Fernweh

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Herbstblatt

Mitglied
fernweh


fern von dir
zerfällt mein ich
in tausend kleine stücke
liest du sie auf
holst mich zurück
setzt mich zusammen
stück für stück
find ich den weg zur mitte

fern von dir
ist jeder tag
nichts als ein haufen stunden
ich laufe hin und her
und trag
im herz die dinge
die ich mag
und fühle nichts als wunden

fern von dir
dreht sich die welt
so wie zu allen zeiten
mein glas halb leer
mein herz so voll
mein kopf nie dort
wo er sein soll
ein buch voll leerer seiten

fern von dir
zerfällt mein ich
in tausend kleine stücke
ach lies sie auf
bring mich zurück
setz mich zusammen
stück für stück
dann bleibt kein raum für dritte
 

Walther

Mitglied
Hallo Herbstblatt,

das ist Dein erster Eintrag hier, daher mein herzliches Willkommen bei den Lyrikern.

Dein Gedicht habe ich mehrfach gelesen und bin irgendwie nicht recht mit ihm warm geworden. Mag es die Wiederholung von S1 in S4 sein? Ihre Notwendigkeit ist für mich nicht schlüssig. Wenn sie aber nicht schlüssig ist, hat der Text noch Möglichkeiten zur Verdichtung.

Die Strophen 2 und 3 beschreiben Bilder, die mir doch sehr viel gebraucht erscheinen. Es will nicht so recht der Eindruck aufkommen, ja, der Text hat was, er reißt mich mit, er motiviert mich, mehr davon lesen zu wollen.

Auch der Satz selbst ist irgendwie bemüht. Warum schreibst Du das Gedicht nicht in gleichmäßigen Versen? Weil dann der eine Binnenreim je Strophe verloren geht? Traue der Lesern zu, daß sie das beim Lesen bemerken.

Das ist nur mein Eindruck und keinesfalls der aller. Aber vielleicht hilft Dir dieser Eindruck weiter.

Bester Gruß W.
 

Herbstblatt

Mitglied
Hallo Walther,

danke für deine Kritik!

Das Problem mit diesem Stück ist, dass es eigentlich viel zu persönlich ist, weshalb ich mich schon gefragt habe, ob es richtig war, es hier einzustellen.
Wenn man nur diffus sagen kann, was einen umtreibt, ist das immer schlecht.
Zudem hab ich noch keine Erfahrung mit Lyrik, ich taste mich sozusagen heran.

Zu der "eingeschobenen" Zeile: die wiederum war mir wichtig, weil ich zu glatte Gedichte auch wieder nicht mag, ich meine, es geht im aalglatten Fluss zu viel verloren.
Ja, vielleicht traue ich euch nicht genug zu. Ich lass mich gern eines Besseren belehren. :eek:)

Es war ein Versuch. Um so froher bin ich, wenn ich Feedback bekomme. Danke!

LG Herbstblatt
 
Hallo, liebes Herbstblatt,

dieses Gedicht ist einfach WUNDERSCHÖN (so naiv diese Bewertung auch klingen mag, sie ist von Herzen ehrlich)! Die metrischen Unebenheiten bringen meiner Meinung nach eine zauberhafte Dynamik in den Text (der auf mich alles andere als bemüht wirkt). Und indem Du am Ende das Thema der ersten Strophe wiederaufgreifst, rundest Du das Gedicht äußerst liebevoll ab.

Einen obligatorischen Korrekturvorschlag habe ich dennoch (sonst wär's ja keine konstruktive Kritik ;)):
fern von dir
ist jeder tag
nichts als ein haufen stunden
ich laufe hin und her
und trag
[blue]im herzen dinge[/blue]
die ich mag
und fühle nichts als wunden

VLG
fides-et-ratio
 

Herbstblatt

Mitglied
Lieber fides-et-ratio,

danke für deine Worte. Es freut mich, dass es dir gefällt.
Zu deiner konstruktiven Kritik: es geht mir schon um bestimmte Dinge, auch wenn das den Text vielleicht holpriger macht. Es sind >die< Dinge, die das Herz vermisst, beschäftigt, umsorgt..., deshalb auch diese Formulierung.

Es ist halt immer so eine zweischneidige Sache: einerseits sehr persönlich, andererseits möchte man schon, dass die Leute, die es lesen, selbst etwas mitnehmen, sich angerührt fühlen.

Nun habe ich hier die Situation, dass einer sich garnicht angesprochen fühlt, der andere sehr wohl.

Ich nehme mir eure Worte zu Herzen, und lass das Gedicht erstmal wie es ist.

Übrigens, die letzte Strophe war auch zur Abrundung gedacht, sie ist auch erst Tage später entstanden.

LG Herbstblatt
 
H

Heidrun D.

Gast
Um aus dem Text ein annehmbares Gedicht zu machen, solltest du es m. E. drastisch kürzen:

fern von dir
zerfällt mein ich
in tausend kleine stücke
ist jeder tag
nichts als ein haufen stunden
fern von dir
dreht sich die welt
so wie zu allen zeiten
mein kopf
ein buch voll leerer seiten

ach lies sie auf
bring mich zurück
setz mich zusammen
stück für stück
In etwa so.

Liebe Grüße
Heidrun
 
B

bluefin

Gast
liebes herbstblatt,

lass das gedicht so "holprig", wie es ist - wer nur ein bisschen musikalisch ist, kann es sofort mitsummen, obwohl es deine ganz persönliche melodie ist.

lass dich nicht in ein langweiliges schema pressen und vor allem nicht so zurechtschnitzen, dass du in jedermanns handtäschchen passt.

großes, kleines kino!

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Herbstblatt,

Heidruns Vorschlag geht in die richtige Richtung. Du solltest etwas kürzen und ein wenig mehr Melodie in das Werk bringen.

Ein gutgemeinter Rat: Bluefins Beitrag / Zustimmung hat wenig mit deinem Werk zu tun, sondern enspringt seiner Abneigung bestimmter Personen gegenüber und seiner grundsätzlichen Gegenwindpsychose.

Warte besser weitere Stimmen zu deinem Werk ab und lasse dich nicht verunsichern. Die dir von ihm vergebene 10 enspringt dem oben geschriebenen und wird deinen Werk nicht gerecht.

Lass dich nicht verwirren.

lg
Uwe
 

Herbstblatt

Mitglied
Hallo,

ein Dank an alle, die sich hier um mein "Werk" bemühen. Im Moment ist allerdings genau das eingetreten, was ihr sicher nicht wolltet: ich bin verwirrt.

Ich erwarte keine Lobeshymnen und keine Schmeicheleien, dazu bin ich nicht hier. Ich möchte gern, dass ihr mir sagt, wie ihr es findet. Mit Heidruns Version kann ich mich z.B. momentan garnicht anfreunden, da fehlt mir zu viel.

Über alles andere muss ich erst nachdenken. Also lass ich es erstmal sacken und warte ab. Sorry...

LG Herbstblatt
 

dissidentin

Mitglied
Standardphrasen sind zwar drin, aber deine Sehnsucht nach dem/der anderen kommt trotzdem durch, also man kanns schon einigermaßen fühlen. Und obwohl es ein Liebesgedicht ist reizt es mich aus dem Grund und auch aus dem, weil du als Schreiberin sympatisch durchwirkst, nicht, aus ihm den Schmalz rauszuprügeln.

Auch wenn ich derzeit nicht auf Liebesgedichte einsteige - also das "derzeit" hält schon ein paar Jahre an - find ichs im Ganzen trotzdem irgendwie süß.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich halte bluefins Bemerkung (insbesondere „wer nur ein bisschen musikalisch ist, kann es sofort mitsummen,") ebenfalls für eine seine üblichen Herabsetzungen, aber ich bin auch eher auf der "gefällt mir gut!"-Seite der Skala.

Ich sehe keinen Kürzungsbedarf und ich finde auch die "Melodie" generell passend, würde sie allerdings anpassen, so dass sie in jeder Strophe gleich ist (einfach von Lesegefühl her aber auch, weil ich den Eindruck habe, das würde besser zu diesem Zustand, dass die Gedanken ständig um dieses Vermissen kreisen, passen).

ABER: Meiner Erfahrung nach (bin ich ja auch kein Lyriker) sind dem nachträglichen Ändern solcher persönlicher, "gefühlter" Texte Grenzen gesetzt. Auch wenn sicher viele theoretisch richtige und wohlbegründete Verbesserungsvorschläge kommen, ist das Maß, das du anlegen solltest, IMMER, ob es sich für dich noch nach dem Gefühl "anhört", das du meinst. Du kannst es sowieso nicht allen recht machen – also versuch es nicht. Wenn der Text so authentisch wie hier rüberkommt (empfinde ich zumindest), dann ist das ein Wert, der selbst mit größter Kunstfertigkeit nicht aufzuwiegen ist. Man kann etwas auch kaputt-verbessern ...

Sorry, wenn ich dich jetzt völlig verwirrt habe! Horch einfach nur ganz genau in dich rein, bevor du was änderst ... ;)
 
B

bluefin

Gast
dem schliieße ich mich an, enpfehle aber gleichwohl, das eigenwillige an dem stückchen auf jeden fall beizubehalten.
 

Walther

Mitglied
Ach, lieber Duisburger,

Du bringst es wieder auf den Punkt. Verwirrte gibt es auf dieser Welt genug, und mancher Wal, lasen wir doch erst kürzlich, strandet, da verwirrt, auf Australiens Stränden oder verirrt sich in der Ostsee.

Vielleicht hat sich derjenige, von dem Du sprachst, auch nur verwirrt verirrt. Seien wir gnädig mit ihm, denn er kann weder etwas dafür noch wirklich anders.

Ich will Dir in einem recht geben: Kritik sollte man sich setzen lassen. Ein Werk wächst sowieso mit der Zeit, und wenn es erst seine eigene Persönlichkeit entwickelt hat, bestimmt es immer mit, wohin es sich mit seinem Autor in der Zukunft hinbewegt.

In diesem Sinne wünsche ich allen weiterhin frohes Dichten und Werken.

Fröhliche Grüße

W.
 
Mal 'ne unsachliche Frage: Warum werden bluefins unverfängliche Kommentare ausgeblendet und Walthers feindselige nicht? Hab ich beim letzten Kita-Abend gefehlt, als das Gemeinschaftsmobbing beschlossen wurde?
(Verzeih, liebes Herbstblatt, dass dies ausgerechnet unter Deinem Text zur Sprache kommen muss, aber Dein Gedicht ist viel zu gut, als dass dem eine kleine unsachliche Frage Abbruch tun könnte.)

VLG
fides-et-ratio
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
M O D E R A T I O N

Bitte unterlasst es, eure internen Kämpfe hier in den Werkeforen auszutragen.

bluefin, ich werte Deinen ersten Kommentar auch als reinen Konter, diese Wertung hast du Dir Deinem kommentarverhalten zuzuschreiben, ich lasse mich gerne in Zukunft von besserer Gesinnung überzeugen.

Walther, Nachtreten ist mehr als unpassend.

cu
lap
 

Herbstblatt

Mitglied
Guten Abend,

ja, es ist in der Tat ein wenig unerfreulich, wenn hier Grabenkämpfe ausgetragen werden. Da halte ich mich aber ganz bewußt raus!

Ich habe in den letzten Tagen viel über das Gedicht nachgedacht, ich kann es einfach nicht kürzen, da geht mir zuviel verloren.
Also denke ich weiter nach.

Und nochmal ein Danke an alle, die sich hier melden! Mir hilft das, so als Neuling ;o)

LG Herbstblatt
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Herbstblatt,

hier noch einer, der seinen Senf dazu gibt ;):

Lass die 2. und die 3. Strophe einfach weg.

Warum? Die Wunden kommen viel plastischer heraus, wenn man sie so ganz indirekt beschreibt.

Liebe Grüße

Herbert
 
L

label

Gast
Mir gefällt es wie es ist

Die Stimmung ist mitfühlbar und mitreissend

liebe Grüße
label
 
I

Ivor Joseph

Gast
Hallo Herbstblatt,
das Gedicht gefällt mir gut, auch ich sehe keinen Kürzungsbedarf. Zwar ist die kürzere Version prinzipiell sehr gut und professionell, aber auch härter, schneller, weniger hoffnungsvoll und verliert etwas von der leisen Melancholie.
Mein Vorschlag ist es, auch wenn es einem nicht leicht fällt, die "kürzere", und die "in der Melodie angepasste" so gut wie möglich zu schreiben, dann alle Versionen nebeneinander stellen und wochenlang, manchmal monatelang, regelmäßig zu prüfen.
Vermutlich ist eine Änderung ohne Verluste nicht machbar, also sein lassen.

Liebe Grüße, Ivor
 



 
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