Engelsschlucht

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Loni

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KAPITEL 1

Nur noch wenige Stunden, dann war es vorbei. Dann hatte alles ein Ende, der Schrecken, das Unheil und sein Leben. In wenigen Stunden würde darüber entschieden sein wie er sterben solle, der Graf hatte es so bestimmt.
Jetzt hing er da, angekettet an Armen und Beinen, an der Wand fixiert. Man hatte ihn vorsorglich auch eine schwere Kette umgehängt, aber das war nicht nötig. Er wollte und konnte sich nicht mehr wehren. Seine Gedanken kreisten um das hier und jetzt. Keine Vergangenheit und keine Zukunft. Doch die schwere Dunkelheit trug ihm immer wieder in die Zeit zurück, zurück zu jenem schrecklichen Sommermorgen an dem das Unheil begonnen hatte, an dem Tag an dem er IHR begegnet war. Und SIE war hier, er konnte sie nicht sehen aber er spürte ihre Anwesenheit. SIE war da und wartete darauf ihn zu sich zu holen und zu bestrafen.
Genau konnte er sich an den Tag erinnern an dem er den größten Fehler begangen hatte. An dem er SIE getroffen, ihre Macht herausgefordert hatte. Und jahrelang konnte Sie IHN beherrschen, IHRE Macht für seine Ziele missbrauchen, doch jetzt hatte er verloren und er erwartete die Strafe dafür.
Er dachte aber auch an die schönen Zeiten die ihm die neue Macht beschert hatte. Er hatte in Wohlstand gelebt, jede Frau hatte er bekommen die er wollte und vieles mehr..
Doch davon war ihm nichts geblieben, alles hatten sie ihm genommen. Alles. Und jetzt würden sie ihm sein Leben nehmen. Doch es war ihm egal, Hauptsache es hatte ein Ende.
Kraftlos ließ er sich in die Ketten hängen und wartete auf den nächsten Morgen, den Morgen der über sein Schicksal entscheiden würde. Der Tag an dem er sterben sollte.


KAPITEL 2

Es war ein lauer Sommermorgen, als sich Thomas auf den Weg machte. Er hasste diese Suchaktionen. Den ganzen, wundervollen Tag in der Bibliothek des Abtes zu verbringen um dort nach Textpassagen zu suchen, die ihn nicht interessierten, die er aber täglich rauf und runter beten musste. Er hasste diesen Ort, er hasste das Kloster, die Mönche die darin lebten und was viel schlimmer war, er verachtete den Menschen der ihm das angetan hatte, den alten Grafen.
Graf Lugbauer war ein alter Mann, der Kinder über alles hasste. Er hatte in jungen Jahren seine Familie bei einem Überfall verloren und seitdem war er ein gefürchteter Mann.
Thomas war von seiner Familie getrennt und ins Kloster gesteckt worden. Das allein traf Thomas nicht so schlimm, er träume immer schon von einer Priesterlaufbahn. Seit er den Wanderprediger, der einmal sein Dorf besucht hatte, gesehen und dessen Worte und Predigten gehört hatte verfolgte er täglich seinen Wunsch.
Aber dieser Traum war zerplatz, gleich am ersten Tag seines Eintreffens. Der Graf hatte ihn in Ketten zu den Mönchen bringen lassen, und diese behandelten ihn wie einen Laufburschen, anstatt eines Abiturenten. Thomas musste den Garten pflegen und allerlei Botengänge erledigen. Und er musste gerade stehen, wenn ein ach so frommer Mönch, wie sich Thomas auszudrücken dachte, seine Hormone nicht mehr im Zaum halten konnte. Nicht einmal war er brutalst misshandelt worden, aber er hatte es aufgebeben sich zu wehren, denn wenn er es tat wurde er hart bestraft.
Am meisten hatte er aber vor den Keller des Klosters Angst. Denn dort wurden mehrmals im Monat Orgien abgehalten. Und oft schon musste Thomas diese über sich ergehen lassen. Schon so oft hatte er versucht zu fliehen aber ohne Erfolg; immer wieder hatten sie ihn eingefangen und hart bestraft.
So wie heute. Er sollte den Tag in der großen Bibliothek mit Studien verbringen.
Er hasste es. Widerwillig betrat er den großen Saal und sah sich um. An jeder Ecke stand ein Mönch, die ihn genau beobachteten und alles berichten würden, würde er es nur wagen unerlaubt zu niesen oder gar zu reden.
Langsam ging er zum ersten Regal, nahm sich eines der Bücher, die auf seiner Liste standen, und machte sich dann auf die Suche nach den anderen. Es dauerte fast eine Stunde, bis er alle beisammen hatte. Ohne auch nur den Blick zu heben, begab er sich zu dem Tisch der in der Mitte des Raumes stand und setzte sich.
Nachdem er sich seine Schreibunterlagen bereitgelegt hatte öffnete er das erste Buch.
Und plötzlich war SIE da. Nein ihr Bild lag vor ihm. Ein wunderschönes Mädchen in einem Schwarzen Kleid war auf der alten Pergamentseite abgebildet. Aber was Thomas am meisten an dem Bild faszinierte war, das sie schwarze Flügel an ihrem Körper hatte, die anscheinend mit ihrem Rücken verwachsen waren. Und sie war wunderschön. Sie hatte langes schwarzes Haar, das sie offen über ihre Schultern hängen lies. Sie trug ein schwarzes Kleid, das eng an ihrem wunderschönen Körper anlag. Thomas sah sich das Bild genauer an, und bekam plötzlich wildes Herzklopfen. Eine so wunderschöne Frau hatte er noch nie gesehen. Er konnte den Blick nicht mehr von dem Bild lösen, suchte nach Einzelheiten über dieses Mädchen. Und unter dem Bild stand in alter Schrift ihr Name eingraviert in einer goldenen Tafel. Alexia, so lautete ihr Name. Er klang vertraut für Thomas, immer wieder flüsterte ihren Namen. Plötzlich war ihm so, als würde das Mädchen ihn aus dem Buch heraus beobachten. Nein es konnte nicht sein; Thomas stieß das Buch von sich weg und sah sich um. Aber er konnte noch immer den Blick des Mädchens auf sich spüren. Er begann zu zittern und sah sich hilfesuchend um. Die Mönche rings um ihn sahen ihn nur an, zeigten aber keine Reaktion. Thomas´ Herz begann schneller zu schlagen und seine Finger bohrten sich in die Lehne des Holzsessels in dem er saß. Der Raum begann langsam an Form zu verlieren, die schweren Holzregale verschwanden vor seinen Augen. Dahinter wurde langsam eine alte Steinwand sichtbar. Binnen Sekunden befand sich Thomas in einem alten Keller, nur der Sessel und der Tisch auf dem das Buch lag waren standen noch immer an derselben Stelle. Es roch nach Moder und nach abgestandener Luft und das einzige Licht im Raum bildete eine kleine Fackel, die einige Meter weiter an der Wand befestigt war. Ängstlich eilte sein Blick umher, alles war verschwunden. Keine Mönche, keine Regale, kein Kloster, nur die steinernen Wände, der Tisch der Sessel und eine angenehme Wärme und Zufriedenheit. Eine Zufriedenheit die er noch nie empfunden hatte. Und plötzlich stand er ihr gegenüber, dem jungen Mädchen aus dem Buch. Es war ein gewaltiger Anblick, sie war in natura noch hundertmal schöner als auf dem Bild, die Flügel weit gespannt, den Blick auf ihn gerichtet. Und ohne den Mund zu bewegen begann sie zu ihm zu sprechen. Thomas hörte die Worte, konnte sie anfangs aber nicht verstehen. Sie war in seinem Hinterkopf die Stimme, ganz leise, aber stetig lauter werdend. Es war als würde sich Alexia in seine Gedanken einschleichen. Jedoch dieser Zustand würde Thomas erst zu einem viel späteren Zeitpunkt bewusst werden. Er konzentrierte sich auf die Stimme, sie wurde immer lauter und immer deutlicher, bis er das Mädchen verstehen konnte. Es war eine uralte Sprache eine die Thomas nie gelernt hatte, aber er verstand jedes Wort das sie sprach. Es waren beruhigende Worte, sie gaben ihm Kraft, unbeschreibliche Kraft. Sein Hass wuchs immer mehr; er musste etwas zerstören.
Plötzlich hob Alexia ihre Hand und deutete Thomas mit zu kommen. Vorsichtig stand er auf und ging langsam auf sie zu. Er wollte sie so viel fragen, doch er kam nicht dazu, sie nahm ihn an der Hand und führte ihn den Gang entlang. Sie waren einige Minuten unterwegs. Thomas sah sich genau um, konnte sich aber nicht erinnern jemals hier gewesen zu sein. Er vermutete in einem unterirdischen Gang zu sein, die Wände waren nass und kalt, gebaut mit alten Ziegelsteinen und Lehm. Alle Meter waren Fackeln angebracht die das einzige Licht im Gang spendeten.
Nach einigen Minuten Stille erreichten die beiden einen großen Raum in den der Gang mündete. Er war viel größer und hell erleuchtet. In der Mitte des Raumes standen Kerzenleuchter und eine große Truhe. Eine Holztruhe wie sie Thomas von seinem Vater noch kannte. Verziert mit Gold und Silber und vielen verschiedenen Motiven die von Alter und Weisheit zeugten. Jedoch war sie verschlossen mit einem goldenen Schloss. Alexia breitete ihre Flügel aus und zog Thomas zu sich. Sein Herz begann kräftig zu schlagen, er konnte es laut hören wie es hämmerte. Langsam zog Alexia Thomas noch fester an sich und drückte ihn fest gegen ihren warmen Körper.
Wieder konnte er ihre Stimme hören aber diesmal „redete“ sie mit ihm.
Sie hatte eine wunderschöne, klare helle Stimme, Thomas schloss die Augen um sich ganz der Stimme hinzugeben. Sie erzählte ihm das sie ein Geschenk für ihn hätte, nur müsse er ihr etwas dafür versprechen. Thomas war wie in Trance, in einem Rauschzustand, in dem er zu allem bereit gewesen wäre. Er konnte sich nicht mehr wehren, er war dem schönen Mädchen Namens Alexia verfallen. Sie hatte nicht gefragt, sie hatte sich einfach seiner Gedanken bemächtigt und sich seine Seele genommen. Plötzlich spürte Thomas etwas in seiner Hand. Alexia löste den Griff und Thomas öffnete seine rechte Hand. Er traute seinen Augen nicht als er plötzlich einen silbernen Schlüssel in der Hand hielt; Es war der Schlüssel für die Truhe. Irritiert sah er abwechselnd zu Alexia und der Truhe.
Alexia nickte ihm zu, und Thomas begab sich zur Truhe, kniete davor nieder und versuchte das Schloss zu öffnen. Vorsichtig drehte er den Schlüssel um seine eigene Achse und konnte hören, wie das Schloss aufsprang und damit den Inhalt der Truhe frei gab. Thomas nahm das Schloss von dem Riegel und legte es beiseite. Ängstlich hielt er den Atem an und öffnete die Truhe. Der Deckel war sehr schwer und knarrte laut, als ihn Thomas aufklappte. Vorsichtig ließ er den Deckel nach hinten fallen, und nachdem er sich versichert hatte, das der Deckel nicht mehr nach vorne klappen würde, wagte er es in die Truhe zu blicken. Der Innenraum war mit schwarzem Samt ausgefüllt und weich ausgepolstert. Und in der Mitte der Truhe lag ein Schwert.
Thomas schluckte und sah fragend zu Alexia hinüber. Doch sie war verschwunden. Verängstigt sah er sich um, und erschrak, als sie plötzlich wieder neben ihm stand und ihn an der Schulter berührte. Wieder spürte er wie eine angenehme Wärme ihn durchdrang und seine Kraft zu wachsen begann. Vorsichtig griff Thomas nach dem Schwert. Der Griff war kalt, und das Schwert schwer, dennoch nahm Thomas es aus der Truhe und hielt es fest in beiden Händen. Und je länger er es hielt umso leichter wurde es. Die Schneide glänzte im Kerzenschein, der Griff war vergoldet und an seinem Ende war ein großer Drachenkopf. Thomas wendete die Schneide gegen den Boden um sich den Kopf genauer zu betrachten. Plötzlich begannen die Augen des Drachens zu leuchten. Thomas erschrak so sehr dass er das Schwert fallen lies. Seine Augen waren vom Schrecken geweitet und er zitterte am ganzen Körper. Alexia hob die rechte Hand, deutete auf das Schwert und es begann sich vom Boden zu heben und in Thomas´ Augenhöhe zu schweben. Aber Thomas brachte es nicht fertig nach dem Schwert zu greifen, seine Hände zitterten zu sehr.
Alexia lies das Schwert wieder in die Truhe gleiten und ging langsam auf Thomas zu.
Abermals nahm sie ihn in den Arm, aber diesmal um etwas ganz anderes zu tun. Ihr Griff war so fest, das Thomas´ Arme zu schmerzen begannen, und erst jetzt bemerkte er, das er einige Zentimeter über dem Boden schwebte. Ängstlich sah er sie an, versuchte den Griff zu lösen aber es gelang ihm nicht. Er war ihr hilflos ausgeliefert.
Und wieder stieg der Hass in ihm auf, der Hass auf die Mönche die ihn jahrelang wie Dreck behandelt hatten. Einen Augenblick später war Alexia verschwunden, und Thomas schlug hart am Boden auf. Zielstrebig ging er auf die Truhe zu und nahm das Schwert in die Hand. Er war fest entschlossen, ließ das Schwert in seine Hand gleiten, den Drachenkopf genau beobachtend.
Thomas lies das Schwert ein paar Mal durch die Luft kreisen, bewegte sein Handgelenk spielerisch, auf und ab lies er die Schneide in sanften Bewegungen gleiten. Selbstbewusst verließ er den Raum und sah sich im Gang um. Er wollte etwas zerstören, er wollte töten. Er wollte Rache.
Thomas schloss die Augen, atmete tief ein, und öffnete die Augen wieder. Er war wieder in der Bibliothek. Das Schwert fest in seinen Händen haltend. Dann lief er los. Danach konnte er sich nur mehr an eines erinnern. Zufriedenheit, tiefste Zufriedenheit.

KAPITEL 3

„Oh mein Gott, was ist hier denn passiert?“ Der Abt des Klosters blickte sich entsetzt in der Bibliothek des Klosters um. Er hatte ein Taschentuch vor den Mund gelegt, Ekel machte sich in seinem Gesicht breit. Der junge Mönch neben ihm, sein persönlicher Schüler, war kreide bleich, hatte aber seinen Magen unter Kontrolle.
In der Bibliothek sah es aus, wie nach einem Gemetzel, überall war Blut verteilt, auch an den alten Büchern und Wänden. Der Boden triefte von der roten Flüssigkeit. Die einzelnen Körperteile die von ihrem früheren Besitzer abgetrennt worden waren, waren so sorgfältig zerhackt, das es unmöglich war, näheres zu erkennen. Auch die vielen gespaltenen Köpfe ließen immer schrecklichere und interessantere Einblicke in das zu, das hier stadtgefunden haben musste.
Dennoch waren alle Mönche des Klosters damit beschäftigt die Bibliothek zu säubern und um die Toten wegzuschaffen. Hin und wieder konnte man ein Stöhnen oder ein Würgen hören.
Langsam sah sich der Abt um, seine Gedanken kreisten um die Opfer; wer war so brutal sie so hinzurichten. Und dann kam ihm ein Gedanke: Wo war dieser Lümmel Thomas nur? Er sollte doch in der Bibliothek seine Studien weiterführen. Den nächsten Gedanken schob er aber schnell wieder beiseite, er war zu absurd. Es konnte nicht sein. Wie könnte ein 16 jähriger Bursche so was anrichten, ohne Waffen, ohne Hilfe, alleine.
Im nächsten Moment sah er einen Mönch aus sich zu gehen dessen Gesicht noch weißer war als das der anderen. Er hatte offensichtlich nicht so starke Nerven, denn er trug einen säuerlichen Geruch mit sich.
„Es ist eine Katastrophe“ begann er. „ Hier muss der Teufel persönlich seine Hand im Spiel gehabt haben. Alle sind tot. Und von Thomas ist keine Spur zu sehen. Aber ich vermute er ist an allem Schuld.“
Fragende Blicke trafen den jungen Pater, die ihn unweigerlich zusammen zucken ließen. Seine Angst wurde deutlich immer größer.
Dann erzählte er, dass einer der Mönche Thomas Namen gerufen hatte, bevor er starb. Der junge Mönch, Tobias sein Name, entschuldigte sich und rannte aus dem Raum, der Abt und sein Schüler sahen ihm nach. Die beiden wechselten die Blicke und der Schüler folgte seinem Freund, um ihn zu trösten und zu beiszustehen.
Währenddessen suchte der Abt nach Spuren, die einen möglichen Täter entlarven könnten und er wurde fündig. Am Tisch in der Mitte des Raumes lagen noch immer die Bücher die Thomas ausgesucht hatte und noch immer lag das Bild von der Schwarzen Jungfer Alexia aufgeschlagen. Der Abt schluckte und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Er kannte dieses Mädchen, und das sehr gut. Sie war seine Gefährtin gewesen, als er noch ein junger Mann war, so ungefähr in dem Alter in dem Thomas jetzt gerade war. Er hatte ihr damals blind aus Liebe vertraut und beinahe hätte sie ihm sein Leben geraubt. Rechtzeitig hatte er sich jedoch retten können, indem er sich in die Obhut Gottes begab und Priester wurde.
Er begann laut zu schreien, rief immer wieder NEIN, bis ihn alle anderen Mönche verwundert ansahen. Es durfte nicht sein, aber er kannte die Antwort auf all seine Fragen bereits.
Alexia hatte ein neues Opfer, einen naiven, jungen Mann der ihr blind vertrauen würde, alle ihre Befehle ausüben würde, ihr Werkzeug sein würde. Und er konnte es nicht mehr verhindern. Und eine Sekunde später, nachdem er diesen Gedanken fertig gedacht hatte, konnte er alles mit ansehen, die letzen Minuten aktiv miterleben. Er sah wie Thomas sich plötzlich von dem schweren Holzsessel erhob mit der Teufelsschneide in der Hand. Er kannte es genau, das Schwert, dem er den Namen Teufelsschneide gegeben hatte. Auch er hatte damit getötet, unschuldige aber auch unwürdige Leben beendet.
Und plötzlich stand sie vor ihm, noch immer bildschön und lieblich wie vor 50 Jahren, als er ihr verfallen war. Er wollte laut um Hilfe schreien aber niemand hörte ihn. Er war mit ihr allein. Doch das waren sie nicht, in der Ecke stand, wie versteinert, Thomas, und blickte ihn hasserfüllt an. In seinen Händen hielt er die Teufelsschneide, als wäre es das selbstverständlichste für ihn. Und statt der Kutte trug er neue Kleider, die ihn wie einen Grafen aussehen ließen. Und nicht Alexia sprach zu ihm, sondern Thomas.
„Marius wie konntest du das tun?“ fragte Thomas. „ Wie konntest du mich verraten, ich habe doch alles für dich getan. War ich nicht immer für dich da, wenn du mich gebraucht hast?
Du hast mich zutiefst enttäuscht und verärgert und dafür muss ich dich bestrafen.“
Und noch während Thomas den letzen Satz aussprach, trat er langsam auf den Abt zu.
Marius viel auf die Knie und flehte um Gnade, den Blick starr auf Alexia gerichtet. In seinen Augen spiegelte sich die Todesangst, er wollte nicht sterben. Langsam kam Thomas auf ihn zu und hob das Schwert. Marius schrie auf, als er die Klinge auf sich zu kommen sah. Kurz vor seinem Hals stoppte aber Thomas und setzte die Klinge ruhig an die Halsschlagader.
„Niemand soll erfahren was hier passiert ist. Es war ein schrecklicher Unfall, mein „Freund“ hat nichts damit zu tun, und du wirst ihn nicht verfolgen. Du vergisst was hier geschehen ist ansonsten.“
Diesmal war es aber Alexia die sprach, und sie betonte jedes einzelne Wort, ständig ihren kalten Blick auf Marius gerichtet.
Alexia musste den Satz nicht weiter sprechen, Marius wusste genau, was ihm drohen würde. Sie würde ihn finden, egal wo er sich verstecken würde. Und er könnte in diesem Fall auch nicht mehr mit dem Schutz seines Gottes rechnen denn Alexias Macht war größer und stärker als alles andere das Marius kannte.
„Ja ich verspreche es dir, nur lass mich am Leben“ flehte Marius. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt und er hatte sehr große Angst vor den beiden. Unter Alexias Obhut war Thomas ein starker Mann, der ohne Zögern ein Dutzend Männer töten könnte, ohne auch nur einen Funken Reue oder Angst zu zeigen.
Nur eine Sekunde später sah er eine Gruppe Männer um sich herum stehen, die ihn verwundert und verängstigt ansahen. Immer wieder riefen sie seinen Namen und erkundigten sich nach seinem Zustand.
Er musste ohnmächtig geworden sein, anders konnte er sich seine Lage nicht erklären. Er lag in seinem Zimmer auf dem Bett und hatte ein kaltes, nasses Tuch auf seiner Stirn liegen.
Nur schwer konnte er die Mönche davon überzeugen, dass es ihm gut ging. Danach erkundigte er sich nach dem Stand der Dinge;
Sie hatten einige Verluste zu verzeichnen, bei dem Massaker waren 6 Männer verloren gegangen, Thomas war verschwunden und nicht auffindbar.
Mit einer abfälligen Handbewegung betonte Marius, doch diesen Lümmel zu vergessen, er hätte dem Kloster sowieso nur Scherereien gemacht und ein Nichtsnutz wäre er sowieso gewesen.
Und damit war das Kapitel für ihn beendet und sie machten sich an die Arbeit, ihre Brüder zu beerdigen und ihnen einen würdigen Abschied zu bereiten. Und um Ihr nächstes Fest im Keller vorzubereiten.......



- Fortsetzung folgt -
 

Loni

Mitglied
Kleiner Nachtrag!

Nach 5 mal Korrekturlesen :) der weibliche Charakter heißt Alexia. Es passieren leider doch immer wieder noch kleine Fehler *schlimmer Fehlerteufel*
 

Schweige

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Ein Fantasy-Horror-Thriller im Klostermilieu?
Die Geschichte könnte sehr interessant werden, mit Sicherheit werde ich weiterlesen.

Aber ... (als Anregung)
Die Geschichte (besonders K2) kommt mir vor, wie eine Inhaltsangabe, alle Geschehnisse könnten viel detaillierter beschrieben werden, womit ich nicht ein Abgleiten in Splatter meine, sondern:
Wie sehen die Leute aus? was denken sie gerade? wie sehen die Protagonisten sich selbst und die Räume? mehr wörtliche Rede! was ist mit Thomas und sein Konflikt mit der Kirche, seiner Familie, dem Mönch (Marius? Ganz klar wird das nicht) und seine Beziehung zu Alexia? Etc. etc.

Du hast in wenigen Sätzen eine Geschichte erzählt, für die andere ein halbes Buch brauchen.

Aber, wie gesagt, ich bliebe neugierig, werde weiter lesen

Schweige
 

bluesnote

Mitglied
Zu Engelsschlucht

Du hast in wenigen Sätzen eine Geschichte erzählt, für die andere ein halbes Buch brauchen.

Ich schliesse mich soweit Schweiges Meinung an.
Andererseits..., mehr Absätze würden diesem Text gut tun.
Es ist so vieles dicht gedrängt – nicht, das mir das nicht auch passieren würde.

Zeigen, nicht behaupten wäre hier prima zu realisieren, ein gutes Beispiel:

Im nächsten Moment sah er einen Mönch auf sich zu gehen, dessen Gesicht noch weißer war als das der anderen. Er hatte offensichtlich nicht so starke Nerven, denn er trug einen ----- säuerlichen Geruch ----- mit sich.
( Aha, er musste sich also übergeben, hier kann ich mitdenken, bekomme nichts vorgekaut. Ich kann als Leser die Geschichte mitknüpfen. ) Meine Phantasie wird gefordert, jetzt beginne ich, mir die Szene und Situation auszumalen.

Nichts für ungut, ich will hier nicht den Oberlehrer machen.
Das Thema find ich klasse, bin gespannt auf die Fortsetzung!

Mit freundlichen Grüssen

bluesnote
 



 
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