Es kratzt doch nicht

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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es kratzt doch nicht

Was drückt dich Paule,
was schlägt dir da
Spuren in die Fresse?
Trink aus gemächlichen Wassern,
Schluck um Schluck,
Spritzer in Aufgüssen,
Und vergiss
Verschnürtes an langen Seilen,
Fischschwärme mit schwelenden Sorgen -
ihr Badetucharoma!

Helfende Dinge unter der Haut,
auch wenn die Kruste nicht bricht.

Ich liebe dich, Beton,
sachte se letztendlich,
son kleenet Schnäuzchen,
wie die.

Allgegenwart,
ein Fahrrad im Innern,
Strukturen in Ewigkeit
und Sachverstand -
Mensch Keule, bleib sauber:
Phobien des Grauens sind
knäulende Entwürfe,
sieh nur, die
Enten setzen sich bequem
auch ein Schwan -
weiße Explosion so wolkig
nur eine Oberfläche fern.

Nimm deine Tüten,
mach los alter Paule,
kleb nicht an schimmelnden Plätzen,
denn was jetzt nicht warm ist
belebt auch kein Hauchen,
hau ab und trage das Fallbeil
zurück auf die Bank.
 
Hallo lapismont,
tolle (weil passende) Sprache, Mut machend, großartige Bilder, Spannung genug vorhanden. Allerhöchstens ein wenig zu lang.
Sehr gern gelesen.
Herzliche Grüße
Karl
 

Milko

Mitglied
was

Ich bin etwas erstaunt ?

könnte ich mir eher im " Strassenfeger" oder in der motz (Obdachlosenzeitung) vorstellen
mein erstaunen aber bezieht sich vor allem auf die Tatsache das du kein Obdachloser bist
( denke ich Lapismont )
und dadurch wird es sehr fragwürdig...sehr
auch anmassend und auch unglaubwürdig

doch sicherlich, wie fast immer eine tolle fliesende Schrift, aber das alleine kanns nicht sein
sorry lap
gruss milko
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Milko,

der Obdachlose ist sicher eine gewollte Assoziation, aber letztlich Interpretation.
Nein, ich bin nich obdachlos und maße mir auch nicht an, darüber schreiben zu können.
Der Text könnte, wie von Karl so gelesen, optimistisch sein.
Ich war beim Schreiben zornig.

Die Länge, mhm, da ist etwas dran. Müßte ich etwas vom Sinn beschneiden. Muss ich drüber nachdenken.

Danke für eure Kommentare.
cu
lap
 

Milko

Mitglied
z

egal ,...( es kratzt doch nicht )
tja
Interpretation - Assoziation

zornig - optimistisch

darüber schreiben - nein

könnte - oder ?

was ich damit meine :
für mich alles oder nichts ausgedrückt

- die Länge finde ich gerade gut, damit hat es sogar die Chance den Obdachlosen annähernd zu verdrängen

- den Sinn beschneiden, wie macht man das ? ( meinst du vielleicht indem du z.B. Paule weg lässt ?

Du warst zornig, ok
und dann siehst du dich in der Rolle "Paule"
zurück auf die Bank......

vielleicht hilfst du mir ! was es ist ?
gm
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hi Milko,

ich schreibe auf unterschiedliche Arten Gedichte. Dieses entstand assoziativ entlang einer Reihe von Bildern und Gefühlen und endet stets bei mir irgendwie politisch, etwa wenn Du die Bank mehrfach besetzt.
Auch der Verlustteil soll sich in etwa die Waage halten. Ein Verschulden gibt es immer und ist eigentlich egal, kratzt eben niemanden.
Paule mag das sein, was da wütend/trauernd/bekennend zur Flucht ansetzt.
Es ist ja kein Text über Vergangenes, sondern über den Moment, über den Augenblick des Entscheidens. Wo soll es hin gehen, sind die Konsequenzen klar?

Und wenn hinterher eine Story zu finden ist, macht es den Text nur noch spannender.

cu
lap
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo, Lapis.

Ich möchte dir meine Bewunderung für diesen Text nicht verhehlen.

Getragen von gutem Sprachfluss, kontrastreich wegen der Slangeinsprensel und durch Betrachtungen, die ich klug und stimmig finde:

Allgegenwart,
ein Fahrrad im Innern,
Strukturen in Ewigkeit
und Sachverstand -
Mensch Keule, bleib sauber:
Phobien des Grauens sind
[strike]knäulende[/strike]knäuelnde Entwürfe,
sieh nur, die
Enten setzen sich bequem
auch ein Schwan -
weiße Explosion so wolkig
nur eine Oberfläche fern.

Hier hat sich allerdings ein kleiner Tipp-Fehler eingeschlichen (siehe oben).

Es ist eigenartig. Ich habe den Text zunächst überhaupt nicht dem klassischen Obdachlosenmilieu zugeordnet, sondern werte ihn als Selbstgespräch eines in anderer Hinsicht Unbehausten.

Grüßle
Heidrun
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Oh Heidrun,

da sitz ich nun mit diesem Wort und hadere.
Es spricht sich einfach schlecht, dieses "knäuelnde", aber Recht hast Du natürlich.
Jedoch, ein Wort wie dieses sollte natürlich nicht dafür getadelt werden, dass es der Zunge eben das Knäueln beibringt.

Danke!

cu
lap
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es kratzt doch nicht

Was drückt dich Paule,
was schlägt dir da
Spuren in die Fresse?
Trink aus gemächlichen Wassern,
Schluck um Schluck,
Spritzer in Aufgüssen,
Und vergiss
Verschnürtes an langen Seilen,
Fischschwärme mit schwelenden Sorgen -
ihr Badetucharoma!

Helfende Dinge unter der Haut,
auch wenn die Kruste nicht bricht.

Ich liebe dich, Beton,
sachte se letztendlich,
son kleenet Schnäuzchen,
wie die.

Allgegenwart,
ein Fahrrad im Innern,
Strukturen in Ewigkeit
und Sachverstand -
Mensch Keule, bleib sauber:
Phobien des Grauens sind
knäuelnde Entwürfe,
sieh nur, die
Enten setzen sich bequem
auch ein Schwan -
weiße Explosion so wolkig
nur eine Oberfläche fern.

Nimm deine Tüten,
mach los alter Paule,
kleb nicht an schimmelnden Plätzen,
denn was jetzt nicht warm ist
belebt auch kein Hauchen,
hau ab und trage das Fallbeil
zurück auf die Bank.
 



 
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