Erzähltext/Bildbeschreibung (gelöscht)

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petrasmiles

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Liebe Ariane Winter-Schieszl,

Du kannst sicher gut mit Sprache umgehen, aber darum frage ich mich um so mehr, warum dieser Gegenstand?
Dieses sujet ist schon zu Tode beschrieben und gefilmt, da können auch die schönsten Bilder und Formulierungen nichts mehr retten. Dein Text ist 'Traumschiff' oder 'Traumhotel' pur, da haben Menschen solche Nicht-Probleme.
Eine Frau, die nach 'den letzten traurigen Wochen' keine anderen Sorgen hat, als in Urlaub zu fahren, um einen Neuanfang machen zu können, die gibt es nur im Fernsehen oder Kitschromanen.

Sprachlich so viel. Die Ajektiva sind zu dick aufgetragen denn die Bilder kennt doch jeder: azurblauer Himmel, kleine Fischerboote, tiefblaues Meer ... natürlich 'schmiegen sich kleine weiße Häuser' ... 'an eine steile Vulkanküste' ...

Die Beschreibung kommt mir auch ein bisschen ausgewalzt vor:

Unterhalb der sachten, hin und her wiegenden, Wasseroberfläche waren große Korallenbänke zu erkennen. Vor den Steinklippen, die dunkel, rau und zerklüftet über dem Meeresspiegel in den azurblauen Himmel ragten, schaukelten kleine Fischerboote auf sanften Wellen hin und her. Die blauen Kuppeln einer Kirche bildeten einen starken Kontrast zu den sonst weißen Häuserfassaden. Hier und da konnte man erkennen, dass das Meerwasser und die Sonne den weiß getünchten Häusern zusetzte. Dort blätterte die Farbe ab und darunter wurde der graue Stein sichtbar, aus dem hier alles gebaut war. Kleine weiße Häuser schmiegten sich eng an die steile Vulkanküste. Enge Gassen und schmale Treppen überzogen die Insel. Ab und zu war das Weiß durch ein blaues Gartentor oder eine Haustür unterbrochen.
(Müsste es nicht heißen: ' ... sachte hin und her wiegenden ... ?)

Ich weiß wirklich nicht, warum man im Jahr 2016 noch Postkartenidyllen (be)schreiben muss?

Nichts für ungut.

Liebe Grüße
Petra
 
Erzähltext/Bildbeschreibung

Liebe Petra,

vielen Dank für deine ehrliche Meinung. Den Text habe ich bei der Betrachtung eines Bildes von Santorin geschrieben. Mir war eine sachliche Wiedergabe von dem was ich sehe zu wenig, deshalb habe ich es in eine kleine Geschichte gebettet. Das es dir ausgewalzt vorkommt, finde ich schade. Aber Geschmäcker gehen bekanntlich auseinander.

Gibt es 2016 denn kein Postkartenidyll mehr - muss es immer die harte Realität sein? Ich denke gerade in solchen Zeiten wie heute, sollte es mehr Platz für so etwas geben. Und auch wenn es seltsam erscheinen mag, es ist nicht abwegig, nach einem tragischen Verlust an den Ort zu fahren an dem man vollkommen glücklich war, um neu anzufangen.

Viele Grüße
Ariane Winter-Schieszl
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Ariane Winter-Schieszl,

das eine ist das Konsumieren von Kitsch - und es gibt Zeiten und Zustände, in denen liebe ich Kitsch - aber das andere ist, ihn zu produzieren.
Für mein Gemüt hat das Konsumieren von Kitsch den Stellenwert einer Tafel Schokolade für meinen Körper. Beides kann man mit einem leichten 'musste das wieder sein?!' abtun.
Aber wieviel Energie bringe ich auf, um fünf Minuten Kitsch zu produzieren? Dieses Maß an Lebenszeit wäre es mir nicht wert.

Ich glaube auch, dass man das mit der 'harten Realität' nicht überbewerten sollte. Unsere Großmütter haben an sechs Tagen in der Woche zehn Stunden und mehr geschuftet und wenn sie mal etwas Zeit hatten, dann mochten sie sich vielleicht woandershin träumen und lasen von bedrängten Schönheiten und kernigen Kerlen. Wir aber leben im Vergleich dazu in einer absoluten Spaßgesellschaft. Es gibt keine unerfüllbaren Zustände, in die wir uns hineinträumen müssten. Alles steht uns unserem Geldbeutel gemäß zur Verfügung. Eigentlich hätten wir alle Zeit und Muße genug, uns mit ernsthaften Fragestellungen zu beschäftigen.

Aber das sieht jetzt so aus, als würde ich mich hier aufs hohe Roß setzen wollen und die Moralkeule schwingen - das will ich gar nicht. Ich als Konsument bestätige ja gerade die Berechtigung von Produzenten von Kitsch und ich bin mir dessen bewusst. Ich denke nur, es gbt schon genug und man sollte sein Talent nicht verschwenden. Das hört sich schon wieder überheblich an :) ich hör jetzt am besten auf.

Noch viel Spaß am Schreiben!

Liebe Grüße
Petra
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Petra

Mit Verlaub, aber da muss ich doch auch mal was sagen. ;)

das eine ist das Konsumieren von Kitsch - und es gibt Zeiten und Zustände, in denen liebe ich Kitsch - aber das andere ist, ihn zu produzieren.
Wenn Du Kitsch (hin und wieder) liebst, dann musst Du doch auch erlauben, das jemand (hin und wieder) Kitsch schreibt.
Oder fragst Du den Schokoladeproduzenten nach seiner Intention, Schokolade zu produzieren, weil Du dir (hin und wieder) mal ein Täfelchen erlaubst? ;)

Auf "Spaßgesellschaft" und "keine unerfüllbaren Zustände" möchte ich nicht näher eingehen, dies wäre ein ganz eigenes Thema fürs Lupanum.

Übrigens: In der Psychotherapie sowie in der Trauerbegleitung wird mitunter sogar empfohlen, derartige Reisen (an einen ehemals gemeinsamen Ort mit positiven Erinnerungen) zu unternehmen.

Das hört sich schon wieder überheblich an ...
Nein! Definitiv nicht.
Nur ehrlich. Da Du dich auch selbst mit Deiner Meinung in Frage stellst, finde ich Deinen Kommentar nur um so aufrichtiger.

Danke dafür.


Hallo Ariane Winter-Schieszl
*hüstel* Darf ich es auf "Ariane" abkürzen? *hüstel*

Gibt es 2016 denn kein Postkartenidyll mehr
Ich fürchte, die Postkartenidylle gibt es nur noch auf Postkarten. Und selbst die sind mittlerweile ein Auslaufmodell.
Neuester Trend: Postkarte aus dem Ständer nehmen, mit Smartphone abfotografieren und per WhatsApp an Freunde verschicken, Postkarte wieder zurückstecken.

Der "Schmalzlevel" Deines Stückes - glaub mir - geht noch.
Meine Frau ist seit einigen Jahren auf dem "Trip", sich echt schmalzige TV-Filme oder DVDs "reinzuziehen". Und ich werde zum mitschauen verdonnert. (Mach ich ja auch gerne, sie kuschelt dabei immer so lieb. ;) )
Unterm Fernseher habe ich eine kleine Ablaufrinne angebracht, das auslaufende Schmalz gelangt dann problemlos in einen kleinen Eimer. Die Rinne sieht zwar ziemlich Doof aus, aber ich war es einfach leid, hinterher stundenlang den Teppich schrubben zu müssen. ;)

Unter meinem Monitor liegt ein feuchtes Tuch bereit, manchmal gibt es ja auch auf Youtube so schmalzigen Kram zu sehen, hier, bei Deinem Text, hat sich gerade ein halbes Tröpfchen gebildet.

Ich möchte Petra zustimmen, es heißt wirklich eher:
"Unterhalb [blue]der sachte hin und her wiegenden [/blue]Wasseroberfläche ..."
Und wohl auch wirklich gänzlich ohne Komma, es sieht zwar aus, wie eine Aufzählung, ist aber keine. Das "sachte" bezieht sich auf die Bewegung und diese "hin und her wiegende" bezieht sich auf die Wasseroberfläche.

Fast vergessen:
Das Stück gefällt mir.
Vielleicht, weil es auch meiner Frau gefallen würde und sie dann wieder kuscheln möchte ...

Nur der Titel ... hast Du da nichts besseres gefunden?
"Bild im Herzen" oder "Herzensbild" oder so etwas.


Grüßend aus Westfalen
Frank
 
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