Flaches Land

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Perry

Mitglied
Flaches Land


Unsere Welt hat keine Berge mehr,
das Auge verliert sich im Ungewissen.

Nachts schreckst du hoch, fürchtest
Stürme könnten unser Haus fortreißen.
Ich halte dich fest im Arm und du
duckst dich in meinen Windschatten.
Es liegt Schnee auf deinen Wangen,
sagst du fröstelnd, würdest spüren,
dass der Winter nicht mehr fern ist.

Ich mache Feuer im Kamin, versuche
das Eis in deinen Augen zu tauen.
 

Ralf Langer

Mitglied
Hi Perry,
Hm, hm…

Nimm die erste und die letzte Strophe heraus
Und überlass` das Nachdenken dem Leser!

Die zweite Strophe ist nahezu perfekt

Die erste ist mir zu platt. Ist mehr ein Sinnspruch

Die letzte muß sich der Leser selbst erreimen!
Möglicherweise ist ja auch kein Brennholz da.
Ich würd`s offen lassen!

Lg
Ralf
P.S
Wenn du unbedingt ein "Happy end" haben willst
lass das Ende. Aber der Anfang muß raus!
 

Perry

Mitglied
Hallo Ralf,
könnte man so sehen, doch liegt im Vorspann mehr als nur eine Landschaftsbeschreibung und der Schluss ist kein Happy End, sondern der verzweifelte Versuch, den Tod zu vertreiben.
Danke für deine Sicht und LG
Manfred
 
I

Ivor Joseph

Gast
Jorge Luis Borges (kurz vor seinem Tod)

"Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,
im nächsten Leben würde ich versuchen,
mehr Fehler zu machen.
Ich würde nicht mehr so perfekt sein wollen,
ich würde mich mehr entspannen.
Ich wäre ein bisschen verrückter,
als ich ich es gewesen bin,
ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen.
Ich würde nicht so gesund leben.
Ich würde mehr riskieren, würde mehr reisen,
Sonnenuntergänge betrachten, mehr bergsteigen,
mehr in Flüssen schwimmen.
Ich war einer dieser klugen Menschen,
die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten;
freilich hatte ich auch Momente
der Freude, aber wenn ich noch einmal anfangen könnte,
würde ich versuchen, nur noch gute Augenblicke zu haben.
Falls du es noch nicht weisst, aus diesen
besteht nämlich das Leben;
nur aus Augenblicken; vergiss nicht den jetzigen.
Wenn ich noch einmal leben könnte,
würde ich von Frühlingsbeginn an
bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.
Und ich würde mehr mit Kindern spielen,
wenn ich das Leben noch vor mir hätte.
Aber sehen sie ... ich bin 85 Jahre alt
und ich weiss, dass
ich bald sterben werde."
 

Perry

Mitglied
Hallo Ivor,

danke für diese passenden Zeilen.
Erst wenn man die Kälte des Todes spürt, weiß man die Wärme des Lebens zu schätzen.
LG
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Manfred!

Das ist wieder ein Gedicht nach meinem Geschmack, denn Pathos enthält es nur auf den ersten flüchtigen Blick.

Vielmehr ist es näher betrachtet sogar sehr nüchtern geschrieben und wenn man tiefer eintaucht, ist es eigentlich bitterböse.
Ich sehe hier auch den Tod. Wenn man einen erfrorenen Menschen vor den Kamin legt, dann sieht es aus, als würden Tränen fließen.

Wenn meine Lesart nicht passt, dann sollte ich mir wirklich Gedanken machen und nicht mehr so viele Horrorfilme anschauen.

Klasse Gedicht!!
Gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

MarenS

Mitglied
Fein, perry, wirklich fein! In der letzten Zeit schreibst du, angesichts von was auch immer, sehr feine Gedichte.
Weder ist der Beginn flach, noch das Ende auch nur im Ansatz happy. Deshalb lass es bitte als ein Ganzes stehen.

Zum Inhalt kann und mag ich nicht wirklich etwas sagen, du rührst an Erlebtes und an Ängste.

die Maren
 

Perry

Mitglied
Hallo Franke,
nun deine Interpretation ist schon etwas makaber, aber mit der Todesnähe kommst du meiner Intention schon sehr nahe.
Ansonsten freut es mich natürlich, dass der Text eine solche Lesebandbreite zulässt.
Danke fürs "Klasse" und LG
Manfred

Hallo Maren,
auch mir fällt es schwer diese Bilder wieder auferstehen zu lassen, aber sie drängen immer wieder mal ins Bewusstsein und wollen verarbeitet werden.
Danke fürs Mitfühlen und LG
Manfred
 



 
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