Fast am Ende

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ThomasRanndy

Mitglied
29 fast 30,
der Körper vollkommen im Arsch,
zum zweiten Mal Krebs,
noch nicht einmal mehr,
ein wirklicher Grund zu verzweifeln.
Rauchen - Trinken,
zu viel Arbeit.
Wieder da wo ich vor Jahren angefangen.
Eine neue Chemo,
viel moderner,
vielleicht bleiben mir die Haare,
vielleicht komme ich nicht mehr so viel durcheinander.
Vielleicht hilft sie ja dieses Mal.

Fast 30 und ich blick jetzt schon zurück.
Nimmt man es genau,
bleibt mir auch nicht wirklich etwas übrig.
Soll ich nach Vorne schauen?
Alles schwarz - kein Licht,
wie ein Tunnel ohne Ende.
Wie ein Ozean ohne Ufer.

Manchmal überkommt mich dieses Verlangen,
nach Frieden - Ruhe,
ja vielleicht wünsch ich mir hin und wieder
auch erlöst zu werden.
Schmerzen durchzucken meinen Körper,
wie Gewehrkugeln aus dem Hinterhalt.
Kann nicht vernünftig sprechen,
zittere am ganzen Leib.

Fast 30 und Gevatter Tod
spielt mit mir sein Spiel.
Laß mich sterben oder laß mich in Ruh.

Aber laß mich !

Ich sehe verschwommen,
höre jetzt auf zu schreiben.

Ich kann (manchmal) einfach nicht mehr.
 
N

nachtlichter

Gast
Hallo Thomas,

Dein erschütterndes Gedicht geht mir sehr unter die Haut. Du beschreibst so eindringlich die Ohnmacht, über das Schicksal selbst bestimmen zu dürfen - der Prot. ist zur Passivität verdammt, er agiert als Spielball des Todes, ist ihm ausgeliefert. Deine Worte sind so unendlich traurig, so gut gewählt. Ich arbeite in einer Onkologischen Ambulanz und sehe vor meiner Tür genau das Leid, das Du so treffend beschreibst.

Folgendes würde ich ändern:
ja vielleicht wünsch ich mir hin und wider
Du meinst wieder, oder? Nicht wider...

Ich wünsche Dir herzlich ganz viel Kraft und Mut.

Liebe Grüße
Regina
 

ThomasRanndy

Mitglied
Das Leben ist auch schwarz sehr bunt...

vielen dank für deine korrekturanregung - habe ich umgehend ausgeführt.

ich finde es erstaunlich - wenn du schreibst wo du deine arbeitszeit verbringst, dort wirst du sicherlich mehr leid erfahren (sehen, mitfühlen) als ich es am eigenen leibe je bekundet bekomme.

es ist wundervoll zu schreiben, auch wenn der anlass seit geraumer zeit nicht zu dem schönsten meines lebens gehört. aber noch schreibe ich.

danke ranndy
 



 
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