Es ist noch mal gut gegangen

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anemone

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Es ist noch mal gut gegangen

14.7.2010

Es sollte laut Wetterbericht ein warmer, sonniger Tag werden Ortsweise war mit Wärmegewittern zu rechnen und damit diese uns unterwegs nicht überraschen konnten, benutzten wir den Wagen, um nach dem Frühstück den Rasen zu mähen und die Johannisbeeren im Erbgarten meiner Schwiegereltern im Nachbarort zu ernten.
Obwohl der Eimer mit den Früchten noch nicht gefüllt war, drängte es mich nach Hause zu kommen.
Die aufkommende drückende Schwüle ließ uns gegen 11 Uhr die Sachen packen und aufbrechen.
Noch hatten wir unseren Heimatort nicht erreicht, als wir in großer Zahl Vogelschwärme (Es waren in erster Linie Graugänse und Enten, die in den heimischen Torfkuhlen brüteten), scharenweise von dort her über den Ort flüchten sahen, denn am Horizont in der Ferne sah die Luft erschreckend dunkel aus, während hinter uns der Himmel noch klar und blau zu sein schien. (Ich habe gar nicht darauf geachtet, ob diese Wildgänse schrieen), doch bedrohlich kam mir die Situation vor.)
Wir beeilten uns die heimische Garage zu erreichen und fast waren wir daheim, setzte ein sehr starker Regen ein und prasselte wolkenbruchartig nieder. Gerade noch rechtzeitig befanden wir uns zunächst erst einmal sicher in der Garage und von dort aus war es nur noch eine Kleinigkeit einigermaßen trocken vom Wohnzimmerfenster aus dem Naturschauspiel zusehen zu können. Ein Tornado wirbelte die Bäume durcheinander und trieb mit ihnen sein übles Spiel. Er brach mit einem Schlag (wie auch immer) die Eiche in der Nähe der Straße an ihrer Astgabel in der Mitte auseinander. Einer ihrer dicksten Äste schlug hinunter bis auf die Fensterbank unseres Hauses und wir sahen nur noch über das Laub des abgeknickten Astes hinweg hinaus durch die zum Glück noch intakt gebliebene Fensterscheibe. Einen großen weißen Sonnenschirm sah ich wie ein hingeworfenes Spielzeug durch die Luft fliegen. und sogleich stürmten auch wir die Treppe hinauf, um von der oberen Etage aus dem wütenden Spiel des Tornados zuzusehen. Von dort oben konnten wir in der Ferne die Dachabdeckung im Feld liegen sehen, die vermutlich ein Teil des neuen Scheunendaches unseres nachbarlichen Viehhändlers war. (von seinen Rindern soll eines tot in der Weide gelegen haben.)
Die Schäden an den übrigen Nachbarhäusern waren von unserer Wohnung aus deutlich zu erkennen. Es fehlten bei einigen Häusern Dachpfannen und wir machten uns auf die Suche im ganzen Haus Schäden zu registrieren. Unentwegt hörten wir die Feuerwehr, die offensichtlich den ganzen Tag im Einsatz war.
Erst später wurde uns das Ausmaß der Katastrophe bewusst. Dieser Tornado hatte hier und da
Verwüstung hinterlassen. Betroffen waren allein an unserer Straße eine große Reihe alter Baumbestände in den städtischen Anlagen: Weiden, Tannen, die später alle der Kettensäge zum Opfer fielen.

Kinder, die von der Schule auf dem Heimweg waren, mussten über umgestürzte Bäume klettern. Fahrzeuge, die aus der Stadt kamen, zum Teil Slalom fahren, da auch ihnen überall Stämme und Äste im Weg lagen. Zäune waren zerrissen und trotzdem kann man noch sagen: Es ist noch mal gut gegangen. Der Stromausfall für ein paar Stunden war für die meisten Anwohner nur das kleinere Übel.
Das Seltsame an diesem wütenden Spiel ist die Kürze der Zeit, in der dieses alles stattfand.
Auch die verwüstete Fläche ist bei diesem Schauspiel nur auf einen kleinen Raum beschränkt. (Wären wir im Nachbarort geblieben, hätten wir von alldem nichts mit bekommen, denn bis dahin hat es der Tornado nicht geschafft.

anemone
 



 
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