Endstation: Wahres Leben

k@thrin@

Mitglied
Es regnete in strömen. Der Himmel war grau und die schwarzen Wolken zogen sich immer mehr zusammmen. Ein lauter Donner war zu hören und ein Blitz folgte. Die Straßenbahn welche die Straße entlang kam hielt an der nächsten Station und ein junge Frau bepackt mit Einkaufstüten stieg ein. Sie schien anfang 30 vielleicht auch Jünger, dass war schwer zu sagen. Die Kleidung der Frau war schon ziemlich abgetragen und sah mehr nach "Rot Kreuz" aus oder schon uralt. Das Regenwassser tropfte von dem alten dreckigen, grauen Mantel auf den Boden der Straßenbahn. Ihre Haare waren fettig und ungepflegt, sie war sicherlich schon seit Monaten nicht mehr beim Friseur gewesen. Sie setzte sich auf einen der freien Plätze und platzierte die Einkaufstaschen auf dem Sitz neben ihr. In ihrem Gesicht war zu sehen, dass sie unglücklich war und deswegen oft weinte. Träumerisch sah sie aus dem Fenster. Träume das war wahrscheinlich das einzige was sie noch hatte. Sie dachte nach über ihr Leben und über das was sie eigentlich erreichen wollte. Sie hatte doch Pläne und Träume gehabt, aber die waren alle weg. Waren weg gewesen mit einem mal. Und jetzt fuhr sie gerade nach Hause in ihr kleines, spießiges Leben, ein Leben das nie gewollt hatte. Ein Leben, welches sie schon mit 14 verabscheut hat und gegen das sie immer gekämpft hatte. Vielleicht auch das Leben, wie es ihre Eltern jahrelang geführt haben und sicherlich auch schon ihre Großeltern. Tränen stiegen in ihr auf. Und sie dachte an den Tag zurück der alles verändert hatte. Damals war sie glücklich gewesen, sie war mit dem Mann zusammen den sie liebte und auch jetzt noch heimlich liebte. Der Mann den sie nie vergessen konnte. Auch wenn es schon über 6 Jahre her war. Sie war damals gerade 20 gewesen, aber es war die Liebe nach der sie gesucht hatte, vor allem weil er ihr die Geborgenheit gab, die sie nie bekommen hatte, weder von ihren Eltern noch von jemand anders. Sie spürte wieder diese tiefe Sehnsucht in ihr die sie seit Jahren spürte nur diesmal weit intensiver als sonst. Sie hatte mit ihm das Gefühl gehabt fliegen zu können und das Gefühl, dass er da war wenn sie sich fallen lassen wollte. Er war da als es ihr schlecht ging und wenn sie nur weinen wollte hielt er sie einfach in seine Armen. Sie hatte das erste mal ein Gefühl von Geborgenheit und Liebe gespürt. Doch mit einem Schlag hat sich alles verändert. Es hatte ein paar dumme Mißverständnisse gegeben, die sie gerne geklärt hätte, aber von ihm kam nur der Spruch: "Ich will es nicht mehr, akzeptier es oder lass es!" Tränen kamen ihr in die Augen und rollten über die Wange. Mit diesem Crash starben auch ihre Träume und die Ziele die sie hatte. Mutlosigkeit und das Gefühl versagt zu haben kamen in ihr auf. Sie hatte keinen Ziele und keine Pläne mehr und akzeptierte alles nur noch was um sie herum passierte. Sie dachte daran wie gerne sie die Welt gesehen hätte um andere Menschen und Kulturen kennen zu lernen. Aber nur mit dem Menschen der auch ihre Gefühle und Interessen verstanden hatte. Aber nicht mit dem den sie geheiratet hatte. Nachdem Crash war der Mann für sie da der sie immer geliebt hatte, aber den sie nicht wollte, weil seine Eifersucht sie einengte. Und er war immer eifersüchtig. Sie liebte die Freiheit, aber die hatte sie nicht mehr. Es war vielleicht ein kleiner Anflug von Liebe gewesen, weil er ihr eine zeitlang die Geborgenheit gab, die sie suchte und nach der sie sich seit der andere weg war sehnte. Die Geborgenheit ging im Alltag unter und nach ihrer Hochzeit 1 Jahr später war sie ganz verschwunden. Sie sollte ihre Arbeit aufgeben, weil er angst hatte sie könnte einen anderen kennen lernen. Von ihren Freunden hat sie seit dem keinen mehr gesehen. Es herrschte immer nur Druck auf ihrer Seele und die Angst entgültig eingeengt zu sein. Und als dann die Kinder kamen, hatte sich das Gefühl der Leere weitgehend in ihr breit gemacht und Besitz von ihr ergriffen. Die Tränen liefen jetzt wie ein Wasserfall über die Wangen! Aber auch Weinen half nichts mehr, denn es brachte die Gefühle nicht mehr zum Leben. Sie war kalt und einsam. So fühlte sie sich. Sie suchte nach Geborgenheit und Wärme. Gut ihr MAnn kümmerte sich um sie, aber er merkte nie wenn etwas los war. Er hielt sie nie in den Armen und sie redeten auch nie über Probleme. Er war immer nur Eifersüchtig und machte ihr das Leben so nur noch schwieriger.

Die Straßenbahn hielt an. Ein Mann, mit zwei kleinen Kindern stieg ein. Sie erkannte den Mann den sie einst geliebt hatte und den sie immer noch liebte. Den Mann nachdem sie sich jede Nacht sehnte. Sie hatte wieder diese Schmetterlinge im Bauch, aber auch die Angst das es irgendwann alles kaputt war. Es war ja schon alles kaputt. Als er sich neben sie setzte und auch noch grüßte, zersprang beinahe ihr Herz. Sie nickte nur und hielt die beiden Einkaufstaschen im Arm. Das kleine Mädchen saß auf seinen Beinen und der Junge saß auf den Sitz neben an. Er mußte 7 oder 6 Jahre sein. Sie dachte daran das sie sicherlich fürchterlich nach Schweiß roch. Er sah immer noch so gut aus wie vor 6 Jahren kam es ihr in den Sinn. Er war immer noch so gut gekleidet. Sie versuchte sich die Tränen aus den Augen zu wischen, aber es ging nicht so recht. Im Moment war sie nur einfach glücklich in wieder zu sehen. Sie spürte ein kleines Feuerwerk in sich, ein Feuerwerk was Leben zurück brachte. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. Aber sie genoss dieses Glücksgefühl und spürte auch ein wenig Leben in sich. Zurück gekehrtes Leben. Vielleicht war es auch nur der Grund zu wissen: "Er lebt noch in meiner Stadt!" Das Glücksgefühl war wirklich nur für den Moment die nächste Haltestelle stieg er aus. Er verabschiedete sich und stieg aus. An der Tür drehte er sich um und man sah ihn an wie er überlegte. Sie sah ihn von ihren Platz aus nach wo er hin ging. Kurz überlegte sie ob sie nicht einmal schauen sollte, ob sie seine Adresse fände im Telefonbuch. Sie verwarf den Gedanken. Dann wurde ihr einiges klar, die beiden waren also der Grund warum er gegangen war damals. Der Grund warum alles so plötzlich geschah. Den richtigen Grund hatte sie nie erfahren, er hatte einfach gesagt: "Such dir einen aus und nehm den mit dem es dir am leichtesten fällt!"
Tränen liefen wieder über die Wangen, aber sie brachten nicht die erhoffte Erleichterung. Leider nicht!

Die nächste Station war ihre und gleichzeitig auch die Endstation. Sie stieg aus und stand vor einem riesigen Hochhäuserkomplex in dem auch sie lebte. Das erste Haus war gleich das ihre. Der Lift war kaputt also musste sie in den 8. Stock laufen. Sie hoffte nur nicht eine der alten Tratschweiber würder heraus kommen und wieder fragen warum sie geweint hätte, wie das letzte mal. Vor ihrer Tür stellte sie die Tüten ab. Gemischte Gefühle stiegen in ihr auf als sie aufschloss. Ihr Mann begrüßte sie, nahm ihr die Tüten aber nicht ab sonder sagte nur: " Wo warst du solange?"
"Tschuldigung!" presste sie hervor.
Sie räumte alles weg und brachte ihn sein Bier. Da dachte sie wieder daran nach zu schauen wo er lebe. Sie nahm das Telefonbuch und suchte die Adresse heraus. Wenig später griff sie zum Hörer und rief an. Ein Frau nahm ab. Sie hörte ihn fragen, wer es sei. Die Frau antwortete: "Niemand mein, Schatz." "Achso schade, dachte nur," hörte sie ihn traurig sagen. Sie legte auf und ging zu ihren Mann und beiden Kindern. Sie wußte auf einmal, dass dieses Leben die Endstation ihres Lebens war. Ein lebenlang nur noch mit kochen, waschen, mit dem Kindern lernen, bügeln, putzen usw. das war nun ihrer Welt. Ein Leben das sie in alle Ewigkeiten hassen würde. Doch für einen kleinen Moment war sie noch mal glücklich gewesen, nur für einen kleinen, winzig kleinen Moment. Diesmal huschte auch ein kleines Lächeln über ihr sonst so trauriges Gesicht. Aber der Blick war immer noch leer. Aber die Erinnerung sie würde bleiben!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

genau so schön und so schlecht wie deine andere geschichte in diesem forum. sollte dringend gründlich überarbeitet werden. und nimm die unzähligen ausrufezeichen raus, denn so sehr zum schreien ist die sache nicht. lg
 

k@thrin@

Mitglied
Nu was hat denn jetzt wieder nicht gepasst! Ich hasse so immer nur halb fertig gesagte Sätze!! War es, dass das es wahrscheinlich zu realistisch ist? Hätte gerne mal eine Antwort drauf! Das ist das Leben!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

liebe katharina, du hast ja recht, so ist das leben. aber geschichtenschreiben ist nicht so, wie du es machst. weißt du, heute morgen beim frühstück hab ich an deine geschichten denken müssen und da fiel mir ein, daß ich bei meiner ersten alltagsgeschichte, die ich mit 12 jahren schrieb, fast ebensoviele ausrufezeichen benutzt habe. märchen konnte ich wunderbar schreiben, da hat die freundin meiner mutter immer gelächelt. aber bei meiner alltagsgeschichte sagte sie nur: hier kommt kein ausrufezeichen hin, hier nicht und da nicht und dort nicht und ich bekam den mund nicht auf, um ihr zu sagen, daß hinter dem ausrufezeichen ja noch viel mehr steckt, daß das ausrufezeichen auf etwas hinweisen will, auf die seelische zerrissenheit der handelnden person. ich glaube, bei dir ist es genauso. wenn es so ist, dann nimm dir bitte jedes ausrufezeichen einzeln vor, gaaanz langsam, stück für stück und schildere, was die frau fühlt und denkt. ich glaube, dann kommt deine geschichte wesentlich besser rüber. du hast gute ideen und auch talent, nutze beides. ganz lieb grüßt
 
K

kolibri

Gast
Hallo k@thrin@,

ich denke flammarion hat Recht, daß es eindeutig zu viele der Ausrufezeichen sind und die Geschichte einer Überarbeitung bedarf, denn so wie sie da auf grünem Hintergrund vor sich hin schreit, mag sie zwar bedingt die Realität widerspiegeln, ist jedoch nicht sonderlich aufregend. Als ich z.B. las „Die Spitzen hatten Spliss“ wohlbemerkt mit Ausrufezeichen, dachte ich mir, daß die Geschichte sicherlich auch in einer Frauenzeitschrift zu finden sein könnte. Mehr und mehr erscheint mir das ganze dann (Klischees soll man pflegen) wie das typische Eheleben, das besagte Frau unter 30 gerne anders ausleben würde, da sie innere Widersprüche empfindet, die allerdings ziemlich kurz und oberflächlich dargestellt werden. Schade, denn das hätte mich mehr interessiert als der blanke Alltagstrott der die Geschichte überwiegend ausfüllt.

Gruß
kolibri
 

gladiator

Mitglied
Ganz klar!

Wenn Du in dieser Masse Ausrufzeichen verwendest, gehen sie unter! Sie werden irgendwann überlesen und verkommen zu Punkten! Damit werden sie bedeutungslos wie das Leben, daß Du beschreibst! :D

Genug der Ausrufezeichen! (ups ;)).

Also im Ernst: In der angloamerikanischen Literatur heißt es doch immer so schön: Don't tell, show. Ich habe es lange nicht begriffen, was damit gemeint ist. Deine Geschichte hier zeigt es klar und deutlich auf.

Sage dem Leser nicht andauernd, wie furchtbar alles ist und wie sehr die Frau ihren Träumen hinterher trauert, sondern zeige es, in dem beschreibst.
Zeige es, in dem Du sie beschreibst und auf ihre Umwelt reagieren läßt. Die Begegnung mit dem früheren Mann ihrer Träume ist stark genug und sagt so viel, was sich der Leser denken kann. Sätze wie
Sie hatte aus ihren Leben das gemacht was sie nicht wollte! Hatte von der Welt zu wenig gesehen! Und denjenigen der ihr wichtig war, hatte sie auch niemehr gesehen.

Jetzt lebte sie mit einen Menschen zusammen der sie einengte und denn sie nicht liebte! Aber sie blieb wegen der Kinder!

braucht der Leser nicht.

Er braucht Sätze wie
Er verabschiedete sich und drehte sich an der Tür noch mal neugierig um! Es war ihm anzusehen das er überlegte. Sie sah ihm nach und dachte sich: " Wahrscheinlich kennt er mich nicht mal mehr!"

Sie trug das Bier ins Wohnzimmer!

Ohne Ausrufezeichen natürlich. Diese beiden Sätze sagen und treffen viel mehr als das ganze vorangegangene "Gejammer". Denn nichts Anderes ist es ja.
In einem Buch über das Schreiben habe ich mal gelesen, der Autor sollte in seinen Texten Wehleidigkeit und Larmoyanz vermeiden, weil sie den Leser letztlich abstößt. Da ist viel Wahres dran.

Gruß
Gladiator
 

gladiator

Mitglied
Hallo k@thrin@,

ich finde, das liest sich schon wesentlich besser. Einiges mehr an Bschreibung und wohltuend wenige Ausrufezeichen! :D

Aber richtig zufrieden bin ich mit dem Anfang immer noch nicht. Es liegt mir natürlich fern, Deine ganze Geschichte umzukippen, jeder hat seinen eigenen Stil, aber die Gedanken der Frau stehen mir einfach zu sehr im Raum.

Warum hast Du nicht mit der Begegnung im Bus begonnen und das als Anstoß dafür genommen, daß die Frau angesichts ihres traurigen Lebens und ihrer verflossenen Liebe all die Gedanken hat?

Gruß
Gladiator

P.S.: Ein paar Kommas fehlen übrigens...
 

k@thrin@

Mitglied
Das kann sein, war aber sicher keine Absicht mit dem Kommas! Liegt aber daran das ich am PC immer nicht richtig hinsehe. Wäre auch eine Möglichkeit mit dem anzu fangen denke darüber nach. Weiß aber noch nicht ob ichs so mache.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
gut,

die ausrufezeichen sind weg. es verbarg sich also doch kein tieferer sinn hinter ihnen. nun fallen aber all deine anderen fehler um so stärker auf. es sind zu viele, um sie hier aufzuzählen. ich ziehs mir mal auf die festplatte und schick dir ne korrekturfahne. lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
korrekturfahne

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Endstation: Wahres Leben

Veröffentlicht von k@thrin@ am 09. 09. 2001. 15:30
Es regnete in Strömen. Der Himmel war grau und die schwarzen Wolken zogen sich immer mehr zusammmen. Ein lauter Donner war zu hören und ein Blitz folgte. Die Straßenbahn, welche die Straße entlangkam, hielt an der nächsten Station und ein junge Frau, bepackt mit Einkaufstüten, stieg ein. Sie schien anfang 30 zu sein, vielleicht auch jünger, das war schwer zu sagen. Die Kleidung der Frau war schon ziemlich abgetragen und sah mehr nach "Rot Kreuz" aus oder schon uralt. Das Regenwassser tropfte von dem alten, dreckigen, grauen Mantel auf den Boden der Straßenbahn. Ihre Haare waren fettig und ungepflegt, sie war sicherlich schon seit Monaten nicht mehr beim Friseur gewesen. Sie setzte sich auf einen der freien Plätze und plazierte die Einkaufstaschen auf den Sitz neben sich. In ihrem Gesicht war zu sehen, dass sie unglücklich war und deswegen oft weinte. Träumerisch sah sie aus dem Fenster. Träume - das war wahrscheinlich das einzige, was sie noch hatte. Sie dachte nach über ihr Leben und über das, was sie eigentlich erreichen wollte. Sie hatte doch Pläne und Träume gehabt, aber die waren alle weg. Mit einemmal. Und jetzt fuhr sie gerade nach Hause in ihr kleines, spießiges Leben, ein Leben, das sie nie gewollt hatte. Ein Leben, welches sie schon mit 14 verabscheut hat und gegen das sie immer gekämpft hatte. Vielleicht auch das Leben, wie es ihre Eltern jahrelang geführt haben und sicherlich auch schon ihre Großeltern. Tränen stiegen in ihr auf. Und sie dachte an den Tag zurück, der alles verändert hatte. Damals war sie glücklich gewesen, sie war mit dem Mann zusammen, den sie liebte, insgeheim auch jetzt noch. Der Mann, den sie nie vergessen konnte. Auch wenn es schon über 6 Jahre her ist. Sie war damals gerade 20 gewesen, aber es war die Liebe, nach der sie gesucht hatte, vor allem, weil er ihr die Geborgenheit gab, die sie nie bekommen hatte, weder von ihren Eltern noch von jemand anders. Sie spürte wieder diese tiefe Sehnsucht, die sie seit Jahren überkam, nur diesmal weit intensiver als sonst. Sie hatte mit ihm das Gefühl gehabt, fliegen zu können und das Gefühl, dass er da war, wenn sie sich fallen lassen wollte. Er war da, als es ihr schlecht ging, und wenn sie nur weinen wollte, hielt er sie einfach in seinen Armen. Sie hatte das erstemal ein Gefühl von Geborgenheit und Liebe gespürt. Doch mit einem Schlag hat sich alles verändert. Es hatte ein paar dumme Mißverständnisse gegeben, die sie gerne geklärt hätte, aber von ihm kam nur der Spruch: "Ich will es nicht mehr, akzeptier es oder lass es!" Tränen kamen ihr in die Augen und rollten über die Wange. Mit diesem Crash starben auch ihre Träume und die Ziele, die sie hatte. Mutlosigkeit und das Gefühl, versagt zu haben, kamen in ihr auf. Sie hatte keine Ziele und keine Pläne mehr und akzeptierte nur noch alles, was um sie herum passierte. Sie dachte daran, wie gerne sie die Welt gesehen hätte, um andere Menschen und Kulturen kennenzulernen. Aber nur mit dem Menschen, der auch ihre Gefühle und Interessen verstanden hatte. Aber nicht mit dem, den sie geheiratet hatte. Nachdem Crash war der Mann für sie da, der sie immer geliebt hatte, den sie aber nicht wollte, weil seine Eifersucht sie einengte. Und er war immer eifersüchtig. Sie liebte die Freiheit, aber die hatte sie nicht mehr. Es war vielleicht ein kleiner Anflug von Liebe gewesen, weil er ihr eine zeitlang die Geborgenheit gab, die sie suchte und nach der sie sich, seit der andere weg war, sehnte. Die Geborgenheit ging im Alltag unter und nach ihrer Hochzeit 1 Jahr später war sie ganz verschwunden. Sie mußte ihre Arbeit aufgeben, weil er Angst hatte, sie könnte einen anderen kennenlernen. Von ihren Freunden hat sie seitdem keinen mehr gesehen. Es herrschte immer nur Druck auf ihrer Seele und die Angst, entgültig eingeengt zu sein. Und als dann die Kinder kamen, hatte sich das Gefühl der Leere weitgehend in ihr breit gemacht und Besitz von ihr ergriffen. Die Tränen liefen jetzt wie ein Wasserfall über die Wangen! Aber auch Weinen half nicht mehr, denn es brachte die Gefühle nicht mehr zum Leben. Sie war kalt und einsam. So fühlte sie sich. Sie suchte nach Geborgenheit und Wärme. Gut ihr Mann kümmerte sich um sie, aber er merkte nie, wenn etwas lwar. Er hielt sie nie in den Armen und sie redeten auch nie über Probleme. Er war immer nur eifersüchtig und machte ihr das Leben nur schwer.

Die Straßenbahn hielt an. Ein Mann mit zwei kleinen Kindern stieg ein. Sie erkannte den Mann, den sie einst geliebt hatte und den sie immer noch liebte. Den Mann, nach dem sie sich jede Nacht sehnte. Sie hatte wieder diese Schmetterlinge im Bauch, aber auch die Angst, daß irgendwann alles kaputt war. Es war ja schon alles kaputt. Als er sich neben sie setzte und auch noch grüßte, zersprang beinahe ihr Herz. Sie nickte nur und hielt die beiden Einkaufstaschen im Arm. Das kleine Mädchen saß auf seinem Schoß und der Junge saß auf den Sitz nebenan. Er mußte 7 oder 6 Jahre sein. Sie dachte daran, daß sie sicherlich fürchterlich nach Schweiß roch. Er sah immer noch so gut aus wie vor 6 Jahren, kam ihr in den Sinn. Er war immer noch so gut gekleidet. Sie versuchte, sich die Tränen aus den Augen zu wischen, aber es ging nicht so recht. Im Moment war sie nur einfach glücklich, ihn wiederzusehen. Sie spürte ein kleines Feuerwerk in sich, ein Feuerwerk, das Leben zurückbrachte, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Aber sie genoss dieses Glücksgefühl und spürte auch ein wenig Leben in sich. Zurückgekehrtes Leben. Vielleicht war der Grund dafür, zu wissen: "Er lebt noch in meiner Stadt!" Das Glücksgefühl war wirklich nur für den Moment. An der nächsten Haltestelle stieg er aus. Er verabschiedete sich und stieg aus. An der Tür drehte er sich um und man sah ihm an, daß er überlegte. Sie sah ihm von ihrem Platz aus nach, wohin er ging. Kurz dachte sie daran, im Telefonbuch nachzuschauen, ob sie seine Adresse findet. Sie verwarf den Gedanken. Dann wurde ihr einiges klar, die beiden waren also der Grund, warum er gegangen war damals. Der Grund, warum alles so plötzlich geschah. Den richtigen Grund hatte sie nie erfahren, er hatte einfach gesagt: "Such dir einen aus und nimm den, mit dem es dir am leichtesten fällt!"
Tränen liefen wieder über die Wangen, aber sie brachten nicht die erhoffte Erleichterung. Leider nicht!

An der nächsten Station mußte sie aussteigen. Sie stand vor dem riesigen Hochhäuserkomplex, in dem sie lebte. Gleich das erste Haus war das ihre. Der Lift war kaputt also musste sie in den 8. Stock laufen. Sie hoffte, daß nicht eines der alten Tratschweiber herauskommen würde und wieder fragen, warum sie geweint hat, wie das letztemal. Vor ihrer Tür stellte sie die Tüten ab. Gemischte Gefühle stiegen in ihr auf, als sie aufschloß. Ihr Mann begrüßte sie, nahm ihr die Tüten aber nicht ab, sonder sagte nur: " Wo warst du solange?"
"Tschuldigung!" preßte sie hervor.
Sie räumte alles weg und brachte ihm sein Bier. Da dachte sie wieder daran, nachzuschauen, wo er lebe. Sie nahm das Telefonbuch und suchte die Adresse heraus. Wenig später griff sie zum Hörer und rief an. Eine Frau nahm ab. Sie hörte ihn fragen, wer es sei. Die Frau antwortete: "Niemand, mein Schatz." - "Ach so, schade, dachte nur" hörte sie ihn traurig sagen. Sie legte auf und ging zu ihrem Mann und den beiden Kindern. Sie wußte auf einmal, daß dieses Leben die Endstation für sie war. Ein Leben lang nur noch mit kochen, waschen, mit den Kindern lernen, bügeln, putzen usw. das war nun ihre Welt. Ein Leben, das sie in alle Ewigkeiten hassen würde. Doch für einen kleinen Moment war sie noch mal glücklich gewesen, nur für einen kleinen, winzig kleinen Moment. Diesmal huschte auch ein kleines Lächeln über ihr sonst so trauriges Gesicht. Aber der Blick war immer noch leer. Aber die Erinnerung, sie würde bleiben!


.Dieses Werk in der Leselupe.
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