Flügelleicht

A

Architheutis

Gast
Liebe Carina,

endlich mal Schmetterlinge. ;-)

Ich will nicht schon wieder meckern, aber watt mutt, dat mutt.

Mir ist nicht klar, was du eigentlich sagen willst. Ich sehe keinen schlüssigen Gedanken oder Empfindung, die du transportieren möchtest - und irgendwas wolltest du ja sicher transportieren, gell?

Die einzelnen Zeilen sind ja nett. Aber einen roten Faden sehe ich nicht. Auch nach mehrmaligem Lesen nicht.

Jede Zeile hat ein anderes Metrum, einen anderen Rhythmus. Das ist unglaublich anstrengend. Die Enjambements der letzten Verse wirken dadurch nicht als gekonnter Bruch, sondern gehen ein wenig unter. Ich denke, dass du dir hiermit keinen Gefallen getan hast.

Die erste Strophe will erzählen von einstmaliger Leichtigkeit des Empfindens. Ich sehe Unbeschwingtheit, vielleicht sowas wie unbekümmerte Jugend. Aber warum Sonnenblumenfelder, warum Kirschblüten? Ich bekomme den Zusammenhang nicht hin.

Die zweite Strophe will sich mir gar nicht erschliessen.

Nimm es mir nicht krumm, aber das ist nunmal meine Ansicht. Gerne lasse ich mich aufklären.

Wir sind ja hier, um ein Feedback zu bekommen, ob wir unsere Empfindungen, Eindrücke und Gedanken in eine allgemein nachvollziehbare und lyrisch ansprechende Form dargeboten haben.

Irgendwie ja, irgendwie nein. Schwierig.

Gruß,
Archi
 

Carina M.

Mitglied
Lieber Archi,

Immer wieder Schmetterlinge, jawoll. Aber damit muss es jetzt aber auch gut sein.:)

Zu verworren? Unerklärlich?
Zuviel spukt mir derzeit im Kopf herum.

Bevor ich irgendetwas dazu erzähle und erkläre, warte ich noch ein Weilchen ab, dann male ich vielleicht ein Bild dazu.:)Eigentlich sind es ja 2 Bilder.

Derweil liebe Grüße,
Carina
 
A

Architheutis

Gast
Van Gogh und Kandinsky/Marc?

So du Bilder in Versform beschreiben solltest, gehst du einen harten Weg. Ich weiß nicht, ob man beide Medien mischen sollte (oder überhaupt kann).

Zweifelnd,
Archi
 

Carina M.

Mitglied
Nein, lieber Archi,

ich will hier keine Bildbeschreibungen machen.
Wenn ich schrieb, ich werde dir ein Bild malen, meine ich damit, zu schreiben, dass du sehen kannst was meine Gedanken waren.
Ob es mir gelingen mag Licht in das Dunkel zu bringen?

Derweil liebe Grüße,
CM

PS Die Gruppe der Blauen Reiter, zu der, unter anderem, auch Else Laska Schüler gehörte.
 

Carina M.

Mitglied
Nur ein Versuch

Im Spätsommer stieg ich eines Tages hinauf zum Dachboden
Hinten, in einer Ecke standen ein paar alte Bilder.
Sie erinnerten mich an die Gruppe der Blauen Reiter.
Sonnenstrahlen, in denen der Staub vieler Wochen und Monate lag, schwebten durch den Raum.
Ein Tagpfauenauge hatte sich hierher verirrt.
Bald wird es zu kühl sein, die Schmetterlinge verschwinden wieder, bis die Zeit sich dreht und die Welt neue Farben bekommt
 
A

Architheutis

Gast
Bald zu kühl? Ist doch noch nichtmal richtig Frühling. Oder weiß Carina vielleicht mehr...

Doch Weltungergang anno 2012? Ich habs gewusst! :)

Ne, hab das mit dem Spätsommer schon gesehen. *zwinker*


Zurück zum Text:

Du beschreibst, dass du auf dem Dachboden warst, alte Bilder gefunden hast, einen verstörten Schemtterling, der bald den Kältetod sterben muss.

--> Und?

Du bleibst in einer Beschreibung einer Situation stecken. Welche Empfindung du dabei hattest, als du den armen kleinen Schmetterling auf deinen Händen zu Oma Kuschel ins Schmetterlingslazareth getragen hast (das ist die Katzenkrankenhaus-Else aus Dr. Snuggles), bleibt deinem Leser verborgen. Beschreibende Worte transportieren keine Empfindungen, sondern bleiben distanziert als kalte Fakten stehen. Mach doch ein Schemtterlingsdrama oder Massaker daraus, irgendwas, bei dem man mitempfinden kann. Das Schicksal des süßen, putzigen Schemtterlings interessiert mich mehr als die Tatsache, dass du alte Bilder auf dem Dachboden gefunden hast. Was tut das überhaupt zur Sache? Wenn du beschreiben willst, ist Prosa die deutlich bessere Wahl.

Du deutest hier doch was lyrisch hoch interessantes an: Die Melancholie des Vergehens...also den Herbst. Passt thematisch nicht so ganz zum Frühling. Vielleicht ist es einfach nicht der passende Moment?

Kenne ich nun deine Gedanken, die mir die zweite Strophe näher bringen, so bin ich jetzt mit der ersten Strophe heillos überfordert. Wo ist da der Zusammenhang?

Mein Vorschlag: Streiche unerklärendes Beiwerk, halte dich an eine bestimmte Empfindung (s.o.) und beschreibe, was dich daran berührt hat.

Und zwar in güldenen Worten, büddeschön! :)


Ungefähr so:

Ach, kleiner Schmetterling,
welch grober Widerling
dich mit seinem Netzte fing
und dich...

weiter weiß ich nicht. Ist ja auch nicht mein Stoff. ;-)

Gruß,
Archi
 

Carina M.

Mitglied
Ungefähr so:

Ach, kleiner Schmetterling,
welch grober Widerling
dich mit seinem Netzte fing
und dich
Lieber Architheu,

das ist nicht dein Ernst, oder? :D

Mal sehen, ob ich das noch erklärt bekomme. Wie ich schon schrieb, es sind eigentlich Zwei Bilder.

In beiden geht es um Flügel / Fliegen, die mögliche Leichtigkeit des Seins.

Du deutest hier doch was lyrisch hoch interessantes an: Die Melancholie des Vergehens...also den Herbst. Passt thematisch nicht so ganz zum Frühling.

Vielleicht ist es einfach nicht der passende Moment?
Nicht die passende Zeit? Vielleicht ja, vielleicht nein.


Es geht auch nicht nur um den Schmetterling, ich finde sie wunderschön, aber es ist auch hier eine Metapher.
Es geht schon um Bilder und natürlich um Farben.
Ein weiteres Hobby von mir ist die Malerei.:)

Dadurch, dass ich auf den Dachboden ging die Bilder sah, habe ich den Schmetterling erst entdeckt, der ja den Bildern gegenüber recht klein ist.
Bedeutet, sich nicht nur von Großem beeindrucken zu lassen, sondern auch auf das Kleine zu achten.

Mit zu viel Gefühlen in Gedichten bin ich vorsichtig geworden, man macht sich verletz und angreifbar. Gefühle, könnte ich, glaube ich, auch eher in Prosa ausdrücken, denn in der Lyrik liegt die Würze in der Kürze, oder so.

Noch Fragen, liebes Fangarmtier? :) Schau mer mal, *ersma * lieben Gruß,
Carina

PS Archi schrieb: Endlich mal Schmetterlinge:
ich hätte noch Drachen im Angebot.:)
 

Carina M.

Mitglied
Zu Bild Eins

Sonnenblumen wogendes Gelb, Weiße Kirchblüten, mit weiß lässt sich einiges mischen oder aufhellen.
Mit dem Spatz in der Hand, sollte man nicht schon im Sommer an den Frühling denken, sondern die Zeit, wie sie ist versuchen zu genießen.

Des Weiteren denke ich, es geht nicht darum, meine Gefühle dem Leser mitzuteilen, sondern den Leser zum Nachdenken anzuregen, den Text auf seine Art zu interpretieren. Jeder wird vielleicht anders lesen, je nachdem welche Gefühle er gerade in seinem Inneren herumwälzt.

So nun aber genug erklärt. :)
Einen Guten Wochenstart,
Carina

PS Es ist wieder kälter geworden.
 
A

Architheutis

Gast
Liebe Carina,
das ist nicht dein Ernst, oder?
Ne.
In beiden geht es um Flügel / Fliegen, die mögliche Leichtigkeit des Seins.
Bei der ersten Strophe bin ich dabei. In der zweiten sehe ich jedoch einen flügellahmen, armen Schmetterling, der sich auf den Dachboden verirrt hat.

Ich hatte bereits vermutet, dass die Malerei eines deiner Hobby sei. Ich sagte oben bereits, dass ich eine Vermischung, also eine lyrische Beschreibung eines Bildes für sehr schwierig halte.

Ich könnte das wohl nicht (heisst ja nix). Es ist aber mal interssant zu sehen, wie sich jemand an diesem Thema versucht.

Mit zu viel Gefühlen in Gedichten bin ich vorsichtig geworden, man macht sich verletz und angreifbar. Gefühle, könnte ich, glaube ich, auch eher in Prosa ausdrücken,
Ja, vielleicht und vielleicht ja.

Man kann immer nur über das schreiben, was einem selbst irgendwann begegnet ist. Natürlich nicht exakt; die Lyrik lebt ja vor allem von Symbolen. Wenn man die Gefühle kunstvoll durch Symbole maskiert, sehe ich die Gefahr der Verletzbarkeit ein wenig gebannt. Aber das ist eine äußerst subjektive Wahrnehmung eines jeden selbst.

Wenn ich mich nicht irre, habe ich dir das mit der Prosa vorgschlagen? *selbst auf die Schulter klopf*

Allerdings sehe ich nicht, warum man sich durch die Wahl des Schreibens in Prosa weniger angreifbar machen sollte. Auch hier kann man letztlich nur aus dem Fundus der eigenen Erfahrungen, Gedanken und letztlich auch den Gefühlen schöpfen.

Dennoch: Schreib mal rugig wieder Prosa. Lese ich immer gerne. :)

PS Archi schrieb: Endlich mal Schmetterlinge:
ich hätte noch Drachen im Angebot
Ja, die süßen Dinger tauchen früher oder später wohl bei jedem mal in den Texten auf. Ich habe auch noch eines im Körbchen. Der Kokon will aber einfach nicht brechen.

Bei der Kälte sterben eh die wackeren Falter, die bereits jetzt durch die Lüfte irren. Drachen halten mehr aus. Die können sich zur Not selbst wärmen. Vielleicht kreuzt du die Dinger einfach mal. Wie hieß nochmal diese Drachenfliege aus "Sancho und Pancho"?
Des Weiteren denke ich, es geht nicht darum, meine Gefühle dem Leser mitzuteilen, sondern den Leser zum Nachdenken anzuregen, den Text auf seine Art zu interpretieren. Jeder wird vielleicht anders lesen, je nachdem welche Gefühle er gerade in seinem Inneren herumwälzt
Dem stimme ich vorbehaltlos zu.
Du hast mir einen Einblick in deine Gedankenwelt gewährt. Außerdem haben wir mit den Fragen nach Bildern und Gefühlen in der Lyrik zwei grundsätzliche Themen diskutiert. Dein Text lohnte sich daher bereits aus diesem Grunde. :)

Noch Fragen, liebes Fangarmtier?
Nur eine: Wie bekomme ich die zehn Beine (ja, zehn! Ich bin doch kein ordinärer Kraken!) von meinem Kopf runter? Die stören ein wenig. Außerdem sieht das komisch aus. Die Leute gucken immer... :)


Immer wieder gerne und lieben Gruß,
Archi
 

Carina M.

Mitglied
Lieber Archi,

ich bin nie auf dem Dachboden gewesen, ich habe gar keinen. Alles nur die pure Fantasie.
Bilder, die in meinem Kopf entstehen.
Wie die Frösche. :)
Dein Kommentar ist mächtig lang, da muss ich mir noch genau überlegen, was ich dazu schreiben will und ob überhaupt. :D

Klar hast DU mir das vorgeschrieben mit der Prosa.
Hand auf deine Schulter lege und ebenfalls feste klopfe. :)

Bis danny,
Carina

PS zu deine Frage mit den 10 Fangarmen 10, immerhin :) sieht doch ganz gut aus, oder mache einen Kranz oder Hut daraus. (kicher)

Lieben Gruß,
Carina
 
M

mirami

Gast
liebe carina,

mir geht’s genau wie architheutis. die erste strophe finde ich sehr sehr gelungen. die hat alles was ein gutes gedicht braucht, ist stimmig und klingt nach. sie kann durchaus als eigenständiges gedicht bestehen. aber dann schließt sich die zweite strophe an. reißt mich aus dem wohligen nachsinnen. ich finde da keinen bogen zur ersten. sie ist auch vom stil irgendwie anders und wirkt wie angeflickt. so als hättest du die beiden zeitversetzt geschrieben. ich würde die zweite strophe einfach weglassen, sie überfrachtet, meiner meinung nach, das gedicht mit neuen anderen bildern. überarbeite doch die zweite strophe einfach etwas und mach zwei eigenständige gedichte aus dem einen. :)

bewerten kann ich leider nicht, weil ich den ersten teil wunderschön finde, den zweiten aber nicht.

lg
mirami
 

Carina M.

Mitglied
Liebe Mirami,

vielen Dank für deinen Kommentar und deine Meinung zu diesem Text.
In der Tat dachte ich auch schon darüber nach, aus Eins Zwei zu machen.
Flügelleicht I und II

Ich wünsche dir einen sonnigen Tag,
Carina
 

Carina M.

Mitglied
In Sonnenblumenfeldern
erzählt ein Vogel auf der Hand
von blühenden Kirschbäumen
flügelleicht fliegt er
durch belebte Gefühlsetagen
in luftgespiegelten Bilder vom Gestern
 

Carina M.

Mitglied
Allerdings sehe ich nicht, warum man sich durch die Wahl des Schreibens in Prosa weniger angreifbar machen sollte. Auch hier kann man letztlich nur aus dem Fundus der eigenen Erfahrungen, Gedanken und letztlich auch den Gefühlen schöpfen
Stimmt, lieber Archi,

aber ich kann bei Prosa Gedanken und Gefühle auf andere Personen oder Fabelwesen übertragen.Somit bleibe ich selber wohl eher im Hintergrund.

Ein schönen Mittwoch mit Licht und Wärme für dich,
Carina

PS Ich hätte noch eine Fantasygeschichte
*Das Schmetterlingsmädchen* im Paket, aus dem Jahre 2004.:)
 



 
Oben Unten