Erlebtes, Haiku

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G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ein schönes Prosabild, auf drei Zeilen verteilt oder umgebrochen. Ein Haiku wird es trotzdem nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hallo kaetzchen,

Der See kräuselt sich
und glitzert. In der Ferne
fliegt ein Luftballon

meinst du die Frage ernst? Da bin ich mir nicht sicher, immerhin hast du auf die Kommentare zu deinem anderen Haikuversuch gar nicht geantwortet.

Darf ich eine Gegenfrage stellen? Was hat dich denn dazu gebracht, diesen Text ein Haiku zu nennen? Ich lese hier 2 Prosasätze, die einen Eindruck schildern und sich zufällig oder auch bewusst über drei Zeilen erstrecken. Würde nicht "Haiku" darüber stehen, ich brächte den Text überhaupt nicht mit dieser japanischen Kürzestlyrik in Verbindung.



Mein Vater gräbt mit
der Schaufel den Garten um.
Ein Maulwurf schaut zu
Ist das Haiku? ;-)

LG
Cellist
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Mein Vater gräbt mit
der Schaufel den Garten um.
Ein Maulwurf schaut zu

Na ja, Cellist, es ist eine Art humoristisches Apercu - nett, aber doch wenig hilfreich für Kaetzchen.
Ihr Text

Der See kräuselt sich
und glitzert. In der Ferne
fliegt ein Luftballon


leidet an der Ungebundenheit zweier Aussagen und einer Art 'Erklärungswut' über Zustand und Aussehen des Sees. So etwas braucht ein Haiku nicht.

Also, Kaetzchen, das Jahreszeitenwort See führt rasch von ganz alleine beim Leser zu hinreichend vielen Assoziationen - hier ist wohl der Sommersee gemeint. Den anderen Satzgegenstand Luftballon bringt man schnell mit z.B. Sommer- oder Kinderfest in Verbindung. Meiner erster Gedanke war


Kinder am See
im Kräuseln
flattert ein Luftballon


Das ist nur ein erster Einfall...Er lebt nur von dem eigentümlichen Bild wie sich der Luftballon im kräuselnden See spiegelt. Das wäre wohl zu wenig für ein Haikumoment. Gib deiner Fantasie Flügel und hol' noch was raus - oder du hast eine ganz eigene Idee, was noch viel besser wäre!

Es grüßt
Dyrk
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo Cellist
Ja, ich verstehe es und sehe nun, dass es nur zwei erklärende Sätze sind. Auch dein Beispiel führt es mir vor Augen.
Mein neuer Versuch:

Stille auf dem See
im Kräuseln
tanzende Gräser

Danke und viele Grüße
Kaetzchen
 

Kaetzchen

Mitglied
Hi Dyrk
Danke für deine Geduld mit mir.
Mir ist noch eingefallen:

Enten auf dem See
im Kräuseln
zerstückelte Gräser Oder:

Enten auf dem See
ufernah
zerstückelte Gräser


Das müßte doch Zusammenhang haben und dürfte nicht unter Erklärungen leiden?

LG
Kaetzchen
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Hallo Kaetzchen,

einmal etwas Grundsätzliches: Ich habe den Eindruck, dass du zu schnell einen Haikuerfolg anstrebst - das funktioniert nicht! Sei unbedingt geduldiger! Ich habe es mir schon seit langer Zeit angewöhnt, Haikuentwürfe zu sammeln und dann ruhen zu lassen, zum Teil viele Monate lang. In meinem 'kleinen' Archiv befinden sich z.Zt. etwa 250 Entwürfe/Ideen. Cirka alle 2-4 Wochen mache ich 'Inventur', dabei fliegen etliche Texte in den Papierkorb (was man übrigens können muss: Weg mit dem schlechten Zeug!), andere wiederum erfahren Verfeinerungen/Ergänzungen/Korrekturen usw. Auf diese Weise entwickeln sich Stück für Stück immer bessere Texte, die man eines Tages abschließen und veröffentlichen kann. Ob sie dann freundlich aufgenommen und beurteilt werden, steht allerdings immer auch auf einem anderen Papier. Aber wenn du einen Vorher-Nachher-Vergleich machst, wirst du oft nicht schlecht staunen, welche Fortschritte du gemacht hast!
Deine neuen Entwürfe sind noch unreif. Aber ich denke, dass sie entwicklungsfähig sind. Vielleicht sind sie der Anfang deines eigenen kleinen Archivs!

Es grüßt
Dyrk
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hallo kätzchen,

deine beiden letzten Texte, die hier unter Haiku laufen, gehen mit den neuen Versionen in die richtige Richtung.

Aber Dyrk spricht hier einen wichtigen Punkt an: Geduld. Haiku ist nicht leicht, es bedarf neben Talent dafür auch Übung und Erfahrung. Und diese "Archive" kenne ich auch. Ich kann mich hier nur anschließen.

Also: mach weiter! Lass dich nicht entmutigen, aber gibt dir selbst Zeit. ;-)

LG
Cellist
 

Kaetzchen

Mitglied
Hi Dyrk und Cellist
Danke, ich sehe es ein, ich muß mich in Geduld üben und werde nun ein Archiv anlegen.
Je mehr ich mich mit dem Haiku auseinander setze, desto schwieriger kommt es mir vor.
Aber ich würde mich freuen auch mal ein Haiku von euch zu lesen.
Eine schöne Woche
Und liebe Grüße
Kätzchen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]Der See kräuselt sich
[ 4]und glitzert. In der Ferne
[ 4]fliegt ein Luftballon

Der (die japanische Sprache hat kein Neutrum) erste, ursprüngliche Haiku ist gut, ich würde ihn so lassen, wie er ist.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das versteht sich von selbst, da es im Japanischen gar keine Genera, ja nicht einmal einen Unterschied von Maculinum und Femininum gibt. Deshalb geht auch "die Haiku", so wie das Wort "san", das hinter dem Namen angefügt wird, nicht nur "Herr ..." sondern auch "Frau ..." heißt.

In Sprachen, die keine Neutra, aber Masculina haben, wird dann meistens das Masculinum benutzt. So oft bei lateinischen Begriffen, die übers Französische ins Deutsche eingewandert sind. Englische Begriffe dagegen gelten prinzipiell als Neutra, wenn nicht unmittelbar Personen damit angesprochen werden.
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo Mondnein
Danke für deine Meinung und die ausführliche Erklärung zum geschlechtslosen Haiku.
Eine schöne Woche und
Viele Grüße
Kaetzchen
 



 
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