Es ist spät, viel zu spät

3,80 Stern(e) 9 Bewertungen

Haremsdame

Mitglied
Hallo Perry,

diese Zeilen enttäuschen mich. Unter diesem Titel hätte ich mehr erwartet.
Im Glas noch ein Rest
roter Shiraz
Messer und Gabel
liegen gekreuzt auf dem Teller
Da lese ich raus: da hat noch jemand Hunger, ist mit dem Essen noch nicht fertig. Wahrscheinlich hat er/sie noch Hunger auf den- oder diejenige, die nicht mehr da ist. Soweit, so gut...
Morgen beginnt ein neuer Tag
was sollte ihn schon hindern
Das bedeutet wohl, das Leben geht weiter. Egal was vorgefallen ist. Es wird wohl endlich Zeit, ins Bett zu gehen, um am nächsten Tag in der Arbeit nicht zu müde zu sein? Das ist so profan - wenn auch wirklichkeitsnah...
Das Leben machte auch keine Pause
als du gingst
Die Trauer um den Weggegangenen (aus welchem Grund auch immer) hat die Welt nicht stillstehen lassen - auch wenn für den Verlassenen alles stehen geblieben ist. Die Katerstimmung bleibt nicht aus...

So verstehe ich die Worte. Richtig? Oder falsch?

Mir fehlt noch etwas dazwischen. Der Grund des Weggehens vielleicht? Andeutungen, weshalb alles ein Ende fand?

Mich sprechen die Worte nicht an. Sie kommen so rüber, als würde jemand einen anderen nicht weggehen lassen wollen aber nichts dafür tut, ihn/sie zu halten. So, als würde statt eines Menschen ein Kleiderschrank aus der Wohnung getragen werden...

Ja, jetzt weiß ichs: das Gefühl fehlt. Wenn es aber eine Art Liebes- oder Trauergedicht sein soll, dann muss Gefühl rein!

Schöne Grüße von einer, die zwar keine Ahnung von Lyrik hat, beim Lesen der Worte aber versucht, mit dem Herz dabei zu sein.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
mir gefallen die bilder hinter den worten. gerade das ungesagte, die gedanken, die sich aus deinen worten ergeben, mag ich.

alles liebe dir otto


p.s. "liegen" gekreuzt auf dem Teller


auf liegen könntest du meiner meinung nach verzichten.
 

memo

Mitglied
Ich sehe das ähnlich wie Otto.
Sehr viel Schwermut sehe ich zwischen den Zeilen und Melancholie.
"Das Leben machte auch keine Pause
als du gingst"

Das Leben geht immer weiter. Gleich was geschieht. Auch wenn wir es manchmal nicht wahrhaben wollen oder können.

memo
 

Walther

Mitglied
Hallo Perry,
daher auch meine Bewertung. Ob man das "liegen" weglassen sollte, würde ich dem Metrum unterwerfen. Nach meinem Ohr eher nicht.
Sonst ist den Worten von Otto Lenk und Memo nichts hinzuzufügen.
Gruß W.
 

Perry

Mitglied
Hallo Haremsdame,
schön dich bei mir zu lesen. Da du noch nicht allzuviel Erfahrung mit Lyrik zu haben scheinst, will ich dir gerne ein paar Erläuterungen zu den Metaphern in den Zeilen geben.
Der erste Vers beschreibt die Stimmung und die Situation.
Das leere Glas und der Rest Rotwein beschreiben das Ende einer Beziehung, hier mehr einer Lebensgemeinschaft. Das gekreuzte Besteck ist ein Hinweis auf das Grabkreuz, den Tod.
Im zweiten Vers wird die Befindlichkeit des Zurückgebliebenen beschrieben. Tiefe Resignation, aber auch die Erkenntnis, das manches eben nicht zu ändern ist. Das Leben geht weiter!
Wenn du dir also künftig bei einem Text nicht sicher bist, dann frage ruhig, bevor du vorschnell (ab)urteilst (lächel).
LG
Perry

Hallo Otto, hallo Walter,
danke für euere wertschätzende Worte. Über das "liegen" denke ich gerne noch einmal nach, inhaltlich ist es auf jeden Fall verzichtbar.
LG
Manfred
 

Haremsdame

Mitglied
Hallo Manfred,

wollte Dich nicht vorschnell "aburteilen". Habe halt das geschrieben, was bei mir - wohlgemerkt einem Laien auf diesem Gebiet - angekommen ist. Werde versuchen, mich künftig erst mal schlau zu machen, ehe ich urteile...

Danke für die Erklärungen. Jetzt, wo ich verstehe, sehe ich die Worte anders. Hoffe, Du nimmst meine Entschuldigung an. Wollte Dir nicht weh tun.

Haremsdame
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Perry,

einzig der Titel stört mich, er ist irgendwie zu trivial für das Gedicht und erinnert mich mehr an Kiss me Kate (es ist heiß, viel zu heiß).

cu
lap
 

Perry

Mitglied
Hallo lapismont,
freut mich, dass dich der Text ansprechen konnte.
Der Titel ist eine aktuelle Marotte von mir, sozusagen die Konzession eines Prosalyrikers an die Reimfraktion (lächel).
LG
Perry
 



 
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