Fleisch und Flut (Terzine)

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Janosch

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Ein trüber Fluss, er tobt am Waldesrand -
es schäumt die Flut und peitscht auf das Gestein;
allein ein Rapfen leistet Widerstand.

Vom Ufer her, da hört man’s Schimpfen, Schrei’n:
zwei Brüder zoll’n sich lauthals ihren Hass -
am Himmel schleicht ganz leis’ ein Abendschein.

Als bald dem Ältren weicht die Stimme, blass,
da reißt er hoch die Faust, er schlägt und schleift
das Brüderlein durch Dreck und Gras, so dass

auch dieser jetzt zu rüden Mitteln greift:
sie schlagen sich bis dicht zum Uferrand,
dass wilde Gischt schon ihre Hosen streift -

der Jüngre schwächt, verliert Kontakt zum Land:
es tost die Flut, zerrt ihn sogleich hinein,
dass wie im Wahn der Ältre streckt die Hand -

zu spät, es schlägt ein Kopf auf stumpfen Stein.
 



 
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