Es muss nicht immer Freitag der 13. sein

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cyprus

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Es muss nicht immer Freitag der 13. sein

Anno 2003, im Februar geschah es, in der ersten Woche der sächsischen Winterferien.
Die Wochen zuvor waren dienstlich alles andere als Zuckerschlecken, Beratungen, Zensurenkonferenzen und das Schreiben der Zeugnisse in ein angeblich weiterentwickeltes
Computerprogramm. Aber der Stress sollte mit der Zeugnisausgabe ein Ende haben!
Mitten hinein in die Vorfreude auf den Urlaub, den heiß ersehnten, regte sich der Gallenstein im Körper meines Gatten so auf, dass er stationär behandelt werden musste. Und das am letzten Schultag! Urlaub dahin, Krankenhausbesuche standen auf der Tagesordnung.
Da der Gallenstein sich erst wieder beruhigen musste, wurde mein Gatte mittels Tropf an das Bett gefesselt. Warte, warte noch ein Weilchen, bekam er stets zu hören. Ein netter Kollege erkundigte sich nach seinem Befinden und fragte, ob er in einer dienstlichen Angelegenheit mit ihm selbst sprechen dürfe. Kein Problem, er erhielt die Telefonnummer.
He, was war das, ich, die beim Zahlenmerken so kleine Problemchen hatte, wenn es mehr als 5 Ziffern waren, konnte die achtstellige Telefonnummer auswendig! Ich war entzückt von mir selbst, keine Gedanken mehr an Gedächtnisschwund und Konsorten. Beschwingt sagte ich die Nummer mehrmals auf, jedes Mal richtig. Ein Orden war fällig, zumindest eine kleine Belohnung.
Täglich war Krankenhausluftschnuppern angesagt, bis am Dienstag, dem 11.2., endlich der entscheidende Schnitt vollzogen wurde. Steinreich war mein Gatte nicht, er wurde aber von einem Felsbrocken befreit. So was passiert nur denen, die im Sommer immer in die Alpen wollen. Operation gelungen, Patient aus der Narkose erwacht, Stein im Glas konserviert für die Ewigkeit! Alles schien gut zu werden, Stress und Operation waren vorbei, der Alltag konnte wieder einziehen.
Der Mittwoch begann auch freundlich, Wintersonne pur, blauer Himmel. Ein super Wintertag, dessen Sonnenstrahlen mich nachmittags wieder in das Krankenhaus begleiten würden.
Ein paar Blümchen wollte ich noch kaufen, musste deshalb den Geldautomaten belästigen.
Auf der Fahrt dahin wollte mir meine PIN nicht einfallen, krampfhaft sortierte ich im Gedächtnis die Zahlen. Eine war doppelt, aber welche, war das am Anfang oder am Ende der PIN? Glücklicherweise hatte ich mein Handy dabei, mit der gleichen PIN. Also, nichts wie ran! Üben! Drei Wünsche hat man im Märchen frei, bei der PIN- Eingabe auch. Es kam nur keine Fee, ich hatte mir 1,2,3 das Handy gesperrt. Völlig überzeugt, dass ich die Konto-PIN nun wusste, gab ich sie am Automaten ein. Wieder Fehlanzeige! Was nun? Kein weiterer Versuch! Kein Geld, keine Blümchen, so einfach war das!
Zu Hause rief ich meine Tochter an, die ihrer unwissenden Mutter erklären sollte, wie man ein Handy wieder befreit. Vorher hatte ich sogar schon das Gebrauchsanweisungsheftchen gefunden. Mit telefonischer Unterstützung gelang es mir, mein Handy wieder in Gang zu bringen. Das wäre geschafft! Jetzt fehlte nur noch das nötige Kleingeld. Sparkasse gleich Fehlanzeige, denn Mittwochnachmittag war keine Schalterzeit.
Kluge Frauen haben in solchen Fällen eine eiserne Reserve, meine war durch den Winterschlussverkauf erheblich geschrumpft. In solchen Fällen ist es gut, wenn man noch eine sparsame Tochter im Hause hat. Ausgerüstet mit einem zusätzlichen 20-€-Schein konnte die Fahrt ins Krankenhaus beginnen.
Meine Gedanken kreiselten immerzu um diese verflixten Zahlen. Ich sortierte hin und her, stellte mal die eine, dann die andere Zahl an den Anfang, zwischendurch hielt mich manchmal eine rote Ampel auf. Richtig einordnen musste ich mich auch, die Wintersonne strahlte, es war wirklich ein schöner Nachmittag. Wieder Rot! Chemnitz, in dein Stadtwappen gehört eine Ampel! Als Geradeausfahrer musste ich nun etwas warten, konnte wieder schön grübeln.
Auf der Rechtsabbiegespur hatte sich ein Polizeiauto niedergelassen, wartete auch. Endlich ging es weiter! Welche Zahl war gleich doppelt? Als aufmerksamer Autofahrer schaut man ja ab und zu in den Rückspiegel. Hinter mir Polizei mit Blaulicht, also anhalten. So, nun fahrt schon vorbei! Überzeugt davon, dass sie meine nette Geste befolgen würden, sah ich noch einmal in den Rückspiegel. Was sollte das denn? Eine Polizistin entstieg dem Wagen der Ordnungshüter, verlangte von mir Führerschein und Fahrzeugpapiere. Auf meine Frage, was ich angestellt hätte, bekam ich zur Antwort, ich solle froh sein, dass ich noch lebe. Sie kontrollierten beide ausgiebig meine Papiere, betrachteten meinen Clio so, als ob sie noch nie einen dieser Art gesehen hätten. Nun rückten sie mit der Sprache heraus, ich sei bei Rot gefahren und wollten wissen, wohin es so schnell gehen sollte. Ungläubig starrte ich sie an, glatte Lüge, Ampeln sind doch heilig. Sollte ich streiten? Erst die vergessene PIN, nun die Ordnungshüter im Genick! Was für ein Tag! Da sie in der Überzahl waren, musste ich einfach akzeptieren, dass sie Recht hatten. Was blieb mir übrig!
Die nette Polizistin wiederholte ihre Frage, wohin die Reise so schnell gehen sollte. Wohin schon, ins Krankenhaus, erklärte ich ihr. Verdutzt schaute sie mich an, wollte Näheres wissen. Meine Antwort schien sie zu befriedigen. Sie überlegte kurz, sagte mir dann, dass die von mir begangene Straftat eigentlich zur Kontoeröffnung in Flensburg gereicht hätte. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass es so ein schöner Wintertag sei, ihr Kollege und sie so gute Laune hätten und ein Frischoperierter sich nicht aufregen dürfe, könnte man eine Ordnungswidrigkeit daraus machen, die ich aber gleich bezahlen müsste. Da wurde ich wieder leichenblass, jetzt wollten sie auch noch Geld! Vorsichtig fragte ich nach, wie viel der Spaß kosten solle. Der männliche Staatsdiener meinte, wer so schnell unterwegs sei, dabei Ampeln missachtete, der sollte wenigstens eine dicke Geldbörse dabei haben.
Oh, war mir schlecht! Wer weiß, welche Summe sie nennen würden! Ich erklärte ihnen die Situation, dass ich, auch wenn sie mich zu einem Geldautomaten begleiten würden, dort kein Geld bekäme, da ich die PIN nicht mehr wüsste. Ehrlicherweise gab ich auch noch zu, dass ich mir das Handy gesperrt hätte, als ich übte. Ob mir denn die Zahl überhaupt nicht einfalle, fragten sie. Sie war einfach weg, aber ich bot ihnen die Telefonnummer des Krankenhauses an. Die hatte ich gespeichert! Sie waren sprachlos, drehten sich schnell um. Ein bisschen Mitleid hätte mir gut getan, aber die beiden feixten bloß! Zu guter Letzt erkundigten sie sich nach der finanziellen Lage in meiner Geldbörse. Mit meinem geborgten Zwanziger, dem Hinweis, weniger schnell zu fahren und das Auto stehen zu lassen, wenn man geistig erschöpft sei, entschwanden sie in den sonnigen Winternachmittag. Vorher überließen sie mir noch so ein kleines rot-weißes Quittungszettelchen.
Den Treffer hatte ich bestimmt gebraucht, sofort fuhr ich ohne die Zahlenkombinationen, die mich zu einer unvorsichtigen Verkehrsteilnehmerin werden ließen. Im Krankenhaus angekommen, war mein Dilemma schon bekannt. Natürlich, meine Tochter hatte telefonisch gepetzt! Aber was mir eine halbe Stunde vorher passiert war, das wusste sie zum Glück noch nicht. Mal sehen, ob ich es irgendwann einmal erzähle.
PS. Einen Tag später, am Schalter der Sparkasse, konnte mir die liebenswerte Angestellte auch nur ein bisschen helfen, indem sie meinen Versuch, an mein Geld zu kommen, rückgängig machte. Zu weiteren Hilfsleistungen war sie nicht in der Lage. Ihre Aufmunterung veranlasste mich zu einem weiteren Test. Wieder Fehlanzeige! Nun war Schluss mit Experimenten!
PPS. Einer wusste meine PIN noch, aber der hatte sie in irgendeinem Ordner versteckt, den ich ohne meinen Gatten nicht finden konnte. Vor diesem Jemand habe ich großen Respekt, denn der kann einfach alles, mich nerven, auf die Palme bringen, mir Geschichten erzählen, Wischi- Waschi- Nachrichten zusenden, mich mit Leuten verbinden, die ich sonst nie im Leben kennen gelernt hätte u.v.a.m. Langsam wird er mir ein guter Freund, mein Computer!
 
Diesem Text fehlt meiner Meinung nach einiges. Das ist nur eine Wurst von Assoziationen und Begebenheiten, mit viel zu viel unnötigen Teilen dazwischen.
Und das ganze ist eigentlich auch zu schwach für das Humor&Satire forum, gehört besser zu Tagebuch oder so.

Marius
 



 
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