Erfahrungen

R

Ruth-Marion Flemming

Gast
Ein Floh ging fremd mit einer Laus
und nahm sie mit zu sich nach Haus.
Dies barg für ihn kein Risiko,
die Flöhin war verreist und so
die Bude sturmfrei. Welche Nacht!
Noch toller, als er sich‘s gedacht,
`s Läuslein, süß und jung an Jahren,
jedoch partout nicht unerfahren!
Indes, am Morgen hinterher
plagt ihn sein Floh-Gewissen schwer,
Gewissens- auf Gewissensbiß
quälten ihn! Welch Ärgernis!

Denn schließlich will es etwas heißen,
gebissen zu werden oder – selber zu beißen!

Als seine Frau nach Hause kam
und er sie in seine Arme nahm,
klagt‘ er ihr ganz betrübt sein Leid
voller Hoffnung, daß sie verzeiht!
Sie tat es lächelnd und gestand,
daß sie es gar nicht schrecklich fand.
Sie würde ihn zwar furchtbar lieben,
doch hab sie‘s selber fremd getrieben,
deshalb könnt‘ sie ihn gut verstehn!
Auf ihrer Reise sei‘s geschehn
mit einem netten Zecken-Mann!
Da lief der Floh vor Wut rot an!

Denn schließlich will es etwas heißen,
gebissen zu werden oder – selber zu beißen!
 



 
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