Fragmente und Reste

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Planet zeigte sich von seiner gefährlichen Seite. Er spiegelte den Raumfahrern schöne Frauen vor, in die sie sich verliebten, da diese nicht nur schön, sondern auch klug waren. Nach der Landung wurde das Raumschiff vom Planeten verspeist. Der Planet zog es in seinen Magen und zersetzte es. Nie hat jemand die Ursache des Verschwindens der Raumschiffe in diesem Gebiet klären können.

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Im Raum gibt es eine weitere Falle. Nähert man sich ihr, so wird man von der Umgebung isoliert und in die Einzelteile, Atome und Elementarteilchen zerlegt. Um die Raumschiffe aus der Galaxis anzulocken, spiegelt die Falle den Wissenschaftlern die Möglichkeit zur Entdeckung neuer Naturgesetze vor.

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Auf diesem Planeten leben vernunftbegabte Pflanzen. Sie nahmen bereits Kontakt auf zu vielen Zivilisationen. Aber dann begann sich die Klasse Mammalia zu entwickeln. In dieser entstanden nach zähem Ringen mit den Gewalten der Natur die Affen und später die Menschen. Diese bauten aus den Bäumen Hütten und wärmten sich am Holzfeuer im Winter. Sie sammelten Früchte und die Männer schenkten ihren Frauen Blumen. Bald verstanden es die Menschen, Salate zu züchten und Kohl zu kochen.

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Die Expedition untersuchte den Aufbau der Sterne. Dem Leiter, Chris.T.I.Ane gefiel besonders Algol im Sternbild Perseus. Um zu der wunderschönen Doppelsternkonfiguration zu gelangen, verbrauchte er den gesamten Treibstoff seines Raumschiffes. Glücklicherweise fand er eine Treibstoffstation im vierten Quadranten, welche die Verejer, seltsame Wesen mit zwei Köpfen und 16 symmetrisch angeordneten Händen, für Schiffbrüchige bereitgestellt hatten.

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Laß mich allein in der Milchstraße wohnen,
Susi ging heim zu den Sternen heut nacht,
wie hat sie gestern noch lieblich gelacht,
heute sind übrig nur ihre Photonen.

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Eines Tages landete ein Raumschiff auf der Erde im Durcheinander einer Baustelle. Wegen der starken tektonischen Schwankungen, welche die Instrumente der Sonde registrierten, mußten die Ankömmlinge wieder starten. So kam es auch diesmal nicht zum Kontakt fremder Zivilisationen mit der Menschheit.

(Reste aus dem KOMA - Sonderheft 24(2113), S.28ff. CETI-Verlag Venus und Merkur, der Text wurde rekonstruiert mit dem schnellen mainframe - Computer SKR SM64000)

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Ein Meteorit hatte den linken Steuerraum des Photonenraumschiffes zerstört. Jahrmillionen vergingen, ehe es schließlich im Meteoritengürtel zwischen Mars und Jupiter von Forschern der jungen irdischen Zivilisation entdeckt wurde. Leider gelang bisher die Dechiffrierung der auf den Magnetsteinen gefundenen Signale nicht.


(Aus: A. Beta: "Die Zivilisationen der Untergruppe B3", Diss. 11977, Sirius, Gagarin-Poliversität, S. 55)

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" Die Landung verlief normal. Wir fanden kein Leben auf diesem Planeten, einer Steinwüste im Raum. Nur einige längst verlassene Automatenstationen standen herum. Der Kommandant versuchte, herauszufinden, ob diese von den Landerern stammten. Aber es waren nur uralte Forschungsstationen, deren Produktion in der Zwischenzeit ausgelaufen war. Die kleine, leicht verbeulte Röhre aus unbekanntem Material neben dem Eingang der verlassenen Hauptstation beachtete niemand."

(KOMA - Sonderheft 24(2113)12, S.34ff.,
CETI - Verlag, Venus und Merkur)

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" Das Wasser des Planeten verdunstete immer rascher. Um das Überleben der Bevölkerung zu sichern, wurden an den Polen große Eiswürfel gestapelt und über den gesamten Planeten ein Netz von Kanälen errichtet. Diese wurden unmittelbar darauf aus strategischen Gründen getarnt. Ein Astronom des Vierten Planeten beobachtete durch sein Fernrohr den Bau der Kanäle auf dem Nachbarplaneten. Später traten die Zivilisationen beider Himmelskörper in enge, gutnachbarliche Beziehungen und tauschten Botschafter aus."

(Aus: A.Beta : "Die Zivilisationen der Untergruppe B3", Diss., 11977, Sirius, Gagarin - Poliversität, S. 50)

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"Ein Raumanker hatte der Belastung nicht standgehalten und war gerissen. Die früher mühevoll aufrechterhaltene euklidische Struktur verlor seit dieser Zeit immer mehr an Bedeutung."

(Aus : J. Baldwin, E.V. Mach, V.A.Lo: "Die Relativität der Ordnung", Bannmeierverlag,
Frankfurt, Dresden, Ceres, 2002, 3. Aufl. 2045, S.234)

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"There was a big monster eating all men on earth.
Some hunters came and shot him down."

Journal of Spiritists, 5,12(1997, Reprint 2097), S.7
 

dan

Mitglied
hi bernd!

sehr unterhaltsam - leider nur bruchstücke.
sind das sachen, die nicht (mehr) in eine geschichte gepasst haben, oder einfach nur blitzeinfälle? (davon hab ich auch viele, kann aber die wenigsten kombinieren und was sinnvolles draus formen)


grüße dan
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Dan,

es sind tatsächlich nur Bruchstücke.

Ich hatte mal eine Mappe, darin hatte ich Kopien von Zitaten verschiedener Werke, die in der DDR aber nicht erschienen waren.

Diese hatten etwa den gleichen Umfang und die gleiche Form, wenn auch einen anderen Inhalt.

Diese fragmentarische Form hat mir gefallen.

Das wurde später bestärkt, als ich die Bücher von Vonnegut las, in denen ebenfalls fragmentarische Ausschnitte und Inhaltsangaben zu finden sind. (z.B in ,,Frühstück für starke Männer'' oder auch in ,,Schlachthof fünf oder der Kinderkreuzzug'' - mit zahlreichen Zitaten des fiktiven Schriftstellers Kilgoure Trout.)

Ich betrachte es als eigenständige Kulturform.

(Man könnte es noch erweitern um Tagebuchnotizen, oder um Einträge, die Schüler beim Abschreiben des Tafelbildes anfertigten. Oder so.)

Die Fragmente sind kleine Schnipsel aus verschiedensten Informationsquellen. (Die ich natürlich auch erfunden habe, die Quellenangaben sind zwar vollständig, aber fiktiv.)
 

dan

Mitglied
hallo!

hast du 'otherland' von tad williams gelesen? vor dem beginn jedes kapitels kommt eine kurzmitteilung aus den 'fiktiven' nachrichten, was so in der welt geschieht. da verhält es sich also ähnlich


ciao dan
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
oh,

wie schade, daß das nur fragmente sind. jedes einzelne wäre wert, eine geschichte oder gar einen roman herzugeben. ganz lieb grüßt
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja, es gibt viel mehr nicht geschriebene Romane, als geschriebene. die Fragmente sind die Spitze eines der Eisberge.

'otherland' von Tad Williams kenne ich leider nicht.

Viele Grüße von Bernd
 



 
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