Feindschaft will gepflegt sein.

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Es gibt Menschen, die brauchen, um glücklich zu sein, nicht nur ein paar gute Freunde, sie brauchen dazu auch mindestens einen richtigen Feind. Aber auch die Kunst, sich Feinde zu machen, will gelernt sein!
Die sicherste Methode dazu ist die, einem Freund etwas zu schenken, und das Geschenkte nachher von ihm zurück zu fordern.
Maddas Niessuh war einmal so ein Freund von mir, das heißt, eine richtige Männerfreundschaft war es nie, es war eher eine enge Interessengemeinschaft, was uns verband. Maddas und ich, wir hatten damals einen gemeinsamen Feind. Es handelte sich dabei um Nari, einem fanatischen Spinner mit religiösem Heilswahn. Nari war eigentlich mein Feind, aber Maddas Niessuh konnte den Typen auch nicht ausstehen, so gelang es mir, ihn davon zu überzeugen, dass es Nari hauptsächlich auf ihn abgesehen hätte.
Ich erzählte ihm, was Nari, der früher einmal mein guter Kumpel war, mir alles über ihn, Maddas Niessuh, anvertraut hätte.
Maddas regte sich furchtbar auf und tönte in der ganzen Stadt herum, wie er Nari diese Lügerei heimzahlen wolle: An den Ohren werde er ihn hochziehen, und ihn anschließend rädern und vierteilen lassen!
"Du bist dafür aber denkbar schlecht ausgerüstet", sagte ich zu ihm, aber Maddas begann, mir seine bewährten Kampftechniken als einem gerichtsbekannten Raufbold zu erklären.
"Was du brauchst, ist eine Waffe", erklärte ich ihm, "Nari ist ein gefährlicher Gegner, der in seinem Haus über ein ganzes Waffenarsenal verfügt", gab ich ihm zu bedenken.
Meine Verkaufsstretegie war erfolgreich! Maddas brauchte ganz schnell und "hintenherum" gute Waffen, und ich konnte ihm rein zufällig einiges in dieser Richtung anbieten.
Ich verschaffte ihm ein Gewehr und einen Revolver, dazu die passende Munition, und zwar GESCHENKT!
Na ja, also fast geschenkt! Jedenfalls sehr günstig gegenüber dem Neupreis, den ich zwanzig Jahre zuvor dafür bezahlt hatte.
Maddas wollte Nari, mit dem er manch Hühnchen zu rupfen hatte, bei Nacht und Nebel auf dessen Hof besuchen und gehörig verprügeln, wie er mir sagte. Mich ging das alles ja nichts an! Rein überhaupt nichts!
Aber Nari schien vorgewarnt zu sein. Maddas zog den Kürzeren, trotz meiner fast geschenkten Waffen; er kam mit einem dick verbundenen Kopf bei mir vorbei. Nari verfügte tatsächlich über ein ganzes Arsenal modernster Waffen.
"Ich habe es gewusst und ich habe dich gewarnt", sagte ich zu Maddas, "aber du bist ein ganz miserabler Schütze!"
Nari hatte die besseren Waffen, und du hast ihn damit ausgerüstet", zürnte nun Maddas Niessuh, und "mir hast du offfensichtlich nur alten Schrott geliefert!"
"Sagtest du geliefert?", fragte ich, "Ich habe sie dir geschenkt!" Ich brüllte ihn an: "Wenn das so ist, dann will ich meine Waffen zurückhaben, sofort und komplett, mit Munition, schriftlichen Unterlagen und Ersatzteillisten."
Seitdem sind wir Todfeinde! Mir macht das nichts aus. Nari ist mir inzwischen ohnehin sympathischer, als dieser Räuber Maddas. Wir prozessieren fast pausenlos gegeneinander. Maddas weigert sich hartnäckig, mir meine Waffen zurück zu geben. Er behauptet, er brauche sie zu seinem Schutz. Zudem würden sie ihm gehören, er hätte sie bezahlt und er musste sie noch kampftauglich herrichten lassen. Und überhaupt...
auf seinem Hof habe er zu bestimmen!
Dank meines Anwaltes sieht das Gericht dies anders. Das Gericht tagt nämlich in einem Haus, das mir gehört. UMSONST!
Also, fast umsonst, wenn ich die Miete nicht rechne, die das Gericht monatlich auf mein Konto überweist.
Ich habe Maddas gedroht, dass ich mir mein Eigentum mit Gewalt aus seinem Haus herausholen werde. Das Gericht hat ihm verboten, sich dagegen zu wehren. Da gab Maddas Niessuh endlich nach. Er erklärte, einverstanden zu sein.
Ich werde darauf nicht eingehen, ich werde den Kerl aus unserer Stadt vertreiben, koste es, was es wolle!
Das Gericht wird mir recht geben, darauf halte ich jede Wette! Sollten die Richter anders entscheiden, werde ich sie aus meinem Haus hinauswerfen: Husch, hinaus mit euch!
Maddas ist ein blutrünstiger Tyrann, der uns alle fressen wird, wenn wir ihn jetzt nicht vernichten.
Selbst Nari hat mir inzwischen signalisiert, dass er meine Strafaktion gegen Maddas Niessuh billigen werde. Somit sind fast alle guten Menschen auf meiner Seite. Die Bösen werde ich mir nachher vorknöpfen.
 
Hm...

...wenn man das mit den Waffen nicht wørtlich nimmt, sondern eher symbolisch sieht, dann ist das Ganze irgendwie viel zu wahr, um wirklich komisch zu sein...
...von deinen "Ich"´s gibt´s leider viel zu viele...

Grüssle
Alex

P.S.: Eine Wertung ist von mir. "Text gut und durchaus, etc."
 
Feindschaft will gepflegt sein

Lieber Alexander Kongegaard, vielen Dank für deine zustimmende Kritik. Allerdings hättest du meine Glosse falsch verstanden, wenn du dir die Waffen wegdenkst. Du musst nur die Namen einmal rückwärts lesen, dann bekommt der Text seinen Sinn.
-Bernhard-
 
Hi,

Ach so, dann bekommt die Geschichte einen anderen Sinn, das stimmt! Da hab ich den Text als echter Schwabe, dem Nachbarschaftstreitigkeiten ja quasi schon p.d. nicht fremd sind, wohl etwas vorschnell in meine eigene Richtung gedrückt... ;)

Grüssle
Alex
 



 
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