Endreim

mc poetry

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Endreim
Der Protagonist
will einen Endreim schreiben
und dabei im Versmaß bleiben-
den Inhalt er vergisst.
Will einer einen Endreim schreiben,
ist er ein Fatalist.
Ist er mit sich im Zwist,
wird er nicht im Versmaß bleiben.

ps: dieses Gedicht ist schon ein Jahr
alt, ich habe es nur jetzt recycelt, da ich
(1) erfreut festgestellt habe, dass es dieses
Forum gibt und
(2) vor kurzem begeistert auf Douglas R. Hofstadter
gestoßen bin, den Meister der Selbstbezüglichkeiten
und der verwobenen Bedeutungsebenen,
und dabei in aller Bescheidenheit eine Ähnlichkeit
u.a. zu diesem Gedicht entdeckt habe.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Juhuu - noch ein Hofstadter-Fan. Gödel Escher Bach ---

Zur Zeit gibt es in der Reihe "Spektrum der Wissenschaften" eine recht interessante Biografie Kurt Gödels von Gianbruno Guerrerio. Die ich gerade las ... merkwürdige Koinzidenz ...

Hofstadter hat übrigens auch ein Buch über das Übersetzen von Gedichten geschrieben, und darin hat er die bemerkenswerte Überlegung angestellt: Jedes Gedicht ist eine Übersetzung jeden Gedichtes. Das erscheint mir hier passend.

"Le Ton Beau De Marot : In Praise of the Music of Language".

Wenn einer in einem Gedicht das Gedicht schreibt, um das es geht - der Protagonist - so ergibt sich eine strukturelle Ähnlichkeit mit der sich selbst zeichnenden Hand bei Escher.

Endreim - Fatalist: Am Ende wird alles gleich, der Dichter macht den letzten Reim, ähnlich anderen Reimen, es reime sich.

Und das Versmaß des Gedichtes wackelt vor sich hin - sich erklärend.

Schlangenlinien schreibt der Schönschreiber
ohne die Ohnmacht aus den Ohren zu verlieren,
der Endreim am Anfang ist der Anfangsreim vom Ende.

Viele Grüße von Bernd
 

mc poetry

Mitglied
hallo bernd,

vielen dank fuer die nuetzlichen tipps.
ich habe das buch sogleich bestellt..

ein freund von mir hat folgenden nachsatz in seiner
mail-signatur:
"Douglas R. Hofstadter wuerde wahrscheinlich bemaengeln, dass dieser Satz meine Signature unnoetig verlaengert."

In diesem Sinne bleibt mir nichts mehr hinzu..

viele Gruesse, michael
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Michael,

"Le Ton Beau De Marot : In Praise of the Music of Language". - es ist wirklich sehr dick. Aber zu kurz ...

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Dieses Buch (in englischer Sprache) scheint ein Beispiel für ein "nichtübersetzbares" Buch zu sein.

Ein einziges (nichtübersetzbares) altfranzösisches Gedicht wird immer und immer wieder übersetzt.

Der Prozess dieser Übersetzung ist beschrieben.

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Gedichte sind poetische Gebilde, die nicht übersetzbar sind.
Sie sind übersetzbar.
 



 
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