nur mal so mitgefummelt ;)

tschüss, Jacko

--
 
Lieber Bernd,

hier ein Auszug aus dem Theoretischen (Limerick) von dir:

Das Reimschema stimmt mit aabba.
Die Reime sind sehr streng, aber mündlich, einschließlich Spaß oder Dialekt. Manchmal wird das in der Schreibweise hervorgehoben.
Gera - Verehra


Zusätzlich kommt ein Betonungsschema in der Art:

(da)dadahda dadahda da dahda(da)
(da)dadahda dadahda da dahda(da)
(da)dadahda dadahda(da)
(da)dadahda dadahda(da)
(da)dadahda dadahda da dahda(da)

(Schema korrigiert: alle Zeilen können auch unbetont enden.)

Im Prinzip
Alle Zeilen beginnen unbetont, mit ein (oder zwei) unbetonten Silben
1. 2. 5. Zeile je drei betonte Silben,
2. und 3. Zeile je zwei betonte Silben, eingerückt dargestellt, geht aber in der Leselupe nicht ohne weiteres...
Die unbetonten Silben können variieren, in der Mitte der Zeile sind es gewöhnlich zwei.
Am Ende der Zeile können sie entfallen.

Limericks können auch mit betonten Silben beginnen, solche Limericks sind aber selten.

Ich hatte es so verstanden, dass entweder alle Zeilen mit einer oder alle Zeilen mit zwei unbetonten Silben anfangen müssen. Deshalb hatte ich es auch so praktiziert.

Lieben Gruß,
Estrella
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich hatte es so verstanden, dass entweder alle Zeilen mit einer oder alle Zeilen mit zwei unbetonten Silben anfangen müssen. Deshalb hatte ich es auch so praktiziert.
Das steht aber nicht da.
Es steht da, dass die Zeilen mit unterschiedlicher Silbenzahl beginnen können. Aber vielen Dank für den Hinweis, Estrella. Ich hätte nicht vermutet, dass man das so verstehen kann.

Danke an Jacko für das treffende Beispiel zur Betonung.

@Herbert, auch Dir ein Dankeschön.
Gegen "die" spricht, dass der bestimmte Artikel voraussetzt, dass man weiß, um welchen bestimmten Gegenstand es sich handelt.

Vor allem auch an Heidrun Danke für die große Geduld, da ich in diesem Falle starrköpfig bin.
 

HerbertH

Mitglied
die vs. eine

In der Lyrik würde ich das mit dem Wissen um den mit bestimmtem Artikel bezeichneten Gegenstand nicht so ganz glauben, weil der bestimmte Artikel als Stilmittel eingesetzt werden kann, um beim Leser das Gefühl hervorzurufen, er wisse, worum es sich handelt, ihn also so emotional in das Gedicht zu ziehen.
 



 
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