Ertränken

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Walther

Mitglied
Ertränken


Ich freute mich auf Meer und rote Rosen,
Bekommen habe ich den Goldfischteich
Mit ein paar Wasserblumen und mehr Laich:
Die Liebe als ein Dauerwitz in Dosen.

Wer klug ist, der beschwert sich immer gleich
Und lässt die Worte wie die Wasser tosen:
Versprechungen von diesen lässig losen
Triefäugigen Verführern, die so reich

An Ausflüchten in Herzen schamlos hausen,
Davon sich stehlend, wenn es schließlich gilt,
Sie sind gemein und haben nicht nur Flausen,

Wie Muttern das bei ihren Kindern schilt:
Man sollte sie nicht nur ein wenig lausen,
Ertränken sollt man sie, das blieb im Bild.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hallo Walther,

das geht (einmal mehr) in Richtung Dichtkunst. Wenn sie es nicht schon ist. Und, man fühlt sich ertappt.
Ich schwanke, will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, deshalb "nur" die 8. So bleibt noch Luft nach oben.

Lieben Gruß,
Gerd
 

Walther

Mitglied
Lieber Gerd,

danke für den Mut machenden Eintrag. :)
... das geht (einmal mehr) in Richtung Dichtkunst. Wenn sie es nicht schon ist. Und, man fühlt sich ertappt.
Ob das Dichtung ist? Ich bezweifle es. Sagen wir einmal, es ist ein ganz ordentlich gewordenes Sonett über ein sattsam bekanntes und ausgetretenes Thema aus einer etwas anderen Perspektive.

Dabei ist es, wie mein mütterlicher Fanclub dazumeinte, als ich es ihr nebst "Unter Fischen VI" zum Geburtstag verehrte, ein klassisches Sonettchen mit einer echten Moral, "... wobei da wohl Wilhelm Busch vorbeigelaufen ist." Stimmt, denn erstens hatte er diese morbide Ader und zweitens, wie wir von den Biographen wissen, ist er als echte Hagestolz von diesem Planeten geschieden. Man spekuliert, der Grund sei eine unglückliche Liebe gewesen und die Damenwelt, die dem gutaussehenden Dichter gelegentlich derart handfeste Avancen gemacht haben soll, daß dieser, eher zurückhaltend sensibel und zurückhaltend in diesem Falle, sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen hat.

Ich habe das Gedicht für meine Tochter verfaßt, sozusagen als spaßiges Aperçu zum Thema "Beziehungskatastrophen" im Allgemeinen und Besonderen. Schließlich gebrauchen wir ja inzwischen auch die Gefühle, die anderer und die eigenen, nach der Methode "Wegwerfartikel". Auf die Dauer geht das leider nicht gut, weil die Verletzungen irgendwann soviel Narbengewebe hervorbringen, daß wirkliche Beschädigungen und daraus folgend eine Einschränkung der Beziehungsfähigkeit die Folge ist. Womnit wir wieder beim Preis der Freiheit wären.

In diesem Sinne eine gute Zeit.

Und hoffentlich ist bei mir noch Luft nach oben drin, sonst wäre ja kein Fortschritt mehr möglich, und davor fürchte ich mich mehr als, daß es mich quälte, nicht "perfekt" im Sinne von richtig gut zu sein. Nichts ist schlimmer als der Stillstand, so ist in diesem Falle jedenfalls meine Devise. Daher bin ich mit dieser "8" mehr als zufrieden. :)

Gruß W.
 



 
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