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R. Herder

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I want to do whatever common people do...
Pulp - Common People​




Bilderrahmen ausm Baumarkt. Da kann er seine Sonnenuntergänge reintun. Aber erst noch die Tapete streichen! Die is vom Nikotin ganz gelb. Eigenlich ham se ja ne nette Wohnung, er und seine Frau. Schönes Wohnzimmer, n bisschen zu vollgestellt vielleicht mit Ramsch und Kitsch. Ne riesige Küche, wobei aber die Waschmaschine und der Trockner doch son bisschen Platz wegnehmen, aber das is ja bloß die eine Ecke, fällt kaum auf. So, und im Schlafzimmer wird geschlafen und im Bad wird geduscht und sich aufs Klo gehockt. Das is halt funktional. Aber insgesamt is eben alles schon älter und is bekannt und alltäglich, irgendwie langweilig. Darum hat er auch zum Beispiel die Bilderrahmen ausm Baumarkt geholt, und darum streicht er die verfärbten Wände nochma neu. Und diesen Kitschkrams im Wohnzimmer will er ma aufn Müll tun, den kann er nich mehr sehen. Klar, son bisschen kann da ruhig stehen bleiben, soll ja auch nich wie beim Zahnarzt sein.

[]

Zaghafte Versuche zu kotzen. Vorstellungen abseits der OP-Erotik von Weiberzeitschriften, die seine Angetraute jeden Tag aufs Neue kauft. In denen der verklemmte Fickhabitus der Parteigänger und Protestwähler einen sterilen Photoshop-Ausdruck erfährt. Vorstellungen, die jede Form von Smalltalk und Lookism ausweiden und verbrennen wollen. Er soll mit seiner Frau beginnen. Ihre Zähne Richtung Luftröhre rammen. Und das mit Speichel versetzte Blut auf ihren verzweifelten Körper schmieren.

Am ZOB einen dieser kaputten Halbschlafjunkies schnappen und seine Nase brechen. In einer trockenen Nacht. Wenn der die Hände schützend vors Gesicht zieht muss man drauftreten. Vorbei an seinen Händen und den Kehlkopf treffen, immer wieder, bis er pfeift. Die Hose öffnen und draufpissen, nebenbei Mukophagie. Das Lächeln nicht vergessen.

Durchs Fenster beobachtet er Affen in der Primetime falscher Projektion. Seine rechte Hand zerrt den Seilzugstarter einer ganz persönlichen Unterhaltungsmaschine in die Nichtstruktur des Umweltlichen. Drinnen entzündet das Affen-Männchen eine Kippe und brennt sich Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd und Blausäure in die Lunge. Dann kratzt es sich durch seine Boxershorts den behaarten Arsch. Dann sagt es was zum Affen-Weibchen. Dann klingelt er am Haupteingang. Dann öffnet ein noch junges Affen-Kind die Tür und wird zersägt.

Auf dem Rücken vorm Schrankspiegel liegen. Mit den Armen die eingeklappten Beine links und rechts neben den Oberkörper ziehen. Zusehen, wie der per Laxans verdünnte Schiss gegen das Glas und auf den Boden spritzt. Zwischendurch an den eigenen verschwitzten Achselhaaren lecken. Das Lächeln nicht vergessen.

Zaghafte Versuche zu kotzen. 24/7 im durchgeformten Ledersessel sitzen. Den Dekubitus behandeln wie einen guten Freund. Auf die Angetraute warten, bis sie entlassen wird aus den Fängen dienstleistender Reproduktion. Keine Montechristo rauchen, keine Sonnenbrille von Gucci im Pilotenstyle auf die Nase schieben. Vorstellungen abseits der Werbefressen des Horrors.

[/]​

Abends isser total erledigt. Die ganze Bude stinkt nach Farbe, aber da müssen se jetzt durch. War n gutes Stück Arbeit. Streichen is scheiße. An und für sich würd er ja andre Sachen machen, was mit Verantwortung und Ansehen. Na, einmal Hartz IV, immer Hartz IV. Wenns nach ihm ginge, müssten andre Deppen für ihn streichen und den Mist seiner Frau aufn Müll werfen. Er brät sich ne Scheibe Leberkäs, haut sich vorn Fernseher in den Farbgestank und wartet auf die Schlafenszeit. Das wird so 23 Uhr sein. Ab 23 Uhr wirds Fernsehen anstrengend. Nur Titten und Bilderrätsel, wer guckt das schon. Nach fünf Minuten hat man genug. Is doch für Bekloppte. N Kollege von ihm, den trifft er immer aufm Amt, der findet das geil und erzählt immer, Alter, die hat Öcken, die würd ich auch mal, aber beide wissen ganz genau, von ihnen wird die keiner mal. Da muss man Kohle haben, n schnieken Anzug mit Krawatte, so Politikerscheiß eben.

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Ein Sodomit ist der Senator. Manchmal kleidet er sich nachts mit Leberwurst und bittet seinen Hund herbei. Das macht ihn geil. Das Schlappen der Hundezunge, das schmatzende Geräusch des Hungers, die wollüstigen Laute der political correctness formen sich zu einem Mantra der Innerlichkeit, wie es nur in Tierbegleitung und Dunkelheit möglich wird.

Beruflich bestimmt der gänzlich Innerliche, was die Arbeitslosen essen wollen. Damit kennt er sich aus. Effizienz und rationales Denken sind gefragt. Man muss ein kompetenter Hundeficker sein für diesen Job. Die Kosten für einen der Türknäufe in seinem Haus achteln – und je ein Achtel auf einen Mittellosen pro Monat kommen lassen. Einen Futterplan aufstellen und das Achtel ökonomisch einsetzen. So geht das.

An Frau und Kind denkt er jedes Jahr nach den unvermeidlichen Geburtstagsglückwünschen. Die erinnern ihn stets an die nächsten. Ohne die beiden, Weib und Balg, wäre vieles leichter. Was soll man machen. Sonst hat der Futterplaner sich nichts vorzuwerfen. Ein Beispiel: Er raucht nicht. Rauchen ist ungesund und teuer. Es ist der eitle Schmutz des Pöbels.

Essen gibt es meist bei Schlitzaugen. Warmgehaltene Suppe, vorgeschnittene Ente, labbrige Backbanane mit Honig. Das lässt den Nichtraucher bürgernah scheinen. Ein gnädiger Herr, der sich zu jeder Scheinparty von zwei Dutzend Kameras begleiten lässt. Damit sie sehen, was er trinkt. Damit sie sehen, wie er singt. Damit das exklusiv in den Boulevardmagazinen erscheinen kann.

[/]​

Seine Frau hat nochn bisschen geflucht als sie nachhause kam, warum er denn nichts gesagt hat, warum er denn nich bis zum Wochenende wartet, und wo sind ihre Teelichter und Figürchen, und es is giftig diesen Scheiß einzuatmen, dabei kann man nich schlafen, und sie sagt kein Wort, wie schön die weißen Wände wieder sind. Dann legt sie sich ins Bett und er legt sich aufs Sofa und fängt sofort zu schnarchen an, weshalb er eben auch seit 14 Jahren schon auf Sofas schläft. Er könnte sich ja n bisschen aufregen und sagen, das hab ich für uns gemacht, damit das nichmehr so grau is alles und so alltäglich, aber er hat irgenwann ma gemerkt, dass Schlafen viel leichter is, und seitdem legt er sich immer pennen wenns Ärger gibt. Er träumt auch selten. Also, kann sich selten dran erinnern. Er legt sich auffe Seite und wacht genauso wieder auf wie er eingeschlafen is, als gäbe es in seinen Nächten keine Kämpfe.

[]

Es nähert sich ein Ritter, der sieht aus wie eine Playmobilfigur aus Kindertagen. Sein schwerer Schritt die Treppe hoch jagt Schall als Angst ins junge Herz, es gibt hier keine Flucht. Die Dunkelheit wird irritiert nur von dem Lichtbalken, der seit Stunden zwischen Tür und Teppich liegt.

Es liegt ein schwüles Warten in der Luft, dass jener Balken an zwei Stellen unterbrochen werden wird. Hilfe ist nicht zu erwarten, die Eltern koksen in dem Badezimmer, seit sie ihren Auswurf einsperrten. Die Daunendecke bis zum Kinn ist ein nur mangelhafter Schutz vor der Phantasie eines Achtjährigen.

Es nähert sich ein Ritter, der erreicht in keiner Nacht sein Ziel.

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Bilderrahmen ausm Baumarkt. Da kann er seine Sonnenuntergänge reintun. Aber erst noch die Tapete streichen! Die is vom Nikotin ganz gelb. Eigenlich ham se ja ne nette Wohnung, er und seine Frau. Schönes Wohnzimmer, n bisschen zu vollgestellt vielleicht mit Ramsch und Kitsch. Ne riesige Küche, wobei aber die Waschmaschine und der Trockner doch son bisschen Platz wegnehmen, aber das is ja bloß die eine Ecke, fällt kaum auf. So, und im Schlafzimmer wird geschlafen und im Bad wird geduscht und sich aufs Klo gehockt. Das is halt funktional. Aber insgesamt is eben alles schon älter und is bekannt und alltäglich, irgendwie langweilig. Darum hat er auch zum Beispiel die Bilderrahmen ausm Baumarkt geholt, und darum streicht er die verfärbten Wände nochma neu. Und diesen Kitschkrams im Wohnzimmer will er ma aufn Müll tun, den kann er nich mehr sehen. Klar, son bisschen kann da ruhig stehen bleiben, soll ja auch nich wie beim Zahnarzt sein.

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Zaghafte Versuche zu kotzen. Vorstellungen abseits der OP-Erotik von Weiberzeitschriften, die seine Angetraute jeden Tag aufs Neue kauft. In denen der verklemmte Fickhabitus der Parteigänger und Protestwähler einen sterilen Photoshop-Ausdruck erfährt. Vorstellungen, die jede Form von Smalltalk und Lookism ausweiden und verbrennen wollen. Er soll mit seiner Frau beginnen. Ihre Zähne Richtung Luftröhre rammen. Und das mit Speichel versetzte Blut auf ihren verzweifelten Körper schmieren.

Am ZOB einen dieser kaputten Halbschlafjunkies schnappen und seine Nase brechen. In einer trockenen Nacht. Wenn der die Hände schützend vors Gesicht zieht muss man drauftreten. Vorbei an seinen Händen und den Kehlkopf treffen, immer wieder, bis er pfeift. Die Hose öffnen und draufpissen, nebenbei Mukophagie. Das Lächeln nicht vergessen.

Durchs Fenster beobachtet er Affen in der Primetime falscher Projektion. Seine rechte Hand zerrt den Seilzugstarter einer ganz persönlichen Unterhaltungsmaschine in die Nichtstruktur des Umweltlichen. Drinnen entzündet das Affen-Männchen eine Kippe und brennt sich Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd und Blausäure in die Lunge. Dann kratzt es sich durch seine Boxershorts den behaarten Arsch. Dann sagt es was zum Affen-Weibchen. Dann klingelt er am Haupteingang. Dann öffnet ein noch junges Affen-Kind die Tür und wird zersägt.

Auf dem Rücken vorm Schrankspiegel liegen. Mit den Armen die eingeklappten Beine links und rechts neben den Oberkörper ziehen. Zusehen, wie der per Laxans verdünnte Schiss gegen das Glas und auf den Boden spritzt. Zwischendurch an den eigenen verschwitzten Achselhaaren lecken. Das Lächeln nicht vergessen.

Zaghafte Versuche zu kotzen. 24/7 im durchgeformten Ledersessel sitzen. Den Dekubitus behandeln wie einen guten Freund. Auf die Angetraute warten, bis sie entlassen wird aus den Fängen dienstleistender Reproduktion. Keine Montechristo rauchen, keine Sonnenbrille von Gucci im Pilotenstyle auf die Nase schieben. Vorstellungen abseits der Werbefressen des Horrors.

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Abends isser total erledigt. Die ganze Bude stinkt nach Farbe, aber da müssen se jetzt durch. War n gutes Stück Arbeit. Streichen is scheiße. An und für sich würd er ja andre Sachen machen, was mit Verantwortung und Ansehen. Na, einmal Hartz IV, immer Hartz IV. Wenns nach ihm ginge, müssten andre Deppen für ihn streichen und den Mist seiner Frau aufn Müll werfen. Er brät sich ne Scheibe Leberkäs, haut sich vorn Fernseher in den Farbgestank und wartet auf die Schlafenszeit. Das wird so 23 Uhr sein. Ab 23 Uhr wirds Fernsehen anstrengend. Nur Titten und Bilderrätsel, wer guckt das schon. Nach fünf Minuten hat man genug. Is doch für Bekloppte. N Kollege von ihm, den trifft er immer aufm Amt, der findet das geil und erzählt immer, Alter, die hat Öcken, die würd ich auch mal, aber beide wissen ganz genau, von ihnen wird die keiner mal. Da muss man Kohle haben, n schnieken Anzug mit Krawatte, so Politikerscheiß eben.

[]

Ein Sodomit ist der Senator. Manchmal kleidet er sich nachts mit Leberwurst und bittet seinen Hund herbei. Das macht ihn geil. Das Schlappen der Hundezunge, das schmatzende Geräusch des Hungers, die wollüstigen Laute der political correctness formen sich zu einem Mantra der Innerlichkeit, wie es nur in Tierbegleitung und Dunkelheit möglich wird.

Beruflich bestimmt der gänzlich Innerliche, was die Arbeitslosen essen wollen. Damit kennt er sich aus. Effizienz und rationales Denken sind gefragt. Man muss ein kompetenter Hundeficker sein für diesen Job. Die Kosten für einen der Türknäufe in seinem Haus achteln – und je ein Achtel auf einen Mittellosen pro Monat kommen lassen. Einen Futterplan aufstellen und das Achtel ökonomisch einsetzen. So geht das.

An Frau und Kind denkt er jedes Jahr nach den unvermeidlichen Geburtstagsglückwünschen. Die erinnern ihn stets an die nächsten. Ohne die beiden, Weib und Balg, wäre vieles leichter. Was soll man machen. Sonst hat der Futterplaner sich nichts vorzuwerfen. Ein Beispiel: Er raucht nicht. Rauchen ist ungesund und teuer. Es ist der eitle Schmutz des Pöbels.

Essen gibt es meist bei Schlitzaugen. Warmgehaltene Suppe, vorgeschnittene Ente, labbrige Backbanane mit Honig. Das lässt den Nichtraucher bürgernah sein. Ein gnädiger Herr, der sich zu jeder Scheinparty von zwei Dutzend Kameras begleiten lässt. Damit sie sehen, was er trinkt. Damit sie sehen, wie er singt. Damit das exklusiv in den Boulevardmagazinen erscheinen kann.

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Seine Frau hat nochn bisschen geflucht als sie nachhause kam, warum er denn nichts gesagt hat, warum er denn nich bis zum Wochenende wartet, und wo sind ihre Teelichter und Figürchen, und es is giftig diesen Scheiß einzuatmen, dabei kann man nich schlafen, und sie sagt kein Wort, wie schön die weißen Wände wieder sind. Dann legt sie sich ins Bett und er legt sich aufs Sofa und fängt sofort zu schnarchen an, weshalb er eben auch seit 14 Jahren schon auf Sofas schläft. Er könnte sich ja n bisschen aufregen und sagen, das hab ich für uns gemacht, damit das nichmehr so grau is alles und so alltäglich, aber er hat irgenwann ma gemerkt, dass Schlafen viel leichter is, und seitdem legt er sich immer pennen wenns Ärger gibt. Er träumt auch selten. Also, kann sich selten dran erinnern. Er legt sich auffe Seite und wacht genauso wieder auf wie er eingeschlafen is, als gäbe es in seinen Nächten keine Kämpfe.

[]

Es nähert sich ein Ritter, der sieht aus wie eine Playmobilfigur aus Kindertagen. Sein schwerer Schritt die Treppe hoch jagt Schall als Angst ins junge Herz, es gibt hier keine Flucht. Die Dunkelheit wird irritiert nur von dem Lichtbalken, der seit Stunden zwischen Tür und Teppich liegt.

Es liegt ein schwüles Warten in der Luft, dass jener Balken an zwei Stellen unterbrochen werden wird. Hilfe ist nicht zu erwarten, die Eltern koksen in dem Badezimmer, seit sie ihren Auswurf einsperrten. Die Daunendecke bis zum Kinn ist ein nur mangelhafter Schutz vor der Phantasie eines Achtjährigen.

Es nähert sich ein Ritter, der erreicht in keiner Nacht sein Ziel.

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Bilderrahmen ausm Baumarkt. Da kann er seine Sonnenuntergänge reintun. Aber erst noch die Tapete streichen! Die is vom Nikotin ganz gelb. Eigenlich ham se ja ne nette Wohnung, er und seine Frau. Schönes Wohnzimmer, n bisschen zu vollgestellt vielleicht mit Ramsch und Kitsch. Ne riesige Küche, wobei aber die Waschmaschine und der Trockner doch son bisschen Platz wegnehmen, aber das is ja bloß die eine Ecke, fällt kaum auf. So, und im Schlafzimmer wird geschlafen und im Bad wird geduscht und sich aufs Klo gehockt. Das is halt funktional. Aber insgesamt is eben alles schon älter und is bekannt und alltäglich, irgenwie langweilig. Darum hat er auch zum Beispiel die Bilderrahmen ausm Baumarkt geholt, und darum streicht er die verfärbten Wände nochma neu. Und diesen Kitschkrams im Wohnzimmer will er ma aufn Müll tun, den kann er nich mehr sehen. Klar, son bisschen kann da ruhig stehen bleiben, soll ja auch nich wie beim Zahnarzt sein.

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Zaghafte Versuche zu kotzen. Vorstellungen abseits der OP-Erotik von Weiberzeitschriften, die seine Angetraute jeden Tag aufs Neue kauft. In denen der verklemmte Fickhabitus der Parteigänger und Protestwähler einen sterilen Photoshop-Ausdruck erfährt. Vorstellungen, die jede Form von Smalltalk und Lookism ausweiden und verbrennen wollen. Er soll mit seiner Frau beginnen. Ihre Zähne Richtung Luftröhre rammen. Und das mit Speichel versetzte Blut auf ihren verzweifelten Körper schmieren.

Am ZOB einen dieser kaputten Halbschlafjunkies schnappen und seine Nase brechen. In einer trockenen Nacht. Wenn der die Hände schützend vors Gesicht zieht muss man drauftreten. Vorbei an seinen Händen und den Kehlkopf treffen, immer wieder, bis er pfeift. Die Hose öffnen und draufpissen, nebenbei Mukophagie. Das Lächeln nicht vergessen.

Durchs Fenster beobachtet er Affen in der Primetime falscher Projektion. Seine rechte Hand zerrt den Seilzugstarter einer ganz persönlichen Unterhaltungsmaschine in die Nichtstruktur des Umweltlichen. Drinnen entzündet das Affen-Männchen eine Kippe und brennt sich Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd und Blausäure in die Lunge. Dann kratzt es sich durch seine Boxershorts den behaarten Arsch. Dann sagt es was zum Affen-Weibchen. Dann klingelt er am Haupteingang. Dann öffnet ein noch junges Affen-Kind die Tür und wird zersägt.

Auf dem Rücken vorm Schrankspiegel liegen. Mit den Armen die eingeklappten Beine links und rechts neben den Oberkörper ziehen. Zusehen, wie der per Laxans verdünnte Schiss gegen das Glas und auf den Boden spritzt. Zwischendurch an den eigenen verschwitzten Achselhaaren lecken. Das Lächeln nicht vergessen.

Zaghafte Versuche zu kotzen. 24/7 im durchgeformten Ledersessel sitzen. Den Dekubitus behandeln wie einen guten Freund. Auf die Angetraute warten, bis sie entlassen wird aus den Fängen dienstleistender Reproduktion. Keine Montechristo rauchen, keine Sonnenbrille von Gucci im Pilotenstyle auf die Nase schieben. Vorstellungen abseits der Werbefressen des Horrors.

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Abends isser total erledigt. Die ganze Bude stinkt nach Farbe, aber da müssen se jetzt durch. War n gutes Stück Arbeit. Streichen is scheiße. An und für sich würd er ja andre Sachen machen, was mit Verantwortung und Ansehen. Na, einmal Hartz IV, immer Hartz IV. Wenns nach ihm ginge, müssten andre Deppen für ihn streichen und den Mist seiner Frau aufn Müll werfen. Er brät sich ne Scheibe Leberkäs, haut sich vorn Fernseher in den Farbgestank und wartet auf die Schlafenszeit. Das wird so 23 Uhr sein. Ab 23 Uhr wirds Fernsehen anstrengend. Nur Titten und Bilderrätsel, wer guckt das schon. Nach fünf Minuten hat man genug. Is doch für Bekloppte. N Kollege von ihm, den trifft er immer aufm Amt, der findet das geil und erzählt immer, Alter, die hat Öcken, die würd ich auch mal, aber beide wissen ganz genau, von ihnen wird die keiner mal. Da muss man Kohle haben, n schnieken Anzug mit Krawatte, so Politikerscheiß eben.

[]

Ein Sodomit ist der Senator. Manchmal kleidet er sich nachts mit Leberwurst und bittet seinen Hund herbei. Das macht ihn geil. Das Schlappen der Hundezunge, das schmatzende Geräusch des Hungers, die wollüstigen Laute der political correctness formen sich zu einem Mantra der Innerlichkeit, wie es nur in Tierbegleitung und Dunkelheit möglich wird.

Beruflich bestimmt der gänzlich Innerliche, was die Arbeitslosen essen wollen. Damit kennt er sich aus. Effizienz und rationales Denken sind gefragt. Man muss ein kompetenter Hundeficker sein für diesen Job. Die Kosten für einen der Türknäufe in seinem Haus achteln – und je ein Achtel auf einen Mittellosen pro Monat kommen lassen. Einen Futterplan aufstellen und das Achtel ökonomisch einsetzen. So geht das.

An Frau und Kind denkt er jedes Jahr nach den unvermeidlichen Geburtstagsglückwünschen. Die erinnern ihn stets an die nächsten. Ohne die beiden, Weib und Balg, wäre vieles leichter. Was soll man machen. Sonst hat der Futterplaner sich nichts vorzuwerfen. Ein Beispiel: Er raucht nicht. Rauchen ist ungesund und teuer. Es ist der eitle Schmutz des Pöbels.

Essen gibt es meist bei Schlitzaugen. Warmgehaltene Suppe, vorgeschnittene Ente, labbrige Backbanane mit Honig. Das lässt den Nichtraucher bürgernah sein. Ein gnädiger Herr, der sich zu jeder Scheinparty von zwei Dutzend Kameras begleiten lässt. Damit sie sehen, was er trinkt. Damit sie sehen, wie er singt. Damit das exklusiv in den Boulevardmagazinen erscheinen kann.

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Seine Frau hat nochn bisschen geflucht als sie nachhause kam, warum er denn nichts gesagt hat, warum er denn nich bis zum Wochenende wartet, und wo sind ihre Teelichter und Figürchen, und es is giftig diesen Scheiß einzuatmen, dabei kann man nich schlafen, und sie sagt kein Wort, wie schön die weißen Wände wieder sind. Dann legt sie sich ins Bett und er legt sich aufs Sofa und fängt sofort zu schnarchen an, weshalb er eben auch seit 14 Jahren schon auf Sofas schläft. Er könnte sich ja n bisschen aufregen und sagen, das hab ich für uns gemacht, damit das nichmehr so grau is alles und so alltäglich, aber er hat irgenwann ma gemerkt, dass Schlafen viel leichter is, und seitdem legt er sich immer pennen wenns Ärger gibt. Er träumt auch selten. Also, kann sich selten dran erinnern. Er legt sich auffe Seite und wacht genauso wieder auf wie er eingeschlafen is, als gäbe es in seinen Nächten keine Kämpfe.

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Es nähert sich ein Ritter, der sieht aus wie eine Playmobilfigur aus Kindertagen. Sein schwerer Schritt die Treppe hoch jagt Schall als Angst ins junge Herz, es gibt hier keine Flucht. Die Dunkelheit wird irritiert nur von dem Lichtbalken, der seit Stunden zwischen Tür und Teppich liegt.

Es liegt ein schwüles Warten in der Luft, dass jener Balken an zwei Stellen unterbrochen werden wird. Hilfe ist nicht zu erwarten, die Eltern koksen in dem Badezimmer, seit sie ihren Auswurf einsperrten. Die Daunendecke bis zum Kinn ist ein nur mangelhafter Schutz vor der Phantasie eines Achtjährigen.

Es nähert sich ein Ritter, der erreicht in keiner Nacht sein Ziel.

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R. Herder

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I want to do whatever common people do...
Pulp - Common People​




Bilderrahmen ausm Baumarkt. Da kann er seine Sonnenuntergänge reintun. Aber erst noch die Tapete streichen! Die is vom Nikotin ganz gelb. Eigenlich ham se ja ne nette Wohnung, er und seine Frau. Schönes Wohnzimmer, n bisschen zu vollgestellt vielleicht mit Ramsch und Kitsch. Ne riesige Küche, wobei aber die Waschmaschine und der Trockner doch son bisschen Platz wegnehmen, aber das is ja bloß die eine Ecke, fällt kaum auf. So, und im Schlafzimmer wird geschlafen und im Bad wird geduscht und sich aufs Klo gehockt. Das is halt funktional. Aber insgesamt is eben alles schon älter und is bekannt und alltäglich, irgenwie langweilig. Darum hat er auch zum Beispiel die Bilderrahmen ausm Baumarkt geholt, und darum streicht er die verfärbten Wände nochma neu. Und diesen Kitschkrams im Wohnzimmer will er ma aufn Müll tun, den kann er nich mehr sehen. Klar, son bisschen kann da ruhig stehen bleiben, soll ja auch nich wie beim Zahnarzt sein.

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Zaghafte Versuche zu kotzen. Vorstellungen abseits der OP-Erotik von Weiberzeitschriften, die seine Angetraute jeden Tag aufs Neue kauft. In denen der verklemmte Fickhabitus der Parteigänger und Protestwähler einen sterilen Photoshop-Ausdruck erfährt. Vorstellungen, die jede Form von Smalltalk und Lookism ausweiden und verbrennen wollen. Er soll mit seiner Frau beginnen. Ihre Zähne Richtung Luftröhre rammen. Und das mit Speichel versetzte Blut auf ihren verzweifelten Körper schmieren.

Am ZOB einen dieser kaputten Halbschlafjunkies schnappen und seine Nase brechen. In einer trockenen Nacht. Wenn der die Hände schützend vors Gesicht zieht muss man drauftreten. Vorbei an seinen Händen und den Kehlkopf treffen, immer wieder, bis er pfeift. Die Hose öffnen und draufpissen, nebenbei Mukophagie. Das Lächeln nicht vergessen.

Durchs Fenster beobachtet er Affen in der Primetime falscher Projektion. Seine rechte Hand zerrt den Seilzugstarter einer ganz persönlichen Unterhaltungsmaschine in die Nichtstruktur des Umweltlichen. Drinnen entzündet das Affen-Männchen eine Kippe und brennt sich Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd und Blausäure in die Lunge. Dann kratzt es sich durch seine Boxershorts den behaarten Arsch. Dann sagt es was zum Affen-Weibchen. Dann klingelt er am Haupteingang. Dann öffnet ein noch junges Affen-Kind die Tür und wird zersägt.

Auf dem Rücken vorm Schrankspiegel liegen. Mit den Armen die eingeklappten Beine links und rechts neben den Oberkörper ziehen. Zusehen, wie der per Laxans verdünnte Schiss gegen das Glas und auf den Boden spritzt. Zwischendurch an den eigenen verschwitzten Achselhaaren lecken. Das Lächeln nicht vergessen.

Zaghafte Versuche zu kotzen. 24/7 im durchgeformten Ledersessel sitzen. Den Dekubitus behandeln wie einen guten Freund. Auf die Angetraute warten, bis sie entlassen wird aus den Fängen dienstleistender Reproduktion. Keine Montechristo rauchen, keine Sonnenbrille von Gucci im Pilotenstyle auf die Nase schieben. Vorstellungen abseits der Werbefressen des Horrors.

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Abends isser total erledigt. Die ganze Bude stinkt nach Farbe, aber da müssen se jetzt durch. War n gutes Stück Arbeit. Streichen is scheiße. An und für sich würd er ja andre Sachen machen, was mit Verantwortung und Ansehen. Na, einmal Hartz IV, immer Hartz IV. Wenns nach ihm ginge, müssten andre Deppen für ihn streichen und den Mist seiner Frau aufn Müll werfen. Er brät sich ne Scheibe Leberkäs, haut sich vorn Fernseher in den Farbgestank und wartet auf die Schlafenszeit. Das wird so 23 Uhr sein. Ab 23 Uhr wirds Fernsehen anstrengend. Nur Titten und Bilderrätsel, wer guckt das schon. Nach fünf Minuten hat man genug. Is doch für Bekloppte. N Kollege von ihm, den trifft er immer aufm Amt, der findet das geil und erzählt immer, Alter, die hat Öcken, die würd ich auch mal, aber beide wissen ganz genau, von ihnen wird die keiner mal. Da muss man Kohle haben, n schnieken Anzug mit Krawatte, so Politikerscheiß eben.

[]

Ein Sodomit ist der Senator. Manchmal kleidet er sich nachts mit Leberwurst und bittet seinen Hund herbei. Das macht ihn geil. Das Schlappen der Hundezunge, das schmatzende Geräusch des Hungers, die wollüstigen Laute der political correctness formen sich zu einem Mantra der Innerlichkeit, wie es nur in Tierbegleitung und Dunkelheit möglich wird.

Beruflich bestimmt der gänzlich Innerliche, was die Arbeitslosen essen wollen. Damit kennt er sich aus. Effizienz und rationales Denken sind gefragt. Man muss ein kompetenter Hundeficker sein für diesen Job. Die Kosten für einen der Türknäufe in seinem Haus achteln – und je ein Achtel auf einen Mittellosen pro Monat kommen lassen. Einen Futterplan aufstellen und das Achtel ökonomisch einsetzen. So geht das.

An Frau und Kind denkt er jedes Jahr nach den unvermeidlichen Geburtstagsglückwünschen. Die erinnern ihn stets an die nächsten. Ohne die beiden, Weib und Balg, wäre vieles leichter. Was soll man machen. Sonst hat der Futterplaner sich nichts vorzuwerfen. Ein Beispiel: Er raucht nicht. Rauchen ist ungesund und teuer. Es ist der eitle Schmutz des Pöbels.

Essen gibt es meist bei Schlitzaugen. Warmgehaltene Suppe, vorgeschnittene Ente, labbrige Backbanane mit Honig. Das lässt den Nichtraucher bürgernah sein. Ein gnädiger Herr, der sich zu jeder Scheinparty von zwei Dutzend Kameras begleiten lässt. Damit sie sehen, was er trinkt. Damit sie sehen, wie er singt. Damit das exklusiv in den Boulevardmagazinen erscheinen kann.

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Seine Frau hat nochn bisschen geflucht als sie nachhause kam, warum er denn nichts gesagt hat, warum er denn nich bis zum Wochenende wartet, und wo sind ihre Teelichter und Figürchen, und es is giftig diesen Scheiß einzuatmen, dabei kann man nich schlafen, und sie sagt kein Wort, wie schön die weißen Wände wieder sind. Dann legt sie sich ins Bett und er legt sich aufs Sofa und fängt sofort zu schnarchen an, weshalb er eben auch seit 14 Jahren schon auf Sofas schläft. Er könnte sich ja n bisschen aufregen und sagen, das hab ich für uns gemacht, damit das nichmehr so grau is alles und so alltäglich, aber er hat irgenwann ma gemerkt, dass Schlafen viel leichter is, und seitdem legt er sich immer pennen wenns Ärger gibt. Er träumt auch selten. Also, kann sich selten dran erinnern. Er legt sich auffe Seite und wacht genauso wieder auf wie er eingeschlafen is, als gäbe es in seinen Nächten keine Kämpfe.

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Es nähert sich ein Ritter, der sieht aus wie eine Playmobilfigur aus Kindertagen. Sein schwerer Schritt die Treppe hoch jagt Schall als Angst ins junge Herz, es gibt hier keine Flucht. Die Dunkelheit wird irritiert nur von dem Lichtbalken, der seit Stunden zwischen Tür und Teppich liegt.

Es liegt ein schwüles Warten in der Luft, dass jener Balken an zwei Stellen unterbrochen werden wird. Hilfe ist nicht zu erwarten, die Eltern koksen in dem Badezimmer, seit sie ihren Auswurf einsperrten. Die Daunendecke bis zum Kinn ist ein nur mangelhafter Schutz vor der Phantasie eines Achtjährigen.

Es nähert sich ein Ritter, der erreicht in keiner Nacht sein Ziel.

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I want to do whatever common people do...
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Bilderrahmen ausm Baumarkt. Da kann er seine Sonnenuntergänge reintun. Aber erst noch die Tapete streichen! Die is vom Nikotin ganz gelb. Eigenlich ham se ja ne nette Wohnung, er und seine Frau. Schönes Wohnzimmer, n bisschen zu vollgestellt vielleicht mit Ramsch und Kitsch. Ne riesige Küche, wobei aber die Waschmaschine und der Trockner doch son bisschen Platz wegnehmen, aber das is ja bloß die eine Ecke, fällt kaum auf. So, und im Schlafzimmer wird geschlafen und im Bad wird geduscht und sich aufs Klo gehockt. Das is halt funktional. Aber insgesamt is eben alles schon älter und is bekannt und alltäglich, irgenwie langweilig. Darum hat er auch zum Beispiel die Bilderrahmen ausm Baumarkt geholt, und darum streicht er die verfärbten Wände nochma neu. Undn Teil von diesem Kitschkrams im Wohnzimmer will er ma aufn Müll tun, das is echt zu viel. Klar, son bisschen kann da ruhig stehen bleiben, soll ja auch nich wie beim Zahnarzt sein.

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Zaghafte Versuche zu kotzen. Vorstellungen abseits der OP-Erotik von Weiberzeitschriften, die seine Angetraute jeden Tag aufs Neue kauft. In denen der verklemmte Fickhabitus der Parteigänger und Protestwähler einen sterilen Photoshop-Ausdruck erfährt. Vorstellungen, die jede Form von Smalltalk und Lookism ausweiden und verbrennen wollen. Er soll mit seiner Frau beginnen. Ihre Zähne Richtung Luftröhre rammen. Und das mit Speichel versetzte Blut auf ihren verzweifelten Körper schmieren.

Am ZOB einen dieser kaputten Halbschlafjunkies schnappen und seine Nase brechen. In einer trockenen Nacht. Wenn der die Hände schützend vors Gesicht zieht muss man drauftreten. Vorbei an seinen Händen und den Kehlkopf treffen, immer wieder, bis er pfeift. Die Hose öffnen und draufpissen, nebenbei Mukophagie. Das Lächeln nicht vergessen.

Durchs Fenster beobachtet er Affen in der Primetime falscher Projektion. Seine rechte Hand zerrt den Seilzugstarter einer ganz persönlichen Unterhaltungsmaschine in die Nichtstruktur des Umweltlichen. Drinnen entzündet das Affen-Männchen eine Kippe und brennt sich Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd und Blausäure in die Lunge. Dann kratzt es sich durch seine Boxershorts den behaarten Arsch. Dann sagt es was zum Affen-Weibchen. Dann klingelt er am Haupteingang. Dann öffnet ein noch junges Affen-Kind die Tür und wird zersägt.

Auf dem Rücken vorm Schrankspiegel liegen. Mit den Armen die eingeklappten Beine links und rechts neben den Oberkörper ziehen. Zusehen, wie der per Laxans verdünnte Schiss gegen das Glas und auf den Boden spritzt. Zwischendurch an den eigenen verschwitzten Achselhaaren lecken. Das Lächeln nicht vergessen.

Zaghafte Versuche zu kotzen. 24/7 im durchgeformten Ledersessel sitzen. Den Dekubitus behandeln wie einen guten Freund. Auf die Angetraute warten, bis sie entlassen wird aus den Fängen dienstleistender Reproduktion. Keine Montechristo rauchen, keine Sonnenbrille von Gucci im Pilotenstyle auf die Nase schieben. Vorstellungen abseits der Werbefressen des Horrors.

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Abends isser total erledigt. Die ganze Bude stinkt nach Farbe, aber da müssen se jetzt durch. War n gutes Stück Arbeit. Streichen is scheiße. An und für sich würd er ja andre Sachen machen, was mit Verantwortung und Ansehen. Na, einmal Hartz IV, immer Hartz IV. Wenns nach ihm ginge, müssten andre Deppen für ihn streichen und den Mist seiner Frau aufn Müll werfen. Er brät sich ne Scheibe Leberkäs, haut sich vorn Fernseher in den Farbgestank und wartet auf die Schlafenszeit. Das wird so 23 Uhr sein. Ab 23 Uhr wirds Fernsehen anstrengend. Nur Titten und Bilderrätsel, wer guckt das schon. Nach fünf Minuten hat man genug. Is doch für Bekloppte. N Kollege von ihm, den trifft er immer aufm Amt, der findet das geil und erzählt immer, Alter, die hat Öcken, die würd ich auch mal, aber beide wissen ganz genau, von ihnen wird die keiner mal. Da muss man Kohle haben, n schnieken Anzug mit Krawatte, so Politikerscheiß eben.

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Ein Sodomit ist der Senator. Manchmal kleidet er sich nachts mit Leberwurst und bittet seinen Hund herbei. Das macht ihn geil. Das Schlappen der Hundezunge, das schmatzende Geräusch des Hungers, die wollüstigen Laute der political correctness formen sich zu einem Mantra der Innerlichkeit, wie es nur in Tierbegleitung und Dunkelheit möglich wird.

Beruflich bestimmt der gänzlich Innerliche, was die Arbeitslosen essen wollen. Damit kennt er sich aus. Effizienz und rationales Denken sind gefragt. Man muss ein kompetenter Hundeficker sein für diesen Job. Die Kosten für einen der Türknäufe in seinem Haus achteln – und je ein Achtel auf einen Mittellosen pro Monat kommen lassen. Einen Futterplan aufstellen und das Achtel ökonomisch einsetzen. So geht das.

An Frau und Kind denkt er jedes Jahr nach den unvermeidlichen Geburtstagsglückwünschen. Die erinnern ihn stets an die nächsten. Ohne die beiden, Weib und Balg, wäre vieles leichter. Was soll man machen. Sonst hat der Futterplaner sich nichts vorzuwerfen. Ein Beispiel: Er raucht nicht. Rauchen ist ungesund und teuer. Es ist der eitle Schmutz des Pöbels.

Essen gibt es meist bei Schlitzaugen. Warmgehaltene Suppe, vorgeschnittene Ente, labbrige Backbanane mit Honig. Das lässt den Nichtraucher bürgernah sein. Ein gnädiger Herr, der sich zu jeder Scheinparty von zwei Dutzend Kameras begleiten lässt. Damit sie sehen, was er trinkt. Damit sie sehen, wie er singt. Damit das exklusiv in den Boulevardmagazinen erscheinen kann.

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Seine Frau hat nochn bisschen geflucht als sie nachhause kam, warum er denn nichts gesagt hat, warum er denn nich bis zum Wochenende wartet, und wo sind ihre Teelichter und Figürchen, und es is giftig diesen Scheiß einzuatmen, dabei kann man nich schlafen, und sie sagt kein Wort, wie schön die weißen Wände wieder sind. Dann legt sie sich ins Bett und er legt sich aufs Sofa und fängt sofort zu schnarchen an, weshalb er eben auch seit 14 Jahren schon auf Sofas schläft. Er könnte sich ja n bisschen aufregen und sagen, das hab ich für uns gemacht, damit das nichmehr so grau is alles und so alltäglich, aber er hat irgenwann ma gemerkt, dass Schlafen viel leichter is, und seitdem legt er sich immer pennen wenns Ärger gibt. Er träumt auch selten. Also, kann sich selten dran erinnern. Er legt sich auffe Seite und wacht genauso wieder auf wie er eingeschlafen is, als gäbe es in seinen Nächten keine Kämpfe.

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Es nähert sich ein Ritter, der sieht aus wie eine Playmobilfigur aus Kindertagen. Sein schwerer Schritt die Treppe hoch jagt Schall als Angst ins junge Herz, es gibt hier keine Flucht. Die Dunkelheit wird irritiert nur von dem Lichtbalken, der seit Stunden zwischen Tür und Teppich liegt.

Es liegt ein schwüles Warten in der Luft, dass jener Balken an zwei Stellen unterbrochen werden wird. Hilfe ist nicht zu erwarten, die Eltern koksen in dem Badezimmer, seit sie ihren Auswurf einsperrten. Die Daunendecke bis zum Kinn ist ein nur mangelhafter Schutz vor der Phantasie eines Achtjährigen.

Es nähert sich ein Ritter, der erreicht in keiner Nacht sein Ziel.

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R. Herder

Mitglied
Extra




I want to do whatever common people do...
Pulp - Common People​




Bilderrahmen ausm Baumarkt. Da kann er seine Sonnenuntergänge reintun. Aber erst noch die Tapete streichen! Die is vom Nikotin ganz gelb. Eigenlich ham se ja ne nette Wohnung, er und seine Frau. Schönes Wohnzimmer, n bisschen zu vollgestellt vielleicht mit Ramsch und Kitsch. Ne riesige Küche, wobei aber die Waschmaschine und der Trockner doch son bisschen Platz wegnehmen, aber das is ja bloß die eine Ecke, fällt kaum auf. So, und im Schlafzimmer wird geschlafen und im Bad wird geduscht und sich aufs Klo gehockt. Das is halt funktional. Aber insgesamt is eben alles schon älter und is bekannt und alltäglich, irgenwie langweilig. Darum hat er auch zum Beispiel die Bilderrahmen ausm Baumarkt geholt, und darum streicht er die verfärbten Wände nochma neu. Undn Teil von diesem Kitschkrams im Wohnzimmer will er ma aufn Müll tun, das is echt zu viel. Klar, son bisschen kann da ruhig stehen bleiben, soll ja auch nich wie beim Zahnarzt sein.

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Zaghafte Versuche zu kotzen. Vorstellungen abseits der OP-Erotik von Weiberzeitschriften, die seine Angetraute jeden Tag aufs Neue kauft. In denen der verklemmte Fickhabitus der Parteigänger und Protestwähler einen sterilen Photoshop-Ausdruck erfährt. Vorstellungen, die jede Form von Smalltalk und Lookism ausweiden und verbrennen wollen. Er soll mit seiner Frau beginnen. Ihre Zähne Richtung Luftröhre rammen. Und das mit Speichel versetzte Blut auf ihren verzweifelten Körper schmieren.

Am ZOB einen dieser kaputten Halbschlafjunkies schnappen und seine Nase brechen. In einer trockenen Nacht. Wenn der die Hände schützend vors Gesicht zieht muss man drauftreten. Vorbei an seinen Händen und den Kehlkopf treffen, immer wieder, bis er pfeift. Die Hose öffnen und draufpissen, nebenbei Mukophagie. Das Lächeln nicht vergessen.

Durchs Fenster beobachtet er Affen in der Primetime falscher Projektion. Seine rechte Hand zerrt den Seilzugstarter einer ganz persönlichen Unterhaltungsmaschine in die Nichtstruktur des Umweltlichen. Drinnen entzündet das Affen-Männchen eine Kippe und brennt sich Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd und Blausäure in die Lunge. Dann kratzt es sich durch seine Boxershorts den behaarten Arsch. Dann sagt es was zum Affen-Weibchen. Dann klingelt er am Haupteingang. Dann öffnet ein noch junges Affen-Kind die Tür und wird zersägt.

Auf dem Rücken vorm Schrankspiegel liegen. Mit den Armen die eingeklappten Beine links und rechts neben den Oberkörper ziehen. Zusehen, wie der per Laxans verdünnte Schiss gegen das Glas und auf den Boden spritzt. Zwischendurch an den eigenen verschwitzten Achselhaaren lecken. Das Lächeln nicht vergessen.

Zaghafte Versuche zu kotzen. 24/7 im durchgeformten Ledersessel sitzen. Den Dekubitus behandeln wie einen guten Freund. Auf die Angetraute warten, bis sie entlassen wird aus den Fängen dienstleistender Reproduktion. Keine Montecristo rauchen, keine Sonnenbrille von Gucci im Pilotenstyle auf die Nase schieben. Vorstellungen abseits der Werbefressen des Horrors.

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Abends isser total erledigt. Die ganze Bude stinkt nach Farbe, aber da müssen se jetzt durch. War n gutes Stück Arbeit. Streichen is scheiße. An und für sich würd er ja andre Sachen machen, was mit Verantwortung und Ansehen. Na, einmal Hartz IV, immer Hartz IV. Wenns nach ihm ginge, müssten andre Deppen für ihn streichen und den Mist seiner Frau aufn Müll werfen. Er brät sich ne Scheibe Leberkäs, haut sich vorn Fernseher in den Farbgestank und wartet auf die Schlafenszeit. Das wird so 23 Uhr sein. Ab 23 Uhr wirds Fernsehen anstrengend. Nur Titten und Bilderrätsel, wer guckt das schon. Nach fünf Minuten hat man genug. Is doch für Bekloppte. N Kollege von ihm, den trifft er immer aufm Amt, der findet das geil und erzählt immer, Alter, die hat Öcken, die würd ich auch mal, aber beide wissen ganz genau, von ihnen wird die keiner mal. Da muss man Kohle haben, n schnieken Anzug mit Krawatte, so Politikerscheiß eben.

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Ein Sodomit ist der Senator. Manchmal kleidet er sich nachts mit Leberwurst und bittet seinen Hund herbei. Das macht ihn geil. Das Schlappen der Hundezunge, das schmatzende Geräusch des Hungers, die wollüstigen Laute der political correctness formen sich zu einem Mantra der Innerlichkeit, wie es nur in Tierbegleitung und Dunkelheit möglich wird.

Beruflich bestimmt der gänzlich Innerliche, was die Arbeitslosen essen wollen. Damit kennt er sich aus. Effizienz und rationales Denken sind gefragt. Man muss ein kompetenter Hundeficker sein für diesen Job. Die Kosten für einen der Türknäufe in seinem Haus achteln – und je ein Achtel auf einen Mittellosen pro Monat kommen lassen. Einen Futterplan aufstellen und das Achtel ökonomisch einsetzen. So geht das.

An Frau und Kind denkt er jedes Jahr nach den unvermeidlichen Geburtstagsglückwünschen. Die erinnern ihn stets an die nächsten. Ohne die beiden, Weib und Balg, wäre vieles leichter. Was soll man machen. Sonst hat der Futterplaner sich nichts vorzuwerfen. Ein Beispiel: Er raucht nicht. Rauchen ist ungesund und teuer. Es ist der eitle Schmutz des Pöbels.

Essen gibt es meist bei Schlitzaugen. Warmgehaltene Suppe, vorgeschnittene Ente, labbrige Backbanane mit Honig. Das lässt den Nichtraucher bürgernah sein. Ein gnädiger Herr, der sich zu jeder Scheinparty von zwei Dutzend Kameras begleiten lässt. Damit sie sehen, was er trinkt. Damit sie sehen, wie er singt. Damit das exklusiv in den Boulevardmagazinen erscheinen kann.

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Seine Frau hat nochn bisschen geflucht als sie nachhause kam, warum er denn nichts gesagt hat, warum er denn nich bis zum Wochenende wartet, und wo sind ihre Teelichter und Figürchen, und es is giftig diesen Scheiß einzuatmen, dabei kann man nich schlafen, und sie sagt kein Wort, wie schön die weißen Wände wieder sind. Dann legt sie sich ins Bett und er legt sich aufs Sofa und fängt sofort zu schnarchen an, weshalb er eben auch seit 14 Jahren schon auf Sofas schläft. Er könnte sich ja n bisschen aufregen und sagen, das hab ich für uns gemacht, damit das nichmehr so grau is alles und so alltäglich, aber er hat irgenwann ma gemerkt, dass Schlafen viel leichter is, und seitdem legt er sich immer pennen wenns Ärger gibt. Er träumt auch selten. Also, kann sich selten dran erinnern. Er legt sich auffe Seite und wacht genauso wieder auf wie er eingeschlafen is, als gäbe es in seinen Nächten keine Kämpfe.

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Es nähert sich ein Ritter, der sieht aus wie eine Playmobilfigur aus Kindertagen. Sein schwerer Schritt die Treppe hoch jagt Schall als Angst ins junge Herz, es gibt hier keine Flucht. Die Dunkelheit wird irritiert nur von dem Lichtbalken, der seit Stunden zwischen Tür und Teppich liegt.

Es liegt ein schwüles Warten in der Luft, dass jener Balken an zwei Stellen unterbrochen werden wird. Hilfe ist nicht zu erwarten, die Eltern koksen in dem Badezimmer, seit sie ihren Auswurf einsperrten. Die Daunendecke bis zum Kinn ist ein nur mangelhafter Schutz vor der Phantasie eines Achtjährigen.

Es nähert sich ein Ritter, der erreicht in keiner Nacht sein Ziel.

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G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi rené,

mit abstand der grandioseste text den ich in der lupe gelesen habe!

huldvolle verneigung.

der ritter am ende ist ja fast wie in alten terry gilliam filmen ;).

hammer, wie man heute so sagt, hammer.

daher kaum verwunderlich, dass der zuspruch bisher eher vereinzelt eintröpfelt. wenns mein wurzelhirn entzückt.

neidische grüße
nofrank
 
H

Hakan Tezkan

Gast
Hallo rene,

ist wirklich ein ziemlich starker Text, der mir so viele Ebenen aufzeigt, die zu benennen Stunden dauern würde. Ein sehr tiefer Text. Gefällt mir außerordentlich.
Wünsche frohes Schaffen und mehr davon.

Liebe Grüße,
Hakan
 



 
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