Es braucht nur einer aufzustehen

Es braucht nur einer aufzustehen, und alles würde sich ändern.

Dies ist heute ein brisantes Thema. Eines, das vielleicht Menschen trifft, das aber nicht provozieren oder klassifizieren soll. Ich möchte hier nur aufzeigen, was oft gedacht, unter der Hand gesagt, aber nie wirklich ausgesprochen wird. Dinge, die nicht der Objektivität entsprechen, die bei neutraler Betrachtung nicht haltbar sind, aber die in den Köpfen der Menschen sich festgesetzt haben.

Es braucht nur einer aufzustehen.
Einer nur, der die Probleme unserer Zeit, unseres Landes sieht und sie auf seine, sicher nicht unbedingt friedliche Lösung zu beheben versucht. Ein Mensch nur, der rhetorisch gewandte Ausdrucksweisen verwendet, der den Menschen aus der Seele spricht, der für die Schwierigkeiten einen Verursacher ausfindig macht, der den allermeisten ins Konzept passt.
Es genügt einer, der plausibel erklärt, dass die hohe Ausländerzahl an allem schuld ist.
Einer nur, der sagt, dass unsere Kinder behindert auf die Welt kommen, dass die Krebsraten so hoch sind, weil giftige Abgase aus den Reaktoranlagen der Nachbarländer kommen.
Einer nur, der aufruft zum Protest gegen Ostdeutschland, das schuld trägt daran, dass der Staat soviel in den Wiederaufbau stecken musste und nun kein Geld mehr hat.
Einer nur, der den Sumpf der Korruption, den Filz in den Verwaltungen und in der Politik anprangert und sie per Gesetz oder Erlass, per Dekret oder ohne Legitimation abschafft.
Einer, der alles rechtfertigt, erklärt und mundgerecht serviert, damit es auch der kleine Mann wie Du und ich versteht.
Es genügt einer, der dann aufsteht, wenn die Umstände passen.
Einer, der vielleicht schon übt, einer heute noch aussieht wie Dein Nachbar. Der morgen etwas ins Rollen bringt, das wir heute erkennen könnten, aber nicht sehen wollen.



Mich würde interessieren, was Ihr darüber denkt. Wie ihr die Entwicklung seht, ob ihr sie als akut bezeichnet, als harmlos und daher übertrieben.
Auch Meinungen aus dem "Ausland" dürften hier für Diversifikation sorgen.
 
R

rilesi

Gast
thema

hallo klabautermann

die entwicklung in europa ist sicher gesamtheitlich ein problem, wo viele probleme zusammenkommen.
- überalterung = rentenproblem
verbessert wird der zustand, wenn ausländer kommen,
arbeiten und alters- und rentenbeiträge einzahlen,
sich einbürgern und kinder machen, die einheimische oft
nicht mehr machen wollen, weil sie meinen, sie hätten
nicht genügend geld dafür
- rationalisierung: edv, verlagerung von arbeit in
billiglohnländer führen zu abbau von arbeitsstellen
hierzulande. wir kaufen billigware aus dem ausland, weil
wir uns diese noch leisten können. können wir uns teure
inlandproduktion noch leisten?
- sehr hohe leistungslöhne in den oberen etagen führen ebenfalls zu kostendruck in den firmen, was aber gegen 'den gruppendruck' unternehmen? wenn der eine einen solchen lohn hat und ein anderer der das gleiche tut, nicht. ist er dann schlechter?
- unsorgfältiges management führt zur vernichtung von
firmenkapital, das sehr wertvoll ist, was sehr sehr schade sein kann


liebe grüsse
 

Joneda

Mitglied
verkehrte Welt

Hallo Klabautermann,

wie lange würde wohl dieser eine leben *lächel* ?
Wir als Konsumenten sind gefragt, Konsumenten haben auch Macht.

LG Joneda
 
Liebe Rilesi,

ich danke Dir sehr für die Weiterführung, für all die Bereiche, in denen Probleme auftreten, die unsere Gesellschaft konfrontieren.
wir rationalisieren, vergessen aber, dass dann die Menschen keine Arbeit haben... usw. es lässt sich endlos fortführen, diese Liste.

Die Frage ist nur, wie lange das dieser "Mensch", der Arbeit will und keine bekommt, das mitmacht. Solange, wie er dennoch Geld bekommt, vermutlich.
Was aber, wenn dies immer weniger wird?
Er wird aufstehen und sich wehren.. gegen wen?


Liebe Joneda,

Dieser eine würde sehr lange leben. Denn er hätte dann die Masse hinter sich. Wir Konsumenten haben Macht, doch wann nutzen wir sie wirklich?
Isst nicht jeder Müsliriegel, egal ob Nestlé sie mit Sojabohnenmehl herstellt? Zuerst schreien alle, dann macht es dennoch jeder.
Wir Deutschen sind protestfaul, die Franzosen hingegen wehren sich schneller. Es muss in D. schon eine Menge passieren, damit wir aufstehen aus unseren bequemen Stühlen.

Denkst Du nicht, dass, bei geschickter Formulierung auch Du und ich zuerst zumindest hinter diesem EINEN stehen würden?

lg. und gespannt auf Antwort

Klabautermann
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
mir machen führerpersönlichkeiten immer angst.
was glaubst du, wie manipulativ so ein mensch sein müsste, mit welchem charisma, um uns alle zu überzeugen ... und genau darin liegt auch das problem. es könnte sich verkehren.

im übrigen bin ich grad heute ein bissl frustriert. nicht einer ist aufgestanden, sondern viele, haben am 13. mai den hagelstürmen getrotzt.
das sogenannte pensionsreformgesetz, das arme noch ärmer und reiche noch reicher macht, wird heute im parlament beschlossen.

die k.
 

Joneda

Mitglied
Hallo Klabautermann,

friedliche Gestalten der Geschichte , wie z. B. Martin L. King, Ghandi lehren mich darüber anders zu denken. Die Idee würde vielleicht weiterleben. Trotzdem bin ich der Meinung, daß es an jedem einzelnen liegt etwas zu verändern oder nicht und macht jeder einen kleinen Schritt, sind es schon 80.000.000 Millionen Schritte, nicht schlecht, mmh :).

LG Joneda
 
R

Rote Socke

Gast
Hi Klabauti,

haste wieder ein interessantes Thema aufgeworfen.

Zunächst stelle ich mich mal stark hinter die Meinung von joneda und schiebe noch etwas nach, was die "Einzelstimme" betrifft, welche uns aufrütteln soll.

Die Richtung die Du aufweist, geht mir sehr in die emotionale Schiene.

Nur als Beispiel: Auch der verstorbene Möllemann bediente sich dieser emotionalen Schiene und sprach Themen an, wo viele applaudierten, weil sie sich angesprochen fühlten und meinten, der Mölli spräche aus ihren Herzen.
In Wahrheit fühlten sich aber nicht die Herzen angesprochen, sondern die Geldbeutel der Menschen.

Ich denke, wir müssen uns erst einmal oben und unten wieder annähern. Das heißt: Die Politiker müssen wieder die Wahrheit anschaulich und verständlich auf den Tisch legen. Und die Bevölkerung muss aus ihrer Kleindenkerei raus und sich bemühen globale Zusammenhänge zu verstehen und begreifen. So lange aber jeder nur nach seinem Geldbeutel handelt, spricht und denkt, wird sich grad gar nix bewegen. Im Gegenteil, das Falsche kann daraus entstehen.

Dann haben wir noch das Beispiel Großkonzerne. Einige (z.B. VW in Wolfsburg) zahlen keine Steuern an den Staat, weil sie so begnadete große Arbeitgeber sind und viele Arbeitsplätze bereitstellen. Kein Wunder wenn die Kassen sich nicht mehr füllen.
Auf der anderen Seite gibt es eine Heerschar von Menschen die unser Sozialsystem ausnutzen.

Kurzum: Es sind in- und ausländische Probleme, die zu dem Gesamtdesaster führen. Aber erst wenn man die Zusammenhänge begreift, wird man auch in der Lage sein gezielt etwas zu unternehmen. Aber wer interessiert sich schon für Zusammenhänge? In der Bild-Zeitung kann man sich darüber halt nicht bilden. Und wenn der Fernseher nur für DVD und RTL2 genutzt wird, wird man auch keine Zusammenhänge erkennen.

Nörgeln kann man schnell, aber mithelfen für neue Lösungen scheint tabu zu sein.

Wenn ein Abgeordneter vor den Wahlen durch die Lande zieht, ist das Interesse an einem Gespräch lächerlich gering. Gewählt wird eh meist aus emotionalen Beweggründen. Wer schaut denn heute noch in das Parteiprogramm vor der Wahl?

Ach, es gäbe so vieles zu sagen.

LG
Volkmar
 
M

mako

Gast
Hallo, Klabauti,

"Es braucht nur einer aufzustehen" schreibst Du, "und alles würde sich ändern". Das glaube ich ebenso.

Ich finde auch, die Kommentare zu Deinem Text liegen gar nicht soweit entfernt von Deinen Gedanken.

Wie Rote Socke schreibt, es ist eine Frage der Emotionen.
Vielleicht einige Beispiele, die mir dazu einfallen:

In Sachsen-Anhalt und nicht nur dort hat eine Partei namens DVU bei der vorletzten Landtagswahl aus dem Nichts ein zweistelliges Wahlergebnis erreicht. Da gab es kein Programm, keine wirkliche Auseinandersetzung mit Problemen. Zirka 2 Wochen vor dem Wahltag wurden die Strassen und die Köpfe der Menschen mit Parolen, Halbwahrheiten und platten Sprüchen zugepflastert. Dem Arbeitslosen seine Angst vor dem Ausländer, dem Arbeitenden seine Vorurteile gegenüber arbeitslosen faulen Schmarotzern und allen Angst vor korrupten Politikern. Das kam an, ganz emotional und hat funktioniert (zumindest eine Weile).

Doch noch geht es uns nicht schlecht genug. Wenn aber, wird jemand aufstehen und die Massen versammeln, faszinieren, manipulieren. Im Guten wie im Schlechten.

Aktuell brauchen wir doch nur nach Amerika zu schauen. Das Prinzip funktioniert mit Bush glänzend, bis zum letzten Tropfen Blut (oder Öl). Dem stolzen Amerika gehört die Welt.

Wir hier in Deutschland sind allerdings noch gebrandmarkt, trauen uns nicht laut von Nationalstolz zu sprechen, zweimal versank deswegen die Welt und Schutt und Asche.

Doch heimlich sehnen wir uns danach.
Nach dem Zusammenbruch der DDR (Die Partei hatte immer Recht!) nahm der Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern dramatisch zu, in einem Staat, der seine Jugend antifaschistische Ideale lehrte?

Schliesslich wollen wir doch manipuliert werden.
Wer läßt sich nicht gern als Konsument mit bunter Werbung, verführen. Schnell glauben wir das, was uns die Medien an Weltsicht vorkauen, übernehmen vieles kritiklos, machen eine Bildzeitung zur auflagenstärksten Tageszeitung, bescheren Sendungen, wie "Deutschland sucht den Superstar" Traumquoten.

Was heißt da, in Zusammenhängen zu denken, wo wir doch alles vereinfachen, um die Welt zu begreifen, in Schemas zu pressen, "Lügen für Erwachsene" (Cohen, Stewart, Pratchett in "Rettet die Rundwelt"). Erkläre mir da jemand nur mal meinen Computer und wie das Internet da hineinkommt oder warum es in diesem Jahr im Juni so heiß ist, wie noch nie gemessen...

Wir sind Menschen, durch und durch irrational, seit Millionen Jahren ein "Herdentier" und bereit, wenn die Zeit reif ist, bereit einer Idee, einem Führer zu folgen.

Schauen wir in die Welt, warum Selbstmordattentate im Namen des Glaubens, blutige Bürgerkriege in Afrika?
Es sind die Not, der Hunger, die Hoffnungslosigkeit, die Ohnmacht des Einzelnen, die uns Menschen bereitwillig an etwas Höheres, an bessere Zeiten glauben lassen. Spricht uns jemand emotional an, in Worten, die uns vertraut klingen, die gut klingen, richtig klingen, die uns bestätigen, dann lesen wir nicht mehr das Kleingedruckte. Es hat immer funktioniert und wird wieder funktionieren, Auf die eine oder andere Weise.

Die Frage ist, wie stelle ich mich dazu. Laufe ich mit, lasse mich treiben, einfangen (Davon haben wir nichts gewusst!) oder kämpfe ich, ich allein, vielleicht verzweifelt, verloren aber ungebrochen?

Das kann nur jeder für sich selbst beantworten, läßt sich in diesen Zeiten aber leicht dahinsagen.

Wo ist meine Courage? Keine Masse, namenlos steht dann vor und hinter mir, mein Name steht dort, ganz allein, liegt dort, wird in den Schmutz getreten, dann, vielleicht.

Laßt uns weiterträumen von einer besseren Welt in der jeder seine Stimme erhebt, lasst uns nicht mutlos sein.

Ich wünsche Dir, Klabauti, und auch Euch anderen eine Gute Nacht!

Mako

PS: Bitte münzt das im Text verwendete "Wir" nicht auf Euch, es ist das "Wir" der Masse, zu der wir nicht gehören!?
 
Lieber Mako,

ein herzliches Dankeschön für Deine lange und äußerst interessante Ausführung!
Du hast recht, wir, damit meine ich "uns", die wir das lesen, sind nicht anders, als jene, die wir "den kleinen Mann" nennen. Ganz im Gegenteil. Man denkt immer, selbst wäre man ja anders, würde die Fehler im vorn herein sehen, anders handeln... oh nein. Wir selbst sind es ja, die das "wir" ausmachen. Nicht jeder einzelne vielleicht, doch wohl so viele, dass man getrost, leider, von einem "wir" sprechen können.

Der Beispiele gibt es genug, sei es nun die hohe Anzahl rechter Stimmen oder linker Bewegungen.
Warum glaubt eigentlich jeder, in Deutschland könne es im Extremfall nur Rechtsradikalismus geben? Es gibt ziemlich viele Arten der Entwicklung, viele Richtungen und Strömungen.
Warum artet es in D. immer so nach rechts aus?
Doch, nicht weg vom Thema.
Mako, ich denke, es ist einfach so, dass die Zeit sich dahin bewegt, wie Du es beschrieben hast.
Die Anfänge der Entwicklungen haben wir bereits hinter uns gelassen.

@Volkmar,

auch Dir herzlichen Dank für Deinen Beitrag, ich bin wirklich gespannt, wie es hier in D. weitergeht, und werde es auch in der nächsten Zeit von der Insel UK aus verfolgen.

liebe Grüße
Klabautermann
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Nicht, dass ich meinen Vorrednern nicht zustimmen würde, aber ich hab den Text irgendwie anders gelesen. Nicht so, dass jeder von uns der eine zu sein versuchen soll, so dass wir in der Menge was ändern. Ich hab's so gelesen, dass wir alle dafür sorgen sollen, dass es den einen nicht geben kann. Das ging schon mal nach hinten los…
 
Lieber Jon,

viele Perspektiven machen das Thema transparent. Danke auch für Deine Sicht, ich denke, in dem Ansatz der Unzufriedenheit liegt viel begründet. Sicher wäre es das beste, wenn es gar nicht dazu käme, dass einer aufstehen kann und alle sind dann "seiner Meinung", weil er bessere Zeiten verspricht. Doch wenn die Zeiten nun mal nicht mehr so gut sind, wie wir Wohlstandskinder dies gewohnt waren, dann hat so jemand wohl ein leichteres Spiel. Das muss ja nicht unbedingt negativ sein.
Martin Luther King stand auf, weil er die miserablen Zustände der Schwarzen ändern wollte.
Hitler stand auf, weil er eine Utopie verfolgte, die eine herrschende Rasse propagierte.
Nun, ich möchte diese beiden Männer nicht vergleichen, ich will damit nur ausdrücken, dass es ganz unterschiedliche Ansätze und Gründe geben kann, warum jemand "aufsteht".
In meinem Falle bezog ich es in der Tat eher darauf, dass jemand den Menschen das Gute verspricht (dies vielleicht ein wenig auch meint), doch sich gegen die falschen richtet, gegen die Menschen selbst, nicht an den Wurzeln, nämlich dem eigenen Egoismus und dem eigenen Wohlstandsdenken.

Denkst Du, es ist möglich, eine "bessere" Zeit zu schaffen, zu kreieren, aus eigenen Mitteln heraus? Ohne "Führungscharisma"? Es gab so etwas ja durchaus.

Bin gespannt auf Deine Antwort, wenn Du sie hier anfügen möchtest.

einen lieben Gruß
vom
Klabautermann
 



 
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