Erster Versuch: Primitive Apokalyptik?

derjambo

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Primitive Apokalyptik ?
Stockdunkle Nacht, nur leises Atmen, dass war alles was ich hörte, wir schreiben das Jahr 2156, es ist September und es ist eisig kalt für diese Jahreszeit. Es ist nun 9 Jahre her seit der Komet in die Erde einschlug und den Virus, der tief im Erdinneren lauerte, entfesselte. Die Großstädte waren schneller verwüstet als ein Supermarkt beim Schlussverkauf, Supermarkt...ein Wunder das ich mich noch an derartige Zustände erinnere, egal, selbst die Kleinstädte warteten nicht lange auf ihre Zerstörung, es ging blitzschnell. Einzelne Camps und improvisierte Staaten, bestehend aus Blechhäusern, regiert von machtgierigen Überlebenden, die sich als wertvoller empfinden als der Rest und versuchen durch Unterdrückung ihr Überleben zu sichern, das war alles was übrig blieb.
Ich war ein Alleingänger, schon immer, schon bevor ich zwangsweise auf mich selbst gestellt war. Ich suchte nie den Kontakt nach außen, ich erwartete auch keine Akzeptanz als Gegenleistung, ich lebte für mich und sonst niemand. Es kümmerte mich nicht was die Leute von mir hielten, schon damals verbrachte ich also den Großteil meines Lebens alleine. Doch jetzt ist alles anders, Alleingänger sein ist der wertvollste Überlebenstipp überhaupt um in dieser Welt zu bestehen. Die Menschen sind selbstgerecht, sie sind Heuchler, nur ihren eigenen Vorteil im Sinn, genau wie ich. Deshalb schließe ich mich keiner Gruppe an, ich wäre nur ein kleines Etwas zwischen zerreißenden Fangzähnen, die mich jede Sekunde zerfleischen könnten.
Ich habe noch 3 L Wasser und genug Essen für 3 Tage, ich muss bald auf Beutezug gehen...doch wen erwische ich diesmal? Ein kleine Gruppe Überlebender oder gar Einzelreisende? Ganz egal, ich werde mir nehmen was ich brauche, keiner wird mich davon abhalten können, ich bin rücksichtslos geworden, eiskalt. Doch war ich schon immer so grausam? Ich frage mich manchmal warum wir so formbar sind, warum wir uns unserer Situation derart anpassen, warum wir zu solchen Kreaturen werden nur um unser kümmerliches Leben zu retten? Was gibt es schon in dieser Einöde die sich Erde nennt? Gewalt und Tod sind die gegenwärtigen Prinzipien, doch war es nicht schon lange so ? Ich fühle nichts mehr, selbst wenn ich bluttriefend über ihre leblosen Körper rage und mich selbst nicht erkenne. Anfangs war es ein totales Chaos, Menschen starben massenweise, nicht nur der Virus forderte seine Opfer, Egoisten wie ich es bin, machten vor niemanden Halt.
Am Tag des Ausbruchs wusste ich was ich zu tun hatte, ich schnappte mir genug Proviant und meine Pistole...Kaliber 9mm, geladen und schussbereit, auf alles und jeden der sich mir in den Weg stellte, das dachte ich zumindest. Als der erste Plünderer auf mich zu stürmte zögerte ich und er entriss mir meine Pistole und rannte davon. Da stand ich nun also, unbewaffnet, mit reichlich Nahrung, alleine, ich zog durch dunkle Gassen auf der Suche nach einem Unterschlupf, meine Wohnung war längst zerstört soviel stand fest. Überall Flammen und zerfetzte Körper, zertrampelt von den Menschenmengen.
Schüsse, ich bin schweißnass, ich muss eingeschlafen sein. Ich packe meine Waffe und bin still, ich beobachte die Gegend genau, sie sind raffiniert geworden, immer hinterlistiger, doch ich bin vorbereitet. Messerstich von links, ich weiche aus und schieße, Blut, überall. Mein Gesicht ist getränkt davon, Kopfschuss, ich erwischte ihn direkt in der Stirn, ich sah ihn an und empfand nichts, ich wusste nur ich überlebte und er nicht. Tag ein Tag aus spiele ich dieses Spiel, wie lange wird es wohl noch so weiter gehen? Ich hoffe all das findet bald ein Ende, denn ich bin müde, meine Muskeln sind schlaff, seit Wochen kein richtiger Schlaf, das ständige Kämpfen, ich sollte mich ausruhen.
Zeitsprung, es ist Januar, der Winter war ruhig, viele Banden ziehen sich im Winter in ihre Unterschlüpfe zurück, nachdem sie den ganzen Herbst plünderten. Ich bin immer noch alleine, einige Gruppen baten mir ihre Hilfe an, doch diese Gruppen sind nicht mehr, ich metzelte sie nieder, doch warum? Es ist nicht so, dass ich sie hätte töten müssen, doch mittlerweile bin ich so gefühlstaub, dass ich selbst kaum glaube, innerlich möchte ich wieder fühlen, doch es ist Nichts mehr von meinem Inneren übrig, ein stiller Schrei in mir, der an meinem leeren Körper widerhallt und langsam verstummt, mit jedem Tag nähere ich mich der absoluten Isolation meines Bewusstseins, was werde ich dann sein? Ein Körper, ohne Gefühle, erpicht zu töten und zu fressen? Werden wir durch Einsamkeit zu Tieren? Manchmal brenne ich darauf zu erfahren, wie es wohl sein müsse, all das nicht als Mensch sondern als Gott zu erleben. Was rede ich wieder für Stumpfsinn, Gott, was soll das heißen? Es gibt niemand und nichts in unserem Universum, der eine solche Evolution zulassen würde, hätte er die Möglichkeit es zu verhindern. Den Glaube habe ich bereits vor dem Einschlag verloren. Schicksalsschläge, nicht die meinen, sondern weltweite Ungerechtigkeit, Krieg und Leid. Sollte das alles von einem „Gott“ erschaffen worden sein? Nein, die Menschen dürfen sich keinen Sündenbock suchen, wir alleine sind an all dem Schuld gewesen. Und wo hat es uns hingeführt? Was wäre gewesen wenn es keine Waffen gäbe, wenn niemand wüsste was Krieg ist, wenn der Tod etwas natürliches ist und nicht durch Blutbäder erzwungen wird?
Doch zurück zu mir, ich habe mir einen Unterschlupf sichern können, eine Höhle, außerhalb der Stadt. Es wird Zeit, ich muss meine Vorräte aufstocken, ich brauch nicht viel, ich bin schließlich alleine. Auf leisen Sohlen, leichtes Gepäck, begebe ich mich in die Stadt, bereits am Stadtanfang sichte ich mehrere Gruppen, doch ich schleiche mich lautlos vorbei. Kein Mucks, ein Lager, verlassen, zumindest dem Anschein nach. Ich nähere mich langsam, stopp, 2 Wachen, einer mit Sturmgewehr bewaffnet, der Andere mit Schrotflinte, keine Messer, leichtes Spiel für mich. Ich pirsche mich an, den Schrotflintenträger knöpfe ich mir zuerst vor. Unbemerkt meuchle ich ihn nieder, ein Schuss landet plötzlich neben mir, Scharfschütze, eine Sekunde später, Blut, mein Bein ist verletzt, ich liege am Boden. Ein Trupp kommt auf mich zu gestürmt, sie heben mich auf, grimmige Mine, er zückt das Messer, kurz bevor er mich erwischt sehe ich mich selbst, auf einem Berg von Leichen sitzend, mit blutverschmierten Zähnen. War ich es der all diese Gewalt provozierte , war ich es, der den Menschen ihre Seele raubte und sie zu Tieren machte? Ich bin mir nicht sicher, doch in einem Punkt bin ich mir sicher, ich werde sterben und werde nicht mehr sein als derjenige, der sich mir in den Weg stellte. Ich sterbe genauso, wie ich andere aus dem Leben riss, ohne Reue, ohne Gefühle, das ist mein Werk, meine Geschichte, meine Welt die nun ein Ende hat. Sie endet wie sie begann, mit einem dunklen Nichts.
Written by J.M.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo derjambo, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq

Überprüfe den Text noch einmal auf Rechtschreibung und Interpunktion. Derzeit habe ich den Eindruck, dass es immer mehr Texte mit persönlicher Apokalypse gibt. Bin gespannt, was andere dazu sagen.


Viele Grüße von DocSchneider

Redakteur in diesem Forum
 



 
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