Hallo Mara M.,
in Deinem Profil steht:
"Mir geht es beim Schreiben vor allem um die Sprache - d.h. nicht, dass der Inhalt des Geschriebenen nicht von Bedeutung wäre, aber für mich beginnt Kunst erst dann, wenn Form und Inhalt zusammen spielen."
Genau dies ist nach meinem Empfinden in Deinem Text absolut eben NICHT der Fall.
Nicht, daß Deine Denkfiguren schlecht wären, die find' ich sogar erfrischend und attraktiv, aber die textliche Ausführung, oh je....
(z.B., "daß der Tau sein Schlaflied spielt" als Metapher für "bis morgens")
PS: Metaphern sind nicht beliebig, sondern haben immer irgendeinen plausiblen, d.h. für den Leser nachvollziehbaren, Bezug zu dem, wofür sie stehen. Sei dieser Bezug konventionell ("tante emma") oder rein rhythmisch (ge-hen || se- hen) oder klanglich oder sie entstammen demselben semantischen Umfeld ("Baum" für einen ganzen Wald), usw...
Metaphern sind sprachliche "replacements" für das, wofür sie gesetzt werden, sagen wir Platzhalter.
Beim Einführen neuer (selbsterfundener) M. muß dieser Bezug sehr plausibel durchkonstruiert sein, sonst kommt der Leser ins Grübeln.
Grundlose Metaphern in einem Text erfüllen die Bedingung der Hypersemiose, d.h., sie können alles bedeuten, weiten ziellos die Semantiken des Textes auf, womit ein Text aber an Nachrichtenwert nicht gewinnt (wie man naiv meinen könnte) sondern verliert.
"Afrika ist ein armer Kontinent,
*Frosch*
in dem auch heute Leut' verhungern.
*Häusermeer*
Dies ist bekannt seit Jahrhunderten,
*Lachzirkus*
aber niemand hier kann es ändern.
Hier sind die *--* solche beziehungslosen Metaphern, aber der Text gewinnt nicht durch sie.
Deine obige M. ist sogar in sich selbst unsinnig, denn der Tau geht nicht schlafen, wenn die Sonne/der Morgen kommt, sondern im Gegenteil, er macht sich auf die Socken und verdampft...