heike von glockenklang
Mitglied
Es ist etwas im Busch
Gestern war ich überreizt und nervös drauf, das bedeutet bei mir meistens, es ist was unterschwellig im Busch. Tja, und ... im Busch stand eine Friseurin ... spontan ließ ich mir eine neue Frisur schneiden (jetzt modisch frech gestuft, und Gold gesträhnt). Das ist stimmig mit dem, wie ich im Moment so manchem in meinem Leben einen neuen Zuschnitt gebe.
Ein nicht unwesentlicher Auslöser war folgende Erfahrung:
So fragte ich mich gestern plötzlich, warum ich meiner Schwester von meinen schönsten Klamotten gebe, nur weil sie sich beschwert, dass sie wieder Mal zugenommen hat, und ihr nichts, aber auch absolut nichts mehr passt.
Vor etlichen Wochen hatte ich wieder Mal eines dieser berühmt - berüchtigten Telefonate mit meiner Lieblingsschwester. Sie ist wirklich meine Lieblingsschwester, ihre Ehrlichkeit, ihre Geradlinigkeit, ja und auch ihre Herzlichkeit bedeuten mir viel. Wenn sie nicht die benannte klitze kleine menschliche Schwäche am Telefon ausleben würde, hätte sie gar keine Berechtigung, auf Erden zu sein, vermutlich würde sie dann als Posaunenengel auf einer Wolke residieren.
Oh die Arme, dachte ich, bedrückt von ihrer Misere. Umgehend eilte ich schnell an meinen Kleiderschrank und gab ihr mein Pfiffige, sogar dreiteilige Jeansstyle Glitzerkombination und dazu auch noch die passende hellgrüne Bluse. Ich schenkte ihr zu dem eine meiner damals sehr teuren blauen Jeans, schaute meine T-shirts durch, suchte ihr davon einige aus, und gab ihr meinen neuesten Schlafanzug dazu. Nach einer Stunde Durchwühlen meiner Zimmer und Schränke hatte ich einen großen Kleidersack voller guter, modischer Kleidungsstücke zusammen gepackt. Umgehend rief ich sie an, sie solle für uns einen Kaffee zubereiten, ich käme mit einer Überraschung. Freudig fuhr ich mit meinem Auto über die Autobahn in weniger als fünfundvierzig Minuten. Meistens brauchte ich für den Weg zu Dorles Wohnung deutlich länger. Dorle war sehr dankbar und glücklich über den Lazarussack, sie betonte wieder, wie dick ihr Busen und ihr Hintern sei. Zur Zeit wolle und könne sie aber nichts kaufen. Dorle nahm den Sack, stellte ihn in die Ecke. Ich bedauerte es sehr, da sie keine Lust empfand, auch nur ein Teil daraus anzuprobieren, obwohl ich mir das wünschte.
Inzwischen waren nach unserem Treffen zwei Wochen vergangen, als Dorle mich wieder einmal anrief und mir ihr Leid klagte. Diesmal war sie frustriert, weil sie keine Ordnung in ihrer Wohnung schaffte, weil sie seit Wochen nicht mehr in ihrem Bett schlafen konnte, da dies ja mit geschenkten und von ihr selbst ausrangierten Klamotten haushoch überladen sei. Auch sei sie noch nicht dazu gekommen, die Kleider, die ich ihr gebracht hatte, anzuprobieren und in den Schrank zu hängen. Sie habe ja keinen Platz dafür. Arbeit habe sie auch noch immer nicht gefunden. Sie wüsste nicht, wovon sie demnächst leben sollte. Ihr Gespartes vom Hausverkauf sei bald aufgebraucht. Ich sprach eingehend mit ihr, obwohl mich dieses Gejammer schon lange nervte, schließlich wusste ich ja, dass Dorle eine starke Persönlichkeit besaß und nahezu alles, was ihr wichtig war, in den Griff bekam. Ich überlegte, gab ihr Tipps, wie sie ihren Haushalt einfacher und besser organisieren konnte, motivierte sie und war bemüht, ihre Zukunftsängste zu mildern. Gespräche dieser Art dauerten in der Regel entschieden länger als zwei Stunden. Nach jedem solcher Gespräche war ich fix und fertig. Mir war schon seit einiger Zeit klar, dass ich mit meinen eigenen Kräften vorsichtiger haushalten musste. Schließlich war das Bornout-Syndrom vor drei Jahren ja nicht ohne eigene Hintergründe passiert. Wenn ich mit den Nöten meiner Liebsten konfrontiert wurde, fiel es mir aber äußerst schwer, konsequent zu sein. Hm, irgendetwas musste geschehen, damit ich selbst endlich vernünftig wurde, um meine eigenen Grenzen zu akzeptieren.
Gestern rief sie, Dorle, mich wieder an und erzählte mir, dass sie für ihren kranken Hund mehr als 3000 Euro ausgegeben hat. Bedauernd sagte ich, dass ich soviel Geld für meinen kleinen Zwegpudel nicht erübrigen könne. Danach erzählte sie mir, dass sie in den acht Wochen nach unserem Treffen noch keine Zeit hatte, meine Kleider in ihren Schrank zu räumen. Alles läge immer noch auf dem Bett, weil ihr Kleiderschrank so voll wäre, dass nichts mehr hinein passte.
Tolle Wurst!
Man sagte mir schon immer, Großmut, Herzenswärme und Menschlichkeit als große Tugenden nach, diese waren mir auch wichtig, aber jetzt hatte ich die Faxen dicke. Warum nur ließ ich mich von jammernden Leuten so beeinflussen?
Was geschieht mit mir, wenn mir jemand sein Leid klagt? Ist es sinnvoll, vermeintliche Löcher zu stopfen oder sollte ich lernen, zu den vermeintlichen Löchern neue Perspektiven zu finden? Kann man das Leid anderer mildern, indem man ihnen eine neue imaginäre Brille anbietet? Eines wurde mir durch diese beispielhafte Erfahrung klar, ich würde mich fortan an meinen eigenen Grenzen orientieren.
Innerhalb dieser besagten acht Wochen habe ich stolze zehn Kilo abgenommen. Seit zwei Jahren bekomme ich eine kleine miese Rente, mit der ich mein Auto(chen) abstottere. Also bleibt kein Geld für neue Klamotten übrig. Das einzige, was ich mir neulich leisten konnte, waren ein paar Jeans bei Aldi, das Stück für knapp zehn Euro, sowie eine Dreierpackung T-shirts für acht Euro. Ich trage alles mittlerweile ohne dass meine Psyche größeren Schaden genommen hat. Früher kosteten meine Hosen das Fünfzehnfache. In letzter Zeit habe ich über vieles nachgedacht, wobei ich zu der Erkenntnis kam, dass ich mich dem Konsumrausch entsage. Dieses kaum zu Ende gedacht, war ich auch schon dabei, mich von unötigem Kram zu trennen. Im Laufe der Jahre hatte ich viele teure und wertvolle Dinge angeschafft, mit denen ich mir, für leider nur kurze Zeit, ein euphorisches Glücksgefühl erkauft hatte. Nun waren inzwischen mein Haus, sowie sämtliche Schränke völlig überladen. Ich fühlte mich nur noch erdrückt, wodurch ich erkennen musste, dass ich jahrelang den falschen Göttern geglaubt hatte. Ich war fest entschlossen, meine Suche nach Glück und Zufriedenheit an anderen Werten festzumachen.
Kaum hatte ich den einen Entschluss gefasst, plagten mich schon neue Fragen. Wie: bin ich auf dem richtigen Weg? Ist es eine Schande(Komma) sich nicht mehr vom Konsumrausch regieren zu lassen? Wenn ich nun nicht mehr den teuren Wein kredenze, den ich mir für mich allein selbst sowieso nie gegönnt hatte? Wenn ich statt der teuren Geschenke ein selbst gemaltes Bild oder eine andere Handarbeit verschenke? Wenn alle Äußerlichkeiten in allem nun schlichter ausfallen? Kann ich damit leben wenn Freunde, Bekannte, Nachbarn mich nicht mehr ganz verstehen, wenn sie sich vielleicht irritiert zurückziehen ?
Was kommt dann wenn alte Regeln gebrochen sind?
Heike Keuper –Göbel 26.06.07
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Wenn das Leben dir einen Kinnhaken gibt, kühle dein Kinn und lass dich auf deinem Weg nicht beirren.
H Keuper-g /13.07.06
Gestern war ich überreizt und nervös drauf, das bedeutet bei mir meistens, es ist was unterschwellig im Busch. Tja, und ... im Busch stand eine Friseurin ... spontan ließ ich mir eine neue Frisur schneiden (jetzt modisch frech gestuft, und Gold gesträhnt). Das ist stimmig mit dem, wie ich im Moment so manchem in meinem Leben einen neuen Zuschnitt gebe.
Ein nicht unwesentlicher Auslöser war folgende Erfahrung:
So fragte ich mich gestern plötzlich, warum ich meiner Schwester von meinen schönsten Klamotten gebe, nur weil sie sich beschwert, dass sie wieder Mal zugenommen hat, und ihr nichts, aber auch absolut nichts mehr passt.
Vor etlichen Wochen hatte ich wieder Mal eines dieser berühmt - berüchtigten Telefonate mit meiner Lieblingsschwester. Sie ist wirklich meine Lieblingsschwester, ihre Ehrlichkeit, ihre Geradlinigkeit, ja und auch ihre Herzlichkeit bedeuten mir viel. Wenn sie nicht die benannte klitze kleine menschliche Schwäche am Telefon ausleben würde, hätte sie gar keine Berechtigung, auf Erden zu sein, vermutlich würde sie dann als Posaunenengel auf einer Wolke residieren.
Oh die Arme, dachte ich, bedrückt von ihrer Misere. Umgehend eilte ich schnell an meinen Kleiderschrank und gab ihr mein Pfiffige, sogar dreiteilige Jeansstyle Glitzerkombination und dazu auch noch die passende hellgrüne Bluse. Ich schenkte ihr zu dem eine meiner damals sehr teuren blauen Jeans, schaute meine T-shirts durch, suchte ihr davon einige aus, und gab ihr meinen neuesten Schlafanzug dazu. Nach einer Stunde Durchwühlen meiner Zimmer und Schränke hatte ich einen großen Kleidersack voller guter, modischer Kleidungsstücke zusammen gepackt. Umgehend rief ich sie an, sie solle für uns einen Kaffee zubereiten, ich käme mit einer Überraschung. Freudig fuhr ich mit meinem Auto über die Autobahn in weniger als fünfundvierzig Minuten. Meistens brauchte ich für den Weg zu Dorles Wohnung deutlich länger. Dorle war sehr dankbar und glücklich über den Lazarussack, sie betonte wieder, wie dick ihr Busen und ihr Hintern sei. Zur Zeit wolle und könne sie aber nichts kaufen. Dorle nahm den Sack, stellte ihn in die Ecke. Ich bedauerte es sehr, da sie keine Lust empfand, auch nur ein Teil daraus anzuprobieren, obwohl ich mir das wünschte.
Inzwischen waren nach unserem Treffen zwei Wochen vergangen, als Dorle mich wieder einmal anrief und mir ihr Leid klagte. Diesmal war sie frustriert, weil sie keine Ordnung in ihrer Wohnung schaffte, weil sie seit Wochen nicht mehr in ihrem Bett schlafen konnte, da dies ja mit geschenkten und von ihr selbst ausrangierten Klamotten haushoch überladen sei. Auch sei sie noch nicht dazu gekommen, die Kleider, die ich ihr gebracht hatte, anzuprobieren und in den Schrank zu hängen. Sie habe ja keinen Platz dafür. Arbeit habe sie auch noch immer nicht gefunden. Sie wüsste nicht, wovon sie demnächst leben sollte. Ihr Gespartes vom Hausverkauf sei bald aufgebraucht. Ich sprach eingehend mit ihr, obwohl mich dieses Gejammer schon lange nervte, schließlich wusste ich ja, dass Dorle eine starke Persönlichkeit besaß und nahezu alles, was ihr wichtig war, in den Griff bekam. Ich überlegte, gab ihr Tipps, wie sie ihren Haushalt einfacher und besser organisieren konnte, motivierte sie und war bemüht, ihre Zukunftsängste zu mildern. Gespräche dieser Art dauerten in der Regel entschieden länger als zwei Stunden. Nach jedem solcher Gespräche war ich fix und fertig. Mir war schon seit einiger Zeit klar, dass ich mit meinen eigenen Kräften vorsichtiger haushalten musste. Schließlich war das Bornout-Syndrom vor drei Jahren ja nicht ohne eigene Hintergründe passiert. Wenn ich mit den Nöten meiner Liebsten konfrontiert wurde, fiel es mir aber äußerst schwer, konsequent zu sein. Hm, irgendetwas musste geschehen, damit ich selbst endlich vernünftig wurde, um meine eigenen Grenzen zu akzeptieren.
Gestern rief sie, Dorle, mich wieder an und erzählte mir, dass sie für ihren kranken Hund mehr als 3000 Euro ausgegeben hat. Bedauernd sagte ich, dass ich soviel Geld für meinen kleinen Zwegpudel nicht erübrigen könne. Danach erzählte sie mir, dass sie in den acht Wochen nach unserem Treffen noch keine Zeit hatte, meine Kleider in ihren Schrank zu räumen. Alles läge immer noch auf dem Bett, weil ihr Kleiderschrank so voll wäre, dass nichts mehr hinein passte.
Tolle Wurst!
Man sagte mir schon immer, Großmut, Herzenswärme und Menschlichkeit als große Tugenden nach, diese waren mir auch wichtig, aber jetzt hatte ich die Faxen dicke. Warum nur ließ ich mich von jammernden Leuten so beeinflussen?
Was geschieht mit mir, wenn mir jemand sein Leid klagt? Ist es sinnvoll, vermeintliche Löcher zu stopfen oder sollte ich lernen, zu den vermeintlichen Löchern neue Perspektiven zu finden? Kann man das Leid anderer mildern, indem man ihnen eine neue imaginäre Brille anbietet? Eines wurde mir durch diese beispielhafte Erfahrung klar, ich würde mich fortan an meinen eigenen Grenzen orientieren.
Innerhalb dieser besagten acht Wochen habe ich stolze zehn Kilo abgenommen. Seit zwei Jahren bekomme ich eine kleine miese Rente, mit der ich mein Auto(chen) abstottere. Also bleibt kein Geld für neue Klamotten übrig. Das einzige, was ich mir neulich leisten konnte, waren ein paar Jeans bei Aldi, das Stück für knapp zehn Euro, sowie eine Dreierpackung T-shirts für acht Euro. Ich trage alles mittlerweile ohne dass meine Psyche größeren Schaden genommen hat. Früher kosteten meine Hosen das Fünfzehnfache. In letzter Zeit habe ich über vieles nachgedacht, wobei ich zu der Erkenntnis kam, dass ich mich dem Konsumrausch entsage. Dieses kaum zu Ende gedacht, war ich auch schon dabei, mich von unötigem Kram zu trennen. Im Laufe der Jahre hatte ich viele teure und wertvolle Dinge angeschafft, mit denen ich mir, für leider nur kurze Zeit, ein euphorisches Glücksgefühl erkauft hatte. Nun waren inzwischen mein Haus, sowie sämtliche Schränke völlig überladen. Ich fühlte mich nur noch erdrückt, wodurch ich erkennen musste, dass ich jahrelang den falschen Göttern geglaubt hatte. Ich war fest entschlossen, meine Suche nach Glück und Zufriedenheit an anderen Werten festzumachen.
Kaum hatte ich den einen Entschluss gefasst, plagten mich schon neue Fragen. Wie: bin ich auf dem richtigen Weg? Ist es eine Schande(Komma) sich nicht mehr vom Konsumrausch regieren zu lassen? Wenn ich nun nicht mehr den teuren Wein kredenze, den ich mir für mich allein selbst sowieso nie gegönnt hatte? Wenn ich statt der teuren Geschenke ein selbst gemaltes Bild oder eine andere Handarbeit verschenke? Wenn alle Äußerlichkeiten in allem nun schlichter ausfallen? Kann ich damit leben wenn Freunde, Bekannte, Nachbarn mich nicht mehr ganz verstehen, wenn sie sich vielleicht irritiert zurückziehen ?
Was kommt dann wenn alte Regeln gebrochen sind?
Heike Keuper –Göbel 26.06.07
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Wenn das Leben dir einen Kinnhaken gibt, kühle dein Kinn und lass dich auf deinem Weg nicht beirren.
H Keuper-g /13.07.06