Flügel & Tatzen ©

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Schokofan

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Der kleine Löwe war verzweifelt.
Er würde es nie über den Fluss schaffen wenn ihm nicht bald etwas einfiel.
Unruhig tigerte er am Ufer entlang und dachte nach.
Es musste einfach eine Möglichkeit geben, heute war sein Geburtstag, die Party auf der anderen Seite des Flusses würde in einer Sonnenrunde beginnen,
und da sollte er fehlen? Nein, niemals, er würde nicht aufgeben bis er eine Möglichkeit gefunden hatte. Als er grade begann, komplizierte und wirre Pläne für eine unkaputtbare
Brücke zu schmieden, flatterte eine Eule in den Baum hinter ihm und lies sich lautlos
auf einem Ast nieder. Interessiert betrachtete sie die verzweifelte Wildkatze, der vor Lauter nachdenken langsam der Kopf schmerzte. Amüsiert schuhute sie zu dem Löwen hinunter.
“Falls du es dir zum Ziel gemacht haben solltest, ein Loch in den Boden zu tippeln, Uh-hu, kann ich dir versichern, du bist auf dem besten Wege dazu, Uh-hu.“
Irritiert blickte der Löwe von seinen Gedanken auf, und erblickte den Vogel.
„Lass mich in Ruhe,“ knurrt er mürrisch, „ich muss nachdenken.“
Die Eule legte den Kopf schief. “Nachdenken, Uh-hu, eine ganz wunderbare Sache,“
schuhute sie begeistert, „jedoch für einen Grünschnabel wie dich völlige Zeitverschwendung.“ Misstrauisch blinzelte der Löwe die Eule an, was wusste so ein kauziger Federfknubbel denn schon?
„Nun, wenn du alles besser weißt, dann kannst du mir ja auch bestimmt sagen, wie ich auf die andere Seite von diesem verflixten Fluss kommen soll?!“
Nachdenklich legte die Eule erneut ihren Kopf schief.
„Eine kniffelige Frage, in der Tat, Uh-hu, jedoch mit einer simplen Lösung. Ich bin der Meinung, ihn zu überqueren wäre eine fabelhafte Methode, Uh-hu!“
Langsam wurde der Löwe ungeduldig.
„Was für ein nutzloser Ratschlag, natürlich muss ich ihn überqueren, aber wie soll ich das anstellen? Ich kann nicht hinüber schwimmen, die Krokodile würden mich mit einem Haps verschlingen; eine Brücke gibt es nicht, und fliegen kann ich auch nicht.“
Unglücklich setzte er sich auf einen Stein und lies den Kopf in seine Tatzen sinken.
„ In der Tat, fliegen kommt tatsächlich nicht in Frage, Uh-hu, dazu fehlt dir eindeutig die Fantasie“, stellte die Eule sachlich fest, und begann ihre vom Fliegen zerzausten Federn zu ordnen.
Ungläubig blickte der Löwe auf. „Was schwafelst du da von Fantasie, zum Fliegen benötigt man Flügel, einen aerodynamischen Körperbau und Federn.
Fantasie ist hier völlig überflüssig!“

Ärgerlich flatterte die Eule von ihrem Ast herab und stampfte mit missbilligendem Blick auf den Löwen zu.
„Mumpitz,“ schuhute sie“ alles was man zum Fliegen braucht sind ein Funke Fantasie im Herzen, eine Portion Mut, und Augen, die dir den Weg zeigen. Aerodynamischer Körperbau, „schnaufte sie verächtlich, „ das ich nicht lache, glaubst du wirklich, wir Vögel fliegen nur mit unseren Flügeln? Und ich dachte immer, ihr
Löwen wärt die Könige des Dschungels, dabei wisst ihr nicht einmal, dass Fliegen nur das Atmen der Seele ist, Uh-hu!“

Zögernd, aber doch neugierig durch die Worte der Eule, setzte der Löwe sich auf den Boden,
und blickte sie aufmerksam an.
„Soll das bedeuten ich könnte es auch lernen?“ flüsterte er hoffnungsvoll.

Erschöpft von so viel Unverständnis setzte sich die Eule dem Löwen gegenüber und betrachte ihn prüfend.
„Nun, Uh-hu, leicht wird es nicht, Uh-hu aber es müsste zu machen sein. Nur...“
„Was denn?“ fragte der Löwe aufgeregt über diese Neuigkeit.
Zögernd sah die ihm die Eule in die Augen.
„ Na ja, du glaubst nicht an dich. Du glaubst, ich würde dir jetzt einen Zauberspruch verraten,
dich mit Elfenstaub bestreuen, oder sonst irgendeinen absurden Märchentrick vorführen, aber so einfach ist das leider nicht.“
Enttäuscht, sah der Löwe die Eule an. „Es liegt daran das ich ein Löwe und kein Vogel bin, richtig? Ich werde es nie lernen, ich weiss schon.“
Eine Träne kullerte durch sein flauschiges Gesicht und tropfte auf den Boden.
Aufgebracht begann die Eule mit den Flügeln zu flattern.
„Nein, zum Kuckuk, hör auf zu jammern, so habe ich dass nicht gemeint.
Das ihr Wildkatzen aber auch immer sofort den Schwanz einziehen müsst, Uh-hu!
Niemand macht sich mehr Mühe für irgendwas!
Ich will nur sagen, dass du aufhören musst zu zweifeln. Wenn du ständig über deine Pranken und deine komischen Krokodile nachdenkst, kann deine Seele nicht atmen, und du bleibst für immer auf diesem, für meinen Geschmack übrigens viel zu mickrigen Boden.“


Der Löwe schluckte. Er dachte an seine Freunde, sie würden umsonst auf ihn warten, die Geburtstagstorte würde verkümmern, und das nur weil er sich von so einer ulkigen Eule einschüchtern ließ? Nein, so weit durfte es nicht kommen.
Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und stellte sich an dass Ufer des, immer noch sehr gefährlich aussehenden Flusses.
Er schloss die Augen und atmete tief durch.
Die Seele atmen lassen, Mut und Fantasie, schwirrte es ihm durch den Kopf.
Doch auf einmal kam eine leichte Brise auf und fegte all seine Gedanken und Ängste hinweg. Der kleine Löwe fühlte sich frei,
er hatte das Gefühl der Boden unter seinen Füssen wäre ein Hauch ,der nur darauf wartete ihn dem Himmel zu schenken.
Und dann geschah es: Er fühlte sich mutig, er dachte an nichts Anderes mehr außer an dieses wunderbar leichte und freie Gefühl tief in sich drin und stieß sich mit seinen mächtigen Pranken ab. Es war herrlich, er öffnete die Augen, und sah unter sich den Fluss, jedoch fühlte es unter seinen Pfoten nichts als Wind, wunderbar kühl und erfrischend.
Er dachte gar nicht daran, am andren Ufer wieder zu Landen, nein, seine Seele würde nicht aufhören zu atmen, bis er seine Freunde unter sich sehen würde, die ihn mit großen Augen begrüßen würden. „Auf Bald Eule , ich weiss nicht wie ich dir danken soll!“ rief er der Eule zu, und schwebte immer weiter über den Dschungel, bis von ihm nur noch ein kleiner Punkt zu sehen war.

Zufrieden blickte die Eule ihm hinterher.
„Viel Glück Grünschnabel“, flüsterte sie,
wenn wir uns wieder sehen wird uns beiden vielleicht ein Wal das tauchen beibringen.“

©
 

Eve

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Hallo Schokofan,

das Thema deiner Geschichte gefällt mir gut :) allerdings denke ich, für eine Kindergeschichte sind ein paar Begriffe nicht so passend (schwafeln, aerodynamisch), vielleicht kannst du sie durch einfachere ersetzen? Schwafeln würde ich gar nicht verwenden, stattdessen einfach "reden". Ich bin zudem nicht sicher, ob Kinder verstehen, was Fliegen = Atmen der Seele sein soll. Das ist zu weit entfernt von ihrer Vorstellungskraft, vielleicht könntest du ein anderes Bild verwenden? Z. B. wenn er nur will und an sich glaubt, kann auch ein Löwe fliegen ...

Die Geburtstagstorte würde ich nicht "verkümmern" lassen, sondern sie sollte eher von den anderen allein aufgegessen werden (das ist dann die Angst des Löwen). Und eins noch zu Beginn ... der Löwe tigert am Rand des Flusses ... hast du das absichtlich gewählt, sonst würde ich das eher durch wandern oder umher schleichen ersetzen.

Als Erwachsenenmärchen ist das "Atmen der Seele" prima ... du könntest also fast zwei Versionen aus der Geschichte machen :)

Und der Schluss gefällt mir auch sehr gut, wenn die Eule sagt, das eigentlich alles möglich ist, wenn man nur will (und die richtigen Leute kennt) ;-)

Viele Grüße,
Eve
 

Schokofan

Mitglied
hallo eve,
danke für deine anregeungen

du hast recht, die geschichte ist in der tat
eher eine erwachsenen geschichte,
sie war das geburtstagsgeschenk für eine bekannte von mir,
die das fliegen leider in letzter zeit etwas verlernt hat ;)

aber die idee mit der "kindergerechten" version ist super,
werde ich wenn ich demnächst mal zeit habe umsetzen :)
 

coxew

Mitglied
flügel & tatzen

die idee ist nicht schlecht. besonders das ende finde ich lustig. den geburstag aber sollte der löwe dennoch nicht auslassen.

zum text: da sind oft sprachlich unausgegorene sätze,

z.b.

"Es musste einfach eine Möglichkeit geben, heute war sein Geburtstag, die Party auf der anderen Seite des Flusses würde in einer Sonnenrunde beginnen, ..."

- es musste einfach eine möglichkeit geben, ...

das kannst du weglassen oder du setzt hinzu, z.b "den fluss zu überqueren " o.ä..


... Als er grade begann, komplizierte und wirre Pläne für eine unkaputtbare Brücke zu schmieden, flatterte eine Eule in den Baum hinter ihm und lies sich lautlos auf einem Ast nieder. ...

den satz würde ich in mehrere kurze sätze aufteilen und vor allem das wortungetüm "unkaputtbare" entfernen.


Interessiert betrachtete sie die verzweifelte Wildkatze, der vor Lauter nachdenken langsam der Kopf schmerzte. ... Amüsiert schuhute sie zu dem Löwen hinunter.
“Falls du es dir zum Ziel gemacht haben solltest, ein Loch in den Boden zu tippeln, Uh-hu, kann ich dir versichern, du bist auf dem besten Wege dazu, Uh-hu.“ ...
Irritiert blickte der Löwe von seinen Gedanken auf, und erblickte den Vogel....

interessiert, amüsiert, irritiert ... das alles in folte wirkt eintönig


viele grüße
 



 
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