Es war der 11.

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seelenstimme

Mitglied
Es war der 11.

Sie ging zur Arbeit
ganz normal
in der Tür
noch ein schneller Kuss
schon spät
doch sie wusste nicht
dass es der letzte war

Sie saß im Büro
im 16 Stock
schrieb und dachte nicht
an den Tod
sie freute sich schon
morgen sollte die Familie kommen
woher soll sie wissen
dass sie die nie mehr sehen würde

liebevoll und sanft
sieht sie das Bild
ihrer kleinen Tochter an
dieses kleine Mädchen
voller Lebenslust
nie wieder
würde sie das fröhliche Lachen geben
doch das wusste sie nicht

Sie kamen angerast
die Flugzeuge
alles ging schnell
keine Rettungsmöglichkeit
kein Entrinnen
aus den eisernen Klauen
das Feuer verbrannte
ihre Lebensfreude
und das Lächeln
all der Menschen
die sie liebten

Als man sie fand
ihr Körper leblos
ihre Hand ausgestreckt
und in ihren Augen
die Frage
Warum?

Es war der 11. September 2001
 

Walther

Mitglied
Hallo seelenstimme,

das ist viel, aber kein Gedicht. Aneindergereihte Prosasätze, die willkürlich umbrochen werden, also mit einem Zeilenumbruch versehen, sind keine Lyrik.

Lyrik lebt von verarbeitendem Erleben und (Mit-)Leiden. Zugleich arbeitet sie mit originellen und originären Sprachbildern. An diesem Text vermisse ich alles, was Lyrik ausmacht:

* Verdichtung
* Sprachkunst
* Überzeugende, mitreißende Bilder / Metaphern
* Originalität

Nichts für ungut: Betroffenheitstexte müssen ganz besonders überzeugend geformt und durchdrungen sein, sonst bleiben sie flach und unerheblich, weil nicht im Entferntesten Neues, Tiefes und Bewegendes in ihnen steckt.

Nichts für ungut.

Lieber Gruß W.
 



 
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