Fette Tage

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Perry

Mitglied
Fette Tage


Es tut gut, das Auge übers Land streifen zu lassen.
Zur Linken Wiesen, durch die sich ein Bach schlängelt,
von vereinzelten Bäumen und Büschen gesäumt.
Rechter Hand bewaldete Hänge, nur unterbrochen
von Wundkratern aufgelassener Kiesgruben.
Die Wintergerste steht gut im Saft. Was einen freut,
denn es kommen auch wieder magere Zeiten.

Es fasziniert, Nase und Ohr in den Wind zu halten.
Der Raps riecht nach Sonne und die Kartoffelblüten
halten verschämt die bläulich weißen Trugdolden
mit ihren gelb leuchtenden Stamen ins Mailicht.
Über brachliegendes Baugebiet ziehen Distelfalter,
schwärmen aus auf der Suche nach neuen Brutplätzen,
während ein Düsenjäger im Tiefflug den Frieden bricht.
 
I

Ivor Joseph

Gast
Als eingeborener Großstadtmensch habe ich schon bei "Geiltrieben" zum Wörterbuch gegriffen - und nun wieder viel dazugelernt.
LG, Ivor Joseph

P.S.
So, so. Die Stamen sind also "Per(r)igyne Blüten" :)
 
B

Beba

Gast
Hallo Perry,

die Szene gefällt mir gut. Der Leser kann anhand der Bilder gut eintauchen in diese Naturlandschaft, die auf mich wie eine Oase wirkt. Einzig der Düsenjäger am Ende kommt mir persönlich etwas zu plump daher. Immer sind es die Flugzeuge, die den Frieden und die Ruhe stören. Der Text schließt in meinen Augen zu gewöhnlich, dadurch verliert er am Ende an Qualität. Ansonsten gern gelesen.

Ciao,
Bernd
 

MarenS

Mitglied
Für perry:

Du hast ein Auge und die richtigen Worte dafür, die Natur zu beschreiben. Hier ist es dir wieder richtig gut gelungen. Manchmal stelle ich mir den perry als Landwirt vor, wenn ich solche Gedichte lese.

Für Bernd:

Es sind auf dem Land meist die Flieger, die die Ruhe stören, es sei denn man zählt Tiere wie Hunde und Hähne zu den Ruhestörern. Alternativ hätte ich noch Motorräder anzubieten aber damit hätte perry erst recht in ein Wespennest gestochen...*grinst
Wie oft hat mich nicht schon ein Rundflieger mit Tante Erna und Onkel Willi an Bord aus meiner Ruhe aufgeschreckt, wenn ich in meiner Hängeschaukel saß? Fünf Runden übers Örtchen, damit man sehen kann wo wer wohnt. Früher gehörten wir auch Tiefflieger regelmäßig zum Programm. Sie flogen die Schleifen des Flusses nach...

An Euch beide liebe Grüße von Maren
 
B

bluefin

Gast
außer den frieden stört der tiefflieger wirklich nichts - er ist so arttypisch beschrieben wie die flora und fauna. besonders gut gefällt mir die verwendung der biologiebuch-sprache. besonders, lieber @perry!

nicht so gut gelungen ist das "besäumt" - vereinzelte büsche und bäume bilden nun mal keinen saum; dass die sonne wie raps röche, halte ich für ein kuriosum. die nase und die ohren irgendwo hin zu halten, könnte höchstens dritte faszinieren - wenns auf eine ganz besondere art und weise geschähe. ansonsten fasziniert nur der sinneseindruck: es faszniert nicht, dass, sondern was man schnuppert.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
B

Beba

Gast
Liebe Maren,

ich habe nicht angezweifelt, dass diese Düsenjäger wie auch die Hobbyflieger eine solche Idylle stören. Auch ich kenne das zu Genüge. Und so stört der Düsenjäger auch nicht das Bild, lieber Walfisch. ;)
Mir ging es darum, dass diese Wandlung, diese Störung nach meinem Geschmack zu platt ist, darauf konnte man schon warten. Der Rest ist so schön geschrieben, da hatte ich einfach am Ende mehr erwartet. Ist eben mein persönlicher Eindruck, den ich hier noch mal geraderücken wollte. ;)

Geschmäcker sind zum Glück noch nicht gleichgeschaltet! :)

Ciao,
Bernd
 
B

bluefin

Gast
ich finde, @beba, der donnervogel passt ganz vorzüglich zu der baulandbrache und den grandiosen wundrändern in ihr. er bricht den frieden, aber nur vorübergehend.

stell dir vor, ein silberreiher kröche stattdessen über den horizont...*gähn*...

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

MarenS

Mitglied
Für Bernd:

Ich verstehe, was du meinst. Lieben Dank für deine freundliche Art deine Ansicht noch einmal darzulegen.

Es grüßt dich Maren
 
B

Beba

Gast
Hi,

vielleicht liegt meine Skepsis ja daran, dass ich 10 km von Rhein-Main und 10 km vom Flugplatz Egelsbach wohne ... ;)

Ciao,
Bernd
 
B

bluefin

Gast
o je - da kann man wirklich nur sein beileid zum ausdruck bringen.

ein münchner architekt, der in der einflugschneise des flughafens hauste, hat in den 60ern des vorigen jahrhunderts mit einem katapult medienwirksam kartoffelknödel auf die einfliegenden jets verschossen und hatte erfolg: http://www.pasinger.de/historie/fhis_hw.htm

versuchs doch auch mal, @beba! ein rezept für geeignete kartoffelknödel kann ich dir zukommen lassen.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

MarenS

Mitglied
Mein Beileid Bernd!
Da wundert es mich nicht, dass für mich der Düsenflieger in perrys Gedicht den Frieden stört und für dich nichts besonderes ist.

Grüße von Maren
 

llceres

Mitglied
Lieber Manfred,

eine friedliche Atmosphäre, und ja, sie tut
dem Auge gut.
Der Flieger gehört hier einfach dazu, auch
wenn nur kurzzeitig, ändern können wir es
nicht. Mal schauen, was in 100 Jahren daher
geflogen kommt. Vielleicht ein Auto ... ? ;)

Herzliche Grüße

Ceres
 

Perry

Mitglied
Hallo ihr Lieben,
freut mich, dass der Text soviel Aufmerksamkeit erregen konnte.
Das Gleichnis von den sieben fetten und den sieben mageren Jahren ist auch heutzutage noch gültig, sei es wirtschaftlich oder politisch gesehen wechseln sich Wunder und Krisen genauso immer wieder mal ab wie Zeiten des Friedens und des Krieges. Mir ging es bei dem Text darum, diesen allgegenwärtigen Schatten des Lebens auch im Alltäglichen bzw. Idyllischen darzustellen.

Hallo Ivor,
ich gehe gerne mal ins besondere Detail und wenn es so seltene Worte bzw. Begriffe sind wie die Staubfäden der Kartoffelblüte.

Hallo Bernd,
der Text ist zu hundert Prozent authentisch, das heißt, das auch der Düsenjäger im Tiefflug über mich hinweggedonnert ist und deshalb zur "Gewöhnlichkeit" gehört. Das Besondere dieses Textes liegt im Blickwinkel, bzw. Augenwinkel des Betrachters.

Hallo Maren,
mein Großvater war noch Landwirt, vielleicht hat er mir ja ein paar Gene vererbt (lächel).

Hallo bluefin,
ich weiß, dass es auf der Welt leider ohne militärischen Schutz keinen Frieden gibt, trotzdem bleibt für mich ein tieffliegender Düsenjäger ein "Bote des Todes."
Was deine formalen Hinweise anbelangt, sehe ich das etwas anders.
Der Bach wird von Bäumen und Büschen eben nur teilweise gesäumt. Der Raps speichert Sonnenenergie und riecht deshalb in meiner Fantasie auch danach und das ist dann eben auch das Faszinierende daran.

Vielen Dank an alle und
LG
Perry
 

Perry

Mitglied
Hallo Ilceres,
ich denke, in hundert Jahren sind es Raumschiffe, die über unseren Köpfen starten und landen. Wollen wir hoffen, dass sie die Problematik der fetten und mageren Jahren nicht auch zu den Sternen tragen.
Danke für dein interessiertes Lesen und LG
Manfred
 



 
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