Ernie-Bert-Nikolaus

Dr Time

Mitglied
Ernie - Bert - Nikolaus
Es war eng im Besenschrank. Alles roch nach Putzmittel und Duftkerzen mit Zimt.
Milli blinzelte durch den Schlitz neben der Tür und konnte so in die Küche schauen. Etwas, das ihr vorher nie aufgefallen war, weckte eine plötzliche Bewunderung für Mami. Sie schmierte Schulbrote, band Tom die Schnürbänder, fragte Suse noch einmal Vokabeln ab und sang dabei noch zu einem Lied im Radio. Es war ein Oldie, den Milli aber nicht kannte. Sie war ja auch erst fünf und kannte genau genommen gar keine Oldies. Nur Lieder aus dem Kindergarten, in den sie ging. Aber heute wollte sie nicht in den Kindergarten. Sie stand dort im Besenschrank und lauschte der Stimme ihrer Mutter und dem viel zu laut eingestellten Küchenradio.

„Willst du Käse aufs Brot? …. What would you do if I sang out a tune?....
So, den anderen kannst du alleine binden …. Lend me your ears and I\'ll sing you a song …. Wo ist eigentlich Milli? … Weißt du noch was „brain“ heißt? Und wie wird\'s geschrieben? …. Uhh, I get by with a little help from my friends. Uhh…”

Mami war offensichtlich ein Genie, eine Fee, die fünf, nein sechs Dinge auf einmal erledigen konnte. Plötzlich zuckte Milli zusammen, als wieder ihr Name fiel.

„Suse, kannst du Milli nachher bis zum Kindergarten mitnehmen? Sie müsste noch in ihrem Zimmer sein. Beeilt Euch aber!“
Und Suse: „ B - R - A - I - N – Gehirn.“
„Wie bitte?“
„Brain... heißt Gehirn.“
„Äh, ja - Super, du scheinst tatsächlich eins zu haben.“
„Tschüß Mami“, rief Tom dazwischen.
„Moment mal… deine Schulbrote… gib mir \'n Kuss.“
„Tschüß.“
„Tschüß.“
Plötzlich war es fast still in der Küche. Das Lied im Radio war ebenfalls zu Ende und ein Sprecher krächzte aus dem viel zu kleinen Lautsprecher des Küchenradios.
„Hoow, Hoow, Hoow, heute ist Nikolaus, also der sechste Dezember 2009. Ward ihr auch alle brav…?“
Dann war es ganz still. Mami hatte das Radio abgestellt.

Ja - heute war Nikolaustag. Aber es war alles anders, als im letzten Jahr. Papa war vor einiger Zeit ausgezogen, nachdem er sich mit Mama heftig gestritten hatte. Alles war drunter und drüber gegangen in den letzten Monaten. Und gestern hatte Mami vergessen, Suse, Milli und Tom daran zu erinnern, die Stiefel vor die Tür zu stellen. Und das, wo Mami eigentlich nie etwas vergaß. Sie hatte sich dafür bei Milli entschuldigt. Warum eigentlich nicht bei den anderen? Egal. Heute Morgen - immerhin - hatte sie versprochen, den Nikolaus anzurufen, sobald alle Kinder das Haus verlassen hätten. Und scheinbar hatte Mami tatsächlich angenommen, Milli habe mit Suse das Haus verlassen.
Milli lugte durch den Türschlitz und hielt den Atem an. Sie sah das Telefon auf dem Tisch liegen, direkt neben Mami, die mit dem Rücken zu ihr saß.

Nun nimm schon das blöde Telefon, dachte Milli. Geh ran und ruf den Nikolaus an. Im Geiste ging sie noch einmal ihre Wunschliste durch. Eine neue Barbie-Puppe oder etwas zum Anziehen für die zwei, die sie schon hatte. Vielleicht aber auch schon ein Schultasche, weil sie doch nächstes Jahr in die Schule gehen sollte. Ganz oben auf der Liste aber, stand ihr größter Wunsch: Mach, dass Papi wieder zu uns kommt.
Eine Stimme in ihr wollte es laut sagen:
„Nimm das Telefon und sag dem Nikolaus, er soll machen, dass Papi wieder bei uns einzieht.“
Doch sie blieb still und wartete. Dann sah sie, wie Mamis Schultern zitterten. Weinte sie? Ja- Sie weinte. Um Himmels Willen. Milli hatte ihre Mutter noch nie weinen sehen. Auch jetzt konnte sie nicht ihr Gesicht erkennen. Sie konnte nicht aus ihrem Versteck, denn was würde Mami dann sagen?
Plötzlich klingelte das Telefon. Mami ging sofort ran, aber sie sagte nur einen Satz: „Ja, ich bin jetzt allein.“ Dann legte sie wieder auf.

Keine Minute später klingelte es an der Haustür. Ein Mann mit einem großen Paket kam in die Küche. Ein Rasierwassergeruch, den Milli nicht kannte, kroch durch die Küche bis durch den Türschlitz in die Besenkammer hinein. Milli hatte den Mann nie zuvor gesehen. Er hatte buschige Augenbrauen, wie Bert aus der Sesamstraße. Aber er war klein und dick, eher so wie Ernie. Eine Mischung aus Ernie und Bert, dachte Milli. Und dann – sie konnte es nicht glauben – gab er Mutti einen Kuss mitten auf den Mund. Milli bemerkte, wie ihre Mutter den Kuss nur zögerlich erwiderte. Sie machte dabei ein Gesicht, wie das Mädchen, das den Frosch im Märchen küssen musste. Der Mann stellte das Paket auf den Tisch, öffnete es und hielt einen Mantel hoch. Einen roten Mantel mit weißen Fellärmeln. Dann kam eine rote Hose zum Vorschein, und ein Bart den man sich umschnallen konnte.
Milli konnte sich nicht darauf konzentrieren, was Mami und der Mann sprachen. Sie sah nur, wie sie sich plötzlich wieder küssten und dann im Nebenzimmer verschwanden.

Leise öffnete sie nun den Schrank der Besenkammer und ging vorbei am Küchentisch, wo das Kostüm lag, von dem sie den Blick kaum abwenden konnte. Sie nahm im Flur ihre Kindergartentasche und schlich sich aus dem Haus.
Es war das erste Mal, dass sie alleine den Weg bis zum Kindergarten ging. Viel sprach sie an diesem Tag nicht mehr. Sie dachte an ihren Wunschzettel, an Papi und daran, dass Mami geweint hatte.

Am Abend verkündete Mami eine Überraschung. Nach dem Abendessen würde wohl noch der Nikolaus vorbeikommen, um sich zu beschweren, dass am Morgen keine Schuhe vor der Türe gestanden hatten. Und tatsächlich - kurz darauf klingelte es an der Tür. Milli erkannte sofort die buschigen Bert-Augenbrauen und musste immerzu auf den Ernie-Bauch schauen. Sie roch das Rasierwasser, welches sie schon jetzt nicht leiden konnte. Wofür auch ein Rasierwasser bei diesem Bart? Ernie-Bert-Nikolaus schenkte ihr eine Schultasche. In ihr befanden sich die Puppenkleider für ihre beiden Barbiepuppen.

Kein Kind wünschte sich an diesem Tag mehr als Milli, es würde tatsächlich einen Nikolaus geben.....
 

Dr Time

Mitglied
[blue]Also... alle, die von >SimSims Geschichten< hierhergeleitet wurde, muss ich enttäuschen. Irgendwie funtioniert der Link nicht, denn eigentlich solltet ihr jetzt bei LANGE TEXTE - DIE DREI WÜNSCHE FEE sein. Wer will, kann natürlich trotzdem meine traurige Geschichte ErnieBertNikolaus lesen. Auch wenn sie nichts mit SimSim zu tun hat. [/blue]


Ernie - Bert - Nikolaus
Es war eng im Besenschrank. Alles roch nach Putzmittel und Duftkerzen mit Zimt.
Milli blinzelte durch den Schlitz neben der Tür und konnte so in die Küche schauen. Etwas, das ihr vorher nie aufgefallen war, weckte eine plötzliche Bewunderung für Mami. Sie schmierte Schulbrote, band Tom die Schnürbänder, fragte Suse noch einmal Vokabeln ab und sang dabei noch zu einem Lied im Radio. Es war ein Oldie, den Milli aber nicht kannte. Sie war ja auch erst fünf und kannte genau genommen gar keine Oldies. Nur Lieder aus dem Kindergarten, in den sie ging. Aber heute wollte sie nicht in den Kindergarten. Sie stand dort im Besenschrank und lauschte der Stimme ihrer Mutter und dem viel zu laut eingestellten Küchenradio.

„Willst du Käse aufs Brot? …. What would you do if I sang out a tune?....
So, den anderen kannst du alleine binden …. Lend me your ears and I\'ll sing you a song …. Wo ist eigentlich Milli? … Weißt du noch was „brain“ heißt? Und wie wird\'s geschrieben? …. Uhh, I get by with a little help from my friends. Uhh…”

Mami war offensichtlich ein Genie, eine Fee, die fünf, nein sechs Dinge auf einmal erledigen konnte. Plötzlich zuckte Milli zusammen, als wieder ihr Name fiel.

„Suse, kannst du Milli nachher bis zum Kindergarten mitnehmen? Sie müsste noch in ihrem Zimmer sein. Beeilt Euch aber!“
Und Suse: „ B - R - A - I - N – Gehirn.“
„Wie bitte?“
„Brain... heißt Gehirn.“
„Äh, ja - Super, du scheinst tatsächlich eins zu haben.“
„Tschüß Mami“, rief Tom dazwischen.
„Moment mal… deine Schulbrote… gib mir \'n Kuss.“
„Tschüß.“
„Tschüß.“
Plötzlich war es fast still in der Küche. Das Lied im Radio war ebenfalls zu Ende und ein Sprecher krächzte aus dem viel zu kleinen Lautsprecher des Küchenradios.
„Hoow, Hoow, Hoow, heute ist Nikolaus, also der sechste Dezember 2009. Ward ihr auch alle brav…?“
Dann war es ganz still. Mami hatte das Radio abgestellt.

Ja - heute war Nikolaustag. Aber es war alles anders, als im letzten Jahr. Papa war vor einiger Zeit ausgezogen, nachdem er sich mit Mama heftig gestritten hatte. Alles war drunter und drüber gegangen in den letzten Monaten. Und gestern hatte Mami vergessen, Suse, Milli und Tom daran zu erinnern, die Stiefel vor die Tür zu stellen. Und das, wo Mami eigentlich nie etwas vergaß. Sie hatte sich dafür bei Milli entschuldigt. Warum eigentlich nicht bei den anderen? Egal. Heute Morgen - immerhin - hatte sie versprochen, den Nikolaus anzurufen, sobald alle Kinder das Haus verlassen hätten. Und scheinbar hatte Mami tatsächlich angenommen, Milli habe mit Suse das Haus verlassen.
Milli lugte durch den Türschlitz und hielt den Atem an. Sie sah das Telefon auf dem Tisch liegen, direkt neben Mami, die mit dem Rücken zu ihr saß.

Nun nimm schon das blöde Telefon, dachte Milli. Geh ran und ruf den Nikolaus an. Im Geiste ging sie noch einmal ihre Wunschliste durch. Eine neue Barbie-Puppe oder etwas zum Anziehen für die zwei, die sie schon hatte. Vielleicht aber auch schon ein Schultasche, weil sie doch nächstes Jahr in die Schule gehen sollte. Ganz oben auf der Liste aber, stand ihr größter Wunsch: Mach, dass Papi wieder zu uns kommt.
Eine Stimme in ihr wollte es laut sagen:
„Nimm das Telefon und sag dem Nikolaus, er soll machen, dass Papi wieder bei uns einzieht.“
Doch sie blieb still und wartete. Dann sah sie, wie Mamis Schultern zitterten. Weinte sie? Ja- Sie weinte. Um Himmels Willen. Milli hatte ihre Mutter noch nie weinen sehen. Auch jetzt konnte sie nicht ihr Gesicht erkennen. Sie konnte nicht aus ihrem Versteck, denn was würde Mami dann sagen?
Plötzlich klingelte das Telefon. Mami ging sofort ran, aber sie sagte nur einen Satz: „Ja, ich bin jetzt allein.“ Dann legte sie wieder auf.

Keine Minute später klingelte es an der Haustür. Ein Mann mit einem großen Paket kam in die Küche. Ein Rasierwassergeruch, den Milli nicht kannte, kroch durch die Küche bis durch den Türschlitz in die Besenkammer hinein. Milli hatte den Mann nie zuvor gesehen. Er hatte buschige Augenbrauen, wie Bert aus der Sesamstraße. Aber er war klein und dick, eher so wie Ernie. Eine Mischung aus Ernie und Bert, dachte Milli. Und dann – sie konnte es nicht glauben – gab er Mutti einen Kuss mitten auf den Mund. Milli bemerkte, wie ihre Mutter den Kuss nur zögerlich erwiderte. Sie machte dabei ein Gesicht, wie das Mädchen, das den Frosch im Märchen küssen musste. Der Mann stellte das Paket auf den Tisch, öffnete es und hielt einen Mantel hoch. Einen roten Mantel mit weißen Fellärmeln. Dann kam eine rote Hose zum Vorschein, und ein Bart den man sich umschnallen konnte.
Milli konnte sich nicht darauf konzentrieren, was Mami und der Mann sprachen. Sie sah nur, wie sie sich plötzlich wieder küssten und dann im Nebenzimmer verschwanden.

Leise öffnete sie nun den Schrank der Besenkammer und ging vorbei am Küchentisch, wo das Kostüm lag, von dem sie den Blick kaum abwenden konnte. Sie nahm im Flur ihre Kindergartentasche und schlich sich aus dem Haus.
Es war das erste Mal, dass sie alleine den Weg bis zum Kindergarten ging. Viel sprach sie an diesem Tag nicht mehr. Sie dachte an ihren Wunschzettel, an Papi und daran, dass Mami geweint hatte.

Am Abend verkündete Mami eine Überraschung. Nach dem Abendessen würde wohl noch der Nikolaus vorbeikommen, um sich zu beschweren, dass am Morgen keine Schuhe vor der Türe gestanden hatten. Und tatsächlich - kurz darauf klingelte es an der Tür. Milli erkannte sofort die buschigen Bert-Augenbrauen und musste immerzu auf den Ernie-Bauch schauen. Sie roch das Rasierwasser, welches sie schon jetzt nicht leiden konnte. Wofür auch ein Rasierwasser bei diesem Bart? Ernie-Bert-Nikolaus schenkte ihr eine Schultasche. In ihr befanden sich die Puppenkleider für ihre beiden Barbiepuppen.

Kein Kind wünschte sich an diesem Tag mehr als Milli, es würde tatsächlich einen Nikolaus geben.....
 

Dr Time

Mitglied
Ernie - Bert - Nikolaus
Es war eng im Besenschrank. Alles roch nach Putzmittel und Duftkerzen mit Zimt.
Milli blinzelte durch den Schlitz neben der Tür und konnte so in die Küche schauen. Etwas, das ihr vorher nie aufgefallen war, weckte eine plötzliche Bewunderung für Mami. Sie schmierte Schulbrote, band Tom die Schnürbänder, fragte Suse noch einmal Vokabeln ab und sang dabei noch zu einem Lied im Radio. Es war ein Oldie, den Milli aber nicht kannte. Sie war ja auch erst fünf und kannte genau genommen gar keine Oldies. Nur Lieder aus dem Kindergarten, in den sie ging. Aber heute wollte sie nicht in den Kindergarten. Sie stand dort im Besenschrank und lauschte der Stimme ihrer Mutter und dem viel zu laut eingestellten Küchenradio.

„Willst du Käse aufs Brot? …. What would you do if I sang out a tune?....
So, den anderen kannst du alleine binden …. Lend me your ears and I\'ll sing you a song …. Wo ist eigentlich Milli? … Weißt du noch was „brain“ heißt? Und wie wird\'s geschrieben? …. Uhh, I get by with a little help from my friends. Uhh…”

Mami war offensichtlich ein Genie, eine Fee, die fünf, nein sechs Dinge auf einmal erledigen konnte. Plötzlich zuckte Milli zusammen, als wieder ihr Name fiel.

„Suse, kannst du Milli nachher bis zum Kindergarten mitnehmen? Sie müsste noch in ihrem Zimmer sein. Beeilt Euch aber!“
Und Suse: „ B - R - A - I - N – Gehirn.“
„Wie bitte?“
„Brain... heißt Gehirn.“
„Äh, ja - Super, du scheinst tatsächlich eins zu haben.“
„Tschüß Mami“, rief Tom dazwischen.
„Moment mal… deine Schulbrote… gib mir \'n Kuss.“
„Tschüß.“
„Tschüß.“
Plötzlich war es fast still in der Küche. Das Lied im Radio war ebenfalls zu Ende und ein Sprecher krächzte aus dem viel zu kleinen Lautsprecher des Küchenradios.
„Hoow, Hoow, Hoow, heute ist Nikolaus, also der sechste Dezember 2009. Ward ihr auch alle brav…?“
Dann war es ganz still. Mami hatte das Radio abgestellt.

Ja - heute war Nikolaustag. Aber es war alles anders, als im letzten Jahr. Papa war vor einiger Zeit ausgezogen, nachdem er sich mit Mama heftig gestritten hatte. Alles war drunter und drüber gegangen in den letzten Monaten. Und gestern hatte Mami vergessen, Suse, Milli und Tom daran zu erinnern, die Stiefel vor die Tür zu stellen. Und das, wo Mami eigentlich nie etwas vergaß. Sie hatte sich dafür bei Milli entschuldigt. Warum eigentlich nicht bei den anderen? Egal. Heute Morgen - immerhin - hatte sie versprochen, den Nikolaus anzurufen, sobald alle Kinder das Haus verlassen hätten. Und scheinbar hatte Mami tatsächlich angenommen, Milli habe mit Suse das Haus verlassen.
Milli lugte durch den Türschlitz und hielt den Atem an. Sie sah das Telefon auf dem Tisch liegen, direkt neben Mami, die mit dem Rücken zu ihr saß.

Nun nimm schon das blöde Telefon, dachte Milli. Geh ran und ruf den Nikolaus an. Im Geiste ging sie noch einmal ihre Wunschliste durch. Eine neue Barbie-Puppe oder etwas zum Anziehen für die zwei, die sie schon hatte. Vielleicht aber auch schon ein Schultasche, weil sie doch nächstes Jahr in die Schule gehen sollte. Ganz oben auf der Liste aber, stand ihr größter Wunsch: Mach, dass Papi wieder zu uns kommt.
Eine Stimme in ihr wollte es laut sagen:
„Nimm das Telefon und sag dem Nikolaus, er soll machen, dass Papi wieder bei uns einzieht.“
Doch sie blieb still und wartete. Dann sah sie, wie Mamis Schultern zitterten. Weinte sie? Ja- Sie weinte. Um Himmels Willen. Milli hatte ihre Mutter noch nie weinen sehen. Auch jetzt konnte sie nicht ihr Gesicht erkennen. Sie konnte nicht aus ihrem Versteck, denn was würde Mami dann sagen?
Plötzlich klingelte das Telefon. Mami ging sofort ran, aber sie sagte nur einen Satz: „Ja, ich bin jetzt allein.“ Dann legte sie wieder auf.

Keine Minute später klingelte es an der Haustür. Ein Mann mit einem großen Paket kam in die Küche. Ein Rasierwassergeruch, den Milli nicht kannte, kroch durch die Küche bis durch den Türschlitz in die Besenkammer hinein. Milli hatte den Mann nie zuvor gesehen. Er hatte buschige Augenbrauen, wie Bert aus der Sesamstraße. Aber er war klein und dick, eher so wie Ernie. Eine Mischung aus Ernie und Bert, dachte Milli. Und dann – sie konnte es nicht glauben – gab er Mutti einen Kuss mitten auf den Mund. Milli bemerkte, wie ihre Mutter den Kuss nur zögerlich erwiderte. Sie machte dabei ein Gesicht, wie das Mädchen, das den Frosch im Märchen küssen musste. Der Mann stellte das Paket auf den Tisch, öffnete es und hielt einen Mantel hoch. Einen roten Mantel mit weißen Fellärmeln. Dann kam eine rote Hose zum Vorschein, und ein Bart den man sich umschnallen konnte.
Milli konnte sich nicht darauf konzentrieren, was Mami und der Mann sprachen. Sie sah nur, wie sie sich plötzlich wieder küssten und dann im Nebenzimmer verschwanden.

Leise öffnete sie nun den Schrank der Besenkammer und ging vorbei am Küchentisch, wo das Kostüm lag, von dem sie den Blick kaum abwenden konnte. Sie nahm im Flur ihre Kindergartentasche und schlich sich aus dem Haus.
Es war das erste Mal, dass sie alleine den Weg bis zum Kindergarten ging. Viel sprach sie an diesem Tag nicht mehr. Sie dachte an ihren Wunschzettel, an Papi und daran, dass Mami geweint hatte.

Am Abend verkündete Mami eine Überraschung. Nach dem Abendessen würde wohl noch der Nikolaus vorbeikommen, um sich zu beschweren, dass am Morgen keine Schuhe vor der Türe gestanden hatten. Und tatsächlich - kurz darauf klingelte es an der Tür. Milli erkannte sofort die buschigen Bert-Augenbrauen und musste immerzu auf den Ernie-Bauch schauen. Sie roch das Rasierwasser, welches sie schon jetzt nicht leiden konnte. Wofür auch ein Rasierwasser bei diesem Bart? Ernie-Bert-Nikolaus schenkte ihr eine Schultasche. In ihr befanden sich die Puppenkleider für ihre beiden Barbiepuppen.

Kein Kind wünschte sich an diesem Tag mehr als Milli, es würde tatsächlich einen Nikolaus geben.....
 



 
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