Erwachen

Feder

Mitglied
Aroma, Duft. Ein Hauch von Zeder.
Seltenheitswert. Ein edles Holz.
„Geschenk des Himmels“ sagte jeder.
Sie lächelte. Nicht frei von Stolz.

Seit Jahren war sie auf der Suche.
Dann stand im Garten dieser Baum.
Sie wusste mehr über die „Buche“.
Die Wurzel war ein Kindheitstraum.

Sie war ihr Freund und Weggefährte.
Sie stand für all das, was nicht geht.
Sie war es, die sie Sehnsucht lehrte.
Vom Blatt her bunt, im Stamm bewegt.

Das Dach bot Schutz bei allen Sorgen.
Das Grün war üppig – voller Kraft.
Der Stamm bewies das Gestern, Morgen.
Das Wurzelwerk die Leidenschaft.

Sie lehrte Wandel. Blätter fielen.
Die junge Frau wuchs längst heran.
Vorbei die Kinderzeit. Das Spielen.
Erwachsensein stand auf dem Plan.

Es kam die Zeit, dass sie sich schämte.
Für alles Wachstum. Jeden Ring.
Sie schwieg, den Baum nicht mehr erwähnte.
Auf Jahre – während Zeit verging.

Sie wollte sich von Träumen trennen.
Verlor sich – in Realität.
Doch niemand schien sie dort zu kennen.
Und für die Rückkehr schiens zu spät.

Wie sollte sie die Krone richten?
Das Efeu wucherte am Stamm.
Das Wurzelwerk verlief in Schichten.
Dort, wo eins Gras wuchs, war nun Schlamm.

Sie sollte keinen Zweig verletzen.
Denn keiner wuchs von ungefähr.
Sie wollte auch nichts neu ersetzen.
Denn alles hier stand für Gewähr.

Sie trauerte um jede Lüge.
Der Baum gab nach und sie verstand.
Ihr Herz glich seinem Blattgefüge.
Sie hatte sich durch ihn erkannt.

Sie war längst Teil von ihm geworden.
Beide Partikel einer Welt.
Sein Schatten hatte sie geborgen.
Ihr Licht sein Wachstum hergestellt.

Er richtete sein Blattgefüge.
Sie sah – in Folge – bis zum Grund.
Verborgen rankten junge Triebe
um einen Ring – aus alter Stund ...
 
S

Sansibar

Gast
Freude, Freude

Liebe Feder,
lange nichts von dir gelesen und nun kommst du mit diesem schönen Gedicht zurück. Danke dafür und hoffentlich wieder mehr von dir
Gruß
Sansibar
 

Brigitte

Mitglied
Ist doch der Baum des Menschen Freund,
in dessen Schatten man gerne träumt.
Ist Schutz und Schild vor Sonnenlicht,
und hält sogar bei Regen dicht.

Er ist gewachsen - von gutem Holz,
und seine Äste, die trägt er stolz.
Am Anfang da ist er zwar noch klein,
pflegt man ihn nicht - geht er ein.

Man kann Herze in die Rinde ritzen,
stundenlang unter seinen Zweigen sitzen.
Nur eines möcht man nie erleben,
dass es einst wird ihn nicht mehr geben.

Liebe Feder,
Und wieder ein wunderschönes Gedicht, es ist einfach schön, deine Gedichte zu lesen, ich musste es mir gleich zweimal zu Gemüte führen:).

Bis bald und
liebe Grüsse
deine Brigitte
 

La Noche

Mitglied
Hallo Feder,
Freue mich mal wieder was von dir zu lesen. Kann mich nur anschließen: es ist ein wirklich schönes Gedicht.

LG,
La Noche
 

Johanna

Mitglied
Liebe Feder,
schön, daß ihr beide, der Baum und Du, den Weg zum Licht gefunden habt. Dein Gedicht hat mich sehr berührt.
Liebe Grüsse
Johanna
 

Feder

Mitglied
Hallo ihr Lieben!
Danke für euere Zeilen.
Der Baum steht für mein Leben und seinen Inhalt. Für den Weg, den ich gegangen bin und das Ziel, dass ich gefunden habe. Damit natürlich auch den Menschen, durch den dieser Baum weder hätte wieder wachsen können; weil ich den Weg zurück gar nicht mehr gefunden hätte.
Diese Zeilen waren ein Dank ans Leben, den, der es mir eingangs geschenkt hat und an den Menschen, den ich treffen durfte und mit ihm seinen und meinen - nämlich EINEN - Weg weitergehen will.

Liebe Grüße und eine schöne Adventszeit!

Euere Feder



Der Baum ist ein Produkt der Jahre.
Sein Alter misst sich nicht in Zeit.
Er wiederholt das Wunderbare.
Ein Spiegelbild der Zweisamkeit.

Die Äste wachsen von tief drinnen.
Sein Stamm gilt dem, was man verehrt.
Sein Wachstum wird stets neu beginnen.
Wenn man zum Ursprung wiederkehrt.

Sein Blattwerk wird den Sinn umsorgen.
Mit Chlorophyll – durch Schaffenskraft.
Er steht für Leuchtkraft – heut und morgen.
Die Auswirkung ist zauberhaft.

Er setzte Zeichen – ließ mich gehen.
Was folgen sollte, ist gescheh’n.
Er wusste um das Wiedersehen
und heut sag ich ihm Dankeschön.

Ich lernte viel durch seine Freunde.
So unterschiedlich, wie sie sind.
Sie waren Botschafter und Träume.
Sie sprachen zu mir durch den Wind.

Durch ihren Hauch hab ich erfahren
wofür der BAUM DES LEBENS steht.
Er ändert sich nicht mit den Jahren.
Er wartet, auch wenn Zeit vergeht.

Erst, als ich die Bestimmung spürte
war ich im Reinen – selbst berührt.
Ich sah, was mich im Grunde führte.
Das, was erfüllt. Was Leben kürt.

Ein Mensch mit aller gleichem Willen.
Mit gleicher Sehnsucht, gleichem Ziel.
Ein erster Blick – ein Sicherfühlen.
Ausdruck, der in die Seele fiel.

Aus allem Ahnen wuchs ein Wissen.
Aus allem Suchen ein Gespür.
Wesen, Gemüt, Herzstück – ein Kissen.
Die Krone wuchs und ward ein WIR.
 



 
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