Ende einer Midlifecrisis

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Balu

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Ende einer Midlifecrisis

Weil es so viel Applaus und Lacher eingebracht hat, habe ich mich entschlossen, das Thema Midlifecrisis weiter auszuschlachten.
Also ran an die Tastatur, das selbstkritische Auge weit öffnen, die Gedanken bei I wie Ironie einrasten lassen und ...!
Soll ich schreiben, was ich mir an meinem Junggesellenküchendienstbügelwochenende zurechtgedacht habe? Wollen wollt ich schon, weil mir dann die Aufmerksamkeit einiger Leser und einiger mehr Leserinnen gewiss wäre. Und das glucksende Lachen einiger, besonders schadenfroher, Damen klingt mir jetzt schon im Ohr.

Ist aber auch lustig, wenn so ein Adam die ersten grauen Haare mit besorgtem Blick wahrnimmt. Und wenn die grauen Haare sich an den Schläfen und am Hinterkopf zeigen, weil die Stirn sich etwas ausgebreitet hat, dann nimmt er es vielleicht noch etwas besorgter wahr, weil er ja weiß, dass er kein Baum ist.
Wäre er nämlich ein Baum, dann würde alle Welt mit verzückter Mine vor ihm niederknien und diese wundervolle Herbstfärbung bewundern und gar ein Gedicht darüber schreiben.
Und weil er kein Baum ist, wird auch keiner lobend erwähnen, wie rund und stämmig er geworden ist.

Ja, so ein recycelter John Travolta, der sich Kilo für Kilo abhungert um endlich die Figur abzugeben, die in die neuen Hosen passt. Levi Strauss, genau die Gleichen, wie er sie damals gekauft hatte, für das Pink Floyd Konzert. So einen zu beschreiben, wie er die coolen Sprüche von damals wiederbelebt, wie er nochmal den leidenden Blick von James Dean übt, wie er den Clown macht, um mindestens einmal noch von Einer, die fünfzehn Lenze weniger auf dem Betriebsstundenzähler hat, zu hören, wie jung er geblieben ist. So einen beschreiben, das bringt die Lacher. Und wenn man als Verfasser solcher Texte nicht vergisst, darauf hinzuweisen, wieviel tausendmal schwerer Eva leiden muss, wenn sie in das Alter des Neuorientierens kommt, dann gilt man als humorvoller, rücksichtsvoller Schreiber.

Soll ich das jetzt schreiben, oder soll ich schreiben, wie leid mir Adam in dieser Situation tut?
Soll ich gar schreiben, dass er leidet, wenn die tausend schlauen Stimmen der Werbung ihm immer wieder sagen, wie leicht es ist, die Jugend zu konservieren, wie hingerissen alles und vor allem alles Weibliche ist, wenn so ein Adam wie Richard Gere daherkommt? Und soll ich etwa noch dazu schreiben, dass er in jener Zeit, wenn der Herbst anklopft, jeden positiven Blick, jedes kleine Kompliment von ihr dankbar in sich aufsaugt, und dass er dann so voller Selbstvertrauen ist, dass er seiner Eva jede positive Bemerkung, jedes kleine Loben tausendfach zurückgeben kann?

Also was soll ich denn jetzt schreiben?

Dass die Hosen mittlerweile passen, weil das mit dem Abspecken ganz einfach war, nachdem ich es für mich getan habe?
Dass mir jetzt häufig Frauen mit einem Lächeln begegnen? Dass die Haare alle grau sind und das gut zu meinem grauen Bart passt, und dass ich jetzt nicht mehr wie Richard Gere, sondern wie Sean Connery in "der Name der Rose" aussehen möchte?
Dass mein Sohn seit Neuem neben dem Spöttischen einen winzigen Schimmer von Bewunderung im Blick hat?
Und dass Eva künftig über ihren eigenen Klimawandel nachdenken und spotten muss?

Eigentlich schade, dass die Midlifecrisis so schnell vorbei war.
 
Und weil er kein Baum ist, wird auch keiner lobend erwähnen, wie rund und stämmig er geworden ist.

Dass die Haare alle grau sind und das gut zu meinem grauen Bart passt, und dass ich jetzt nicht mehr wie Richard Gere, sondern wie Sean Connery in "der Name der Rose" aussehen möchte?.
:D

gefällt mir, und schön dass du die midlifecrisis schnell überwunden hast ;)
 

Balu

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Ja, bss

da bin ich auch sehr froh, und nehme die nachbeben eher gelassen

danke für deine spuren hier
Knut
 



 
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