Flucht vor der Mafia

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Fest drückte Brian das Gaspedal durch. Der Wagen beschleunigte innerhalb von Sekunden und erreichte schnell das vom Fahrer gewünschte Tempo. Auch in den Kurven ging Brian nicht vom Gas, was so manches Mal fast in die Hose gegangen wäre.Doch gelang es ihm immer wieder den Wagen abzufangen. Die Lichter der Nacht huschten in Sekundenbruchteilen am Fenster des noch jungen, blonden Fahrers vorbei. Er dachte gar nicht daran zu bremsen - dazu war es einfach zu gefährlich. Er hatte sich mit den falschen Leuten eingelassen, dies sollte er nun bereuen. Jedoch in einem unbeobachteten Moment war es ihm gelungen hinter das Steuer seines Wagens zu springen und Gummi zu geben.

Immer wieder schaute Brian in den Rückspiegel seines Porsches, konnte aber keinen seiner Verfolger entdecken. Die Angst vor dem, was sie mit ihm machen würden, wenn sie ihn erwischten, ließ starke Kopfschmerzen in seinem Kopf entstehen. Wie ein Hammer, der ihm immer wieder gegen den Schädel schlug, fühlten sie sich an und wollten einfach nicht weichen. Die Bilder der vergangenen halben Stunde wollten ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Sie hatten ihn mit Handschellen an einen Stuhl gefesselt, um ihn dann zu quälen. Er sollte ihnen verraten, was er der Polizei erzählt hatte. Dabei hatte er den Bullen gar nichts verraten, dies war den Männern allerdings egal. Sie hatten ihn mit einem Skalpell gequält, das sie zuvor in Säure getaucht hatten. Die Schmerzen waren unerträglich, doch Brian’s Lippen blieben geschlossen. Schließlich wollten sie ihn durch das Gift einer exotischen Schlange zum Reden bringen. Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn sie hatten ihn unterschätzt. Zu was so eine kleine Nadel doch alles nutzen konnte. In diesem Fall hatte sie Brian das Leben gerettet.
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„Du selten dämlicher Trottel! Wie konntest du den Kerl aus den Augen lassen.“ Die Schlagader am blassen Hals des Mafiabosses Vitorio Calresi schien fast zu explodieren, so sehr schlug sie aus. Er rückte seine dunkle Sonnenbrille noch einmal zurecht und packte dann den Mann im dunklen Anzug am Kragen. „Ich mag keine Versager, hörst du.“, drang seine Stimme stöhnend aus dem Mund. Blitzschnell zog er die kleine Waffe aus seiner Tasche und drückte sie dem Mann gegen die Stirn. Da die Waffe einen Schalldämpfer besaß, lief alles lautlos ab. Leblos fiel der Körper des Mannes zu Boden, wo er eine immer größer werdende Blutlache bildete.
„Hey, ihr zwei Deppen. Macht die Sauerei hier weg.“ Gemeint waren Don Callosio und Gio Kapelli, die beiden Mitarbeiter Calresis hatten mit ansehen müssen, wie der Mafiaboss ihren Kollegen regelrecht hingerichtet hatte. Der Schweiß lief ihnen von der Stirn, da Calresi sich immer noch nicht beruhigt hatte und weiter mit seiner Waffe rumfuchtelte. „Macht schnell, sonst blüht euch Versagern dasselbe Schicksal. Und dann schafft mir Brian wieder heran. Er darf auf keinen Fall entkommen. Zum Glück hat er den Peilsender am Wagen immer noch nicht bemerkt, es sollte keine Schwierigkeiten geben ihn zu finden. Das will ich jedenfalls für euch beide hoffen. Und ich will keine Zeugen!“
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Mühsam bewegte sich Agathe Miller voran. Die alte Dame von fast 80 Jahren benötigte eine Gehhilfe, um wenigstens einigermaßen voran zu kommen. Sie war allein und musste die meisten Aufgaben des Lebens selbst bewältigen. So war es auch an diesem Sonntagnachmittag, an dem sie ihre Einkäufe verrichten musste. Sie schob die Gehhilfe mit den Rollen vor sich her und näherte sich der stark befahrenen Strasse. Agate war in ihre Gedanken vertieft, so dass sie nicht darauf achtete, was um sie herum geschah. Sie drehten sich um ihre Tochter und ihren Enkel, die sie nach über 3 Jahren wieder einmal besuchen kamen. Sie wohnten mit dem Vater in den Staaten und hatten nur wenig Gelegenheit, sie zu sehen. Agate freute sich schon sehr auf dieses Treffen. Ein grelles Licht riss sie aus ihren Gedanken, sie blickte zu Seite. Da verspürte sie schon den heftigen Stoss, innerhalb von Sekunden war es dunkel und ruhig um sie.

Brian riss sich die Hände vor sein Gesicht. Er konnte nicht fassen, was geschehen war. Zu schnell war die alte Dame vor seinem Auto aufgetaucht, welches sie voll erwischte. Einige Meter vor dem Auto blieb sie liegen und rührte sich nicht mehr. Wie sollte er sich jetzt verhalten? Aussteigen und helfen oder einfach weiterfahren, da die Verfolger in seinem Nacken saßen? Schon war der erste Augenzeuge da. Er hatte alles mit angesehen. Es war ein alter Mann mit einem grauen Hut und einer fetten Hornbrille. Er trat ans Auto heran und klopfte gegen das Seitenfenster. Brian reagierte nicht, zu sehr stand er unter Schock. Langsam drehte er den Zündschlüssel um und gab wieder Gas. Nur schnell weg aus dieser Hölle, war sein Gedanke. Vergessen waren die Vorwürfe, die er sich wegen der alten Dame machte. Sie hatte ihr Leben gelebt, aber er war noch jung und sie durften ihn einfach nicht in die Finger bekommen. Doch wo sollte er nun hin?
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„Mensch, drück das Gaspedal durch. Ich möchte noch eine Weile leben.“ Don schlug seinem Kollegen Gio kräftig auf die Schulter. Die Sonnenbrillen hatten sie während der Fahrt abgenommen, so dass sie trotz ihrer selben Kleidung, nicht mehr ganz so wie Zwillinge wirkten. Schwarze Anzüge mit schwarzen Krawatten, so musste das sein, wenn man sich unauffällig bewegen wollte. Don selbst hatte ein etwas jüngeres Gesicht mit einer schmalen Nase. Sein Kollege Gio wirkte da schon viel erwachsener. In der Szene galten die beiden als „der Harte“ und „der Zarte“, wobei ausgerechnet Don den brutaleren der beiden Killer darstellte.

Schnell, aber trotzdem vorsichtig bewegte sich der Wagen durch die Strassen. Don behielt die ganze Zeit das Signal auf dem Laptop im Auge, es sollte die beiden Killer direkt zu Brian führen. Als Don einen Blick aus dem Seitenfenster warf, entdeckte er den Krankenwagen, der an der Seitenstrasse gehalten hatte. Die zwei Pfleger waren grade dabei, eine alte Frau auf die Liege zu legen. Sie sah schlimm aus, denn eine dicke Krause war ihr um den Hals gelegt worden. „Halt mal an, Gio! Ich will mir das mal näher ansehen.“
„Bist du Irre? Grad wolltest du noch, dass ich schnell mache.“
„Jetzt halte an, verdammt!“
Ruckartig stoppte der Wagen. Don stieg aus und näherte sich einem alten Mann. Ihn wollte er unauffällig befragen. Als der Mann mit der fetten Hornbrille ihn entdeckte, zuckte er sofort einen Schritt zurück. „Wer sind sie?“
„Keine Angst! Ich will ihnen nichts. Sagen sie mir nur was hier passiert ist.“
„Es war so schrecklich. Der Typ kam mit seinem Wagen angerast und hat die arme alte Frau voll erwischt. Ich wollte noch mit ihm sprechen, aber das Schwein ist einfach abgehauen. Er hätte mich fast auch noch erwischt. Man konnte schon das Gefühl haben, dass der Teufel hinter ihm her war.“
„Wie sah er aus?“
In den nächsten Minuten lauschte Don den Beschreibungen des alten Mannes und kam zu dem Entschluss, dass es nur Brian gewesen sein konnte, der den Unfall verursacht hatte.
„Haben Sie schon mit irgendjemand darüber gesprochen?“
„Nein, die Polizei war noch nicht da. Aber ich werde ihnen alles erzählen. Das können sie mir glauben.“
„Da haben sie aber Glück, dass sie auf mich und meinen Kollegen gestoßen sind. Wir sind nämlich von der Polizei. Kommen sie doch grad ein Stück mit zu unserem Wagen. Da nehme ich ihre Aussage noch einmal auf.“
Der alte Mann wurde zum Glück nicht misstrauisch. Er war sehr leichtgläubig und ging ohne Probleme mit Don zum Wagen, der von Gio in einer einsamen Strasse geparkt worden war. Don blickte sich ein letztes Mal um, niemand war zu sehen. Eine bessere Chance bot sich nicht. „Warum gehen wir denn so weit von Tatort weg?“
„Weil ich ihnen etwas zeigen will.“
Blitzschnell zog Don seine Waffe mit dem Schalldämpfer aus der Tasche und drückte ab. Mit einem überraschten Blick in den Augen, brach der alte Mann vor ihm zusammen und blieb auf der Strasse liegen. Ihm war mit nur einem Schuss, das Leben genommen worden. Don öffnete den Kofferraum des Wagens und beförderte die Leiche in ihn hinein. Er stieg wieder zu Gio ins Auto, der ihn mit einem verwirrten Blick anschaute.
„Warum hast du das getan?“
„Er wusste zuviel und jetzt gib Gas, wir haben noch etwas zu erledigen.“ Ein böses Grinsen umspielte das Gesicht von Don Callosio „dem Harten“.
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Als die Tür ins Schloss fiel atmete Brian auf. Er hatte es geschafft sich in einem kleinen Motel zu verstecken. Hier würden ihn seine Verfolger nicht so schnell finden. Die Müdigkeit spürte Brian nun ganz deutlich in seinen Knochen und auch die Schmerzen der Folter kamen langsam zurück. Vom Portier hatte er sich eine Kopfschmerztablette geben lassen, die er nun mit etwas Wasser runterspülte. Er trank es direkt aus der Flasche, da er keine Lust mehr hatte sich extra ein Glas zu nehmen. Die Gedanken an die alte Frau waren noch immer nicht komplett aus seinem Kopf verschwunden, aber er versuchte seine Vorwürfe zu unterdrücken. Er legte sich auf das Bett und schloss seine Augen. Zum ersten Mal seit Langem, konnte er mal wieder richtig durchatmen. Die Kopfschmerztablette schien schnell zu wirken und sie half Brian sich zu entspannen. Langsam glitt er in einen ruhigen und angenehmen Schlaf.
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Mit voller Wucht knallte der Portier gegen den Schlüsselschrank, der hinter ihm stand und blieb leblos am Boden liegen. Don hatte ihn von seinem Körper weggestoßen, nachdem er ihn mit einem Messer die Kehle aufgeschnitten hatte. Er hielt sich strikt an die die Anweisungen des Mafiabosses Calresi, dass es keine Zeugen geben durfte. Der Portier hatte nun mal den Fehler begangen mit Brian zu sprechen, dies war sein Todesurteil. Zuvor hatte er Don noch verraten, in welchem Zimmer er Brian finden würde. Als dieser alle Informationen hatte, die er brauchte, war der Portier nutzlos für ihn geworden. Er ging wieder hinaus zu Gio, der vor dem Portierhäuschen gewartet hatte.
„Und wo ist der Mistkerl?“
„Zimmer 12! Da drüben einfach die Strasse herunter.“
„Über diesen Besuch wird er nicht erfreut sein.“
„Das glaube ich auch!“
Böse lachend machten sich die beiden Männer auf den Weg zu Brians Zimmer.
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Das laute Krachen der Tür riss Brian aus seinen Träumen. Noch ehe er überlegen konnte, was geschehen war, wurde er aus dem Bett gerissen und mit voller Wucht auf den Boden geworfen. Ein starker Schmerz drang durch seinen Arm und ließ ihn aufschreien. Der harte Aufprall auf den Boden, hatte ihm die Hand gebrochen. Jetzt dämmerte ihm, wer ihn dort gefunden hatte.
„So sieht man sich wieder, Brian!“, erhob Don das Wort.
„Scheiße, mein Arm! Es tut so weh.“
„Nicht mehr lange, mein Freund. Du hättest es schnell haben können, aber du musstest ja fliehen.“
Brian hatte innerlich mit seinem Leben abgeschlossen. Noch einmal würde er seinen Fängern nicht entkommen. Er blickte nach oben und konnte in den Lauf des Schalldämpfers blicken. Ein leises Wimmern drang aus seinen Mund.
„Bitte nicht. Ich hab den Bullen doch nichts erzählt.“
„Das ist jetzt auch egal. Calresi will deinen Kopf und den werde ich ihm bringen.“
Wieder hob Don seine Waffe und war bereit jederzeit Abzudrücken, als er plötzlich den stechenden Schmerz in seiner Schulter spürte und mit verzehrtem Gesicht zu Seite kippte. Er konnte es nicht glauben. Gio hatte tatsächlich auf ihn geschossen. Er war nicht tödlich getroffen worden, dennoch war er unfähig seinen Job weiter auszuführen. Gio kam auf ihn zu und gab ihm einen kräftigen Tritt gegen den Kopf. Dann waren alle Lichter aus.

Brian konnte nicht glauben, was da in den letzten Minuten passiert war. Es was alles ganz anders gekommen, wie er es erwartet hatte. Freundlich Lächelnd kam Gio auf ihn zu und half ihm vorsichtig, sich auf das Bett zu setzen. Die Schmerzen im Arm waren immer noch vorhanden, doch Brian unterdrückte sie.
„Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.“
„Sie müssen wissen, ich arbeite für die Polizei und habe mich Undercover bei Calresi eingeschlichen. Leider konnte ich nicht verhindern, dass Don hier, zwei Morde begeht, aber meine Tarnung wäre sonst aufgeflogen.“
„Dann arbeiten sie gar nicht für die Mafia?“
„Ja und Nein. Damit meine Tarnung aufrecht erhalten blieb, musste ich zwei Jahre lang der Familie dienen. Nur so, konnte ich ihr Vertrauen erlangen. Dies ist nun jedoch vorbei, in diesem Moment werden Calresi und sämtlicher seiner Männer verhaftet.“
„Und was passiert jetzt?“
„Ich kann ihnen leider nicht versprechen, dass sie ohne Strafe aus der Sache herauskommen. Wie ich hörte, ist die alte Frau leider gestorben, die sie angefahren haben. Allerdings wenn sie aussagen, werden wir schon dafür sorgen, dass sie gerecht davonkommen.“
Brian nickte gefasst. Er wusste, dass er wahrscheinlich für ein paar Jahre in den Knast gehen müsste. Aber er lebte noch und das zählte.

ENDE
 
E

El Lobo

Gast
Sehr gut geschrieben, die Sache mit dem Undercover bis zum Schluss aufgehoben, gefällt mir gut, LG El Lobo
 



 
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