Er tat dies, er tat jenes ...

Bad Rabbit

Mitglied
Hallo!

Ich habe ein kleines Problem:

In meinem aktuellen Projekt geht es um einen Typen ohne Gedächtnis.
Da weder er noch der Leser seinen Namen kennt, wird er einfach nur als "Er" bezeichnet.
So ergibt sich leider, dass sehr viele Sätze mit "Er" beginnen, wenn er (haha) eine mehrere Aktionen hintereinander ausführt und dann vielleicht noch was dabei fühlt oder so ...oh man!
Das nervt und ich will das ändern.

Kann ich da irgendwas machen? Vielleicht am Satzbau, oder so?
Ich hatte überlegt, dass er sich selbst irgendeinen Namen geben könnte, um besser mit sich klar zu kommmen, z.Bsp.

Er betrachtete das fremde Gesicht, das doch sein eigenes war, eingehend im Spiegel.
Dann sagte er: "Ich glaube, ich nenne dich Uwe."

Dann könnte ich auch mal einen Satz mit einem anderen Wort beginnen.

Tja ... Tipps?????

Dankäää :)
 

Duisburger

Mitglied
Gib ihm doch einfach einen fiktiven Namen, so wie man es auch in den USA mit unbekannten Personen macht (John Doe).

lg
Uwe
 

Bad Rabbit

Mitglied
Ich vergaß ...

Ganz wichtige Sache:

Er wird keiner anderen Person begegnen, ist vollkommen allein.

Somit hat sich das mit dem fiktiven Namen erledigt.

Trotzdem danke! :))
 
H

Heidrun D.

Gast
Es gibt doch einige Variablen, denke ich:

der Namenlose,
der in sich selbst Verlorene, der Fremde etc.

Liebe Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Du kannst noch schreiben: Der Mann

Dann kannst Du ihm ein Kleidungsstück andichten, dass er immer trägt und ihn damit bezeichnen. Er trug sein Jacket sehr lässig - der lässig Gekleidete..

Oder: Seit Tagen hatte er sich nicht rasiert - der Unrasierte

Auch über seine Haarfarbe kannst du ihn benennen - der Rothaarige

Es gibt einen Roman von John Cowper Powys,1200 Seiten lang, "Glastonbury Romance", eines meiner Lieblingsbücher. Der Autor benennt alle 40 Seiten seinen Helden immer wieder anders, genau nach diesem Schema, der Rothaarige usw. Anfangs bin ich beim Lesen fast durchgedreht, weil ich immer wieder viele Seiten zurückblättern musste, um herauszufinden, wer nun eigentlich wer ist. Dann habe ich mir als Lesezeichen eine Personenliste gemacht mit sämtlichen Benennungen und ab da war mein Lesegenuss bei diesem Buch ungestört.

Also Du siehst auch bedeutende Autoren haben diesen Trick schon benutzt.

Bei Orhan Pamuk in seinem Buch "Schnee" ist es so, dass er seinen Helden über die ersten 10 Seiten immer nur mit ER bezeichnet bis er uns endlich seinen Namen verrät. Aber auch dann noch benennt er ihn sehr oft mit ER und es stört kein bisschen beim Lesen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Bad Rabbit

Mitglied
Hey, Verena-Lena, das sind gute Tipps, danke!

Ich schätze, ich bin in zwei bis drei Wochen fertig, dann stelle ich mich den Kritiken und werde sehen, ob ichs hinbekommen habe ...
 

atoun

Mitglied
hallo Bad Rabbit,

eine andere möglichkeit wäre noch, das "verlorene gedächtnis" als persona zu betrachten.
in deinem beispielsatz:

Er betrachtete das fremde Gesicht, das doch sein eigenes war, eingehend im Spiegel und sprach zu ihm: "Ich glaube, ich nenne dich Uwe."

weitergend könnte der betroffene dann von einem fremden reden und dem alles mögliche andichten. ihm jedesmal einen neuen namen geben usw.
jedoch kenne ich diese anwendung eher im humoristischen bereich. oder in komisch-ernsten texten.
wenn der protagonist z.b. sagt: "ich glaube, dich muss ich erst kennenlernen. wer bist du überhaupt?" und daraus könnten dann zwei ich-dialogformen entstehen.

am deutlichsten hat Alberto Moravia diesen stil in seinem buch "Ich und Er" zur anwendung gebracht.
 
Hallo Bad Rabbit!

Wenn Du schreibst, es nervt Dich, ist das sicher Grund genug, eine Abwandlung zu finden. Vielleicht nervt es dann ja auch den Leser, vor allem bei einem langen Text.

Aber an sich kann dieses "Er" sich im Laufe des Lesens zu einem eigenständigen "Namen" entwickeln. Das Lesegefühl ist dann ein anderes. Kommt aber natürlich drauf an, ob es zu der "Geschichte" passt. An sich kann ja das Fehlen des Namens auch die Lage besonders deutlich machen. Mit ein bisschen Bastelei am Satzbau - da bietet ja die deutsche Sprache viele Möglichkeiten - kann man dann auch die Anzahl der Satzanfänge mit "Er ..." einschränken.

Gruß
Paragraphentigerin
 

Bad Rabbit

Mitglied
Besser spät als nie!

Die Geschichte ist fertig: "Der magische Kubus"

Ihr findet sie in der Rubrik "Horror", bin auf die Kritiken gespannt.

MfG
Tim
 



 
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