Einstand II

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garibaldi

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Der See

Im Nirgendwo da liegt ein See,
bedeckt von dickem Eis,
rundherum nur tiefer Schnee,
glänzt silbrig und auch weiß.

Herrlich kühl und herrlich glatt,
um\'s oberflächlich anzuseh\'n,
manchmal glänzend, manchmal matt,
ist dieses Eis gar wunderschön.

Doch seine Muster zu bewundern
reicht nicht aus um zu versteh\'n,
denn die Tiefe liegt darunter,
wohin keine Blicke geh\'n.

Einst, da fiel ein großer Stein,
der dann das Eis zerbrach,
in den stillen See hinein
und sank zum Grund hinab.

Dort im Dunkeln, so sagt man,
liegt eine Welt versteckt,
die man durch\'s Eis nicht sehen kann,
die keiner je entdeckt\'.

Tage kommen, Tage geh\'n,
du See schweigst nun seit Jahren,
was der Stein in dir geseh\'n,
hat niemand je erfahren.

Doch eines Nachts, da träumte ich,
ich sei der Stein gewesen.
Ich fiel so tief hinein in dich
als wär\'s um mich geschehen.

Ich hatte Angst, nun zu ertrinken,
doch geschah mir dieses nicht,
nein, im Fallen und im Sinken
fand ich dort ein gold\'nes Licht.

Zwischen Träumen lag\'s verborgen,
wo ich es fast übersah,
vor dem Heute und dem Morgen
fürchtet es sich immerdar.

Ich hab\' so manche lange Nacht,
oh See, du bist so still,
an deinem Ufer zugebracht,
weil ich dich hören will.

Ich werde warten bis du sprichst,
denn ich weiß, du kannst mir zeigen,
ewige Stille gibt es nicht,
und auch kein ewiges Schweigen.
 



 
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