Elvis läbbt

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Dr Time

Mitglied
Habe wieder angefangen zu schreiben und deshalb hier nach langer Zeit wieder eine Geschichte von mir.

Elvis läbbt

Die Dame vom Amt las ihren Satz von einem Blatt ab:

„Gutten Takk. Was kann irch fur sie tunn?“

Ich stockte.

„Oh – Verzeihunk. Irch neu hier auf Einwohnermeldeamt. Irch von Wolgograd. Prokopjewa.

Über ihren Bildschirm hinweg reichte mir eine zierliche Hand. Ich schüttelte sie.

„Tja – mein Opa hat sein Portemonnaie verloren und ich wollte…“

„Ah, ist nircht Fundburo hierch. Mussen Sie zwei Tore weita zu meina Kolläggin.“

„Nein, Nein – da war ich schon. Da ist es nicht. Ich möchte für ihn einen neuen Ausweis beantragen.“

„Ach – ähm….gleine Momänt.“

Wieder sah die Frau auf ihren Zettel und wiederholte:

„Gutten Takk. Was kann irch fur sie tunn?“

„Ich möchte für meinen Großvater einen neuen Pass beantragen. Per-so-nal-ausweis!“


„Oh – natullirch. Jetzt irch habbe verstanden. Passausweis. Tudd mirch leid, aber muss selbst kommen, Opa.“

„Das geht aber nicht. Mein Opa kann nicht selber kommen. Er muss auf meine Oma aufpasssen. Die ist nämlich krank.Wissen Sie … Alzheimer.“

„Aber Alzrcheim andere Stadt, oda? Hier nircht Alzrcheim. Hier Sieggen.“

„Nein ich meine Alzheimer – die Krankheit.“

Sie sagte nichts, sah mich nur an. Ich hatte nicht vor, ihr das ganze Drama meiner Großeltern zu erklären. Was ging sie die Beziehung meiner Großeltern an. Meine Oma erkannte meinen Opa nicht mehr. Das einzige, was sie noch wahrnahm, war wenn ich ihr einmal in der Woche die alten Elvis-Schallplatten abspielte. Sie war schon immer ein glühender Elvis-Fan gewesen. Ob die Dame vom Amt Elvis überhaupt kannte, so jung wie sie war?

„Jetzt verstähe. Alzcheimer ist Krankheit?“

„Ja - eine Krankheit, bei der man alles vergisst. Manchmal sogar seinen eigenen Namen manchmal aber auch, dass man noch den Herd angelassen hat und deshalb passt Opa gerade auf Oma auf. Also bin ich hier, um seinen neuen Pass zu beantragen.“

„Ohh – tut mirch sehr leid, nircht sofort verstanden. Ich erst ein Jahr chier in Dötschland und bin nur Verträttunk heute.“

„Na gut, aber kann ich jetzt einen neuen Pass beantragen oder nicht?“

„Natullirch – Momäänt biitte….“

Sie schob die Computermaus emsig hin und her, machte aber insgesamt einen eher verzweifelten Gesichtsausdruck. Fast so verzweifelt wie meine Oma, wenn sie mal wieder etwas suchte. An Opa bewunderte ich, wie liebevoll er mit der Situation umging. Er versuchte alles, um eine normale Unterhaltung in Gang zu setzen, während Oma sich ständig über den fremden Mann in ihrer Wohnung beschwerte. Dabei hatte sie ihn einmal so sehr geliebt. Andere behaupteten hingegen scherzhaft, sie habe ihn nach seinem Geburtdatum ausgewählt. Es war das gleiche wie das von Elvis, dem King of Rock ´n Roll.

„Chier ist Fomula!!“, rief plötzlich die Blonde. „So fang-gen wir an. Gebuttstag ihr Oppa?“

„08.Januar 1935.“

„Sso – dann irch braurche jetzt Namme von ihre Grossvatter.“

Vielleicht war es ein Reflex, eine blöde Idee, ein Blackout - vielleicht aber auch ein guter Plan als ich sagte:

„Elvis Aaron Presley.“

Und die Russin, die heute nur als Vertretung hier saß und nur die Hälfte von dem verstand, was ich ihr sagte, zögerte einen winzigen Moment, ehe sie die Finger auf die Tastatur legte:

„Gutt – aber dass ist ungewohnlircha Namme. Bitte burchstabiren mir, wenn gäht“

Als ich eine halbe Stunde später das Einwohnermeldeamt verließ, nahm ich mir vor, gleich noch ein paar schicke Klamotten für meinen Opa zu besorgen. Vielleicht einen weißen Anzug mit hohem Kragen und Pailletten. Und ein neues Portmonnaie bekäme er natürlich auch.
 

herziblatti

Mitglied
Hallo Dr Time, ein witziger Sketch, hat mich amüsiert :)
„Ah, ist nircht Fundburo hierch.
ein paar 'hier' sind mir aufgefallen durch die unterschiedliche Schreibweise. Gerade sprachlich von der Norm-Sprache abweichende Textteile sollten immer gleich geschrieben sein, diese Sorgfalt gebührt dem Text und dem Leser :) ein paar weitere Flüchtigkeitsfehler haben sich eingeschlichen, die findest Du selber. Ansonsten: sehr gern gelesen. LG - herziblatti
 

Dr Time

Mitglied
Habe wieder angefangen zu schreiben und deshalb hier nach langer Zeit wieder eine Geschichte von mir.

Elvis läbbt

Die Dame vom Amt las ihren Satz von einem Blatt ab:

„Gutten Takk. Was kann irch fur sie tunn?“

Ich stockte.

„Oh – Verzeihunk. Irch neu hier auf Einwohnermeldeamt. Irch von Wolgograd. Prokopjewa.

Über ihren Bildschirm hinweg reichte mir eine zierliche Hand. Ich schüttelte sie.

„Tja – mein Opa hat sein Portemonnaie verloren und ich wollte…“

„Ah, ist nircht Fundburo hier. Mussen Sie zwei Tore weita zu meina Kolläggin.“

„Nein, Nein – da war ich schon. Da ist es nicht. Ich möchte für ihn einen neuen Ausweis beantragen.“

„Ach – ähm….gleine Momänt.“

Wieder sah die Frau auf ihren Zettel und wiederholte:

„Gutten Takk. Was kann irch fur sie tunn?“

„Ich möchte für meinen Großvater einen neuen Pass beantragen. Per-so-nal-ausweis!“


„Oh – natullirch. Jetzt irch habbe verstanden. Passausweis. Tudd mirch leid, aber muss selbst kommen, Opa.“

„Das geht aber nicht. Mein Opa kann nicht selber kommen. Er muss auf meine Oma aufpasssen. Die ist nämlich krank.Wissen Sie … Alzheimer.“

„Aber Alzrcheim andere Stadt, oda? Hier nircht Alzrcheim. Hier Sieggen.“

„Nein ich meine Alzheimer – die Krankheit.“

Sie sagte nichts, sah mich nur an. Ich hatte nicht vor, ihr das ganze Drama meiner Großeltern zu erklären. Was ging sie die Beziehung meiner Großeltern an. Meine Oma erkannte meinen Opa nicht mehr. Das einzige, was sie noch wahrnahm, war wenn ich ihr einmal in der Woche die alten Elvis-Schallplatten abspielte. Sie war schon immer ein glühender Elvis-Fan gewesen. Ob die Dame vom Amt Elvis überhaupt kannte, so jung wie sie war?

„Jetzt verstähe. Alzcheimer ist Krankheit?“

„Ja - eine Krankheit, bei der man alles vergisst. Manchmal sogar seinen eigenen Namen manchmal aber auch, dass man noch den Herd angelassen hat und deshalb passt Opa gerade auf Oma auf. Also bin ich hier, um seinen neuen Pass zu beantragen.“

„Ohh – tut mirch sehr leid, nircht sofort verstanden. Ich erst ein Jahr hier in Dötschland und bin nur Verträttunk heute.“

„Na gut, aber kann ich jetzt einen neuen Pass beantragen oder nicht?“

„Natullirch – Momäänt biitte….“

Sie schob die Computermaus emsig hin und her, machte aber insgesamt einen eher verzweifelten Gesichtsausdruck. Fast so verzweifelt wie meine Oma, wenn sie mal wieder etwas suchte. An Opa bewunderte ich, wie liebevoll er mit der Situation umging. Er versuchte alles, um eine normale Unterhaltung in Gang zu setzen, während Oma sich ständig über den fremden Mann in ihrer Wohnung beschwerte. Dabei hatte sie ihn einmal so sehr geliebt. Andere behaupteten hingegen scherzhaft, sie habe ihn nach seinem Geburtdatum ausgewählt. Es war das gleiche wie das von Elvis, dem King of Rock ´n Roll.

Hier ist Fomula!!“, rief plötzlich die Blonde. „So fang-gen wir an. Gebuttstag ihr Oppa?“

„08.Januar 1935.“

„Sso – dann irch braurche jetzt Namme von ihre Grossvatter.“

Vielleicht war es ein Reflex, eine blöde Idee, ein Blackout - vielleicht aber auch ein guter Plan als ich sagte:

„Elvis Aaron Presley.“

Und die Russin, die heute nur als Vertretung hier saß und nur die Hälfte von dem verstand, was ich ihr sagte, zögerte einen winzigen Moment, ehe sie die Finger auf die Tastatur legte:

„Gutt – aber dass ist ungewohnlircha Namme. Bitte burchstabiren mir, wenn gäht“

Als ich eine halbe Stunde später das Einwohnermeldeamt verließ, nahm ich mir vor, gleich noch ein paar schicke Klamotten für meinen Opa zu besorgen. Vielleicht einen weißen Anzug mit hohem Kragen und Pailletten. Und ein neues Portmonnaie bekäme er natürlich auch.
 

Dr Time

Mitglied
Danke

Oh ja - da hast du natürlich recht. Schnell verbessert. Habe die "hier" nun allesamt nicht verändert. Danke für den Leseeindruck.
Stephan
 
K

Karn Hardt

Gast
Ein unterhaltsamer Spin, @DrTime, den ich sehr gern gelesen habe.

Von der Idee her:
Prot. trifft auf ausdruckschwere weil der deutschen Sprache nur bedingt mächtige Aushilfsassistentin in entscheidender Position, die ein Gedankenkamasutra leserlich erlebbar werden lässt.
DAS finde ich gut, weil alles Teil eines Gesamten werden kann - und sich gut liest.
HERAUSFORDERUNG angenommen!

Wo es (für mich) dünn wird: die Vergangenheit um "Opa".
Zunächst schreibst du hier in der Vergangenheit, obwohl "Opa" ja noch lebt.
Wäre es nicht besser, ihn im Präsens zu beschreiben? Da gäbe auch genügend Absätze (und Stilbrüche), die plausibel wären.

Als ich eine halbe Stunde später das Einwohnermeldeamt verließ, nahm ich mir vor, gleich noch ein paar schicke Klamotten für meinen Opa zu besorgen. Vielleicht einen weißen Anzug mit hohem Kragen und Pailletten. Und ein neues Portmonnaie bekäme er natürlich auch.

Das ist (für mich) herabgespult, ein willkürliches Ende ohne Plotbezug, nur um abzuschließen.
Da geht mehr...

LG,
 
A

aligaga

Gast
Als ich eine halbe Stunde später das Einwohnermeldeamt verließ, nahm ich mir vor, gleich noch ein paar schicke Klamotten für meinen Opa zu besorgen. Vielleicht einen weißen Anzug mit hohem Kragen und Pailletten. Und ein neues Portmonnaie bekäme er natürlich auch.
Das ist (für mich) herabgespult, ein willkürliches Ende ohne Plotbezug, nur um abzuschließen.
Da geht mehr...
Du scheinst nicht zu wissen, @Karn, was Elvis in seinen letzten Tagen für Klamotten trug. Da braucht's wirklich nicht mehr - nur ein bisschen Fantasie von Seiten der Leserschaft ...

Übrigens: Port[blue]e[/blue]monnaie. Oder Portmonee (würg!).

Gruß

aligaga
 
G

Gelöschtes Mitglied 16391

Gast
Hallo Dr Time,

auch ich fand deine Kurzgeschichte sehr amüsant zu lesen. Bin mir noch nicht ganz im Klaren, ob es eine tiefgründigere Bedeutung hat, dass die Beamtin beim Einwohnermeldeamt kaum Deutsch spricht und auch recht naiv zu sein scheint, vll lese ich auch zu viel in den Text hinein.

Den Akzent bekommst du sehr gut hin, es wirkt sehr authentisch und beim Lesen hatte ich ein klares Stimmbild vor Augen, bzw. in den Ohren.

Die Pointe (falls es überhaupt eine ist) am Ende geht mir auch verloren, da muss ich KarnHardt beipflichten. Ich bin nur mit einem durchschnittlichen Allgmeinwissen ausgestattet und weiß daher nicht wie der allwissende aligaga, was Elvis Presley in den letzten Tagen trug. Gesetzt den Fall aber, er hätte die von dir beschriebene Kleidung getragen, erkenne ich darin immer noch keine Pointe.

Fazit: Nette Unterhaltung ohne Tiefgang.

Gruß,

CPMan
 

Dr Time

Mitglied
Danke

Danke für Euer Feedback. Schön, dass Euch der Ansatz gefällt. Ich werde über die Anmerkungen nachdenken. Vor allem muss ich mal hören, wie es klingt, wenn man die Passage mit Opa nicht in Vergangenheit hinschreibt. All zu großen Tiefgang sollte die Geschichte übrigens tatsächlich nicht haben. Es war in erster Linie als Unterhaltung gedacht. LG - Stephan
 
A

aligaga

Gast
Ich bin nur mit einem durchschnittlichen Allgmeinwissen ausgestattet und weiß daher nicht wie der allwissende aligaga, was Elvis Presley in den letzten Tagen trug.
Sorry, - wer nicht weiß, dass Elvis zuletzt hauptsächlich [blue]so[/blue] daherkam, hat ebengerade kein "Allgmeinwissen". Der plumpe Angriff gegen @li ging daneben, @cpman. Voll der Rohrkrepierer!

Ich wiederhole: Die Pointe dieses Stückerls ist von jedem zu verstehen, der schon mal was von Elvis gehört hat. Das dürften gut 75 Prozent der deutschen Bevölkerung sein, schätz ich mal.

Gruß

aligaga
 

Ji Rina

Mitglied
Ich kam aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Hab an manchen Stellen echt lachen müssen. Freu mich, dass man auf dieser Plattform gute Sachen lesen kann. Kommafehler, Wörtchen etc...da les ich in meiner Begeisterung drüber hinweg - möge man mir das verzeihen. Das einzige was mich an dieser Story gestört hat: Dass sie so schnell zu Ende war.
Mit dem System hier komme ich noch nicht ganz klar: Sehe nirgends den Bewertungs-Button.
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Hallo Dr. Time!

Ein wirklich netter Sketch! Kann ich mir gut im Fernsehen vorstellen. Aber eine Frage lässt mir keine Ruhe:
Hat dein Prot. den Ausweis denn nun tatsächlich ausgestellt bekommen auf Elvis' Namen? Oder hat er am Ende doch den richtigen Namen seines Opas genannt???

Gruß, Hyazinthe
 

Dr Time

Mitglied
Liebe Hyazinthe,

vielleicht muss man das gar nicht konkret beantworten, denn ich finde, manche Geschichten finden erst in der Phantasie des Lesers ein würdiges Ende. Und in jedem Kopf ein eigenes, für den Leser passendes. Mir wurde in unserer Schreibgruppe auch schon angekreidet, dass die Szene wohl kaum der Realität entspräche, und schon gar nicht der mögliche Einwohner-Eintrag als "Elvis Aaron Presley". Aber ich denke, wir alle erzählen Geschichten, die auch manchmal etwas Märchenhaftes haben dürfen. In diesem Sinne viel Spaß bei DEINEM Ende der Geschichte. Und Danke für dein positives Feedback.

LG Stephan
 

Dr Time

Mitglied
Habe wieder angefangen zu schreiben und deshalb hier nach langer Zeit wieder eine Geschichte von mir.

Elvis läbbt

Die Dame vom Amt las ihren Satz von einem Blatt ab:

„Gutten Takk. Was kann irch fur sie tunn?“

Ich stockte.

„Oh – Verzeihunk. Irch neu hier auf Einwohnermeldeamt. Irch von Wolgograd. Prokopjewa.

Über ihren Bildschirm hinweg reichte sie mir eine zierliche Hand. Ich schüttelte sie.

„Tja – mein Opa hat sein Portemonnaie verloren und ich wollte…“

„Ah, ist nircht Fundburo hier. Mussen Sie zwei Tore weita zu meina Kolläggin.“

„Nein, Nein – da war ich schon. Da ist es nicht. Ich möchte für ihn einen neuen Ausweis beantragen.“

„Ach – ähm….gleine Momänt.“

Wieder sah die Frau auf ihren Zettel und wiederholte:

„Gutten Takk. Was kann irch fur sie tunn?“

„Ich möchte für meinen Großvater einen neuen Pass beantragen. Per-so-nal-ausweis!“


„Oh – natullirch. Jetzt irch habbe verstanden. Passausweis. Tudd mirch leid, aber muss selbst kommen, Opa.“

„Das geht aber nicht. Mein Opa kann nicht selber kommen. Er muss auf meine Oma aufpasssen. Die ist nämlich krank.Wissen Sie … Alzheimer.“

„Aber Alzrcheim andere Stadt, oda? Hier nircht Alzrcheim. Hier Sieggen.“

„Nein ich meine Alzheimer – die Krankheit.“

Sie sagte nichts, sah mich nur an. Ich hatte nicht vor, ihr das ganze Drama meiner Großeltern zu erklären. Was ging sie die Beziehung meiner Großeltern an. Meine Oma erkannte meinen Opa nicht mehr. Das einzige, was sie noch wahrnahm, war wenn ich ihr einmal in der Woche die alten Elvis-Schallplatten abspielte. Sie war schon immer ein glühender Elvis-Fan gewesen. Ob die Dame vom Amt Elvis überhaupt kannte, so jung wie sie war?

„Jetzt verstähe. Alzcheimer ist Krankheit?“

„Ja - eine Krankheit, bei der man alles vergisst. Manchmal sogar seinen eigenen Namen manchmal aber auch, dass man noch den Herd angelassen hat und deshalb passt Opa gerade auf Oma auf. Also bin ich hier, um seinen neuen Pass zu beantragen.“

„Ohh – tut mirch sehr leid, nircht sofort verstanden. Ich erst ein Jahr hier in Dötschland und bin nur Verträttunk heute.“

„Na gut, aber kann ich jetzt einen neuen Pass beantragen oder nicht?“

„Natullirch – Momäänt biitte….“

Sie schob die Computermaus emsig hin und her, machte aber insgesamt einen eher verzweifelten Gesichtsausdruck. Fast so verzweifelt wie meine Oma, wenn sie mal wieder etwas suchte. An Opa bewunderte ich, wie liebevoll er mit der Situation umging. Er versuchte alles, um eine normale Unterhaltung in Gang zu setzen, während Oma sich ständig über den fremden Mann in ihrer Wohnung beschwerte. Dabei hatte sie ihn einmal so sehr geliebt. Andere behaupteten hingegen scherzhaft, sie habe ihn nach seinem Geburtdatum ausgewählt. Es war das gleiche wie das von Elvis, dem King of Rock ´n Roll.

Hier ist Fomula!!“, rief plötzlich die Blonde. „So fang-gen wir an. Gebuttstag ihr Oppa?“

„08.Januar 1935.“

„Sso – dann irch braurche jetzt Namme von ihre Grossvatter.“

Vielleicht war es ein Reflex, eine blöde Idee, ein Blackout - vielleicht aber auch ein guter Plan als ich sagte:

„Elvis Aaron Presley.“

Und die Russin, die heute nur als Vertretung hier saß und nur die Hälfte von dem verstand, was ich ihr sagte, zögerte einen winzigen Moment, ehe sie die Finger auf die Tastatur legte:

„Gutt – aber dass ist ungewohnlircha Namme. Bitte burchstabiren mir, wenn gäht“

Als ich eine halbe Stunde später das Einwohnermeldeamt verließ, nahm ich mir vor, gleich noch ein paar schicke Klamotten für meinen Opa zu besorgen. Vielleicht einen weißen Anzug mit hohem Kragen und Pailletten. Und ein neues Portmonnaie bekäme er natürlich auch.
 



 
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