Expressionistische Lyrik

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Pupuze

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Der Dichter und der Henker

Warum noch schreiben, darum schreiben. Die onanistische Schreibmaschine von Conroy Maddox, jede Taste ein schmerz, schreiben bis die Finger bluten, schreiben, bis nichts mehr geht, Masochismus, Nihilismus danach. Kotzen bis der Magen sich umdreht, danach ab in die Waschmaschine und es wird wieder alles rein, sauber.
Die Sonne scheint, und die Fische springen, deine Mutter ist schön, und dein Vater ist reich, so reich Baby, don’t cry… Erinnerung an das Vergessen, Erinnern und Vergessen, Vergessen zu erinnern, so ähnlich, in der Stadt schreien die Kinder, ein Vogel schwebt über den Wolken, träumen, alles nur träumen. Eine Maskerade, Karneval, Pappnasen überall, Hellau und Allaf, weine nicht kleine Maus, die Puppe ist weg, es ist gar Abend, mach doch die Suppe heiß, verbrenne Dich nicht beim Essen, puste, puste gut. Deine Zunge ist in zwei geteilt, die eine lügt die andere leckt. Metamorphose, Schmetterling, ein voller Bauch, da ist kaum noch Platz. So sei doch um Himmelswillen laut, schrei Kind, an der Haltestelle, die Busse streiken wieder, der letzte ist auch schon fort.
Ein Baum in Knospen, die Freude ist groß, Frühling ist die Lust, schreien und lachen, Gott war das schön, das Schreiben, das Tun, streicheln den Punkt, Gott, bist Du gut. Taschen voller Geld, keine Liebe in Sicht, ein Schiff in der Ferne, und wer kommt? Dicke Titten und eine rasierte Vagina treffen sich in der Mitte, und sprechen über Gott und auch über den Teufel. Der Greis, fast kahl am Kopf, geneigt das Haupt, geht die Straße entlang, Gnade, Gnade und der Tod kommt auch bald. Fanfaren zur Hilfe, es brennt die Zigarette, die letzte ist doch ausgedrückt, das Fleisch ist kalt, warten, warten, dann kocht die Mutter die Suppe, da ist auch Fleisch drin. Freude war und doch nicht wahr, nicht zum Anfassen, alles Replikate, von wen nur? Alsbald wird es wahr, die Welt dreht sich auch so, die Sonne scheint, der Regen kommt, die Wolken schwenken ihren Hut, Adieu, es war schön mit Euch, sagt die schwarze Katze und leckt sich die Pfoten.

Mein ist die Sprache, mein ist Kunst, mein ist der Wein, mein ist… ach es sind so viele, es fließt der Main, unergründlich zum Rhein, die Stadt ist immer noch da, schön nicht aber sie ist da. Kalt ist das Fleisch in tausend Stücke zerhackt, warte, warte auch zu dir kommt der Hamann, oder so ähnlich, mit seinem Hackebeilchen, warte noch, noch ein Weilchen. Der Flieder blüht bald in seinen Gärten, auch die Blumen in Mutters Gärten, so schön doch, Hortensien, so schön, Friedhofsblumen hierzulande, sie wachsen doch nur im Schatten. Mamas Kind weine nicht, Fliegen ist schön, sagt die Schwalbe und fliegt doch nur bei gutem Wetter, an der Mauer entlang, in der berühmten Stadt. Der Dichter macht einen Spaziergang, nimmt den Waldweg, an der Schneise trinkt er ein Bier, rülpst laut und sagt, Gott Erhalts, zieht den Roch hoch, Spazierstock und Gretchen, du hast die Milch verschüttet, so böses Kind, ich schick dir den Teufel an den Rock.

Onanie, Onanie, welche ein Wonne mit dir, schreibe mir bald, du Heiland, schreibt der Dichter in seiner Kladde, zieht die Schuhe aus, läuft barfuß aufs Moos, so grün, es sind alles Geldscheine, Dollarnoten, Geld in der Taschen, Handbillard, nichts mehr. Ein Schiff in der Ferne, bald Hortensie, Maiglöckchen, Vergissmeinnicht, Veilchen, Butterblumen, bald seid ihr dran, alle Mann an Bord, Captain Ahab wartet nicht, auf und davon. Der weiße Waal schwimmt dort, so schön, so mächtig, ach ihr Habenichte, kommt her und leckt mir die Füße, ich der Große Magier, und but but but ihr Hühner, gackert nicht allzu sehr, ich fick Euch mit der Möhre. Zufrieden sind die Besitzlosen, die Lumpen dieser Welt, die Trinker an der Ecke, die Frau mit zerfurchtem Gesicht, der Mann mit Gicht, die Flasche kann er halten und die Kippe noch, an der Trinkhalle.

Ach Götter, schreibt der Dichter, lüftet seinen Rock, es ist ein wenig licht, der Wald, ach seufzt, er warum der ganze Schabernack, ich habe doch gedacht, alles hat ein Ende. Nein antwortet der andere, es gibt doch bekanntlich die Wurst, gemacht aus Fleische der Sau und ihres Blutes, die hat doch bekanntlich zwei. Und so zieht der Dichter fort, lüftet den Hut, steckt in die Tasche die Puppe, den Lumpen und die Habenichte, den Schwalben und die Wolken, das Moos und die Fotos, zieht umher, humpelnd und grummelnd, war mal wieder nichts, alles für die Katz und Kladde.
 

revilo

Mitglied
Zuerst liest es sich ganz gut....dann wird es aber sehr eintönig und ein wenig gekünstelt, weil einfach nix passiert und nur Worthülse an Worthülse gereiht wird....das finde ich schade, weil der Text recht gute Ansätze hat....ich empfehle eine radikale Kürzung, weil du ansonsten den Leser langweilst...
LG revilo
 

Pupuze

Mitglied
Danke für das Feedback. Wenn das Gedicht so ankommt, wie von dir beschrieben, dann ist es genau richtig. Denn es soll eben das vermitteln, dass sehr oft jegliches Bemühen zu nichts führt, und am Ende alles für die Katz ist.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
experimentelle gedichte / sie leben von experimenten / der leser mit dem was ...

Liebes Pupuze!
Was umsonst (im Sinne von ergebnislos, unfruchtbar) und für die Katz ist, lohnt die Veröffentlichung oder Mitteilung nicht.
Wenn Dichtung schon die konzentrierteste Form der Textkunst ist, dann gilt das für die Dichtung in besonderer Weise.

Nun kann die "Kunst" eben darin bestehen, bei aller Konzentration noch "locker" zu springen, zu tanzen, zu fließen, also: sich nicht zu verkrampfen. Aber wenn einem nichts einfällt, dann sollte man sich besser um seine Kinder, Balkonpflanzen, Arbeit und Zeitung kümmern, oder ein scharfes Mathematikbuch lesen, oder spazierengehen. Gedichteschreiben ist dann nicht angesagt. Eher Briefe, Tagebuch oder Fremdsprachlernübungen.

Man kann ja auch einen neuen Schreibtisch kaufen gehen, einen mit größeren Schubladen, wo der ganze Schrieb reinpaßt, der nicht im virtuellen Raum verclouduliert ist.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Also, ich würde erst mal jedem seine Meinung zugestehen. Ich finde es ganz gut, a bisserl surrealistisch, fand auch den Zugang zum Lyrischen erst ein bisschen später.
Alles in allem aber soweit ok.

Grüße vom Sta.tor
 



 
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