Fortschritt (Haiku)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, pch,

vielen dank für das Werk und willkommen in der Leselupe.

Zum Haiku:
Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Haiku ist.
Das Problem, welches ich sehe, ist, dass er kommentiert und ein recht abstraktes Bild zeichnet.

"Unter tosendem Beifall" - ist ein Kommentar der Menge. Allerdings könnte man es auch interpretieren als Darstellung der Umgebung.

Wer macht den Schritt?
Von einer Klippe?

Mir erschließt sich das Bild nicht richtig.

Beim Haiku steht (fast immer) ein konkretes Bild. Die Bedeutungen ergeben sich daraus.
 
S

Stoffel

Gast
Guten Morgen,

auch von mir ein herzliches Willkommen.:)

Das Bild, das ich sehe ist vielleicht etwas ähnliches, wie eine Bühne.
Jemand, der oben auf einem Haus steht und runter springen will. Unten (oder hinter ihm) steht die Masse und klatscht Beifall. (gab es schon, sieht man auch in manch Filmen)
Nur das mit dem "Brecher", das erschliesst sich mir nicht ganz.

lG
Sanne
 

pch

Mitglied
Danke, Bernd, fuer die Begruessung gleichermassen wie fuer die Auseinandersetzung mit meinem Ersthaikuversuch. Du magst schon recht haben. Von der Form fasziniert hab ich versucht, ein aelteres Ding von mir, das ich nie richtig zur eigenen Zufriedenheit hinbekommen hatte, zu beleben, indem ich es in einen Haiku zwinge:

Letzter Vorhang

Ohne Verbeugung, aber lächelnd,
Steigt er einen großen Schritt
Nach vorne.
Unter Tosendem Beifall
Der Wellen tief unter ihm.

Da hast du das vermisste Bild, ja, richtig vermutet, des Schrittes von der Klippe, das Tosen des Meeres als Applaus gerade noch erlebend. Schade, dass es im Vielleicht-doch-nicht-Haiku nicht rueberkommt.
lg,
Chris
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

ah ja, Wellen-brecher...verstehe. Dachte ich mir irgendwie schon.

Der Schritt nach vorne
unter tosendem Beifall
Stimmen verebben.
(die Stimme verebbt)

Nur mein Gedanke.

Haiku ist nicht einfach, ich versuchs ja auch immer wieder. Den optimalen zu kreiren.
Sicher könnte man daraus einen machen.
Im Grunde hier liefert es nur ein einziges Bild. Das einer "Bühne". Ich aber schaue oft auch gern um die Ecke. So kam ich dann eben zu "meinem" Bild.
Brandung...Meer..Ufer..Strand..Wellen..
Das könnte man sicher auch auf eben solch Auftritt nehmen. Bühne, Akteur, Publikum.
Kein Thema.

Wobei ..nur "Brecher", das klingt so nach..naja, "kotzen", in dem Zusammenhang.Ich kanns nicht anders erklären, sorry. *smile*
Es sei denn, da wäre was wie "baden im Meer (Applaus)"

Hm....Bernd kennt sich da besser aus.

lG
Sanne
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Chris,
ein Haiku ist in erster Linie ein Naturgedicht. Was Du geschrieben hast, ist eher mit einem Senryu zu vergleichen.
Die grundlegende äußere Form stimmt überein, allerdings kann beim Senryu auch Gesellschaftliches vorkommen.
 

pch

Mitglied
Hallo Bernd,

Und ich hatte gehofft, mit des Meeres Beteiligung dem Naturanspruch Genüge getan zu haben, selbst nachdem ich deine diesbezüglichen Beiträge schon im Vorfeld studiert hatte. Na, wenn du mit meinen Stück als Senryu leben kannst, werd ich die Brecher noch durch Wellen ersetzen, daß Sanne es auch ohne allzu schlimme Assoziation nochmal lesen kann. Dafür erspar ich euch die offizielle Veroeffentlichung des in meiner Verzweiflung soeben gebastelten Notwehrlimmericks, weil der ja auch dem Humoranspruch net wirklich gerecht wird. *g *

The man on the White Cliffs of Dover
Behind him a green field of glover
Changes his stance
Steps towards France
His performance is finally over

Ich dank euch beiden für eure Bemühungen
Liebe Grüße,
Chris
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist nicht so tragisch, welche äußere Form man nimmt. Als ich anfing, haiku zu schreiben, wusste ich nichts außer der Silbenzahl - und dass die Form aus Japan stammt. Es waren bestimmt keine besonderen. Doch würde ich für den Anfang das Thema beschränken auf ein in sich selbst geschlossenes Bild.

Was ist Natur? - Das ist auch interessant. Ist es auch ein Trümmerfeld? Ein verlassenes Haus? Eine bewohnte Stadt? Man kann da ja sehr weit gehen.
 

pch

Mitglied
Man kann sehr weit gehen, wenn ich mich an eine der unverfrorensten Werbekampagnen erinnere, die mir jemals unterkam:
Jeweils eine wunderschöne Landschaft mit einem dezent eingefügten modernen Architekturjuwel (optimistisch geschwungene Dächer, gewagte Brücken und ähnliches), wirklich sehr ansprechende Aufnahmen, und drin dann der kernige Spruch: BETON IST EIN STUECK NATUR.
 



 
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