Ex Ponto

4,30 Stern(e) 3 Bewertungen

weghenkel

Mitglied
Ex Ponto

Maria Magdalena betet leise.
Die leisen Worte nur wird Gott verstehn.
Ich suche einen Halt und muß doch gehn
Vor jeder Ankunft. Endlos ist die Reise.

Nur manchmal darf ich dunkle Augen sehn,
In die hinab ich tauchen kann, die Speise
Für meine Seele sind. Und ihre Gleise
Verläßt die tote Hoffnung. Stummes Flehn.

Orphische Rosen. Nein, dort war ich nicht.
Die Küste aber jener Trauer des Ovid
Hab ich gesehn. Dionysopolis.

Und du? Für dich hab ich nur ein Gedicht
Diesmal. Ja, sieben Muscheln. Jede Lid
Der Augen dieses Meers am Weg nach Dis.

(22. Juli 1989)
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
"Ich suche einen Halt und muß doch gehn
Vor jeder Ankunft"

Klasse.......Nur eine Frage sei gestattet.
Ich stolpere ständig über "jede Lid". Kannst du mich bitte von meinem ? erlösen.

lG Otto
 
R

Ramona Linke

Gast
Es ist ganz

einfach unbeschreiblich melancholisch, macht sehr
traurig ...
und ich finde es schön, wenn man ein Gedicht geschenkt
bekommt, wieso 'nur' ein Gedicht, Gedichte sind
wundervolle Geschenke.
Herzlich :) RL
 

carolin

Mitglied
Freue mich etwas von dir zu Lesen.Es klingt traurig.Jedoch verstehe ich nicht alles.Besonders die Orphischen Rosen.Meinst du hier die griech. Hymnen,Sagen und mystisch-teologische Dichtungen von Orpheus, die Geschichte um Orpheus (ach ich habe sie verloren all mein Glück ist nun dahin),Oder das Orphische Wort von Goethe, in ihre fünf stufenweise geordneten Lebnsgesetze als Weltmächte beschrieben. Da du dich auch auf Ovid und auf Dionysopolis beziehst scheint dir die Symbolik wichtig zu sein und ich würde sie gerne verstehen.Tote Hoffnung gibt es für mich nicht ,das hieße Hoffnungslosigkeit, auch wenn es poetisch klingt.Hoffnung ist eines der Wörter die ich nicht getötet sehen möchte.Ich empfinde in dem Gedicht viel Trauer und Schuld und Hoffnungslosigkeit und bin mir nicht sicher ob du das wolltest.Es ist sicher kein Gedicht für die Allgemeinheit, bis auf die letzten Zeilen, da es einige Geschichtliche und Literatur kentnisse voraussetzt.Das finde ich schade da ein tiefes Gefühl vermittelt wird und nicht jeder deine Symbole versteht in ihrer Bedeutung.Für meine verhältnisse viel ohne Duden und Rechtschreibprogram geschrieben, Fehler bitte entschuldigen.
 

Vera-Lena

Mitglied
Maria Magdalena

Hallo, Weghenkel,

für mich ist dies die Beschreibung einer Frau, die Vieles durchgemacht hat und die ständig unterwegs sein muss und das Ende ihrer Reise nicht kennt. Du beschreibst, was ihr dabei hilft, aber auch, was sie nicht bekommen hat, was ihr versagt geblieben ist. Dem "Du" möchte sie die sieben Muscheln schenken, die ihr wie Stationen auf dieser Meeresfahrt sind.
Es kann einen nicht kalt lassen, dieses Gedicht, und man möchte ihr mindestens gute Wünsche mitgeben, dass sie oft auf diese dunklen Augen trifft, in denen sie eine Verwandtschaft entdeckt.

Liebe Grüsse Vera-Lena
 



 
Oben Unten