Finnische Winternacht

Intonia

Mitglied
Finnische Winternacht

Noch immer ist Licht in allen Zimmern.
Dabei gäbe mir die Dunkelheit ein Gefühl der Geborgenheit.
Endlich schlafen sie.
Die letzte Lampe lösche ich aus und taste mich zum Fenster.
Ich sehe nichts.

Nur einen Moment lang.
Schon schälen sich schwache Umrisse aus der formlosen Schwärze. Dann leuchtende Bänder.
Dörfer projizieren ihre Lichter an zerrissene Wolkenfelder.
Zwanzig , oder sogar dreissig Kilometer entfernt.

Vor mir der See, erstarrt.
Ein kalter, weisser Schleier auf der kristallblanken Kruste.
Neumond und doch hell.
Über mir glitzernde Sternentaler auf schwarzem Samt.
Alles gehört mir.

Was eben noch wichtig war, entflieht in die Unendlichkeit.
Ich fühle mich frei und leicht.
Die anderen schlafen. Sie sehen nichts, spüren nichts.
Glauben, der Mensch sei die Krone der Schöpfung,
Mittelpunkt des Kosmos.
 
R

Rote Socke

Gast
Das finde ich auch!

Eine bemerkenswerte Wiedergabe der empfundenen Stimmung.
Großes Lob!

LG
Volkmar
 

Intonia

Mitglied
Lieber Willi, hallo Rote Socke!

Danke für Euer Lob. Es ist schon fast unheimlich, wenn kein künstliches Licht den Blick ins Universum beeinträchtigt. Da kommt man zwangsläufig ins Philosophieren. Bei der dichten Besiedlung unserer Breiten fühlt man sich bestimmt nicht so erhaben in solchen Augenblicken. Man wird doch von den Lichtern der Umgebung abgelenkt.

Beste Grüsse
Intonia
 



 
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