Flussfahrtvöllerei

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Da liegt das Schiff, frisch gewaschen und wartet schon auf uns. Bald geht es los, wir gehen an Bord und kriegen ein Glas Sekt. Prost. Obwohl es kein großes Glas war, folgt jetzt das „Einschiffen“. Das bedeutet, man bekommt seinen Kabinenschlüssel nach Namensnennung und Listenabstrich. Um das Gepäck kümmern sich die Matrosen und Seemänner. Oder sagt man Flussmänner?

Kreuzfahrtschiffe, die auf Flüssen verkehren, sind alle gleich groß, damit sie in die Schleusen passen. Die sind auch gleich groß. Das wird niemanden verwundern, denn wären die Schiffe kleiner wäre es Platzverschwendung und bei größeren Schiffen würde in der Schleuse immer ein Stück rausgucken und die Schleuse ginge nicht mehr zu. Das haben auch die Portugiesen, denen man ja eine gewisse ostfriesische Dämlichkeit nachsagt, begriffen. Also kann man über den Duero von Porto bis an die spanische Grenze und zurück schippern, durch viele, teils sehr große Höhe überwindende Schleusen. Bergauf, sozusagen. Damit einem bei der mehrtägigen Tour mit Blick auf die schönen Weinberge, hier kommt der leckere Portwein her, und es sieht oft österreichisch- donaumäßig und trotzdem schön aus, nicht langweilig werden kann, wird auf dem Schiff gegessen. Immer wieder gegessen. Systematisch und mit großem Ernst. Entsprechend sehen die meisten Gäste auch aus. Menschen, die auf Grund ihres Alters, den Löffel hätten längst abgeben können, halten diesen umso fester und setzen ihn mehrmals täglich ausgiebig und geschickt ein. Bevor das Schiffsrestaurant betreten wird, werden die von verschiedenen Decks anströmenden Massen vor dem durch Flur, Fahrstuhl und Treppe entstandenen Engpass kanalisiert und auf ein Desinfektionsgerät zugeführt. Diese Geräte waren mir bisher nur durch Besuch auf der Seuchenstation einer Fachklinik bekannt. Man schiebt die Kleidung bis zu den Ellenbogen hoch, desinfiziert durch eine im Gerät befindliche Spritzautomatik mittels Waschbewegungen seine Hände und geht dann mit feuchten, nach oben gekehrten Händen, als wenn man zwei Reichsäpfel trägt, oder auf die Schwester mit den OP Handschuhen wartet, in das, hoffentlich doch nicht hochinfektiöse, Restaurant. Für Fremde sieht das aus wie ein Virologen- Charity Essen zur Unterstützung jungverwitweter Ebola Opfer. Oder wie die Weihnachtsfeier pensionierter Aussendienstler der Firma Sagrotan. Guten Appetit! Sinn und Zweck dieser chemischen Reinigung ist wohl das Verhindern eines Epidemie- Ausbruches auf dem engen, von vielen Leuten bewohnten Schiffes, weil alte Schiffsreisende scheinbar besonders viele gefährliche Keime in und an sich tragen, obwohl es doch Duschen gibt. Wenn man sich an das Ritual erstmal gewöhnt hat, macht man mit, auch weil verweigern zu empörten Blicken Mitreisender führt und einen vom gesellschaftlichen Bordleben ausschließen kann. Das Essen an sich ist von recht guter Qualität und wird in ansehnlich- opulenter Form dargereicht, doch führt eine baldige Übersättigung, bei mir jedenfalls, zu Überdruss und dem Wunsch nach einem Leberwurstbrot. Manchmal wird es mittags beim Essen draußen stockdunkel, dann fährt das Schiff gerade in eine Schleuse ein und man sieht im Panoramafenster statt der lieblichen Flusslandschaft nur eine nasse, bröckelige Betonmauer aus deren Ritzen grüne Algenbärte heraushängen, es sieht ein bisschen aus, wie auf dem Salatbuffet.

Der feste Sitzplatz wurde vom Reiseleiter für die gesamte Reisezeit zugeteilt und ist nicht, höchstens bei extremer Unverträglichkeit mit zu befürchtenden Gewaltausbrüchen unter den Tischnachbarn, veränderbar. Ferner dient der Sitzplatz der Identifikation. Wir sind also nicht das Paar aus Kabine 112, sondern Tischgruppe „C“, Tisch Nr. 6, Platz 3 und 4. Dieses Ordnungsprinzip gilt dann auch in den Ausflugsbussen, alles ist nach Tisch und nicht nach Bett sortiert. All dies hat sich der Reiseleiter so schön ausgedacht, weil seine rund 140 Gäste in den 3 Ausflugsbussen, es finden täglich Ausflüge statt, oft stramme Führung brauchen. Er hat auch ein paar Unterführer angeheuert. Auf dem Schiff werden seine Vorschläge und Anordnungen mittels eines besonderen, kabelunabhängigen Mikrofons an das Kundenohr getragen. Er ist auf dem ganzen Schiff zu hören, in jedem Salon, im Restaurant, auf jedem Deck, in jeder Kabine. Wann immer er will. Sitzt man auf dem Klo, hört man, dass es gleich losgeht. Besonders beliebt sind die Durchsagen wenn man duscht und nicht mitschreiben kann, beim Einschlafen und morgens beim noch schlafen. Hat man die täglichen Essensitzungen abends hinter sich, droht das Unterhaltungsprogramm.

Eine Art „Fernsehgarten“, dargeboten von Kunstschaffenden, die sonst auch wohl in anderen Alteneinrichtungen ihr Bestes geben. Dem Abendprogramm kann man sich aber verweigern, und einfach ein wenig auf dem jetzt leeren Oberdeck sitzen und leise verdauen, oder zeitig schlafen gehen. Bei schlechtem Wetter bleibt nach dem Frühstück eigentlich nur der Besuch und Aufenthalt im Salon. Das ist ein Raum, groß wie das Restaurant, mit Plüschmöbeln, in denen dann, eben wegen des Wetters, alle rumsitzen. Viele Gäste bauen dann ihre Morgentablettenbatterie auf einem Tischchen vor sich auf, und spülen die unter Zuhilfenahme großer Schnäpse herunter. Das fördert die Gesundheit und auch die gute Laune. Bald ruft der Leiter ja sowieso zum Mittagessen! So vergehen die Kreuzfahrttage wie im Flug, man kommt gestopft und benebelt an den Zielpunkt und wird von der liebevollen Besatzung endlich „ausgeschifft“.
Bis zum nächsten Mal! Oder auch nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
weil alte Schiffsreisende scheinbar besonders viele gefährliche Keime in und an sich tragen
Nein, Robert Werner, ich glaube, da sind Sinn und Zweck der Desinfektionsmaßnahmen an Dir vorbeigegangen. Wo viele Menschen (junge und alte!) auf engstem Raum zusammenleben, und das ist nun mal auf Schiffsreisen so, kann es immer leicht zu Infektionen kommen. Wenn Du einmal tagelang (isoliert!) mit einem Norovirus in der Kabine verbracht hast, wirst Du die Notwendigkeit der Händedesinfektion vielleicht anders sehen – und den Mitreisenden, der morgens mit bloßen Händen am Käsebuffet herumgrabbelt, auch.

Deine Geschichte überzeugt leider nicht. Du fügst sehr viele Klischees zusammen und erzählst nichts wirklich Neues. Und über die Interpunktion könnte man auch noch einmal nachdenken …

Gruß Ciconia
 

anbas

Mitglied
Hallo Robert Werner,

Du hast bisher 16 Texte eingestellt, einige, zum Teil auch konstruktive, Rückmeldungen erhalten und auf keine davon reagiert. Auch kommen von Dir keine Rückmeldungen zu Texten anderer Autoren.
Leider bist Du nicht der einzige, der hier so unterwegs ist.

Dabei ist es so einfach. Du brauchst nur oben rechts bei dem Text auf "antworten" drücken, Deinen Kommentar schreiben, anklicken, ob "konstruktiv" oder "spontan" und dann auf "veröffentlichen" klicken. Zuvor könntest Du - wenn Du willst - auf "Vorschau" klicken. Ich mache es fast immer, weil ich so besser meinen Senf Korrektur lesen kann :D.

Also, wenn es Dir bisher nicht klar war, dass es in der Leselupe auch sehr um den Austausch zwischen den Autoren sowie der Textarbeit geht, hast Du jetzt die Möglichkeit zu einer "Kursänderung".
Ansonsten wäre mir künftig meine Zeit zu kostbar, um mich weiterhin mit Deinen Werken auseinanderzusetzen oder sie überhaupt zu lesen.

Schöne Grüße

Andreas


... hallo Redaktion, ist das schon Nörgelei und wird ausgeblendet? - Ich könnte es ertragen :D ...
 
A

aligaga

Gast
Der böhse @Ali schließt sich @anbas' Abmahnung vollinhaltlich an. Leuz wie du haben wirklich keinen Verriss verdient.

Heiter

aligaga
 



 
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