Feuerlilien

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R

Rote Socke

Gast
Hi Violetta,

eine berührende Geschichte. Die Prot wird noch lange Zeit brauchen in ein normales Leben zurückzufinden. Aber den ersten Schritt dazu hat sie getan.
Der Text ist gut aufgebaut. Es steht nicht Überflüssiges drin. Die Szene im Bad vor dem Spiegel gefällt mir sehr gut.

Prima
Socke
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
sprachlich geschliffen und gediegen, schöne wortkreationen (breithüftiges schwarz) und spannung vom anfang bis zum ende.
was will man mehr?

wunderbar ist die geschichte.

die k.
 

tsunami

Mitglied
super!!
die beklemmung auch über seinen tod hinaus - sprachlich und inhaltlich 1A.
liebe grüße von der tsunami
 

blaustrumpf

Mitglied
Hallo, Violetta

Lob wird nie langweilig... Deshalb reihe ich mich auch noch mit meinem ein.

Aus der Fülle der Details nun alle herauszupicken, die mich besonders entzückten, hieße praktisch den ganzen Text zu zitieren. Ich belasse es darum bei zweien, die sich sehr zu Anfang finden: die Uhr, die mit ihrem Ticken die Ruhe zerhackt und das Haus, das die Anspannung aus seinen Balken lässt .

Madame, je vous salute!

Schöne Grüße von blaustrumpf
 
G

Gabriel

Gast
Hallo Violetta!

Da bleibt mir nur ein Wort:

SPITZENKLASSE!

Gruß, Gabriel
 

gox

Mitglied
Hallo Violetta,
bemerkenswerte Geschichte, sprachlich sehr gelungen erinnert mich an Roald Dahls Küsschen.
Wobei mich das Klischee der geschlagenen Frau immer wieder wundert. Die gibt es zwar wirklich, aber es gehören immer zwei dazu: Der Schlagende und der Geschlagene. Einer hat da gewähren lassen...
Grüsse !
 
V

vetiver

Gast
liebe violetta,

eine tolle geschichte ist das. aber das meine ich ja nicht alleine, wie ich an der bewertung sehe. trotzdem bekommst du von mir nicht die höchstnote, weil ich nämlich gar nicht bewerte hier.


so. jetzt überleg ich grad, ob ich vielleicht was zu meckern habe. ich fänds nämlich jetzt fad, als soundsovieler einfach „toll“ drunter zu schreiben.

Darüber, fast schwebend, ihr fahles Gesicht, das ein Lächeln probte, bis es gelang. Die Trauer reichte nicht weiter als bis an ihr Kinn. da war ich etwas irritiert, weil ich nicht so recht weiß, was sie denn jetzt nicht kann, lächeln oder trauern. später wird’s ja klar. das mit dem lächeln proben, das find ich da halt nicht ganz treffend.

den sie lange, mit einem Gefühl berauschten Triumphes betrachtete das „berauscht“ ist mir hier ein bissel too much.

Morgen würde sie Tee kaufen gehen, bunte, exotische Sorten: Orange, Vanille, Himbeer. Für heute musste es noch einmal der billige Ceylon Assam tun. da weiß ich jetzt auch nicht, ob das feine ironie oder mangelnde fantasie ist. die genannten sorten sind ja nicht wirklich bunt und exotisch. hm, feine ironie ist das, oder?

...und trug ihre abgeschlagene Tasse zurück zum Tisch. was ist eine abgeschlagene tasse?

Er hatte ihre Hand genommen, fast zärtlich, und sie auf die Platte gedrückt, dabei bis zehn gezählt. diese szene ist mir irgendwie ein bissel zu krass, aber das soll sie ja wohl auch sein. trotzdem hab ich das irgendwie ungern gelesen, was du ja offensichtlich wolltest. dennoch, solche unterdrückungen geschehen doch vielfach subtiler. könntest du nicht etwas mehr rücksicht auf mich nehmen hier?

Sie trank ihren Tee aus, dann drehte sie eine Kontrollrunde durchs Haus. Diese Runden waren zu einer lieben Gewohnheit geworden, die ihr viel Schmerz ersparte. warum dreht sie da jetzt die runde? ich finds ja schon sehr schön, wie du das beschreibst, aber ihre motivation versteh ich in diesem moment nicht ganz. schon eher, wenn sie sich die eine oder andere klitzekleine unverschämtheit leisten würde. na ja, sie killt das pendel am ende, aber das hat ja nicht direkt was mit diesem kontrollritual zu tun.

Der schwarze Apparat stand in der Diele, das lange Kabel reichte in alle Zimmer der unteren Etage. das ist irgendwie ein detail, das in dem moment nicht so wichtig ist, das könnte man auch weglassen.

Der Schaum vor Karls Mund wurde blutig. das find ich jetzt auch nicht so gut. warum bitte wird der schaum blutig? was hat der alte sack denn jetzt? einen herzinfarkt, nehm ich doch an. warum blutets da? warum kommt in filmen den leuten immer blut aus dem mund? das hab ich nie kapiert.

In seinem Blick lag Verstehen und Wut da weiß ich dann auch nicht, was der karl jetzt vesteht.
Die Balken des Hauses knisterten, als ihr kehliges Lachen die absolute Stille zerriß.
der letzte satz ist immer so wichtig. das zerreißen der stille, das find ich schon sehr gelungen, auch weil du das schöne bild von vorher mit dem pendel wieder aufnimmst. aber auch hier hätte ich es gern subtiler gehabt, als einfach ein lachen. (bitte jetzt nicht fragen, wie ich es subtiler machen würde. mir fällt nämlich selbst nichts ein, was da gut passen würde.)

was mich dann noch etwas stört ist, dass die wörtliche rede nicht in anführungszeichen stört. ja, das hätte den karl sicher auch gestört.


und jetzt schreib ich noch, was ich besonders schön fand. den titel zum beispiel. lilien mag ich eh.

Langärmeliges, breithüftiges Schwarz. ja, auch schön. einfach geschrieben, und gut vorzustellen.

Schlampe, pochte er. Sie hauchte Nebel auf die glatte Fläche, wischte mit dem Ärmel nach, hielt dann mitten in der Bewegung inne. Nicht. Nicht mehr. ja. sensationell gut diese stelle.

Lauschte der Ruhe des Hauses nach, vom Ticken der schweren Pendeluhr im Salon zu kleinen Stücken gehackt. auch ein schönes bild.

Ich kann niemanden anrufen, sagte sie leise. Du hast es mir nicht erlaubt, weißt du? schön ist das, überhaupt, wie sie redet in der situation. ich kann ihre stimme dabei richtig hören. auch gerade, weil du nicht umständlich beschreibst, wie sie jetzt redet.

Dann ging sie in die Küche, räumte sorgfältig die verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank. ebenso schön. weil ganz einfach.


so. hoffentlich denkst du jetzt nicht, ich wollte deine schöne geschichte durch die blume noch irgendwie verreißen. ich red eh nicht gerne durch die blume. nicht mal durch eine feuerlilie.


vetiver (applaudierend)
 

Gorgonski

Mitglied
Was soll man dazu schreiben?

Auch wenn es eine klischeebedienende Story ist- die geschlagene Frau, der unerbittliche pedantische Quäler- finde ich es handwerklich Spitze zusammengeschrieben.
Ändern (nicht kritisieren!!) würde ich das zweimalige Verwenden der ,absoluten Stille'- gerade weil du so nachvollziehbar bildlich geschrieben hast bzw. die Gabe dazu besitzt, wirkt die 'absolute Stille' am Ende eher als aufgedrückter Schluss, aber es kann natürlich sein, daß du damit was bezweckst. Denn wenn es weiter gegangen wäre, vielleicht noch mehr Rückblenden, Vergleiche oder..., wäre man zwangsläufig bei Stephen King's "Rose Madder- Das Bild" gelandet, für mich die brutalste und am klarsten dargestellte Zeichnung dieser Problematik.
Besonders gut gefallen mir die unabwendbar weiter wachsenden Fingernägel und Haare und das Thema hinter Blumen zu verstecken/zu präsentieren.
Ich (man) hofft fast, daß du nicht die Frau bist. Mit diesem Satz bin ich wohl jetzt der größte Komplementencasanova?! Du verstehst?!
 

Gorgonski

Mitglied
Plastisch

Weil eben so plastisch geschrieben, ließ es die Vermutung zu...wie selbsterlebt, eben.
Dann müßtest Du Dir aber keine Gedanken machen bzw. den Wunsch hegen von der Schreiberei leben zu können, denn ich gehe davon aus das die Witwe das negativ belastete Haus verkaufen wird. Danach könntest Du es wie King machen, schreiben aus purem Spass und aus dem Wunsch heraus Herausforderungen anzunehmen.
Schönes Wochenende allen!
 

Roni

Mitglied
applaus

auch wenn es fad ist, nur ein toll drunter zu schreiben.
aber es steht ja schon alles da.

also:

toll!

ich wette, du koenntest krimis schreiben.
(das ist ja eigentlich auch einer)

gruss
roni
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

ich war auch über die abgeschlagene tasse gestolüert, wußte aber, was gemeint ist und ließ es als dichterische freiheit durchgehen. in meiner umgebung heißt soeas "angeschlagenen" oder "Angestoßene" Tasse.
ganz lieb grüßt
 
G

Gelöschtes Mitglied 5196

Gast
ich reihe mich ein... hat mir sehr gut gefallen!

lieben gruß
andré
 

Buntstift

Mitglied
Toll

Liebe Violetta

Kann mich nur den - meisten - "Vorschreibern" anschliessen ... TOLL.

Wenn ich auch mit denjenigen, die das Klischierte angesprochen habe, nicht ganz einig bin, denn ich glaube, man kann nie genug über Dinge schreiben, die noch immer passieren und längst nicht mehr geschehen sollten.

Die Schlupf- und Frauenhäuser sind noch zu voll, als man aufhören sollte darüber zu sprechen, schreiben ...

Dem Herrn, der meinte, dass es immer zwei dafür braucht: Da kann ich nur sagen: Stimmt und ich wünschte mir, dass eine solche Äusserung nochmals überdacht werden könnte und hoffe an dieser Stelle, Du mögest nie Opfer werden und mit dem Kommentar abgespiesen sein ... "DAFÜR BRAUCHT ES IMMER ZWEI".

Vieles hatte gar nichts mit Deinem Text zu tun - Violetta -, denn eigentlich wollte ich Dir nur gratulieren!!!

Herzlichst
Buntstift
 
R

Rote Socke

Gast
Hi Buntstift,

ich bin nicht der Sprecher von gox, aber zu dem Thema haben auch Männer etwas zu sagen und was ich jetzt sage, interpretiere ich auch so aus der Meinung von gox: Ich habe in meinem Leben viele Partnerschaften gesehen, wo Männer ihre Frauen geschlagen haben. Viele dieser Frauen sind abgehauen und später doch wieder zurückgekehrt, weil sie diesem Machotypen in höllischer Liebe alles verziehen. So etwas kann ich, und bestimmt auch gox, nicht verstehen.

Mich müsste eine Frau nur einmal schlagen, dann wäre sie nicht mehr meine Frau, denn Gewalt ist nicht zu verzeihen und zeigt den Charakter eines Menschen.
Ich sprach auch oft mit solchen Frauen. Sie können es nicht einmal richtig erklären, warum sie trotz Gewalt weiter bei solch einem Mann bleiben.

Ich spreche jetzt nicht von solchen Partnerschaften wo der Mann derart viel Druck anwendet, dass die Frau sogar Angst vor dem weglaufen hat. In der Geschichte hier, wird ja so ein Fall deutlich. Aber ich spreche von den Anfängen, von den sogenannten kleinen "Handausrutschern". Und diese sind es, die eine Partnerschaft sofort zur Trennung führen müssten.
Und sogesehen hat gox recht: Es gehören zwei dazu, einer der schlägt und einer der sich schlagen lässt.

Schöne Grüße
Socke
 

Buntstift

Mitglied
Hallo Rote Socke

Es scheint eine Diskussion ausgebrochen ... und das zeigt, dass das Ziel von Violetta mehr als erreicht wurde. Es wird darüber gesprochen und geschrieben. Ich will dieses Forum nicht als Diskussionsplattform missbrauchen...gäbe es so viel darüber zu sagen, interpretieren, philosphieren, analysieren und vor allem psychologisieren ...
Doch abschliessend: Es gibt wohl keine Patentlösung und auch keine Antwort, die für alle Gültigkeit hat.

Herzlichst
Buntstift
 

Buntstift

Mitglied
Hallo Socke

War noch nie in der Plauderecke ... aber vielleicht "lege" ich mich auch mal dort rein ...

CU
Buntstift
 



 
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