Erwin

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Erwin
Erwin Schreiber war ein attraktiver Fünfziger. Vor sechs Wochen erst hatte er im Gemeindehaus seines Dorfes mit all seinen Freunden aus dem Kirchenkreis, der Feuerwehr und dem Fußballverein Münztal seinen Geburtstag gefeiert. Der erste Vorsitzende vom FC hatte ihm mit feierlicher Laudatio einen speziell in Auftrag gegebenen Trainingsanzug überreicht. Einen, der mit Erwins Namen und seinem neuen Titel bedruckt war. Erwin war ja vor kurzem zum Jugendtrainer der F-Junioren, auch Pampers-Mannschaft genannt. Auf diese Aufgabe freute er sich besonders. Er konnte gut mit Kindern umgehen; das zumindest hatte seine Frau ihm früher immer wieder bestätigt, wenn er sich liebevoll und in zärtlicher Aufmerksamkeit um seine beiden Kinder kümmerte. Das allerdings war inzwischen schon zwanzig Jahre her. Doch er dachte sehr gern an diese Zeit. In dieser hatte er nur ganz selten schlaflose Nächte. Alpträume und Blackouts schienen für immer ein Thema der Vergangenheit zu bleiben. Es war eine absolut gute Zeit, wahrscheinlich sogar die beste seines Lebens.

Seine Frau hatte Erwin bei einem Kreiskirchentag kennengelernt. Sie war als Referentin angereist und hielt, als blutjunge Studentin, eine so brillante Rede, dass sie dafür tosenden Beifall erntete. Zu allem Überfluss war sie auch noch bildhübsch. Die braunen Locken umschmeichelten den schlanken Hals und betonten volle geschwungene Lippen. Ihre Kurven schienen wie nach den Maßen von Marilyn Monroe gezeichnet. Er, Erwin hatte sich die ganze Zeit gefragt ob sich überhaupt ein Mann auf ihre Rede konzentrieren konnte.
Keinen Moment hatte er sie aus den Augen gelassen, keine Gelegenheit wollte er verpassen um sich ihr zu nähern.
Frech und gewitzt wie er sich gern zeigte, war er am Ende ihrer Rede blitzschnell auf die Bühne gesprungen, hatte das Micro ergriffen und sie gebeten, für den Rest des Tages sein Gast zu sein.

Damals agierte sein Vater als Küster der Gemeinde und er Erwin, hatte von klein an bei den Gottesdiensten und vielen anderen Aufgaben mitgeholfen. So wunderte sich niemand besonders über seine öffentliche Einladung. Man war schon einige unkonventionelle Verhaltensweisen von ihm, Erwin, gewohnt.
Es hatte sofort zwischen ihm und ihr gefunkt.
Komischerweise verlor er bei Karin die Scheu vor einer engen Beziehung.
Obwohl er im Dorf von den Mädels sehr umschwärmt wurde, war Karin seine erste intime Freundin. Es war ein Traum mit ihr, den er niemals zu Ende träumen wollte.
Erwin trug sie auf Händen. Brachte ihr Blumen. Und wenn er beruflich eine Reise unternahm ging er in Dessous-Läden und kaufte ihr neckische Hemdchen und Babydolls. Nach einigen Monaten aber wagte er sich auch, ihr andere zarte und aufreizendes Dessous mitzubringen. Er kannte ihre Größe, beim Kauf hatte er stets ihren Körper und ihr strahlendes Gesicht vor Augen. Karin war dankbar und glücklich über Erwins Aufmerksamkeit.

Im folgenden Jahr heirateten sie und wiederum ein Jahr später wurden seine Töchter geboren.
Diese kleinen, zarten Wesen, wagte er die ersten Wochen erst gar nicht anzufassen. Aber Karin ermutigte ihn sehr. So begann er, Windeln zu wechseln,Brei zu kochen und die beiden, je eins links und rechts auch Nachts herumzutragen.
Ein bisschen neidete er den Babys ihre Zartheit und Feingliedrigkeit. Sie waren als Mädchen geboren und durften ohne sich zu blamieren, diese auch zur Schau stellen. Er aber musste immer den Coolen mimen. Den Alleskönner, den Alleswisser. Den, der sich auch mal mit einem Fußballschuhstollen gegen das Schienbein treten ließ und der sich nicht vor brennenden Häusern fürchtete. So witzig und cool fand er seine Aufgabe in den Vereinen nun auch wieder nicht. (Aber in einem Dorf hatte nun mal jeder seinen Teil zur Gemeinschaft beizutragen. Wie sonst konnte ein lebendiges Miteinander zustande kommen? Was wäre wenn kein Dorfbewohner Bereitschaft zeigt eine ehrenamtlich Tätigkeit zu auszuüben?
Erwin war nicht von der Sorte der Drückeberger. Er machte sich klar,dass die Mädchen seine Schutzbefohlenen waren und er für sie zu sorgen hatte. Punkt und basta. Was nutze es, sich mit Neidgefühlen zu beschäftigen. Und überhaupt…
Karin hatte die Kinder geboren. Sie hatte Melanie und Marissa nahezu neun Monate lang unter dem Herzen getragen. Ihr Bauch war zu einer unförmigen Kugel heran gewachsen. Karin hatte während dessen über zwanzig Kilo zugenommen. Trotzdem kam kein einziges übles Wort aus ihrem Mund. Er hätte ihr so gern von der Last abgenommen, hätte wenn möglich auch Mal für eine längere Zeit den Bauch getragen. Ja und sogar Ihre riesigen Brüste hätte er gern genommen.

Damals geschah es,dass er sich das erste Mal beim Büstenhalter für Karin verkauft hatte. Karin war im siebten Monat schwanger und er wollte ihr zeigen,dass sie nach wie vor begehrenswert war. Er kaufte ihr einen rosafarbenen, seidenen Büstenhalter, der zwei Nummer zu klein war. Erwin sollte ihn umtauschen. Aber er kaufte lediglich ein größeres Modell in gleicher Ausführung und legte sich das kleinere Modell ganz hinten in den Wäscheschrank. Es konnte ja sein, dass er Karin später wieder passen würde.
Karin wurde zwar wieder schlanker, aber nie mehr so schlank wie sie zuvor. So schlummerte der rosefarbene immer noch, jetzt zwanzig Jahre später, in der hintersten Ecke seines Schrankes.
Erwin kaufte seiner Karin nun wieder entsprechend passende Oberteile. Im Laufe der Jahre entwickelte er eine immer größere Begeisterung für zarte Frauenwäsche. Im engsten Freundeskreis blieb dies nicht verborgen, da Erwin bei üppigen Dekolletes Stielaugen bekam. Mit seinem losen Mundwerk hatte er dazu immer ein paar lockere Sprüche auf Lager. Ab und an spöttelten seine Freunde mit lautem Gegröle, er solle sich doch Silikontitten machen lassen, dann könne er sie immer ungeniert anfassen. Schließlich gäbe es auch Frauenfußball.


Erwin saß sicher mehr als eine Stunde auf der Toilette. Im Nachhängen seiner Gedanken an frühere Zeiten hatte er alles andere um sich herum vergessen.
Was wussten die denn schon wie ihm zu Mute war, welche Wünsche und Heimlichkeiten er hegte, was ihn quälte.

Er riss eine Fahne Klopapier ab und versuchte, während er sich säuberte auf andere Gedanken zu kommen.
Karin hatte ihn gebeten den Abfluss vom Spülbecken zu reinigen, bevor sie in die Stadt fuhr. Seine Töchter blieben Wochentags im Studentenwohnheim. Wenn Karin ihre Freundin traf, kam sie selten vorm späten Abend zurück. So konnte er den ganzen Nachmittag, ohne wenn und aber, für sich genießen.
Mit einem tiefen Atemzug verließ er das Bad und begab sich in der Küche ans Werk. Aber es klappte nichts. Er war fahrig, unkonzentriert. Hatten ihn die Gedanken an früher so von der Rolle gebracht? Er ging in die Garage,um passendes Werkzeug holen. Auch ein paar Putzlappen brauchte er noch. Er wühlte in der Altkleiderkiste und entdeckte darin Karins Umstandkleidung. Endlich hatte sie ausrangiert.
Sein Herz begann zu flattern. Seltsames Geschick; eben erst hatte er von der Zeit geträumt und nun… . Mit zittrigen Händen nahm er das rote Kleid mit dem etwas zu tiefen Ausschnitt und Rüschen auf. Erwin presste seine Nase tief hinein. Es hatte noch immer einen Hauch des betörenden Duftes von damals. Ihm wurde schwindelig und gleichzeitig fühlte er, wie eine innere Leichtigkeit und ein großes Selbstverständnis in ihm wuchs, so als habe er Cannabis geraucht. Er wühlte weiter, und fand all die Dinge die er so liebte, um die er Karin beneidete, wie konnte sie diese nur wegwerfen.
Erwin vergaß seinen ursprünglichen Anlass der ihn in die Garage trieb, nahm den Arm voller Kleidung und trug sie hinauf ins Schlafzimmer. Er suchte den kleinen rosefarbenen BH, riss sich sein T-Shirt vom Körper, hielt sich das winzige Etwas vor seine haarige Brust. Nein, der passte nicht. Kurzentzschlossen Mchte sich Erwin an Karins Wäscheschrank zu schaffen. Erwin wühlte alles auf einmal aus der Schublade, fand aber keine passende BH-Größe. Er hatte doch in letzter Zeit schon Mal zu große Bustiere und Höschen gekauft. Wo waren die nur? Ach ja, er hatte sie im Koffer versteckt anstatt einen Umtausch zu organisieren. Zitternd kramte er im Koffer und entschied sich für ein dunkelrotes Satinhemdchen.
Es hatte ausgepolsterte Büstenteile. Ein passendes Höschen war angeheftet.
Zögernd glitten seine Hände über die glatte kühle Faser. Er spürte Erregung pur. Schnell entglitt er seiner Boxershorts und zwängte seine aufmüpfige Männlichkeit in den knappen Tangaslip. Es war nicht gerade geschickt von "klein Erwin" dass er sich partout ans Tageslicht drängeln wollte. „Groß Erwin“ hatte in der Tat seine liebe Not mit diesem vorwitzigen Kerl. Die Brust war zu flach, irgendwo im Bad gab es Watte.

Im Spiegel sah er seinen dunklen Stoppelbart. Weg damit, mit einer gründlichen Nassrasur, und Peelinggel rubbelte er sein Gesicht. Die Rötungen versuchte er mit Karins Makeup zu überdecken. Seine ungeübten Hände waren nicht besonders geschickt dabei. So nahm er lieber etwas mehr von der dunklen Creme. Sein schwarzes Haar trug er seit seiner Jugend zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden. Er wagte es ihn zu öffnen und klemmte sich links und rechts übers Ohr je eine zierliche Haarklammer hinein.
Plötzlich tauchte ein Bild vor im auf, ein Bild aus Kindertagen, an denen seine Mutter ihm auch Haarklammern ins Haar gesteckt hatte, ihn liebkoste und manchmal flüsterte, wie schön es wäre, wenn er ihr kleines Mädchen wäre. Sie hatte sich schon immer ein Mädchen gewünscht. Aber dann wurde Erwin geboren. Mutter durfte keine Kinder mehr bekommen. So blieb er ihr Ein- aber nicht Alleskind. Was hätte er dafür gegeben, wenn er statt Erwin eine Elke oder Edlgard geworden wäre! Ihr kleines Mädchen eben!
Ach was, er verdrängte diese Gedanken mit einem unbewussten Kopfschütteln. Nun hatte er endlich den Mut, seine heimliche Sehnsucht einmal in die Tat umzusetzen, ohne dass er Karin in Angst und Schrecken bringen würde. Bisher wollte Erwin auf gar keinen Fall riskieren, dass sie vielleicht auch noch die Achtung vor ihm verlor. Nach all den Jahren war sie für ihn immer noch die schönste und liebenswerteste Frau die er nach seiner Mutter jemals kennengelernt hatte. Und jetzt würde er völlig mit ihr verschmelzen, Barfuss mit den Schritten eines Hünen, wohlgemerkt in außergewöhnlicher Kampfkleidung, eilte er ins Schlafzimmer zurück.
Dann streifte er sich behutsam, beinahe zärtlich das rote Kleid aus Singlejersy über. Wie wunderschön es war, obwohl, soviel Bauch hatte Egon nie besessen. Er begab sich wieder an Karins Schrank und lieh sich einen weichen schwarzen Ledergürtel aus, den er so eng schnallte, dass man ein bisschen Taille erahnen konnte.
Im Grunde fehlten nur noch die passenden Schuhe. Das allerdings stellte bei Schuhgröße fünfundvierzig ein Problem dar. Karins Schuhe hatten die Größe neununddreißig. Seine Töchter auch. Als er an sich herunterschaute, musste er schmunzeln. Er war eine Lady mit Elbkahnschuhgröße.
Fieberhaft überlegte Erwin wie er an entsprechende Schuhe herankommen konnte. Plötzlich fuhr es im durch den Kopf das seine Mutter früher in einem Schuhgeschäft gearbeitet hatte und das sie manchmal Ausstellungsstücke mit kleinen Mängel geschenkt bekam. Eines Tages brachte Mutter ein Paar riesengroße grauePumps mit, die für Werbezwecke ausgedient hatten. Wenn es diese Schuhe noch gab, dann war die einzige Möglichkeit sie auf dem Dachboden Er griff in die Ecke wo der Stab stand mit dem er die Falltüre des Spitzbodens öffnete. In gewohnter Manier stieg er gleich auf die zweite Stufe der Treppenleiter und ratsch… riss er sich die linke Saumnaht seines Schwangerschaftskleides auf. Er würde sich noch gewaltig umstellen müssen, um mit den Bedingungen eines Frauendaseins klar zu kommen. Ärgerlich kletterte er nun vorsichtig Stufe für Stufe hoch. Auf dem Spitzboden konnte er nur sehr gebeugt gehen, weil dieser mit ein Meter achtzig Höhe zu niedrig für seine stattliche Größe war. Es dauerte eine Ewigkeit bis Erwin sich zum Giebel des Hinterhauses vorgearbeitet hatte und die Stapel Kartons, vollgepackt mit unnützen Dingen vergangener Tage, durchsucht hatte. Er fand sie einfach nicht. Hatte er sich getäuscht. Waren die Pumps, von ihm unbemerkt, entsorgt worden? Solche Anwandlungen traute er Karin durchaus zu.
Missmutig… drehte er sich zur Falltüre hin, wäre zu schön gewesen um wahr zu werden. Genau in dem Moment als der auf die obersten Stiege der Leiter seinen Weg nach unten antrat, hörte er Stimmen vor seinem Haus. Sein Körper erstarrte.
Erwin wollte eilig wieder die Stufen hinaufsteigen, doch das Lähmungsgefühl hielt an. Sein Atem stockte, im Erdgeschoß wurden Schlüsselgeräusche deutlich. Ihm wurde heiß und kalt während er jeden einzelnen Pulsschlag vernahm. Aus der Diele rief eine sehr vertraute Stimme: Erwin, hallo Erwin ich bin wieder da! Erwin rührte sich nicht, sein Kopf dröhnte und schien jeden Moment zu platzen. Herzstiche, Engegefühl in seiner Brust. Erwin, warum antwortest du denn nicht, hallo. Dicke Schweißperlen bildeten sich auf Erwins Stirn. Das Dröhnen wurde zunehmend stärker.
Erwin: „Wo bist du denn? Ich habe uns Kuchen mitgebracht.“
Erwin wollte sich wieder mit großem Kraftaufwand nach oben bewegen. Doch vor seinen Augen bildeten sich Blitze.Gleichzeitg empfand er wahnsinnige Schmerzen, die bis in den linken Arm auststrahlten.
Karin lief in jeden Raum des Untergeschosses. Erwin hatte nichts davon gesag,das er außer Haus gehen wollte. Auf dem Küchenboden lag der auseinander gebaute Siphon des Spülbeckens. Verwundert stieg Karin langsam die Stufen zur oberen Etage hoch. Von dem Linksknick der Treppe aus konnte sie Erwins nackte Füße erkennen.
Erwins Atem ging schwer, vor seinen Augen wurde es Nacht. Karin setzte leicht erbost zum wiederholten Rufen an als Erwin die Leiter regelrecht herabrutsche sich überschlug und ihr unaufhaltsam entgegenflog. Sie wollte ihn aufhalten, er aber riss sie mit nach ganz unten.

Es war inzwischen Samstagmorgen. Melanie und Marissa hatten wie jeden Samstag Brötchen eingekauft. Beide staunten über den vollen Briefkasten. Das war doch gar nicht Papas und erst recht nicht Mamas Art. Marissa steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Haustüre. Nach wenigen Zentimetern aber blockierte etwas ihren Eintritt. Während Melanie zum Kellereingang eilte kramte sie den kellerschlüssel aus ihrem Schlüsselbund hervor.Lies die Türe einfach weit offen stehen und rannte förmlich die Stufen zur Diele hinauf. So etwas hatte es noch nie gegeben, die Eltern waren immer zu Hause. Marissa hörte von draußen Melanies schrillen Schrei. Angsterfüllt rannte sie durch den Keller ins Haus. Im Flur lag Mama unterm Papa begraben und Melanie hatte sich laut schluchzend über die beiden geworfen. Ihr begannen die Knie zu zittern. Sie zog Melanie zur Seite Schulter und befahl ihr mit heißerer Stimme den Arzt anzurufen während sie erstmal ihrem Vater die Hand auf Stirn legte und dann die Schlagader ertastete. Es gab kein pulsieren mehr. Unschwer konnte sie erkennen das die Leichenstare bereit eingetreten war.
Auch Karin war blass und kalt... ihr Puls war schwach, sehr schwach. Der Tod schwebte ein zweites Mal durch den Raum.

Weitaufgerissenen Augen stellten wortlose Fragen.


© Heike Keuper-g / Mai 2010
 
Erwin

Erwin Schreiber war ein attraktiver Fünfziger. Vor sechs Wochen erst hatte er im Gemeindehaus seines Dorfes mit all seinen Freunden aus dem Kirchenkreis, der Feuerwehr und dem Fußballverein Münztal seinen Geburtstag gefeiert. Der erste Vorsitzende vom FC hatte ihm mit feierlicher Laudatio einen speziell in Auftrag gegebenen Trainingsanzug überreicht. Einen, der mit Erwins Namen und seinem neuen Titel bedruckt war. Erwin war ja vor kurzem zum Jugendtrainer der F-Junioren, auch Pampers-Mannschaft genannt. Auf diese Aufgabe freute er sich besonders. Er konnte gut mit Kindern umgehen; das zumindest hatte seine Frau ihm früher immer wieder bestätigt, wenn er sich liebevoll und in zärtlicher Aufmerksamkeit um seine beiden Kinder kümmerte. Das allerdings war inzwischen schon zwanzig Jahre her. Doch er dachte sehr gern an diese Zeit. In dieser hatte er nur ganz selten schlaflose Nächte. Alpträume und Blackouts schienen für immer ein Thema der Vergangenheit zu bleiben. Es war eine absolut gute Zeit, wahrscheinlich sogar die beste seines Lebens.

Seine Frau hatte Erwin bei einem Kreiskirchentag kennengelernt. Sie war als Referentin angereist und hielt, als blutjunge Studentin, eine so brillante Rede, dass sie dafür tosenden Beifall erntete. Zu allem Überfluss war sie auch noch bildhübsch. Die braunen Locken umschmeichelten den schlanken Hals und betonten volle geschwungene Lippen. Ihre Kurven schienen wie nach den Maßen von Marilyn Monroe gezeichnet. Er, Erwin hatte sich die ganze Zeit gefragt ob sich überhaupt ein Mann auf ihre Rede konzentrieren konnte.
Keinen Moment hatte er sie aus den Augen gelassen, keine Gelegenheit wollte er verpassen um sich ihr zu nähern.
Frech und gewitzt wie er sich gern zeigte, war er am Ende ihrer Rede blitzschnell auf die Bühne gesprungen, hatte das Micro ergriffen und sie gebeten, für den Rest des Tages sein Gast zu sein.

Damals agierte sein Vater als Küster der Gemeinde und er Erwin, hatte von klein an bei den Gottesdiensten und vielen anderen Aufgaben mitgeholfen. So wunderte sich niemand besonders über seine öffentliche Einladung. Man war schon einige unkonventionelle Verhaltensweisen von ihm, Erwin, gewohnt.
Es hatte sofort zwischen ihm und ihr gefunkt.
Komischerweise verlor er bei Karin die Scheu vor einer engen Beziehung.
Obwohl er im Dorf von den Mädels sehr umschwärmt wurde, war Karin seine erste intime Freundin. Es war ein Traum mit ihr, den er niemals zu Ende träumen wollte.
Erwin trug sie auf Händen. Brachte ihr Blumen. Und wenn er beruflich eine Reise unternahm ging er in Dessous-Läden und kaufte ihr neckische Hemdchen und Babydolls. Nach einigen Monaten aber wagte er sich auch, ihr andere zarte und aufreizende Dessous mitzubringen. Er kannte ihre Größe, beim Kauf hatte er stets ihren Körper und ihr strahlendes Gesicht vor Augen. Karin war dankbar und glücklich über Erwins Aufmerksamkeit.

Im folgenden Jahr heirateten sie und wiederum ein Jahr später wurden seine Töchter geboren.
Diese kleinen, zarten Wesen, wagte er die ersten Wochen erst gar nicht anzufassen. Aber Karin ermutigte ihn sehr. So begann er, Windeln zu wechseln, Brei zu kochen und die beiden, je eins links und rechts auch Nachts herumzutragen.
Ein bisschen neidete er den Babys ihre Zartheit und Feingliedrigkeit. Sie waren als Mädchen geboren und durften ohne sich zu blamieren, diese auch zur Schau stellen. Er aber musste immer den Coolen mimen. Den Alleskönner, den Alleswisser. Den, der sich auch mal mit einem Fußballschuhstollen gegen das Schienbein treten ließ und der sich nicht vor brennenden Häusern fürchtete. So witzig und cool fand er seine Aufgabe in den Vereinen nun auch wieder nicht. (Aber in einem Dorf hatte nun mal jeder seinen Teil zur Gemeinschaft beizutragen. Wie sonst konnte ein lebendiges Miteinander zustande kommen? Was wäre wenn kein Dorfbewohner Bereitschaft zeigt eine ehrenamtliche Tätigkeit zu auszuüben?
Erwin war nicht von der Sorte der Drückeberger. Er machte sich klar, dass die Mädchen seine Schutzbefohlenen waren und er für sie zu sorgen hatte. Punkt und basta. Was nutze es, sich mit Neidgefühlen zu beschäftigen. Und überhaupt…
Karin hatte die Kinder geboren. Sie hatte Melanie und Marissa nahezu neun Monate lang unter dem Herzen getragen. Ihr Bauch war zu einer unförmigen Kugel heran gewachsen. Karin hatte während dessen über zwanzig Kilo zugenommen. Trotzdem kam kein einziges übles Wort aus ihrem Mund. Er hätte ihr so gern von der Last abgenommen, hätte wenn möglich auch Mal für eine längere Zeit den Bauch getragen. Ja und sogar Ihre riesigen Brüste hätte er gern genommen.

Damals geschah es, das er sich das erste Mal beim Büstenhalter für Karin verkauft hatte. Karin war im siebten Monat schwanger und er wollte ihr zeigen, dass sie nach wie vor begehrenswert war. Er kaufte ihr einen rosafarbenen, seidenen Büstenhalter, der zwei Nummer zu klein war. Erwin sollte ihn umtauschen. Aber er kaufte lediglich ein größeres Modell in gleicher Ausführung und legte sich das kleinere Modell ganz hinten in den Wäscheschrank. Es konnte ja sein, dass er Karin später wieder passen würde.
Karin wurde zwar wieder schlanker, aber nie mehr so schlank wie sie zuvor. So schlummerte der rosefarbene immer noch, jetzt zwanzig Jahre später, in der hintersten Ecke seines Schrankes.
Erwin kaufte seiner Karin nun wieder entsprechend passende Oberteile. Im Laufe der Jahre entwickelte er eine immer größere Begeisterung für zarte Frauenwäsche. Im engsten Freundeskreis blieb dies nicht verborgen, da Erwin bei üppigen Dekolletes Stielaugen bekam. Mit seinem losen Mundwerk hatte er dazu immer ein paar lockere Sprüche auf Lager. Ab und an spöttelten seine Freunde mit lautem Gegröle, er solle sich doch Silikontitten machen lassen, dann könne er sie immer ungeniert anfassen. Schließlich gäbe es auch Frauenfußball.

Erwin saß sicher mehr als eine Stunde auf der Toilette. Im Nachhängen seiner Gedanken an frühere Zeiten hatte er alles andere um sich herum vergessen.
Was wussten die denn schon wie ihm zu Mute war, welche Wünsche und Heimlichkeiten er hegte, was ihn quälte.

Er riss eine Fahne Klopapier ab und versuchte, während er sich säuberte auf andere Gedanken zu kommen.
Karin hatte ihn gebeten den Abfluss vom Spülbecken zu reinigen, bevor sie in die Stadt fuhr. Seine Töchter blieben Wochentags im Studentenwohnheim. Wenn Karin ihre Freundin traf, kam sie selten vorm späten Abend zurück. So konnte er den ganzen Nachmittag, ohne wenn und aber, für sich genießen.
Mit einem tiefen Atemzug verließ er das Bad und begab sich in der Küche ans Werk. Aber es klappte nichts. Er war fahrig, unkonzentriert. Hatten ihn die Gedanken an früher so von der Rolle gebracht? Er ging in die Garage, um passendes Werkzeug holen. Auch ein paar Putzlappen brauchte er noch. Er wühlte in der Altkleiderkiste und entdeckte darin Karins Umstandkleidung. Endlich hatte sie ausrangiert.
Sein Herz begann zu flattern. Seltsames Geschick; eben erst hatte er von der Zeit geträumt und nun…. Mit zittrigen Händen nahm er das rote Kleid mit dem etwas zu tiefen Ausschnitt und Rüschen auf. Erwin presste seine Nase tief hinein. Es hatte noch immer einen Hauch des betörenden Duftes von damals. Ihm wurde schwindelig und gleichzeitig fühlte er, wie eine innere Leichtigkeit und ein großes Selbstverständnis in ihm wuchs, so als habe er Cannabis geraucht. Er wühlte weiter, und fand all die Dinge die er so liebte, um die er Karin beneidete, wie konnte sie diese nur wegwerfen.
Erwin vergaß seinen ursprünglichen Anlass der ihn in die Garage trieb, nahm den Arm voller Kleidung und trug sie hinauf ins Schlafzimmer. Er suchte den kleinen rosefarbenen BH, riss sich sein T-Shirt vom Körper, hielt sich das winzige Etwas vor seine haarige Brust. Nein, der passte nicht. Kurz entschlossen machte sich Erwin an Karins Wäscheschrank zu schaffen. Erwin wühlte alles auf einmal aus der Schublade, fand aber keine passende BH-Größe. Er hatte doch in letzter Zeit schon Mal zu große Bustiere und Höschen gekauft. Wo waren die nur? Ach ja, er hatte sie im Koffer versteckt anstatt einen Umtausch zu organisieren. Zitternd kramte er im Koffer und entschied sich für ein dunkelrotes Satinhemdchen.
Es hatte ausgepolsterte Büstenteile. Ein passendes Höschen war angeheftet.
Zögernd glitten seine Hände über die glatte kühle Faser. Er spürte Erregung pur. Schnell entglitt er seiner Boxershorts und zwängte seine aufmüpfige Männlichkeit in den knappen Tangaslip. Es war nicht gerade geschickt von "klein Erwin" dass er sich partout ans Tageslicht drängeln wollte. „Groß Erwin“ hatte in der Tat seine liebe Not mit diesem vorwitzigen Kerl. Die Brust war zu flach, irgendwo im Bad gab es Watte.

Im Spiegel sah er seinen dunklen Stoppelbart. Weg damit, mit einer gründlichen Nassrasur, und Peelinggel rubbelte er sein Gesicht. Die Rötungen versuchte er mit Karins Makeup zu überdecken. Seine ungeübten Hände waren nicht besonders geschickt dabei. So nahm er lieber etwas mehr von der dunklen Creme. Sein schwarzes Haar trug er seit seiner Jugend zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden. Er wagte es ihn zu öffnen und klemmte sich links und rechts übers Ohr je eine zierliche Haarklammer hinein.
Plötzlich tauchte ein Bild vor im auf, ein Bild aus Kindertagen, an denen seine Mutter ihm auch Haarklammern ins Haar gesteckt hatte, ihn liebkoste und manchmal flüsterte, wie schön es wäre, wenn er ihr kleines Mädchen wäre. Sie hatte sich schon immer ein Mädchen gewünscht. Aber dann wurde Erwin geboren. Mutter durfte keine Kinder mehr bekommen. So blieb er ihr Ein- aber nicht Alleskind. Was hätte er dafür gegeben, wenn er statt Erwin eine Elke oder Edelgard geworden wäre! Ihr kleines Mädchen eben!
Ach was, er verdrängte diese Gedanken mit einem unbewussten Kopfschütteln. Nun hatte er endlich den Mut, seine heimliche Sehnsucht einmal in die Tat umzusetzen, ohne dass er Karin in Angst und Schrecken bringen würde. Bisher wollte Erwin auf gar keinen Fall riskieren, dass sie vielleicht auch noch die Achtung vor ihm verlor. Nach all den Jahren war sie für ihn immer noch die schönste und liebenswerteste Frau die er nach seiner Mutter jemals kennengelernt hatte. Und jetzt würde er völlig mit ihr verschmelzen, Barfuss mit den Schritten eines Hünen, wohlgemerkt in außergewöhnlicher Kampfkleidung, eilte er ins Schlafzimmer zurück.
Dann streifte er sich behutsam, beinahe zärtlich das rote Kleid aus Singlejersy über. Wie wunderschön es war, obwohl, soviel Bauch hatte Egon nie besessen. Er begab sich wieder an Karins Schrank und lieh sich einen weichen schwarzen Ledergürtel aus, den er so eng schnallte, dass man ein bisschen Taille erahnen konnte.
Im Grunde fehlten nur noch die passenden Schuhe. Das allerdings stellte bei Schuhgröße fünfundvierzig ein Problem dar. Karins Schuhe hatten die Größe neununddreißig. Seine Töchter auch. Als er an sich herunterschaute, musste er schmunzeln. Er war eine Lady mit Elbkahnschuhgröße.
Fieberhaft überlegte Erwin wie er an entsprechende Schuhe herankommen konnte. Plötzlich fuhr es im durch den Kopf das seine Mutter früher in einem Schuhgeschäft gearbeitet hatte und das sie manchmal Ausstellungsstücke mit kleinen Mängel geschenkt bekam. Eines Tages brachte Mutter ein Paar riesengroße graue Pumps mit, die für Werbezwecke ausgedient hatten. Wenn es diese Schuhe noch gab, dann war die einzige Möglichkeit sie auf dem Dachboden Er griff in die Ecke wo der Stab stand mit dem er die Falltüre des Spitzbodens öffnete. In gewohnter Manier stieg er gleich auf die zweite Stufe der Treppenleiter und ratsch… riss er sich die linke Saumnaht seines Schwangerschaftskleides auf. Er würde sich noch gewaltig umstellen müssen, um mit den Bedingungen eines Frauendaseins klar zu kommen. Ärgerlich kletterte er nun vorsichtig Stufe für Stufe hoch. Auf dem Spitzboden konnte er nur sehr gebeugt gehen, weil dieser mit ein Meter achtzig Höhe zu niedrig für seine stattliche Größe war. Es dauerte eine Ewigkeit bis Erwin sich zum Giebel des Hinterhauses vorgearbeitet hatte und die Stapel Kartons, vollgepackt mit unnützen Dingen vergangener Tage, durchsucht hatte. Er fand sie einfach nicht. Hatte er sich getäuscht. Waren die Pumps, von ihm unbemerkt, entsorgt worden? Solche Anwandlungen traute er Karin durchaus zu.
Missmutig… drehte er sich zur Falltüre hin, wäre zu schön gewesen um wahr zu werden. Genau in dem Moment als der auf die obersten Stiege der Leiter seinen Weg nach unten antrat, hörte er Stimmen vor seinem Haus. Sein Körper erstarrte.
Erwin wollte eilig wieder die Stufen hinaufsteigen, doch das Lähmungsgefühl hielt an. Sein Atem stockte, im Erdgeschoß wurden Schlüsselgeräusche deutlich. Ihm wurde heiß und kalt während er jeden einzelnen Pulsschlag vernahm. Aus der Diele rief eine sehr vertraute Stimme: Erwin, hallo Erwin ich bin wieder da! Erwin rührte sich nicht, sein Kopf dröhnte und schien jeden Moment zu platzen. Herzstiche, Engegefühl in seiner Brust. Erwin, warum antwortest du denn nicht, hallo. Dicke Schweißperlen bildeten sich auf Erwins Stirn. Das Dröhnen wurde zunehmend stärker.
Erwin: „Wo bist du denn? Ich habe uns Kuchen mitgebracht.“
Erwin wollte sich wieder mit großem Kraftaufwand nach oben bewegen. Doch vor seinen Augen bildeten sich Blitze. Gleichzeitig empfand er wahnsinnige Schmerzen, die bis in den linken Arm ausstrahlten.
Karin lief in jeden Raum des Untergeschosses. Erwin hatte nichts davon gesagt, das er außer Haus gehen wollte. Auf dem Küchenboden lag der auseinander gebaute Siphon des Spülbeckens. Verwundert stieg Karin langsam die Stufen zur oberen Etage hoch. Von dem Linksknick der Treppe aus konnte sie Erwins nackte Füße erkennen.
Erwins Atem ging schwer, vor seinen Augen wurde es Nacht. Karin setzte leicht erbost zum wiederholten Rufen an als Erwin die Leiter regelrecht herabrutsche sich überschlug und ihr unaufhaltsam entgegen flog. Sie wollte ihn aufhalten, er aber riss sie mit nach ganz unten.

Es war inzwischen Samstagmorgen. Melanie und Marissa hatten wie jeden Samstag Brötchen eingekauft. Beide staunten über den vollen Briefkasten. Das war doch gar nicht Papas und erst recht nicht Mamas Art. Marissa steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Haustüre. Nach wenigen Zentimetern aber blockierte etwas ihren Eintritt. Während Melanie zum Kellereingang eilte kramte sie den Kellerschlüssel aus ihrem Schlüsselbund hervor, lies die Türe einfach weit offen stehen und rannte förmlich die Stufen zur Diele hinauf. So etwas hatte es noch nie gegeben, die Eltern waren immer zu Hause. Marissa hörte von draußen Melanies schrillen Schrei. Angsterfüllt rannte sie durch den Keller ins Haus. Im Flur lag Mama unterm Papa begraben und Melanie hatte sich laut schluchzend über die beiden geworfen. Ihr begannen die Knie zu zittern. Sie zog Melanie zur Seite Schulter und befahl ihr mit heißerer Stimme den Arzt anzurufen während sie erstmal ihrem Vater die Hand auf Stirn legte und dann die Schlagader ertastete. Es gab kein pulsieren mehr. Unschwer konnte sie erkennen dass die Leichenstare bereit eingetreten war.
Auch Karin war blass und kalt... ihr Puls war schwach, sehr schwach.
Marissa schrie auf: Melanie solle ihr zu Hilfe kommen. Gemeinsam zehrten die Schreiber-Töchter den Vater von Mutters Körper doch der Tod schwebte ein zweites Mal durch den Raum.

Weitaufgerissenen Augen stellten wortlose Fragen
© Heike Keuper-g / Mai 2010
 
D

Dominik Klama

Gast
Can your hearts stand the shocking facts of the true story of Edward D. Wood, Junior?

Ich bin nicht gut informiert, aber es soll „primitive Kulturen“ geben, bzw. zu allen Zeiten und an verschiedensten Punkten der Welt Naturvölker gegeben haben, wo sich Jungen, bevor sie zu Erwachsenen erklärt werden, aussuchen können, ob sie ein Mann-Mann oder ein Frau-Mann sein wollen. Und diese Frau-Männer seien dann voll geachtet und anerkannt in der Stammesgemeinschaft und es gebe soziale Rollen und Aufgaben für sie. Besonders von Indianern habe ich das gehört. (Kann aber Ethnologie-Mythos sein, weiß ich nicht.) Wohl gemerkt: Diese Frau-Männer sind dann keine Schwulen. Schwule gibt es bei diesen Völkern auch. Die sind aber was anderes.

Heike, tut mir leid, aber du kannst einfach keine gute Schriftstellerin sein, wenn dir so oft das Gefühl mangelt, was leicht fließende Sätze und was sperrige Wortmonster sind.
„Erwin vergaß seinen ursprünglichen Anlass, der ihn in die Garage trieb.“
Erwin wusste nicht mehr, was er in der Garage gewollt hatte.
„Ihm wurde heiß und kalt, während er jeden einzelnen Pulsschlag vernahm.“
Ihm wurde heiß und kalt, sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
„Doch er dachte sehr gern an diese Zeit. In dieser hatte er nur ganz selten schlaflose Nächte.“
An jene Zeit dachte er gerne zurück. Schlafstörungen hatte es damals nicht gegeben.
„Im Nachhängen seiner Gedanken an frühere Zeiten hatte er alles andere um sich herum vergessen. Was wussten die denn schon, wie ihm zu Mute war, welche Wünsche und Heimlichkeiten er hegte, was ihn quälte.“
Ganz verloren hatte er sich in seine Tagträumerei. All die heimlichen Sehnsüchte, von denen keiner etwas ahnte.

„Seine Mutter flüsterte, wie schön es wäre, wenn er ihr kleines Mädchen wäre. Sie hatte sich schon immer ein Mädchen gewünscht. Aber dann durfte Mutter keine Kinder mehr bekommen. Was hätte er dafür gegeben, wenn er ihr kleines Mädchen geworden wäre!“

Du beschäftigst dich zu viel mit psychologischen Erklärungen. Das bringt nichts. Die Menschen sind, wie sie sind, und müssen genommen werden, wie sie sind. Erklären, wie sie möglicherweise geworden sind, ist nur interessant für Leute, die sie ändern wollen. Und die haben meist keinen Erfolg mit solchen Versuchen.

„Er spürte Erregung pur.“
Ich war mal Werbetexter. Das ist fast zehn Jahre her. Seinerzeit hatte ich den Eindruck, dass all diese „Urlaub pur“, „Natur pur“, „Leidenschaft pur“, „Genuss pur“ seit mindestens fünf Jahren viel zu oft auf irgendwelchen Litfasssäulen oder Flyern gestanden hatten. Ich schwor mir, das würde ich nie schreiben, auch wenn es so einfach und wirkungsvoll schien. Sprachlich war es falsch und mittlerweile doch arg, arg abgedroschen. Allerdings waren die Experten in Sachen Kreativität in der Agentur nun ja nicht die Texter, sondern die studierten Verkäufer. Eine davon war mal mit mehreren Entwürfen von mir dauerhaft unzufrieden, bis sie schließlich selber drei Sekunden nachsann und meinte: „Schreib doch so etwas wie „Mode pur“, das klingt doch gut!“ Das machte ich auch, um meine Ruhe zu haben. Der Text kam beim Kunden gut an. Von diesem Tag an haute ich „Wellness pur“, „Technik-Faszination pur“, „Sinnlichkeit pur“ heraus, wann immer ich eine ruhige Kugel schieben wollte. Es fiel nie einem was auf.

„...als Erwin sich überschlug und ihr unaufhaltsam entgegen flog. Sie wollte ihn aufhalten, er aber riss sie mit nach ganz unten.“
Dieses tödliche Ende ist völlig überzogen. Ein Mann möchte Frauenkleider tragen. Bumms, muss jemand sterben. Als ob das so das Drama wäre! Bis hierher war es doch eher eine amüsante Miniatur, jetzt will es große Tragödie sein.

Lieber Leser!
Kannst du dir auch nur annähernd einen Begriff davon machen, wie viele Männer es gibt, die Erwins Faszination für weibliche Kleidung teilen? Vor allem die Faszination für weibliche Unterwäsche, die sie gerne selbst auch tragen würden! Wahrscheinlich hat die Dessous-Industrie harte Zahlen darüber, über die vielen Übergrößen, die gekauft werden.

Da wir ja gern geneigt sind anzunehmen, dass Männer und Frauen sich mehr oder weniger gleich sind, liegt die Frage nahe, ob es dann auch so unheimlich viele Frauen gibt, die sich gern als Mann verkleiden. Tja, einerseits haben sie es ja viel einfacher. Können Hosen und Hemden und Westen und Jacketts tragen und es sieht oft richtig gut aus an ihnen. Können das tatsächlich, ohne gleich für Mannweiber und Lesben gehalten zu werden. Aber das ist dann schon was anderes. Die Männer, von denen ich weiß, legen Wert auf Kleidungsstücke, die „zur Frau machen“, je intimer die Kleidungsstücke desto besser. Gibt es also einen nennenswerte Anzahl von Frauen, die langbeinige Liebestöter und Schiesser Feinripp mit Seiteneingriff tragen, weil das sexy kommt? Da schmunzeln wir jetzt alle, das können wir uns nicht denken. Ja, ich denke mir das auch nicht so. Ich glaube es nicht. (Hab aber zu wenig Detailkenntnisse, um es beschwören zu können.)

Nöö, nöö, dies scheint schon eine reichlich männlich-exklusive Eigenart zu sein, die Wäsche des anderen Geschlechts äußerst erregend auf dem eigenen Körper zu empfinden. Viele von euch glauben das jetzt nicht. Das sind nur eine Handvoll Clowns, die das machen, sagt ihr. Heike von Glockenklang ist eine Clownin und schreibt Clownsgeschichten mit absurden Helden, die nur da sind, dass wir was zum Lachen haben. Liebe Herrn, da habt ihr euch so was von geschnitten!

Ich betreibe Feldforschung seit Jahrzehnten. Da müsst ihr mir schon abnehmen, dass ich mich möglicherweise etwas besser auskenne als ihr. Geht so: Man ist schwul. Man besucht Jahre lang Plätze, die vornehmlich dazu dienen, rasche Sexkontakte mit anderen Männern anzubahnen. Da gibt es öffentliche Parks, Autobahnrastplätze, Sexkinos, Saunen, Nachtlokale mit Dark Rooms, öffentliche Toiletten und vielleicht noch dies und das. Gewöhnlich geben sich dort die Männer keineswegs so, wie ihr euch das möglicherweise denkt. Sie schwuchteln nicht herum, sie paradieren nicht in irgendwelchen Fummeln, wackeln nicht mit den Hinterteilen und stoßen keine schrille Kiekser aus. Sie sind nicht geschminkt und sie säuseln und singen nicht mit hoch gestellten Stimmchen. Sondern sie sehen aus und gehen und benehmen sich wie ganz gewöhnliche Männer. Allerdings reden sie recht wenig miteinander, meist sagen sie nahezu nichts, geben vielmehr nonverbal bekannt, dass sie überhaupt nur auf eine Sache aus sind: Sex zu machen. (Oder, noch öfter eigentlich, sie geben dir nonverbal zu verstehen, dass sie auf keinen Fall aus sind, Sex zu machen, nicht mit dir, du Arsch, um gar keinen Preis! Na, Pech gehabt.) Was man dort immer überein bekommen muss, ist zweierlei: 1) Es gibt gewisse körperliche Merkmale, die man selber anziehend findet, die man haben will; auch gibt es gewisse seelische Merkmale, die per Ausstrahlung auch in so einem Kontext durchaus vermittelt werden und überaus wichtig sind. 2) Der Andre muss halt auch wollen. Der schönste Prinz nützt nix, wenn er mich Frosch nicht küssen will. Dagegen haben sich schon viele Frösche als verzauberte Prinzen geoutet, wenn man selber ein wenig über den Schatten des Traumprinzen gehüpft ist. Das ist Leben: Man geht Kompromisse ein und erlebt dabei Überraschungen.

Mit der langen Einleitung wollte ich sagen: In solchem Umfeld sieht man erst einmal gar nicht, ob da ein sogenannter „Wäscheträger“ dabei ist. Weil, die sind nämlich nicht besonders weibisch oder so. Das sind ganz gewöhnliche Männer wie du und ich. Haben sich da dann zwei gefunden, die es machen wollen, dann machen sie es meist ziemlich rasch und sofort und ohne weitere Worte. Oft gleich da an diesem Platz, wo man hingeht, um jemanden zu finden. Oft gibt es verschwiegene Ecken, wo man vor den Voyeuren, die es leider auch sehr oft gibt, einigermaßen sicher ist. Dann entblättert man sich etwas und dann sieht man, nicht so sehr oft, aber gar nicht mal selten: „Hui! Ein Wäscheträger.“ Oder man ist gleich selber einer. Ich nicht.

Internet hat diese Partnersuche selbstverständlich weltweit und online gemacht. Es gibt da so eine Plattform, die Adresse verrate ich nicht, Voyeure gibt’s auch dort überreichlich und vor allem gibt es arg viele, die zwar ernsthaft was wollen, vor den Voyeuren, die sie ja vielleicht kennen könnten, aber eine Wahnsinnsangst haben, sodass sie nie ein Foto von sich einstellen, was die Kontaktfindung beschwerlich macht. (Vor allem Bisexuelle sind das, und viele davon sind in den mehr oder weniger festen Händen einer Frau.) Da in dieser Datenbank Hunderttausende von Männern registriert sind, kommt man überhaupt nur zu was, wenn man Suchkriterien den eigenen Neigungen entsprechend bündelt und abfragt. Kriterien werden eine ganze Menge vorgehalten. Zum Beispiel das Kriterium: Damenwäsche. Außerdem kann man nach Wunsch einen freien Prosatext auf sein Profil schreiben. Und den wieder können alle anderen User mit einer „Inhaltssuche“ auf bestimmte Schlüsselwörter abklappern. Zum Beispiel probieren könnte man es mal mit: Vorführung, Abrichtung, Benutzen, Wäsche, Fötzchen, Schlampe, Nutte, Lack, Dessous, Spitze, High Heels... Da klingeln einem die Ohren, wenn man das zum ersten Mal macht. Vor allem diese riesige Zahl von Usern an jeglichem Ort zwischen Bludenz und Kleinkleckersdorf raubt einem schier den Atem. Die nächsten Tage sieht man die Nachbar-Männer im Haus mit ganz neuen Augen: Ob sie auch rote Spitzenhöschen anhaben unter ihrer deutschen Normalmannkluft?

Gut. Soweit ich das erzählt habe, versteht das jeder. Schwule gibt’s ne Menge. Da machen es Männer mit Männern. Und, weiß man ja, dann ist da einer halt immer der Mann und der andre die Frau. Muss ja so sein. (Ihr seid naiv, wisst ihr das?) Die, welche Frau sein wollen, stehen auf Frauenfummel, schon verstanden. (Wahrscheinlich auch mal eine Mutter gehabt, die sich lieber Mädchen gewünscht hätte und sie so verzärtelt hat, als sie klein waren. – Hütet euch vor simpler Psychologisiererei im Leben, ich sag’s euch!)

Diese gängigen Vorstellungen, in zahlreichen Fällen mögen sie ja sogar zutreffen. Aber in extrem vielen anderen Fällen begreifen sie gar nichts. Was ich so erlebe mit Männern, die Wäsche tragen, in dem oben beschriebenen „Feld“ erlebe, oft - und vielleicht wirklich vor allem erlebe mit Männern, die anderweitig mit Frauen zusammen sind, mit ihnen Sex haben, von ihnen Kinder haben, sie lieben und so weiter (hab schon ein wenig das „Vorurteil“, dass die meisten Wäschefetischisten tatsächlich zu diesem Lager zählen, also keineswegs die lebenslangen Obertucken sind), ist ihre jungenhafte Bewunderung von Weiblichkeit. Oft kommt das so rüber, als seien sie tatsächlich nicht eigentlich schwul, auch wenn sie mich Schwulen vorübergehend an sich ranlassen für Sex, sondern als seien sie von dieser Vorstellung „Frau-Sein“ so sehr fasziniert, dass sie es möglichst echt selber erleben wollen, wie das ist, eine Frau zu sein. Drum in diesen Anzeigen dann immer diese Sprache, die so ziemlich jede Von-Geburt-an-Frau empört von sich weisen würde: „Benütz mich!, richte mich ab!, zwing mich zu schmutzigen Dingen!, führ mich in der Wäsche deinen Freunden vor!“

Es ist alles ein Trick, ein Spiel mit sich selbst. Es kommt ihnen gar nicht drauf an, ob ein Mann schön ist. (Üblichen Schwulen kommt es enorm auf das an.) Es kommt drauf an, dass er ein möglichst normaler Mann ist, der, indem er sie nimmt, sie sich als Frau erfahren lässt. Sei’s nur, indem er ihnen mit fordernder Hand übers kühl glänzende Bustier streicht.

Dies ist so und geht so zu auf der Welt. Und wird so bleiben. Und ändert sich kein bisschen, falls ihr es lächerlich, elendig, pervers oder irgendwas findet. Es wird sich nur weiter vor euch verheimlichen, wenn ihr das tut. Und im Schock einer vermeintlichen Entdeckung vielleicht sogar von der Dachbodenleiter fallen.

Also, ich finde, so Geschichten wie Heike sie hier schreibt, sind nicht sehr hilfreich. Sie machen ein Thema, das vorhanden ist, zum x-ten Mal zu einem Witzthema. Statt irgendwie eine würdige Sache draus zu machen. Ich sah mal einen Film, erinnere mich jetzt schon nicht mehr an Titel und Handlung, da waren so Jugendliche drin, die sich vielleicht lieben könnten oder auch nicht. Ein Mädchen freundete sich mit einem Jungen an und wusste nie so genau, will er nun was von mir oder nicht. Sie wusste nur, dass sie ihn sehr mochte. Schließlich rief der Junge sie zu sich, er müsse ihr was zeigen. Er, ein Brillenträger, hatte sich die Lippen geschminkt, eine Perücke aufgesetzt und trug, nein, ich glaube, nicht mal einen BH, einfach nur ein Unterhemd. Er sah sie ängstlich an. Sie sah ihm lang in die Augen und sagte kein Wort. Dann fing sie an, sein Gesicht zu streicheln. So Filme mag ich.
 
Lieber Dominik Klama,

Vielen Dank das du dich so intensiv mit meinem Text beschäftigt hast. Dass dir mein Textstil nicht gefällt ist so eine Sache an der ich nicht viel ändern kann. Man kann als Autor nicht jeden Geschmack treffen. Dass du aber gleich zu Anfang behauptest dass ich niemals eine erfolgreiche Autorin werden würde, finde ich dass das schon starker Tobak ist. Eine solche generalisierende Aussage auf Grund eines einzigen Textes zu treffen, halte ich für unadäquat und zu schnell dahin gesagt.

In meinem Literaturkreis vor Ort hat die Erzählung Anklang gefunden und meiner Lektorin hat die Story zum Beispiel begeistert. Mir imponiert das du dir die Zeit genommen hast und wirklich viel zum Thema geschrieben hast. Ich wollte übrigens niemandem helfen als ich die Story schrieb, sondern versuche mich mit in den Werdegang eines Menschen, der von einem gewissen Frauenneid geplagt wird hineinversetzten. Ja und warum darf es nicht am ende zu einem sehr tragischen Unfall kommen? Gibt es so was nicht? Ich habe noch von viel tragischeren und wahrhaftigen Unfällen gelesen als diesen
hier dargestellten. Im Übrigen sehe ich das schreiben als Spaß und Spiel und Freiraum meine Gedanken fließen zu lassen.
Ich bin Hobbyautortin und nicht scharf darauf entdeckt zu werden. Aber ich möchte so wie wir beide es jetzt hier machen übers schreiben Kommunikation haben.
 
D

Dominik Klama

Gast
Heike, es gibt das Thema. Und es wird nicht so sehr oft behandelt. Hab auch in der LL vorher noch keinen Text darüber gesehen. Wenn es aber behandelt wird, dann wird es nahezu immer in einer einzigen Richtung behandelt. Du musst so ein Thema ja nicht aufgreifen... Aber wenn du es tust, wenn die Situation ist, wie eben gesagt, dann hast du, finde ich, eine besondere Verantwortung. In Fällen wie diesem ist es "wertvoller" (sage ich, eine Einzelmeinung)gegen den Strich der verbreiteten Denk- und Fühlweise zu schreiben.

Von "Frauenneid" würde ich gar nicht sprechen. Aber immerhin leistet der Text ja mal, dass er illustriert, es könnte Männer geben, die "eine Frau sein" für großartiger halten als "ein Mann sein". Tut ihr Frauen sonst nicht immer gar zu gerne so, als würden "alle" Männer das Mann-Sein für ganz super und auch besser als Frau-Sein halten? Es gibt das also auch anders. Soweit scheinen wir uns einig zu sein.

Meiner Ansicht nach tut er nicht so, als wäre er eine Frau. Sondern er ist es ganz einfach. Nein, nicht total, er ist nicht transsexuell. Er ist ein Mann. Und er ist auch nicht schwul. Er ist heterosexuell. Aber er ist ein Mann, der spürt, dass er zum Teil auch eine Frau ist. So etwas kommt allmählich, das weiß man nicht immer schon, da braucht man Zeit und Mut dazu, das herauszufinden. Insoweit kommt deine Story ja auch voll hin.

Er ist jetzt an der Stufe, wo er das äußerlich auch sehen will, dass er zum Teil eine Frau ist. Es geht nicht um Neid, es geht drum, das sein zu können, was man wirklich ist. Die nächste Stufe wäre, dass er nicht nur selber es äußerlich sehen will, sondern es bestätigt bekommen will, indem es andere auch sehen. Er würde wahrscheinlich zuerst Männern sich als Frau zeigen. Und wahrscheinlich, weil es sonst nirgends so gut geht, würde er das in einem schwulen Kontext tun. Ohne selber schwul zu sein. Schließlich würde er es auch vor Frauen tun wollen. Ganz besonders vor der eigenen Frau würde er das tun wollen. Weil sie sein halbes Leben ist. Er will nicht zersprungen leben, er will die Stücke seines Lebens verbinden können. Verstehst du? Das ist eine wahnsinnig schwere Aufgabe, der er sich stellen muss. Er muss kämpfen, mutig sein und leiden. Er muss auf eine Art ein Held sein. Das ist sehr wohl was für Literatur.

Du aber kommst mit deinem Text keinen Zentimeter weiter als die gängige, die Sichtweise von außen, von unbeteiligt. Mann in zerrissenem Umstandskleid und taumelnd in zu engen Stöckelschuhen: Ha, ha, ha, ist das nicht komisch! Da lachen die Erwachsenen auf genau dieselbe Art wie vierjährige Kindergartenkinder. Und dann? Dann war es das. Es war was Komisches zum Lachen. Sie haben deswegen noch immer keine Ahnung, dass es bei diesem Mann darum geht, ein würdevolles Leben als Außenseiter zu gewinnen.

Seine Frau, wenn er sie nicht platt gemacht hätte, würde es ganz anders erlebt haben. Zum Lachen wäre da gar nichts gewesen. Sondern zum Leiden und Zweifeln und Kämpfen. Und am Ende zum weiter Lieben, zum ehrlicher Lieben, weil sie nun endlich dieses Geheimnis von ihm kennen darf.

Lachen ist nicht immer gut. Lachen ist oft auch einfach nur dumm.
 
hallo dominik,

Ob hier bei dem Text handelte es sich um eine art Hausaufgabe und wir haben gemeinsam eine Charakterstudie erstellt, und in einer Gruppe bestimmte vorgaben gegeben so das auch die Story recht kurz sein musste und Erwin stirbt. Ich habe eine zweite Version begonnen... eine gute Anregung von dir weiter zu denken. Ich selbst bin eine offene Frau und gelte als eher unkonventionell. Ich weis nicht ob ich dem klischeehaften Denkmuster entspreche. Ich weiß aber für mich das das Thema ein sehr brisantes ist dem man genug zeit widmen sollte. Die Hausaufgabe war mit 2 Seiten angedacht, das konnte ich nicht einhalten. Ich meinte das ich viel Vorgeschichte und die Phase in der es sich entwickelt klar darstellen muss. Wie sich ein Mann wirklich fühlt weis ich nicht, aber das Männer durchaus auch ihre femininen Seiten haben und ab und an zeigen...das konnte ich in meinem fast 55jährigen leben erfahren und lesen.
Ich bin neugierig und probiere dinge aus ohne mich darum zu kümmern was die anderen von mir denken. So passiert es dass ich nicht unbedingt den Geschmack von anspruchsvollen Menschen treffe. Hier sehe ich aber auch kein Problem. Vielleicht schreibst du die Story so wie du sie gern hättest. Vielleicht transportierst du mehr rüber als ich es hiermit erreichen kann. Für mich war es eine Hausaufgabe die ich selbst für meine Gruppe erdacht hatte und wir haben dann im Team beraten vergleichen usw. das war für mich wichtig. ja und klar dachte ich das sie so gut zu lesen ist das der eine oder andere Leselupianer sie gern liest sonst hätte ich diese Story ja nicht eingestellt. Ich schaffe es nur selten in der Leselupe zu sein da ich ja noch andere Aufgaben habe die mich mehr erfüllen und bei denen ich Menschen um mich versammeln kann die mir eine Menge mehr wert sind weil die real sind und seit vielen Jahren mein leben begleiten.
Deinen anregungen werde ich mir auf jeden Fall notieren und späternochmal zu Gemüte führen. Eine Freundin wünschte sich nämlich auch eine Fortsetzung in ähnlichem Stil.

Aber gern werde ich so nach und nach mal in deine storys hineinlesen un einen eindruck von dir zu bekommen. Lieben gruß heike
 
D

Dominik Klama

Gast
In dem Fall rate ich zu "Der Schwimmer", "Der Junge am Tor", "Ziemlich weit weg" oder "Abenteuer im Zug". Die sind gemäßigt - und Letzteres soll sogar ein bisschen lustig sein. Das Übrige ist härterer Stoff. Mich drängt es dazu, Geschichten zu schreiben, die vor dem Hintergrund meiner privaten Lebenserfahrung spielen. Ich könnte da noch so viel erzählen, dass die Energie nicht reicht für Themen, die mit mir selbst eher wenig zu tun haben. Inzwischen habe ich so ziemlich alles gesagt, was ich über Männer sagen könnte, die sich (teilweise) als Frau fühlen oder Leute, die ihnen nahe stehen. Ich bin selbst nicht so ein Mann und ich habe auch keinen in meiner Nähe. Ich weiß aber, dass sie existieren. Alles Weitere müsste ich jetzt frei erfinden. Aber eben: Ich bin ein Anhänger davon, über Sachen und Personen zu schreiben, die man erlebt hat und die man kennt. Ansonsten sollte man sehr gründlich recherchieren, bevor man anfängt.
 



 
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