Finale Problemlösungen

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wowa

Mitglied
Marta

Das Vergangene vergeht nicht wie Rauch.
Diesen Satz hatte Marta irgendwo gelesen. Er entsprach ihrer Erfahrung. Sie würde sogar sagen : Weder ist die Vergangenheit vergangen noch sind die Toten tot, nicht, solange sie lebte. Marta sah das realistisch.
Sie erhob sich seufzend, ging durch die Küche über den Hof in den Kuhstall und langte nach der Axt. Kühe standen hier schon lange nicht mehr. Sie lagerte ihr Holz in dem Gebäude, seit sie vor nun wohl 15 Jahren aufs Land gezogen war. Und trotzdem, der Geruch der Tiere hing im Gemäuer. Dieses Jahr schien er ihr noch intensiver, aber das konnte ja nicht sein. Das war eine Sinnestäuschung.
Sie hob die Axt und mit raschen, präzisen Schlägen zerlegte sie das kurze Stück Stamm in ofengerechte Teile.
Ihren ersten Mann tötete Marta mit 21. Ein verbrauchter, brutaler Grobian, dessen stinkenden Leib sie nicht länger ertragen konnte.
Marta schwang die Axt und die Scheite wirbelten durch den Raum.
Probeweise vergiftete sie damals die Katze. Harry fiel deren Abwesenheit nicht auf, er war überhaupt sehr unaufmerksam. Der Arzt schrieb Herzinfarkt auf den Totenschein, sein zweiter, tödlicher, ein plausibles Ende.
Ein Jahr trug sie schwarz und traf sich im Gemeindezentrum mit frömmelnden Witwen. Dann verkaufte sie das Haus und zog in die Hauptstadt.
Marta lehnte die Axt an den Hackklotz und rauchte eine Zigarette.
Die folgenden Jahre waren die unbeschwertesten ihres Lebens, eine glückliche Zeit ; eine junge Frau in der hektischen Metropole, nicht unvermögend und mit gewisser Erfahrung. Diese frühe Reife und eine gedankliche Klarheit, die nicht auf Buchwissen fußte, unterschied sie von ihren Altersgenossinnen. Sie träumte nicht von einem verständnisvollen, begüterten Ehemann, im Gegenteil, den gleichen Fehler zu wiederholen, wäre einfach nur dumm gewesen. Sicher gab es Ehepaare, die ihre Konflikte gewaltlos austrugen, doch ihr fehlten die notwendige Demut und Geduld. Frauen wie sie, die konsequent dachten und handelten und Kompromissen mißtrauten, waren Gift für jede Ehe.
Marta lächelte, drückte die Zigarette aus und griff zur Axt.
Dann begegnete sie Phillip und war hingerissen. Sie blieb zurückhaltend, kühl, vergeblich, seiner beharrlichen Behutsamkeit und Empathie konnte sie sich nicht entziehen. Ein unbekanntes Gefühl der Nähe, des sprachlosen Verstehens entstand, unmerklich, fragil. Es nahm sie gefangen, überschwämmte sie, Grenzen zerbrachen.
Er knackte ihre Schale und sie genoß es.
Als sie eines nachmittags erschöpft und glücklich im Bett lagen, fragte er: „Hast du schon mal jemanden so gehaßt, daß du ihn hättest umbringen können ?“ Sie sagte ja, er fragte weiter und weich und offen, wie sie war, ließ sie all die jahrelange Vorsicht fahren und verriet ihr Geheimnis. Alles, er wollte es ganz genau wissen.
Marta schüttelte den Kopf und arbeitete sich fluchend in Schweiß.
Das Geständnis veränderte ihre Beziehung. Er war nun ein Mitwisser.
Sie war nicht überrascht, nicht einmal besonders enttäuscht, als er sie um Geld bat, auf Darlehn. Die Logik war ihr vertraut. Sie gab es ihm.
Seine Bitten häuften sich. Als sie ihn vorsichtig auf die Höhe seines mittlerweile beachtlichen Darlehns hinwieß, sagte er: „Baby, laß uns heiraten !“ Sie sagte ja, er küßte sie und Marta wußte, es mußte etwas geschehen.
Phillip übernahm die Organisation des großen Ereignisses und sie suchte nach Menschen, die ihr Problem verstanden und Lösungen anboten. Sie hatte konkrete Vorstellungen, was Ablauf und Art und Weise betraf. So dauerte es einen ganzen Monat, bis sie mit einer seriösen Agentur ins Gespräch kam. Ein wichtiges Anliegen war ihr, Phillip mit einem Herzstich zu verabschieden. Einen Kopfschuß mochte sie ihm nicht zumuten, dafür stand er ihr zu nahe. Zudem würde sie ihn wahrscheinlich identifizieren müssen, da wollte sie nicht in sein zerstörtes Gesicht schauen.
Alles lief nach Plan.
Marta fühlte die Schwere der Axt in ihren Händen. Sie zwang sich zu einem gleichmäßigen Rhythmus.
Die Polizei verfolgte eine erstaunliche Vielfalt von Motiven und Beziehungen. Eindeutige Indizien fehlten. Der Fall wurde als ungeklärt zu den Akten gelegt; auf sie fiel kein Verdacht.
Gleichwohl war ihr die Stadt verleidet. Überall roch es nach Phillip. Sie änderte ihren Namen und zog aufs Land. Die offene, menschenleere Umgebung schien gut geeignet für einen neuen Anfang.
Das war ein Irrtum.

Marta hieb die Axt in den Hackklotz, füllte eine Kiste mit Brennholz und trug sie hinüber ins Haus. Sie entfachte das Feuer und fiel erschöpft in einen Sessel.
Ihre Alpträume waren seltener geworden mit den Jahren, doch diese Nacht, das wußte sie, würde er wieder bei ihr sein. Das ewig junge Gesicht, der leicht zynische Zug um den Mund, stumm, bewegungslos. Nur die Augen, diese verdammten Augen.
Sie fühlte ihren Herzschlag, hart und schnell und hörte das Blut in ihren Ohren pulsieren.
Sie legte sich auf das Sofa, kontrollierte ihre Atmung und sog tief und regelmäßig ein. Im Zimmer war es wohlig warm.
Marta schlief ein.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Stilistisch ist das schon ok, aber es ist keine richtige Geschichte. Was passiert? Marta hackt Holz und geht dann schlafen. Alles andere ist „Info". Man kann das Holzhacken auch als Rahmen uminterpretieren, dann sollte „innen“ eine Geschichte stehen. Innen steht aber nur ein mehr oder weniger farbiger Bericht, der am Ende auch noch offen bleibt (Worin bestand der Irrtum genau und was passierte stattdessen?).
 

wowa

Mitglied
Marta

Das Vergangene vergeht nicht wie Rauch.
Diesen Satz hatte Marta irgendwo gelesen. Er entsprach ihrer Erfahrung. Sie würde sogar sagen : Weder ist die Vergangenheit vergangen noch sind die Toten tot, nicht, solange sie lebte. Marta sah das realistisch.
Sie erhob sich seufzend, ging durch die Küche über den Hof in den Kuhstall und langte nach der Axt. Kühe standen hier schon lange nicht mehr. Sie lagerte ihr Holz in dem Gebäude, seit sie vor nun wohl 15 Jahren aufs Land gezogen war. Und trotzdem, der Geruch der Tiere hing im Gemäuer. Dieses Jahr schien er ihr noch intensiver, aber das konnte ja nicht sein. Das war eine Sinnestäuschung.
Sie hob die Axt und mit raschen, präzisen Schlägen zerlegte sie das kurze Stück Stamm in ofengerechte Teile.
Ihren ersten Mann tötete Marta mit 21. Ein verbrauchter, brutaler Grobian, dessen stinkenden Leib sie nicht länger ertragen konnte.
Marta schwang die Axt und die Scheite wirbelten durch den Raum.
Probeweise vergiftete sie damals die Katze. Harry fiel deren Abwesenheit nicht auf, er war überhaupt sehr unaufmerksam. Der Arzt schrieb Herzinfarkt auf den Totenschein, sein zweiter, tödlicher, ein plausibles Ende.
Ein Jahr trug sie schwarz und traf sich im Gemeindezentrum mit frömmelnden Witwen. Dann verkaufte sie das Haus und zog in die Hauptstadt.
Marta lehnte die Axt an den Hackklotz und rauchte eine Zigarette.
Die folgenden Jahre waren die unbeschwertesten ihres Lebens, eine glückliche Zeit ; eine junge Frau in der hektischen Metropole, nicht unvermögend und mit gewisser Erfahrung. Diese frühe Reife und eine gedankliche Klarheit, die nicht auf Buchwissen fußte, unterschied sie von ihren Altersgenossinnen. Sie träumte nicht von einem verständnisvollen, begüterten Ehemann, im Gegenteil, den gleichen Fehler zu wiederholen, wäre einfach nur dumm gewesen. Sicher gab es Ehepaare, die ihre Konflikte gewaltlos austrugen, doch ihr fehlten die notwendige Demut und Geduld. Frauen wie sie, die konsequent dachten und handelten und Kompromissen mißtrauten, waren Gift für jede Ehe.
Marta lächelte, drückte die Zigarette aus und griff zur Axt.
Dann begegnete sie Phillip und war hingerissen. Sie blieb zurückhaltend, kühl, vergeblich, seiner beharrlichen Behutsamkeit und Empathie konnte sie sich nicht entziehen. Ein unbekanntes Gefühl der Nähe, des sprachlosen Verstehens entstand, unmerklich, fragil. Es nahm sie gefangen, überschwämmte sie, Grenzen zerbrachen.
Er knackte ihre Schale und sie genoß es.
Als sie eines nachmittags erschöpft und glücklich im Bett lagen, fragte er: „Hast du schon mal jemanden so gehaßt, daß du ihn hättest umbringen können ?“ Sie sagte ja, er fragte weiter und weich und offen, wie sie war, ließ sie all die jahrelange Vorsicht fahren und verriet ihr Geheimnis. Alles, er wollte es ganz genau wissen.
Marta schüttelte den Kopf und arbeitete sich fluchend in Schweiß.
Das Geständnis veränderte ihre Beziehung. Er war nun ein Mitwisser.
Sie war nicht überrascht, nicht einmal besonders enttäuscht, als er sie um Geld bat, auf Darlehn. Die Logik war ihr vertraut. Sie gab es ihm.
Seine Bitten häuften sich. Als sie ihn vorsichtig auf die Höhe seines mittlerweile beachtlichen Darlehns hinwieß, sagte er: „Baby, laß uns heiraten !“ Sie sagte ja, er küßte sie und Marta wußte, es mußte etwas geschehen.
Phillip übernahm die Organisation des großen Ereignisses und sie suchte nach Menschen, die ihr Problem verstanden und Lösungen anboten. Sie hatte konkrete Vorstellungen, was Ablauf und Art und Weise betraf. So dauerte es einen ganzen Monat, bis sie mit einer seriösen Agentur ins Gespräch kam. Ein wichtiges Anliegen war ihr, Phillip mit einem Herzstich zu verabschieden. Einen Kopfschuß mochte sie ihm nicht zumuten, dafür stand er ihr zu nahe. Zudem würde sie ihn wahrscheinlich identifizieren müssen, da wollte sie nicht in sein zerstörtes Gesicht schauen.
Alles lief nach Plan.
Marta fühlte die Schwere der Axt in ihren Händen. Sie zwang sich zu einem gleichmäßigen Rhythmus.
Die Polizei verfolgte eine erstaunliche Vielfalt von Motiven und Beziehungen. Eindeutige Indizien fehlten. Der Fall wurde als ungeklärt zu den Akten gelegt; auf sie fiel kein Verdacht.
Gleichwohl war ihr die Stadt verleidet. Überall roch es nach Phillip. Sie änderte ihren Namen und zog aufs Land. Die offene, menschenleere Umgebung schien gut geeignet für einen neuen Anfang.
Das war ein Irrtum.

Marta hieb die Axt in den Hackklotz, füllte eine Kiste mit Brennholz und trug sie hinüber ins Haus. Sie entfachte das Feuer und fiel erschöpft in einen Sessel.
Ihre Alpträume waren seltener geworden mit den Jahren, doch diese Nacht, das wußte sie, würde er wieder bei ihr sein. Das ewig junge Gesicht, der leicht zynische Zug um den Mund, stumm, bewegungslos. Nur die Augen, diese verdammten Augen.
Sie fühlte ihren Herzschlag, hart und schnell und hörte das Blut in ihren Ohren pulsieren.
Sie legte sich auf das Sofa, kontrollierte ihre Atmung und sog tief und regelmäßig ein. Im Zimmer war es wohlig warm.
Marta schlief ein.
 



 
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