Elisabethenheim

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anemone

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„Natürlich wollte ich sie nicht umbringen!" Die Verhandlungen in Sachen Elisabethenheim ./. Tetzlaff hatten begonnen. Rosemarie Tetzlaff hatte die Anklage vernommen und sah dem hohen Gericht unschuldig in die Augen.
„Wie ist es möglich, dass ausgerechnet Sie als Lieferant für das Mittagessen des Altenheims angefordert wurden?
Hatten Sie überhaupt eine Berechtigung dazu?"
„Eine Berechtigung, eine Berechtigung!" Rosemarie zog tief die Luft durch ihre Nasenlöcher. „Mein Gott, ich bin eingesprungen. Es war ein Notfall!"
„So kommen wir nicht weiter! Bitte schildern Sie dem Gericht ausführlich von Anfang an, wie es soweit kommen konnte, dass von den 120 Bewohnern des Altenheims, jetzt nur noch 80 leben!"

„Also ich fühle mich nach wie vor unschuldig!
„Ich bin ein alter Hase hier im Altenheim. Meinen Pflegeberuf hier führe ich schon 25 Jahre aus. Glauben Sie nur nicht, dass ich deshalb auch nur eine Gratulationskarte von der Leitung bekommen hätte!" Rosemarie atmete schwer.
„Zur Sache bitte!"
„Es ist in all den Jahren nicht vorgekommen, dass in der Küche unseres Heims das Essen so total versalzen war, dass es ungenießbar wurde und da bin ich eben eingesprungen. Ich hatte zu Hause noch ein Fass mit milchsauer vergorenen Bohnen und eigentlich mochte sie keiner aus meiner Familie. Der Koch freute sich über meinen Vorschlag, diese als Ersatzessen anzubieten. Und sie haben auch allen supergut geschmeckt. Ich habe mich wirklich gefreut, als die alten Leute sagten: Endlich gibt es mal was anderes, als immer diesen Einheitsbrei!
Sie glauben gar nicht, wie die gelöffelt haben. Der alte Hinrich zum Beispiel wollte drei mal Nachschlag hat mir die Kollegin erzählt."
„Das war dann auch wohl der, der als erster von dieser Welt scheiden musste!"
Rosemaries Augen füllten sich mit Tränen. „Es war so eine traurige Beerdigung. Den Hinrich mochten wir alle so sehr!"
„Frau Tetzlaff, können Sie sich wirklich noch an die Beerdigung vom alten Hinrich erinnern? Wo danach noch 39 Beerdigungen im gleichen Monat stattfanden?" Frau Tetzlaff schluckte und gab kleinlaut zu verstehen,
dass sie bei allen weiteren Beerdigungen nicht mehr anwesend war. Man bat sie an der Seite neben ihrem Verteidiger Platz zu nehmen und bat den nächsten Zeugen herein.

Nach der Vereidigung berichtete der Koch des Heims, Werner Kröll, über den Notfall in seiner Küche, Er wirkte leicht verschüchtert und entschuldigte sich für sein Vergehen, das Essen versalzen zu haben.
„Hatten Sie keine anderweitigen Vorräte? Warum mussten Sie sich an Frau Tetzlaff wenden? Sie hatte mit der Küche doch überhaupt nichts zu tun!"
Verlegen nagte der Koch an seiner Unterlippe. „Nein,", sagte er, „nicht wirklich! Zufällig bekam sie es mit und bot uns dieses Geschäft an und sie wollte auch kein Geld. Sie wäre froh, wenn sie den Topf los wäre, sagte sie.
„Aber das muss ihr doch sehr viel Arbeit gekostet haben! Kam Ihnen das nicht komisch vor?"
„Nicht wirklich!" verlegen räusperte sich Herr Kröll und man bat ihn, in den hinteren Reihen Platz zu nehmen.

Sabine betrat den Raum und nahm polternd Platz.
„Waren Sie an dem besagten Tag in der Küche, als das Essen versalzen wurde?" Sabine warf einen Seitenblick
auf ihren Chef und gab zu, dass sie an jenem Tag überhaupt nicht in der Küche anwesend war.
„Warum nicht?" ging die Frage an sie. „Ich hatte Einkäufe zu erledigen!"
„Dann befand sich also der Chef allein in der Küche?"
„Wird wohl!", meinte Sabine und „Mehr weiß ich auch nicht!"
„Gibt es noch einen Zeugen? Dann soll er hereinkommen!"
Frau Terneuzen betrat den Raum und nahm Platz.
„Ich bin die Angehörige der verstorbenen Frau Terneuzen und wundere mich über die zahlreichen Todesfälle in der letzten Zeit in dem Heim. Ich kann da nur dem Koch die Schuld geben. Denn das kann nicht normal sein.
Meine Mutter war eine von denen, die zuletzt verstorben sind und ich finde, das muss mal gesagt werden! Ich kenne diesen Koch nicht persönlich, aber er hat 40 Leute auf dem Gewissen."
„Sie wissen aber, wer hier auf der Anklagebank sitzt?"
Zu dieser Frage nahm Frau Terneuzen keine Stellung und sie fuhr fort: „Eines würde mich allerdings interessieren und deshalb bin ich auch gekommen: Isst der Koch ebenfalls das, was er kocht? Dann müsste er doch krank sein, oder?"
Frau Tetzlaff sprang auf und umarmte den Koch und fragte: „Sag nicht, dass du davon gegessen hast!"
„Ich esse immer von dem, was ich koche!"
 

anemone

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hallo carolin,

wie könnte es denn weitergehn? Sie ist unschuldig, die Bohnen waren in Ordnung. Die alten Leute sind gestorben, weil sie das Alter dafür hatten. Sie zieht mit dem Koch zusammen, den sie liebt und der Koch kann keine Nacht ruhig schlafen, weil er denkt: Hat sie mich heute vergiftet?

liebe Grüße
 



 
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