Es sieht aus, als hätte Oma was gegen Opa

Kathrien

Mitglied
Es sieht aus, als hätte Oma was gegen Opa

Manchmal werde ich ganz traurig, wenn ich sehe, wie meine Oma mit meinem Opa umgeht. Dann tut er mir leid. Wenn sie mit ihm schimpft, weil er sich die Schuhe nicht abgeputzt hat. Und wenn sie mit ihm redet und er hat sie nicht verstanden, weil er sein Hörgerät verlegt hat. Dann wird meine Oma ganz wütend auf ihn.
Wenn sie sieht, wie er in der Wohnung raucht, schickt sie ihn auf den Balkon. Dabei macht sie ein Gesicht, als wollte sie ihn dann runterschubsen. Vom Balkon im 6.stock. aber ich glaube, das würde sie nie tun. Sie sieht nur so aus.
Wenn mein Opa dann auf dem Balkon raucht, schimpft meine Oma mit ihm. Sie sagt, er macht sich noch seine Gesundheit kaputt, mit dem elendigen Glimmstängel.
Manchmal frage ich mich, ob meine Oma meinen Opa überhaupt liebt.
Es scheint ja nicht so. Ich habe sie mal gefragt. Sie sagte, Opa wäre das wichtigste in ihrem leben. Ohne ihn würde sie nicht leben können. Sie müsse nur mit ihm schimpfen, damit er sich nicht gehen lässt. Wenn er sich die Schuhe nicht abputzt, werden die Kinder, die auf dem Boden spielen, schmutzig.
Und er soll nicht rauchen, weil er sonst Krebs bekommt. Und meine Oma würde ihn schrecklich vermissen. Denn sie ist verliebt in ihn und er ist das wichtigste, was sie hat.
Und sie will nicht, dass er Krebs kriegt.
Sie sagt, sie liebt ihn. Und will nicht, dass ihm etwas zustößt.
Meine Oma passt sehr gut auf meinen Opa auf.
Ihre Mutter ist an Krebs gestorben.
 

urte

Mitglied
Oma und Opa

Liebe Kathrien, Ich finde, dies ist eine wunderschöne Geschichte, die auch auf sehr gute Beobachtung zurückgehen dürfte. Die "naiven" Stilmittel passen zu der Verwunderung des erzählenden "Kindes" ("ich") darüber, daß dies Liebe sein kann. (Nur eins: Ich würde überlegen, den letzten Satz wegzulassen; die Sorge um eine Erkrankung des Opas allein reicht m.E. aus). Freundliche Grüße, Urte
 

Kathrien

Mitglied
Hallo urte,
du kannst ziemlich stolz auf dich sein, du bist nämlich der erste Mensch hier bei Leselupe.de, der nicht sagt, es ist schlecht, dass ich schreibe, wie ein Kind erzählen würde, sondern, wie du so schön gesagt hast "naiv".
Das finde ich sehr gut. Es ist meiner Ansicht nach viel schöner, das ganze mal unbefangen zu sehen, wie ein Kind eben, obwohl ich auch anders schreiben kann. Es hat was unerfahrenes, so ein Kind, das alles noch entdecken muss.
Den letzten Satz, den lasse ich glaub ich, erst mal dran, der passt so schön, find ich. Vielleicht werde ich ihn mal entfernen, wenn das noch mehrere Leute sagen.

°°°°°kati°°°°°
 
M

moonfire

Gast
Hallo Kathrien

Deine Meldungen zu meinen Werken haben mich neugierig auf Deine Werke gemacht, und bei diesem hier, kann ich mich nur meiner Vorrednerin anschließen!
Es ist sehr schön geschrieben und der "naive Ton" macht es noch liebenswerter.
Außerdem ist es genau auf den Punkt getroffen, denn es ist immer so wie in der Geschichte, bei Müttern und Kindern, genau wie bei Partnern,
man ist so in Sorge, dass man den anderen ständig bevormundet! Einfach toll erkannt, denn in Deinem Alter hab ich das noch net verstanden, dass es nur Sorge war, wenn meine Mutter es mit mir so gemacht hat wie die Oma mit dem Opa!
Mach weiter so Kathrien!

Grüsse moon
 
Naivität

Hallo Kathrien,

ich finde deine Geschichte sehr gut geschrieben.
Es ist die Naivität, die diesem Werk seine Ausdruckskraft gibt.
Es ist doch so, dass die meisten Menschen mit den Personen am meisten schimpfen, die sie am liebsten haben, aus Angst sie zu verlieren.

Bewahre dir deine Naivität für solche Geschichten, aber verliere nicht den Biss für deine anderen, keinesfalls naiven oder kindlich geschriebenen, Werke.

Mach weiter so,

liebe Grüsse,

Christina
 



 
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