Emirat Dubai - Meine ersten aufregenden Stunden

Casalia

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Emirat Dubai - Meine ersten aufregenden Stunden

Dubai sollte es sein. Mein Lebenstraum seit vielen Jahren.

Zunächst aber glaubte ich, gar nicht erst aus dem Flughafengebäude in Dubai herauszukommen, erst recht nicht bis zu meinem Hotel etwas außerhalb von Dubai, in Sharjah.

Dubai ist Faszination pur. Dubai ist für mich etwas ganz Besonderes und mit keinem Ort der Welt zu vergleichen. Diesen Eindruck bekommt man schon beim Landeanflug. Nach 7 ½ Stunden Nachtflug mit British Airways ab London tauchte plötzlich aus dem Nichts der Dunkelheit ein buntes Lichtermeer auf, so als würde man durch ein Kaleidoskop tausende bunte Glassplitter sehen, die ein zauberhaftes Muster bilden. Endlich angekommen! Richtig nervös war ich. Ein solches Gefühl hatte ich bisher bei keiner meiner Reisen erlebt. Schon auf dem Flughafen Dubais erkennt man den Luxus des Wüstenparadieses. Auf der mindestens fünfzehn Minuten langen Tour über den Rollweg von der Landebahn zum Gate gab es Interessantes zu entdecken. Besonders auffällig war ein Tower, der dem Baustil des Luxus-Hotels Burj-Al-Arab nachempfunden ist, jedoch in der Miniversion. Noch kämpfte ich mit meinen Beinen, die von dem langen Flug fast eingeschlafen waren, als ich auch schon in der Ankunftshalle stand. Ich war so übermüdet, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie ich dorthin gekommen bin.

Mir wurde mit einem Mal sehr unwohl. Schuld daran war nicht etwa stickige Luft, sondern ein Missverständnis zum Thema Einreisebestimmungen. Auf der Homepage des Auswärtigen Amtes als auch in diversen Reiseführern hatte ich gelesen, dass Deutsche Staatsbürger ihr Touristenvisum bei der Einreise direkt als Stempel in ihren Pass erhalten. Arbeiten dürfte man mit diesem Visum nicht, brachte ich noch in Erfahrung. Vier Wochen sollte das Visum gültig sein. Darauf vertraute ich. Wie ich vor meinem Reisestart in einem Auslandsjournal las, sollte es demnächst überdies einen Aufenthalt von sechzig Tagen erlauben.

Es waren viele Flieger gleichzeitig angekommen. In der Menschenmasse der Ankunftshalle versuchte ich, die Passkontrolle ausfindig zu machen. Dann stellte ich mich in eine lange Schlange am Schalter VISA hinten an. Ich wunderte mich etwas darüber, wo die ganzen Leute aus meinem British-Airways-Flieger geblieben waren, machte mir aber keine großen Gedanken. Hier würde ich mein Einreisevisum erhalten. Das stand ja auf dem Display über dem Schalter.

Ich wartete mehr als eine Stunde. Vor mir, hinter mir, überall standen dunkelhäutige Inder, Pakistani und Menschen anderer Nationalitäten. Doch kein Europäer in Sicht. Die hatten ihr Visum bestimmt schon vor ihrer Reise nach Dubai in England oder Deutschland beantragt, beruhigte ich mich. Vielleicht hatten sie auch noch einen Weiterflug. Dubai ist auch Drehscheibe für Flüge in den fernen Osten, in den Iran sowie Mauritius und viele weitere Fernziele. Nicht selten erfolgt bei solchen Reisen ein Zwischenstop in Dubai, manchmal sogar für zwei Tage. Nach eineinhalb Stunden: Endlich war ich an der Reihe. Ich strahlte den Grenzbeamten am Schalter VISA an, gab ihm meinen Reisepass und hoffte, die Halle bald mit gültigem Einreisestempel verlassen zu können.

Sehr lange – zu lange – observierte der Uniformierte meinen Pass. Er blätterte jede Seite durch, wieder und wieder. Mir brach der Schweiß aus. Ich versuchte, mich an alles zu erinnern, was ich bezüglich der Einreise nach Dubai gelesen hatte. Zum Beispiel wußte ich, dass man kein Visum erhält, wenn die Beamten einen Stempel aus Israel im Pass finden würden. Hatte ich aber nicht. Dann fiel mir ein: USA. Ich hatte ein Visum für USA in meinem Pass. Missfiel dies dem grimmig dreinblickenden Beamten, dessen Oberlippe ein nach oben gebogener dunkler Schnurrbart zierte? Mit lautem Gebrüll setzte er an, mit mir zu diskutieren. Ich verstand aber nichts. Viele Reisende sahen mich von allen Seiten an. Ich fühlte mich wie eine Verbrecherin, eine illegale Einwanderin. Wie ein Film ging mir ein Buch durch den Kopf, welches ich kürzlich gelesen hatte. Es handelte von einem Europäer, der in den Emiraten unschuldig im Gefängnis gesessen hatte. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Bestimmt hatten sie mich verwechselt, war ich überzeugt, als der Beamte völlig ungehalten zwei Kollegen hinzu rief. Ich glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die beiden ebenfalls grimmig aussehenden Männer kamen direkt auf mich zu, nahmen meinen Reisepass an sich. Einer deutete mir an, ich solle ihnen folgen. Sie liefen sehr schnell. Ich kam kaum hinterher. Was wird jetzt aus mir?, grübelte ich. Einer der beiden Männer, die ungewöhnlich kurze Beine hatten und dadurch wie Enten watschelten, drehte sich immer wieder zu mir um und rief: “Pass! Pass!” Ich richtete mich darauf ein: Sie nehmen mir den Pass weg und stecken mich ins Gefängnis. Aber warum? Ich fand einfach keinen plausiblen Grund für das befremdliche Verhalten der Männer. Nicht ganz passend für einen Dubai-Urlaub erinnerte ich mich an ein 4 Jahre zurückliegendes berufliches Seminar. Auch in schwierigsten Situationen immer einen kühlen Kopf bewahren. Nur so kann man alle Schwierigkeiten meistern. Recht hatte sie. Unsere Seminarleiterin für Rhetorik und Krisenmanagement.

Nach etwa zwanzig Metern Fußmarsch durch die Halle rief nun der andere Beamte zu mir hingewandt: “Pass!”. Dann entdeckte ich einen Schalter. Passport Control stand darauf. Der Beamte gab meinen Reisepass dort ab. Eine freundliche Araberin blätterte ihn kurz durch und drückte einen Stempel auf eine Seite. Dann gab sie mir meinen Reisepass und fragte lächelnd: “Holiday?”. Diese freundliche Frage erschien mir in dem Moment eher wie Hohn. Zuerst behandelten sie mich wie eine Gesetzesbrecherin, und sie fragte, ob ich Urlaub mache. Erst langsam begriff ich. Ich war Opfer meiner Übermüdung geworden. Ich hatte über zwanzig Stunden nicht geschlafen. Der Stempel in meinem Pass war das Visum. Die beiden Beamten, denen ich folgen sollte und die bis jetzt nicht von meiner Seite gewichen waren, rangen sich endlich zu einem Grinsen durch. Ich erfuhr, dass der Uniformierte am Visa-Schalter, an dem ich mich angestellt hatte, für Gastarbeiter zuständig war, die in Dubai leben und arbeiten wollten und somit ein Arbeitsvisum benötigten. Endlich kam ich zum Fließband mit den Koffern. Meiner hatte inzwischen zweifellos viele Runden gedreht. Das hatte den grossen Vorteil, dass ich nicht lange auf mein Gepäck warten musste und das Gebäude nun eiligst verlassen konnte. Erst einmal atmete ich tief durch, bevor mein Traumurlaub richtig begann.
 



 
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