Entsetzliches Entwarnungslachen

Katjuscha

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Entsetzliches Entwarnungslachen
Warum kann man sich nicht selber kitzeln?

Du bist furchtbar kitzelig und machst dir immer fast in die Hosen vor Lachen, wenn dich jemand durchkitzelt? Mach dir nichts draus, es geht sehr vielen Menschen so. Aber hast du dich schon einmal gefragt, warum man sich dabei vor Lachen immer fast ausschütten muss, aber nichts passiert, wenn du dich selber kitzeln willst?
Hirnforscher vermuten, dass das Kitzeln ähnliche Ursachen hat wie ein Witz. Über diesen musst du lachen, weil du in deiner Erwartung enttäuscht wirst und durch eine plötzliche Wendung der Geschichte deine bisherig Deutung der Handlung völlig auf den Kopf gestellt wird. Die Kunst des Witzeserzählens besteht ja darin, seinen Zuhörer auf die falsche Fährte zu locken. Dadurch wird langsam Spannung erzeugt und durch die Wendung plötzlich abgebaut. Darum muss man lachen.
Wenn du von jemandem gekitzelt wirst, werden bestimmte Gebiete in deinem Großhirn aktiviert, nämlich die, die Berührungen wahrnehmen und angenehme Gefühle vermitteln. Dabei wird langsam Spannung aufgebaut, die sich vor allem durch Verkrampfung und Anspannung ausdrückt, vor allem, wenn du versuchst, nicht zu lachen und das Kitzeln oft auch eine sehr extreme Berührung ist.
Aber warum muss man dann lachen? Eine Spannung entsteht auch dadurch, dass sich eine fremde Hand auf einen zugbewegt. Das Gehirn schickt ganz schnell eine Botschaft, nämlich: Gefahr im Anzug! Kurz darauf merkt es aber, dass die Hand harmlos ist. Die Spannung entlädt sich und du musst lachen. Das Lachen drückt somit Entwarnung aus. Da die Hand dich aber nicht ständig berührt, sondern dich antippt, dann wieder verschwindet und plötzlich wieder loskitzelt, wiederholt sich die ganze Spannungsauf- und -entladung und du kommst aus dem Entwarnungslachen gar nicht mehr heraus. Nur mit sehr viel Selbstbeherrschung kann man das Lachen unterbinden.
Wenn du nun versuchst, dich selbst zu kitzeln, schaltet sich vor dem Großhirn schon das Kleinhirn ein und das sendet ans Großhirn: „Achtung, Achtung! Die gleich eintreffenden Sinnesreize haben nichts zu bedeuten und sind deshalb zu ignorieren!“ Das geht natürlich nicht mit Lautsprechern, sondern mit elektrischen Impulsen auf einer ganz bestimmten Frequenz. Da du ja schon vorher weißt, was gleich passiert, braucht es auch kein Entwarnungslachen, weil sich erst gar keine Spannung aufbaut, denn das Grundschema des Kitzelns lautet: „Wirkt bedrohlich, ist aber harmlos!“ Und was ist an der eigenen Hand schon Bedrohliches?
Noch mehr solche spannenden Fragen und ihre Antworten findest du in dem Buch „Warum fallen Katzen immer auf die Füße ... und andere Rätsel der Alltags“ (Hanser, 14,90 €) von Gerhard Staguhn. Manche Fragen stellen sich einem erst, wenn man näher drüber nachdenkt. So erklärt der Autor anschaulich, warum es Wind gibt, warum wir uns nicht selber kitzeln können oder warum man Fieber bekommt. Allerdings verwendet er manchmal ein paar schwierige Wörter, die man nicht gleich versteht. Daher ist das Buch erst für Kinder ab etwas 11 oder 12 Jahren geeignet.
 



 
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