Francis liebt Cindy (SF-KG)

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ritch

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Francis liebt Cindy
©2005 R. „ritch“ Funke – Arbeitstitel: „C-462198 – stumme Insel des Glücks“ Beta III (20.06.2005)

Mechotron.
„Verehrte Reisende, geschätzte Kunden“, erklang die Stimme des Kapitäns aus den Bordlautsprechern, „bitte legen Sie die Sicherheitsgurte an. Unser Schiff wird in wenigen Minuten in die Atmosphäre eintauchen. Mechotron Inc. wünscht Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“
Francis schaute aus dem Kabinenfenster, doch konnte den Anblick des blauen Planeten nicht genießen. Neben ihm saß eine bezaubernde Frau – Cindy – seine Cindy. Seine Gefühlswelt glich einer Achterbahn. Er griff nach ihrer Hand. Sie lächelte, wie sie es immer tat, wenn er sie berührte. Francis begann an der Richtigkeit seines Vorhabens zu zweifeln ...

***
Zuvor.
Breathless-21 war ein staubtrockener Wüstenplanet. Der Sauerstoffgehalt hätte in den Tälern höchstens Extrembergsteigern ein kurzes Überleben gesichert. Die Durchschnittstemperatur schwankte zwischen minus und plus fünfundsiebzig Grad. In den Nächten brannte der Himmel in den Farben schwefliger Nordlichter und die dünne Ionosphäre war wehrlos gegen das tägliche Strahlungsbombardement der nahen Sonnen.
Breathless-21 war Francis’ Auftrag, eine Lebensaufgabe für einen Humanoiden - eine feindliche Welt, in der er unter einer Bleiglaskuppel lebte, um den Planeten zu terraformen. Frachter landeten im Stundentakt und montierten CO2- und Ozon-Fabriken, um die Atmosphäre zu verdichten. Über die Pole zogen die Strahlen der Reflexionen riesiger Spiegel, die aus der Umlaufbahn den Permafrost zum Schmelzen brachten. Francis protokollierte den Zuwachs der Atmosphärendichte und schaute auf die Anzeigen der Seismographen, die niemals stillstanden. „Achtzig Jahre“, hatte Francis’ Chef gesagt, „dann gehört der tote Stein uns und bietet Platz für Milliarden Siedler.“
Francis, der Terraformer, war ehrgeiziger – er wollte dieses Ziel noch zu Lebzeiten erreichen.
Doch irgendwann verschwand sein Interesse an den nächtlichen Naturschauspielen und die Einsamkeit holte ihn ein. Die Wüste war still – kein Laut drang an sein Ohr. Und kein Wesen wäre bereit gewesen, seine Einsamkeit zu teilen. So blätterte er in den Produktionskatalogen der Mechotron Inc. Sie versprachen die perfekte Partnerin – Haut-, Augen-, Haarfarbe, Gewicht, Größe, Maße und Intelligenz nach persönlichen Wünschen.
Eines Tages hatte die Stille jenen Punkt erreicht, da Francis ein Model mit der Bezeichnung ‚Cindy’ bestellte ...

Cindy wurde zusammen mit einem Austauschmodul für die geo-thermische Erfassung geliefert. Sie war eine Box mit der Frachtnummer C-462198. Francis brachte das Paket in den Kontrollraum und ließ es dort stehen. Das Paket an sich, so dachte er, verspricht vielleicht mehr Spannung als der Inhalt. Dennoch studierte er jede Nacht die Bedienungsanleitung. „Ein C-Typ braucht keine Nahrung und auch keine Energiezufuhr – ihr Herz ist das Wunder der kalten Fusion. Model Cindy erfüllt alle Wünsche, ob im Haushalt, bei anspruchsvoller Kommunikation oder als Begleiterin für Geschäftsmeetings. Wir offerieren eine lebenslange Garantiezeit auf all unsere Produkte.“
Eine Haushaltshilfe brauchte Francis nicht und eine Vorzeigebegleiterin schon gar nicht. Aber Kommunikation brauchte er – vielleicht dringender als jeder andere Mensch. Er entschied sich, das Paket zu entblättern.

Cindy war der Traum einer Frau. Makelloses Äußeres, abgestimmt auf die individuellen Vorlieben zahlungskräftiger Kunden. Sie öffnete ihre grasgrünen Augen und schmunzelte ohne Scham, als er ihr einen Overall reichte, um ihre Blöße zu bekleiden. Sie sagte weder ‚Hallo’ noch ‚Wie geht es dir’, sondern lächelte Francis nur an – bezaubernd schön – ohne Worte. Francis überprüfte die Bedienungsanleitung und suchte nach einem Hinweis, um ihre verbale Kommunikation zu aktivieren – vergeblich – nicht der geringste Laut entwich ihren wohlgeformten Lippen.
Eine Farce, dachte er, sie haben mir ein Wesen geschickt, das nicht sprechen kann – für eine Welt, in der es keine Geräusche gibt.
Im Haushalt war Cindy nicht zu gebrauchen. Sie verschüttete den Morgenkaffee - und lächelte dabei. Mit Maschinen und Computern kam sie auch nicht klar. Das Linkische schien ihr einprogrammiert. Sie machte alles kaputt, wie ein Kind, das nichts dafür kann. Dabei schaute sie Francis mit dem Blick eines Wesens an, dem man nicht böse sein konnte. Eine Form des technischen Autismus, vermutete Francis. Nachts saß sie neben ihm und beobachtete die seismographischen Kurven. Ihre Augen schienen wie gebannt an den Ausschlägen zu kleben. Francis bemerkte ihr seltsames Interesse für analytische Geophysik. Er sprach mit ihr, doch sie antwortete nicht – sie lächelte nur, bezaubernd schön. Dann stand sie auf und ging zur Atmosphärenschleuse.
Cindy gab den Öffnungscode ein und schritt in die geo-thermische Hölle der Außenwelt, ohne Schutzanzug. Sie lief barfuss über den frostigen Boden und atmete ein pures CO2-Schwefelgemisch. Francis schlug gegen die Mehrfachverglasung und rief ihr zu – doch Cindy hörte ihn nicht. Die Sonnen tauchten hinter dem Horizont auf, das Eis verdampfte und die Oberfläche begann zu brennen. Cindy streckte die Handflächen aus und schien jene Wärme und Strahlung zu genießen, die jeden Humanoiden innerhalb weniger Minuten töten würde. Sie zwinkerte und winkte Francis zu: Komm, flüsterte ihre Geste in seinen Geist. Francis sprang geradezu in den Schutzanzug und stürmte zur Schleuse in die Außenwelt. Als er Cindy erreichte, deutete sie mit dem Finger auf ihr Ohr. Sie wollte ihm etwas mitteilen aus einer anderen Welt der Wahrnehmung. Geräusche aus dem Inneren der Erde – oder aus ihrem eigenen Inneren. Sie fasste ihn bei den Händen und begann zu tanzen – sie tanzten, bis die Sonnen untergingen. Als die Temperatur den Nullpunkt erreichte und die nahen Fabriken tonnenweise Sauerstoff in die Atmosphäre pumpten, nahm Francis den Schutzhelm ab, um Cindys Geräusche zu hören. Er hielt den Atem an und bedeckte die Augen mit den Händen. Sein Brustkorb schwoll an und das Blut begann zu kochen. Es schmerzte ihn, doch dann vernahm er den Gesang der Wüste. Die Empfindung durchdringender Thetawellen kam aus dem Kern des Planeten und ließen die oberste Sandschicht erschwingen. Die Körner tanzten im Rhythmus des Impulses.
„Der Stein lebt“, stieß Francis röchelnd hervor. Der Puls der Unterwelt sandte numerische Schwingungen aus – 2, 3, 5, 7, 11 ... Primzahlen in aufsteigender Folge. „Der Stein denkt“, fügte Francis an. Er nahm die Hände von den Augen und blinzelte zu Cindy. Der Druck war schier unerträglich. Cindy nickte, schloss seinen Helm und führte Francis in Richtung Schleuse. Sie verstand ihn – sie hörte, aber konnte nicht reden. Anschließend brühte sie einen Kaffee, verschüttete ihn auf halbem Weg und lächelte voller Unschuld.

***
Mechotron.
Am Stand der Reklamation grüßte ein Roboter, dessen Torso keinerlei humanoide Eigenschaften besaß. „Sir, Sie möchten Ihre Ware reklamieren?“
Francis deutete auf Cindy. „Meine Begleiterin besitzt keine verbale Kommunikation.“
Der Roboter scannte ihren ID-Chip und verglich die Daten mit dem Frachtschein. „Kein Problem. Mechotron Inc. erfüllt alle Kundenwünsche.“ Er wandte sich an Cindy und übermittelte ihr einen Befehl im Gigahertzband der Wide-Broadcast-Communication.
Cindy bestieg ein Fließband, welches sich sanft in Bewegung setzte. In der Ferne drehte sie sich noch einmal um. In ihrem Ausdruck lag Traurigkeit – sie lächelte nicht mehr. Francis winkte ihr entrückt nach.
„Was geschieht nun mit ihr?“, fragte er einen Mechotron-Angestellten.
„Das Problem scheint eine fehlerhafte Matrix zu sein. Die Reparatur der Zentraleinheit lohnt sich nicht. Wir werden C-462198 komplett verschrotten. Sie bekommen natürlich eine neue Cindy.“
Eine neue Cindy?, dachte Francis, senkte langsam den Arm und wandte sich ab, während der Angestellte weiter von den technischen Errungenschaften und der Kundenfreundlichkeit seines Konzerns schwafelte. Francis musste nicht lange überlegen. Aus der Drehung sprang er aufs Fließband und rannte ihr nach. Ich muss verrückt sein, dachte er, sie ist doch nur eine Maschine ... in der all meine Ersparnisse stecken.
„Sie verlieren Ihre Garantieansprüche, wenn Sie Mangelware akzeptieren, Sir!“, rief ein Mitarbeiter und stoppte das Band. Francis fasste die Androidin bei den Schultern, drehte sie herum und umarmte sie. „Du bist vielleicht nicht perfekt – ich bin auch nicht perfekt. Aber ich liebe dich und will keine andere Cindy und auch sonst kein anderes Wesen um mich haben.“
Sie lächelte und küsste ihn. Ihre künstliche Emotion schien echt zu sein. Sie öffnete die Lippen und versuchte sich vergeblich verbal zu artikulieren.
Er unterbrach ihren Versuch und flüsterte: „Wahre Liebe bedarf vielleicht keiner Worte. Komm, lass uns heim fliegen ... auf unsere Insel des Glücks.“

***

Viele Jahre später.
Ein durchdringender Alarm riss Francis aus den Träumen an ein biologisches Paradies. Er war alt geworden an der Seite seiner ewigjungen Androidin. Die Luke neben dem Bett entließ ein Atemgerät und Francis legte die Maske mit zittrigen Fingern an. Dann sprang er auf und hastete zur Schleuse.
Es war kein Fehlalarm – die Schleuse stand offen. Ach, Cindy, dachte er, du wirst mich noch eines Tages umbringen mit deinen Ausflügen. Was suchst du nur dort draußen?
Francis schaute hinaus. Die Luft war angenehm kühl für diese Tageszeit und weiße Wolken zogen durch einen stahlblauen Himmel. Blau, dachte er, Wolken ... Wasser! Er überprüfte die Barometer und Atmosphärenzusammensetzung – immer und immer wieder, da er den Anzeigewerten nicht glauben wollte. Vorsichtig nahm Francis die Maske ab und atmete. Ein Aroma hing in der Luft – zum Teil bekannt, Kaffee - zum anderen exotisch. „Der Planet ist umgekippt“, rief er, “die Sättigung ist erreicht. Heureka, es ist vollbracht!“
„Gu-ten mor-gen“, erklang eine Stimme aus Richtung des Kantinenraums. Francis wirbelte erschrocken herum, denn er hatte seit Jahrzehnten keine andere Stimme außer der eigenen vernommen.
Cindy stand im Rahmen. In der Rechten hielt sie einen Becher, randvoll, doch ihre perfekte Motorik hatte ihn unter Kontrolle. Mechotron hatte sich in der Diagnose geirrt – es war nur eine Frage der Zeit, bis sich ihre Matrix eigenständig reformierte – der technische Autismus schien überwunden. In der anderen Hand befand sich ein exotisches Gewächs, dessen Lapislazulikelch einen betörenden Duft versprühte.
„Blu – me“, sagte Cindy, „von draußen. Der Stein lebt ... Kaffee, Francis?“
Francis setzte sich an den Tisch, nippte vorsichtig am Becherrand und verschüttete mit zittrigen Händen einiges. „Siehst du, Cindy, ich bin nicht perfekt. Nun erzähle mir bitte deine einst verborgenen Gedanken und alles, was du über diesen Planeten weißt ...“
„Cindy liebt Francis“, begann sie mit bezauberndem Lächeln, „und dieser Planet ist nicht das, wofür du ihn hältst ...“
Während im Kontrollraum die Seismographen tickerten: 2, 3, 5, 7, 11 ..., fügte sie leise an: „ ...es ist das verlorengeglaubte Paradies, Francis.“




Dieser Beitrag wurde bereits an anderer Stelle veröffentlich und wird von mir nun in letzter Überarbeitung für einen SF-Wettbewerb vorbereitet. Als Newbie in dieser Liste würde ich mich über Kommentare freuen. :)
 

jon

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Teammitglied
Ich habe lange überlegt, was mir so ein massiv ungutes Gefühl bei dieser Geschichte gab. Jetzt hab ichs: Der Schluss ist zu fett.

Nun gut: Liebesgeschichten mit Robotern sind nicht neu – aber was soll's. Auch dass ich nicht richtig verstehe, was die Entdeckung, dass der Stein lebt, der Geschichte bringt (außer ein paar Fragen zur Wirkung des Plots), ist nicht wirklich belastend. Sondern dass du nach dem "romantischen Ende" noch mal ein extra-Kitsch-Roman-Kapitel dran hängst. Das ist (außer, dass es in seiner Glaubwürdigkeit durchaus hinterfragbar ist) einfach zu viel "des Guten". (Auch warum das "der Stein lebt" noch mal zitiert wird, versteh ich nicht. Soll das den Spross erklären? Tut es nicht, glaub mir.)

Mein Tipp: Streich diesen Absatz einfach (, er fühlt sich auch in seiner Zeitstruktur zu sperrig an.)
 

dan

Mitglied
hi und willkommen auf der lupe!

ich finde deinen text gelungen - ähnliche motive einer liebesgeschichte gab es schon bei asimov und zählen wohl zu den klassikern der science fiction.
der letzte absatz ist wirklich überflüssig, da gebe ich jon recht. (das cindy auf das grab kippt, finde ich allerdings ok).

gegen das ende habe ich nichts einzuwenden! was mir vorher aber fehlt: warum werden cindys gedanken denn nicht öfter beschrieben?

einige anmerkungen:
da ich hard science fiction lese, bin ich bei mathematisch-physikalischen dingen sehr penibel (als naturwissenschaftler sowieso)!

dein schreibstil gefällt mir.
das physikalische phänomen des unterdrucks wollte ich eigentlich nicht erläutern, es muss aber sein: ES GIBT KEINEN UNTERDRUCK der etwas ZIEHT! drucke drücken, pressen, quetschen. der HÖHERE druck im körper veranlasst eine ausdehnung des brustkorbs, nicht der niedrigere luftdruck!

das wort 'terraformieren' gibt es nicht. terraformung, terraformen. ist so konvention in der SF.

*** Francis verbrachte das Paket in den Kontrollraum und ließ es dort stehen. ***
pakete werden gebracht oder verfrachtet. zeit wird verbracht!

***Sie öffnete ihre grasgrünen Augen und schmunzelte ohne Scham, als er ihr einen Overall reichte, um ihre Blöße zu umkleiden.***
bekleiden hört sich besser an. hat ja nix mit umkleide zu tun.

***Der Puls der Unterwelt sandte periodische Schwingungen aus – 1, 3, 5, 7, 11 ... Primzahlen in stetiger Periode.***

1) '1' ist keine primzahl!
2) du hast die primzahl '2' vergessen!
3) primzahlen haben KEINE PERIODE, nichts wäre leichter als primzahlen zu berechnen, wenn sie eine periode hätten! ist aber leider nicht so.


liebe grüße dan
 
Kleinigkeiten

Hallo ritch,

nur noch ein paar Kleinigkeiten zu deiner Geschichte:

Die Sache mit den Atombomben würde ich fort lassen. Der Normalbürger denkt dabei an Plutonium und 10.000 Jahre Halbwertszeit. Da würde ich später einmal nicht hinziehen wollen.

Cindy benötigt keine Energiezufuhr. Wie funktioniert sie denn? Wie muss man sich die nötige Energie für Bewegung, Sprache, Körpertemperatur usw. vorstellen? Ein Perpetuum Mobile?

Den letzten Teil würde ich auch fortlassen. Das Happy End ist doch schon längst da.

Grüße
Marlene
 

ritch

Mitglied
Geschätzte Rezensenten

Danke für euer Feedback. „Leider“, so muss ich gestehen, sah die bisherige Mehrheit der BetaleserInnen den letzten Textabschnitt als ähnlich überflüssig an. Leider deshalb, da sich der Autor in seiner Textverliebtheit nur ungern davon trennen möchte. Aber was sein muss, muss halt sein, denn schließlich möchte ich für Menschen und nicht für die Schublade schreiben. Ich werde nun versuchen, die exaltierte Romantik ein wenig zurück zu schrauben. Eine komplette Streichung würde der „Aussage“ des Gesamten allerdings nicht entsprechen: Auch Roboter sind fähig zu lieben – allerdings auf eine andere, seltsame Art. In diesem Fall ist es ein Produktionsfehler. Und in der Übertreibung hat es schon was von Krambambuli *g* - muss also nicht sein ...
Also was soll’s – weg damit.

Primzahlen: 2,3,5,7 ... sind natürlich nicht periodisch. Das war falsch ausgedrückt. „In steigender Folge“ wäre wohl korrekter. Danke für diesen Hinweis.

„Der Stein lebt“: Diese Eruptionen können Zufall sein. Francis wird es jedoch nicht mehr erleben, es herauszufinden. Am Ende „lebt der Stein“ wirklich, im übertragenen Sinne, als die ersten Pflanzen sprießen. Sein Lebenswerk ist somit erfüllt. (Deshalb fand ich es auch schade, den letzten Teil wegzulassen.)

Unterdruck: Ich dachte an die Mars-Szene in „Total Recall“. Dort wölbten sich Arnies Augen hervor.
Wenn das biophysikalisch inkorrekt sein sollte, dann werde ich es anders beschreiben. Z.B. „Sein Brustkorb schmerzte und das Blut fing an zu kochen.“

Atombomben: Das Problem ist: Wie sollte man die Polkappen in so kurzer Zeit zum Schmelzen bringen? Die Verseuchung findet nur lokal statt (In Hiroshima und Nagasaki leben heute auch wieder Menschen.) Eine naturfreundliche Alternative wären Sonnenreflektoren in der Umlaufbahn, die die Pole 24 Stunden lang bescheinen. Wäre das realistischer? „Nordlichter“ könnten es dann ja immer noch geben, allerdings natürlichen Ursprungs.

Cindys Energie: Ihr Herz ist „das Wunder der kalten Fusion“, will heißen: Sie besitzt einen eigenen Reaktor. Der „Brennstoff“ hält natürlich nicht „ewig“, aber zumindest über den Zeitraum der Garantiezeit, die mit der Lebenserwartung eines durchschnittlichen Kunden gleichgesetzt wird.

Parallelen zu Asimov bestehen wohl, da ich in meinem Buchregal keinen anderen SF-Autoren außer Asimov habe. (Fandoom). Dieser Vergleich erfreut mich somit. :)

Überarbeitung folgt ...

BG
ritch
 

dan

Mitglied
'unterdruck'

hi!

***
Unterdruck: Ich dachte an die Mars-Szene in „Total Recall“. Dort wölbten sich Arnies Augen hervor.
Wenn das biophysikalisch inkorrekt sein sollte, dann werde ich es anders beschreiben. Z.B. „Sein Brustkorb schmerzte und das Blut fing an zu kochen.“
***

wer denkt nicht sofort an diese klassische film-szene. prinzipiell ist klar, was du meinst - aber der schwache druck der atmosphäre 'zieht' nicht am auge (brustkorb), sondern der übermäßig hohe innendruck des auges (körpers) PRESST dieses nach außen. (der effekt bleibt der gleiche, ist dann aber korrekt beschrieben!)
du must den text also nicht radikal ändern ;-)

(das man dabei schmerzen hat, kann sich jeder vorstellen ;-) )

gruß
 
kalte Energie und Sonnenkollektoren

Hallo ritch,

die Sache mit den Sonnenkollektoren finde ich besser. Die Dinger lassen sich in künftigen Zeiten sicher in großer Stückzahl billig herstellen und entsprechend nutzen.

Die kalte Energie würde ich auch unbedingt reinbringen. Der Robby ist schließlich ein Wunderwerk der Technik - und nicht nur das.

Viel Erfolg mit deiner Geschichte.

Grüße
Marlene
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Na dann leg ich noch mal mit ein paar "Kleinigkeiten" nach, damit die Chancen beim Wettbewerb steigen. Sorry, wenn es manchmal drastisch klingt – ich versuche nur, es so kurz und eingängig wie möglich zu formulieren.


Mechotron. [blue]Was ist das? Es klingt nach einer Art Arena. Plötzlich gibt es dort einen BORDlautsprecher. Und dann ist es plötzlich eine Firma. Und dann ein Raumschiff oder so. – Gibt dem Leser einen klaren Anfang, von dem aus er dir in die Geschichte hinein folgen kann.[/blue]
„Verehrte Reisende, geschätzte Kunden“, erklang die Stimme des Kapitäns aus d… die Atmosphäre eintauchen. Mechotron Inc. wünscht Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“[blue]Wo?[/blue]
Francis schaute aus dem … zweifeln ...
***
Zuvor.
Breathless-21 war ein staubtrockener Wüstenplanet. [blue]Das haben Wüstenplaneten so an sich. Entweder: ein "staubtrockener Planet" oder "ein Wüstenplanet".[/blue] Der Sauerstoffgehalt hätte in den Tälern höchstens Extrembergsteigern ein kurzes Überleben gesichert. [blue] Kurios diese Verknüpfung. Ich weiß ja, was du meinst, aber es klingt albern. [/blue] Die Durchschnittstemperatur schwankte zwischen minus und plus fünfundsiebzig Grad [blue]Celsius?[/blue] und der geringe Luftdruck konnte einem ungeschützten Explorer die Augen aus dem Schädel reißen. [blue]siehe oben. Richtiger wäre: … konnte einem die Augen aus dem Kopf quellen lassen …[/blue] In den Nächten brannte … terraformieren. Frachter landeten im Stundentakt und montierten CO2- und Ozon-Fabriken, um die Atmosphäre zu verdichten. [blue]… du kannst so viel Gas in eine Atmosphäre blasen wie du willst: Ihre "Dichte" wird in erster Linie durch die Anziehungskraft des Planeten bestimmt (, wenn auch Temperatur und Art der Gase einen Einfluss haben – aber nur einen relativ geringen.) Jedenfalls nach allem, was ich weiß.[/blue] An den Polen blitzten die Lichter nächtlicher … Siedler.“
Francis, der Terraformer, war ehrgeiziger – er wollte dieses Ziel noch zu Lebzeiten erreichen.[blue]Unnütze Aussage, da du nicht schreibst, was er dafür tut, du ihn – im Gegenteil – sogar rasch das Interesse verlieren lässt.[/blue]
Doch… ein. Die Wüste war still – kein Laut drang an sein Ohr. [blue]Was ist mit dem Maschinen rundrum und der Technik in der Kuppel? Ich weiß: Die Wüste war still – aber er lebt doch nicht draußen, er hat seine Ohren drin, unter der Kuppel.[/blue] Und kein Wesen wäre bereit gewesen, seine Einsamkeit zu teilen.[blue]Erstens: Wer sagt das? Er war schließlich bereit, dorthin zu gehen – da kann es doch durchaus einen zweiten Menschen geben, der Geld auch so verdienen wollen würde. Zweitens: Kann man "Einsamkeit" mit jemandem teilen? Ich glaub nicht…[/blue] So blätterte er in den Produktionskatalogen [blue]…oder doch in den Produktkatalogen?[/blue] der Mechotron Inc. Sie versprachen …
Cindy wurde zusammen mit einem Austauschmodul für die geo-thermische Erfassung geliefert. Sie war eine Box mit der Frachtnummer C-462198.[blue]Sie "war eine Box"?? Sie war doch eher "in einer Box", oder?[/blue] Francis verbrachte [red]brachte[/red]das Paket in den Kontrollraum und ließ es dort stehen. Das Paket an sich, so dachte er, verspricht vielleicht mehr Spannung als der Inhalt. [blue]…da kann die Einsamkeit nicht wirklich groß sein…[/blue] Dennoch [blue] Wieso „dennoch“? "Doch" wäre das passendere Wort.[/blue] studierte er jede Nacht die Bedienungsanleitung. „Ein C-Typ … nicht. Aber Kommunikation brauchte er – vielleicht dringender als jeder andere Mensch.[blue]Warum? Er scheint kein Kommunikations-Junkie zu sein, sonst hätte er diesen Job nicht angenommen oder wäre zumindest schon durchgedreht.[/blue]. Er entschied sich, das Paket zu entblättern.[blue]Das hieße, um das Paket wäre eine Hülle, aber man bezeichnet gemeinhin das Gesamte – also Inhalt + alle Verpackungslagen – als Paket.[/blue]
Cindy war der Traum einer Frau. [blue]… was will der Mann Francis dann damit?[/blue] Makelloses Äußeres, abgestimmt auf die individuellen Vorlieben zahlungskräftiger Kunden. [blue] ? Ist sie also ein "Einzelstück", das extra auf seine individuellen Vorlieben abgestimmt ist, oder ist sie makellos schön im Sinne eines Durchschnittsempfindens?[/blue] Sie öffnete ihre grasgrünen Augen und schmunzelte ohne Scham, als er ihr einen Overall reichte, um ihre Blöße zu umkleiden. [blue]Warum sollte sie sich auch schämen? Und: Sie lächelt, als er ihr den Overall reicht? Dann ist sie falsch programmiert: Sie sollte lächeln, wenn er bemerkt, dass er ihre Nacktheit anstarrt.[/blue] Sie sagte …
Eine Farce, dachte er, sie haben mir ein Wesen geschickt, das nicht sprechen kann – für eine Welt, in der es keine Geräusche gibt. [blue]Der Philosoph würde sagen: Na klar, wenn niemand zuhört, gibt es auch keine Geräusche. Aber du meinst es anders und das ist unlogisch: In der Kuppel gibt es garantiert Geräusche – und sei es das Atemgeräusch von Francis – und draußen sicher auch: Ein bisschen Wind und schon "raschelt" der Sand. Atmosphäre für beides (Wind und Schallwellen) ist ja da. [/blue]
Im Haushalt war Cindy nicht zu gebrauchen. … kann. Dabei schaute sie Francis mit dem Blick eines Wesens an, dem man nicht böse sein konnte. [blue] Falsch "sortiert": Man kann jemandem mit dem Blick eines Wesens ansehen, das nicht weiß, was es tut (auch wenn man weiß, was man tut). Aber ob sich daraus ergibt, dass der Angeschaute diesem Wesen böse sein kann, ist was anderes.[/blue] Eine Form … Ihre Augen schienen wie gebannt an den Ausschlägen zu kleben. Francis bemerkte ihr seltsames Interesse für analytische Geophysik. Er sprach mit ihr, doch sie antwortete nicht[blue] Woher dann die Erkenntnis, dass sie sich dafür interessiert? Nur weil sie die Seismographen beobachtet? Du hast noch nichts geannt, was sonst noch in der Kuppel interessant sein könnte.[/blue] – sie lächelte nur, bezaubernd schön. Dann stand sie auf und ging zur Atmosphärenschleuse.[blue]ZEITFEHLER: Eben nennst du noch ein "übliches Verhalten" – sie beobachtet oft die Seismographen-Zeiger. Wenn du jetzt mit „Dann" anschließt, heißt das, sie macht auch das – das Aufstehen und Rausgehen – üblicherweise. Und: Alles, was daraufhin folgt, ist ebenfalls "üblich".[/blue]
Cindy gab den Öffnungscode ein und schritt in die geo-thermische Hölle der Außenwelt, [blue]Unter "geothermischer Hölle" stelle ich mir einen Vulkan-Planeten vor.[/blue] ohne Schutzanzug. Sie lief barfuss [red]barfuß[/red] über den frostigen Boden und atmete ein pures CO2-Schwefelgemisch. [blue]Huch! Die Ozon-Fabriken laufen wohl noch nicht?! Und: Am Anfang der Story konnten in den Tälern sehr geübte Leute atmen – sooooo pur kann das Gemisch also nicht sein. Und: Wieso atmet Cindy? Und: Wenn der Boden frostig ist, kondensiert der Schwefel statt in der Luft zu sein. [/blue] Francis schlug gegen die Mehrfachverglasung und rief ihr zu – doch Cindy hörte ihn nicht. [blue]Woher weiß Francis das? Sie reagierte nur nicht.[/blue] Die Sonnen tauchten hinter dem Horizont auf, das Eis [blue]Welches Eis?[/blue] verdampfte und die Oberfläche begann zu brennen.[blue]Warum? Was brennt denn da?[/blue] Cindy … Als er Cindy erreichte, deutete sie mit dem Finger auf ihr Ohr. Sie wollte ihm etwas mitteilen aus einer anderen Welt der Wahrnehmung. [blue]? Was für eine „andere Welt der Wahrnehmung“? Wenn sie auf ihr Ohr zeigt, würde ich vermuten, sie will sagen "Hör doch mal!"[/blue] Geräusche aus dem Inneren der Erde [blue]…oder doch aus dem Innern DIESES Planeten?[/blue] – oder aus ihrem eigenen Inneren.[blue]Aus ihrem INNERN? Magenknurren oder was?! Und: Hört er die Geräusche nun oder nicht?[/blue] Sie fasste ihn bei den Händen und begann zu tanzen – sie tanzten, bis die Sonnen untergingen. [blue]Meine erste Reaktion: Jetzt ist Francis ganz durchgeknallt – tanzt im schweren Schutzanzug zu Tönen, die er nicht hört, und das einen ganzen Tag lang![/blue] Als die Temperatur den Nullpunkt erreichte und die nahen Fabriken tonnenweise Sauerstoff in die Atmosphäre pumpten, [blue]… also doch keine Ozon-Fabriken? Und: Wo war der Sauerstoff, als Cindy pures CO2/S "atmete"? Und: Warum tun die das nachts?[/blue] nahm Francis … doch dann vernahm er den Gesang der Wüste. Die Empfindung durchdringender Thetawellen rührte nicht von den polaren Explosionen – sie kamen vielmehr aus dem Kern des Planeten und ließen die oberste Sandschicht erschwingen. [blue]Warum musste er dafür den Helm absetzen? Fühlen konnte er doch auch vorher schon, oder?[/blue] Die Körner tanzten im Rhythmus des Impulses.[blue]…und gucken auch.[/blue]
„Der ´… stetiger Periode. „Der Stein denkt“, fügte Francis an.[blue]… und zieht nicht den allergeringsten Schluss daraus! Er gibt keine "Achtung, der Planet ist intelligent"-Warnung an seine Firma, er denkt nicht mal drüber nach, was das für – ethische oder praktische – Konsequenzen haben könnte! Ja, er scheint noch nichtmal einen einzigen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Was für ein Hirni ist das denn?![/blue] Er nahm … ihn auf halbem Weg und lächelte voller Unschuld.
***
Mechotron.
Am Stand der Reklamation grüßte ein Roboter, … Cindy. „Meine Begleiterin besitzt keine verbale Kommunikation.“[blue]Wieso stört ihn das jetzt erst, so lange Zeit hat er es auf dem Planeten mit ihr ausgehalten. Wieso hat er das nicht gleich reklamiert? Und: Man kann Kommunikation nicht besitzen. Man kann nur die Möglichkeit zur Kommunikation besitzen (oder eben nicht besitzen).[/blue]
Der Roboter scannte ihren ID-Chip und verglich die Daten mit dem Frachtschein. „Kein Problem. Mechotron Inc. erfüllt alle Kundenwünsche.“ Er wandte sich an Cindy und übermittelte ihr einen Befehl im Gigahertzband der Wide-Broadcast-Communication.[blue]…was soll der Leser mit dieser Techno-Blabla-Information anfangen? Irgendwas muss daran wichtg sein, denn sonst hätte es der Autor ja nicht gesagt. (Was anderes wäre es, wenn der Service-Roboter sowas sagt … Techno-Blabla-ist bei sowas manchmal unumgänglich.)[/blue]
Cindy bestieg ein … nicht mehr. Francis winkte ihr entrückt nach.[blue]"Entrückt"? Scheint mir unpassend. Du meinst sicher: "einem Reflex folgend", "instinktiv" oder "automatisch"[/blue]
„Was geschieht nun mit ihr?“, fragte er einen Mechotron-Angestellten. [blue]Ach! Da sind mehrere? Und warum fragt er nicht einfach den "unmenschlichen" Service-Roboter?[/blue]
„Das Problem scheint eine fehlerhafte Matrix zu sein. [blue]Das weiß ein beliebig angesprochener Mitarbeiter so einfach aus der Kalten?[/blue] Die Reparatur der … wenn Sie Mangelware akzeptieren, Sir!“, rief ein Mitarbeiter [blue]…ist das derselbe, den Francis gefragt hat oder noch ein anderer?[/blue] und stoppte das Band. Francis fasste die Androidin bei den Schultern, drehte sie herum und umarmte sie. „Du bist vielleicht nicht perfekt – ich bin auch nicht perfekt. Aber ich liebe dich und will keine andere Cindy und auch sonst kein anderes Wesen um mich haben.“ [blue]Hier streikt der Literat in mir: Das kommt zu plötzlich. Er kann sie gern zurückholen - aber bis zur Erkenntnis "Ich liebe Cindy" ist es noch ein weiter Weg (,bisher ist in deinem Text fast nichts passiert, das zeigt, dass Francis auf diesem Weg ist).[/blue]
Sie lächelte und küsste ihn. Ihre künstliche Emotion schien echt zu sein. [blue]Aus wessen Sicht ist das denn gesagt? Francis denkt doch – zumindest in diesem Moment – nicht sowas! Aber einen Außenstehenden gibt es nicht. Und: Wenn du künstliche Emotion als Parallele zu künstliche Intelligenz meist, dann ist sie echt. Nur eben nicht "natürlich entstanden". [/blue] Sie öffnete die Lippen und versuchte sich vergeblich verbal zu artikulieren.[blue]Warum sollte Cindy versuchen, sich vergeblich zu artikulieren? Du meinst, sie versuchte vergeblich, sich zu artikulieren.[/blue]
Er unterbrach ihren Versuch und flüsterte: „Wahre Liebe bedarf vielleicht keiner Worte. [blue]Stimmt: Vielleicht. Aber ich bezweifle, dass Francis das in diesem Moment bewusst ist.[/blue] Komm, lass uns heim fliegen ... auf unsere Insel des Glücks.“
***
24 Jahre … Sie war, wie Mechotron es ausdrückte, mangelhaft und konnte nicht mal mit einem Notrufsender umgehen. Dann trat sie aus der Schleuse und begrub ihn [blue]…den Notrufsender? Das ist der grammatikalisch am nächsten stehende "er".[/blue] im Sand der lautlosen Wüste. [blue]…vorhin hat sie noch "gezählt".[/blue]Sie schaltete die Gedankenströme ab [blue]…heißt was?[/blue] und horchte in die Tiefe des Planeten. [blue]…ohne Gedankenströme?[/blue] Die Sonnen gingen auf und unter. Eis … empor. Niemand schien Francis zu vermissen [blue] Wozu wurde er denn bisher gebraucht? [/blue] – niemand außer Cindy.
Nach 60 Jahren wuchs ein Spross [blue]Wo kommt der denn her?! [/blue] aus dem Wüstensand … erblindet. Ihre einstige Makellosigkeit war durch Strahlung und Temperaturschwankungen gegerbt und hatten sie zu einer alten Frau gemacht [blue]Ihre einstige Makellosigkeit hatte sie zu einer alte Frau gemacht? Das stimmt doch was im Satzbau nicht![/blue] – mit dem Geist eines unschuldigen Kindes.
Du hast es vollbracht, dachte sie, der Stein lebt. [blue]Dein Komm erklärt, was du damit willst. Nur: Ein Stein, der Primzahlen sendet, ist intelligent. Sowas passiert nicht zufällig – nicht umsonst gilt die Reihe der Primzahlen als ziemlich sicher intelligenzanzeigende Botschaft. Der Stein lebte also schon vorher (, es sei denn, du verknüpfst Leben und Intelligenz nicht,) und nicht erst durch „Francis &Cindy“.[/blue]
 

ritch

Mitglied
Hi Jon

Wenn ich kein Interesse daran hätte, bei einer kommerziellen, anspruchsvollen Ausschreibung irgendwo in den vorderen Rängen zu erscheinen, würde ich mir die Mühe der Überarbeitung nicht machen. Und Du würdest, wenn Ersteres nicht in meinem Interesse läge, Dir sicherlich nicht die Mühe der Textsezierung machen. ;-)

Ich bin keinesfalls empfindlich und weiß durch Erfahrung auch den Wert der „Sezierung“ (Volllektorat) zu schätzen, da man als Autor häufig mit Textblindheit geschlagen ist. Wie heißt es so schön: Der Splitter im Auge des Anderen erscheint häufig größer als der Balken im eigenen. ;-)

Ich werde Deine Anmerkungen somit dankbar überdenken. Dort, wo sie nicht zu meinem „Stil“ passen sollten, werde ich sie nicht annehmen – in den anderen Fällen selbstverständlich.

Logikfehler schleichen sich bei Beta-Versionen genauso schnell ein, wie grundsätzliche Schreibfehler der perspektivischen Darstellung. Seltsamerweise ist es prozentual keine Frage der Textlänge – es potenziert sich nur mit zunehmendem Umfang.
Dan /quote schrieb z.B. : „warum werden cindys gedanken denn nicht öfter beschrieben?“
Ganz einfach: Es wäre ein Bruch der Perspektive. Der Erzähler konzentriert sich auf den Protag Francis. Nur seine Gedanken sind ihm bekannt, sonst verkommt die Story zu einem „Brainhopping“.

BTW: Zum Thema „Einsamkeit“: Kein Mensch hält diese Einsamkeit auf Dauer aus. Die Geräusche sind künstlich – das Tickern von Druckern oder Seismographen oder das Rauschen der Lüfter ersetzt keine Kommunikation. Nur Eremiten, oder religiös verblendete, könnten in solch einer Umgebung überleben.
Storytipp: „Der fremde Strand“ von Jack McDevitt im Heyne Asimov-Magazin Nr.18. Dort kommt es psychologisch: Irgendwann schleicht sich eine Angst ein, die mit dem gesunden Menschenverstand nicht mehr zu erklären ist. Francis weiß das – er wurde auf diesen Job vorbereitet. Es ist seine Lebensaufgabe.

Mein Ende in der Beta II war „Krambambuli-Stil“. Völlig übertriebene, unnötige Romantik. Das sehe ich ein. Aber ich brauche eine Art von „Happyend“. Wenn nun nicht auf die Tränendrüse, dann zumindest als „Gänsehaut-Fragezeichen“. Den Text vor dem Endabschnitt abzubrechen, erscheint mir unausgereift – auch was das Potential der Geschichte betrifft.
Der Contest gibt eine Zeichenbegrenzung von 16.000 vor – da liege ich noch weit drunter und könnte es noch weiter füllen.

Auf Deine Anmerkungen werde ich in Beta IV eingehen. Noch ist ja etwas Zeit bis zum Ausschreibungsende.

Ich danke Dir auf jeden Fall für Dein Interesse und Deine intensive Beschäftigung mit dem Text! :)

BG ritch
 

Rainer

Mitglied
noch kleinere kleinigkeit für die beta-version

hallo,

nach jons wunderbarem lektorat bleibt mir nur noch eine winzige anmerkung: zum leidigen thema unterdruck.

jeder taucher kennt die sog. lungenembolie, die unbehandelt oft zum tod führt.
diese wird durch die plötzliche ausdehnung der im blut gelösten und in den lungenbläschen befindlichen gase verursacht. dabei geht es um druckunterschiede von ein paar hundert millibar; die luft dehnt sich plötzlich aus, und die lungenbläschen platzen bzw. sogar die adern (je nach größe des druckunterschiedes). bei einem bar dürfte das absolut tödlich enden. du schreibst zwar etwas von kochendem blut (so ähnlich kann mensch sich das vorstellen) -aber dein prot überlebt ja (glücklicherweise). um den text hieb- und stichfest zu bekommen, würde ich mir diesen teilaspekt nochmals sehr genau überlegen.

grüße

rainer
 

MDSpinoza

Mitglied
Wenn bei Tauchern im Blut gelöste Gase ausperlen (Caisson - Krankheit) führt das in erster Linie zu Mikroembolien, die nicht SOFORT zum Tode führen. Statt dessen gibt es hautsächlich Schäden im Nervensystem, die von leichten Lähmungen bis zum schweren Schlaganfall gehen können.
Ein Mitel, um das zu verhindern ist die Verwendung stickstoffreier Atemgase (Heliox, eine Mischung aus Helium und Sauerstoff, oder O2 und Argon). Edelgase in einem Raumschiff als inerte Fraktion zu benutzen ist nicht besonders sinnvoll, da monoatomare Gase so ziemlich durch jede Dichtung durchdiffundieren. In der derzeitigen Raumfahrt setzt man deshalb den Druck um 80% herab und lebt in einer reinen Sauerstoffatmosphäre. Das ist nicht weiter gefährlich, weil der menschliche Körper immer noch dieselbe Menge Sauerstoff zugeführt bekommt und das Kohlendioxid weiter abgatmet werden kann.
Die Löslichkeit von Gasen in Flüssigkeiten ist stark druckabhängig. Bis zu 3 bar kann man mit normaler Atmosphärenluft arbeiten, darüber wird die Löslichkeit von Stickstoff zu groß als daß man durch langsame Dekompression in vernünftiger Zeit die überschüssige Menge N2 wieder ausatmen kann. Ein zusätzliches Problem ist, daß Stickstoff in höherer Konzentration zu Rauschzuständen führt (Tiefenrausch).
Bei einer reinen Sauerstoffatmosphäre von .2 bar sind nach einiger Zeit die sonstigen im Blut gelösten Gase bis auf ein Minimum herausdiffundiert. Sauerstoff wird als Komplex an das Hämoglobin gebunden, deswegen bricht die Atmung nicht zusammen.
Eine kurzfristige Totaldekompression kann also (längerer Aufenthalt bei reduziertem Druck vorausgesetzt) durchaus mit nur geringen Akutschäden überlebbar sein.
 

ritch

Mitglied
Hallo Rainer, Spinoza

Danke für eure wissenschaftlichen Ausführungen. Den Aspekt der Embolie sollte ich vielleicht einflechten. Francis setzt sich nur sehr kurz diesem Druck aus, um Cindys "Geräusche" zu hören. Was er wirklich zu hören glaubt, könnte in dieser Situation von einer Störung des Nervensystems herrühren. Sie erkennt die Gefahr und schließt seinen Helm. Das ist ihre erste bedachte Handlung, die aus der Umklammerung ihres "technischen Autismus" herauszuführen scheint. [In der Überarbeitung schafft sie es am Ende ja sogar, sich verbal mitzuteilen. Ihre "Matrix" formt/regeneriert sich quasi selbstständig.]

Francis muss an dieser Stelle überleben. (Plotbedingt)Ein massiver gesundheitlicher Schaden würde ein anderes Ende ergeben. Nun, wie äußert sich eine leichte Embolie? Hustet man Blut? Welche Medikamente/Behandlungsmethoden kommen zum Einsatz und wäre eine Selbstbehandlung möglich?

Damit könnte ich die Dramatik dieser Szene steigern und zugleich realistischer beschreiben.

Habt Dank für eure Anmerkungen :)

BG
ritch
 

Rainer

Mitglied
*ganz kleinlaut sei*

danke @ mdspinoza für die aufklärung.

ich kenne nur die sog. dekompressionskammer zur behandlung druckbedingter embolien - eine röhre mit einstellbarem innendruck, in dem der emboliker (sic!) ein paar tage bzw. stunden verbringen muss. dabei wird nachträglich ein langsamer druckausgleich zwischen erlebtem und normalem druck simuliert. ich halte es aber für unmöglich, sich so ein ding in kurzer zeit selbst bauen zu können - vielleicht macht das ja seine geliebte für ihn(?).

viele grüße

rainer
 

pol shebbel

Mitglied
Beta III

Bin gerade vor kurzem hier dazugestossen und habe die Beta III gelesen. Ist ja, wie schon geschrieben, ein verbreitetes Thema, aber eine recht hübsche Variation - dass nach vielen Jahren Cindy plötzlich dazulernt insbesondere! (Man könnte die Geschichte notfalls nach der Szene am Reklamationsstand enden lassen - dann würde sie aber sehr viel voraussagbarer - sprich unorigineller wirken.)
Der Schluss wurde ja, den Kommentaren nach, recht stark verändert - und so, wie er jetzt da steht, versteh ich ihn nicht so richtig. Das Senden der Primzahlreihe ist ja, wie auch schon geschrieben, in der Regel ein Zeichen für Intelligenz - wozu aber Cindys letzter Ausspruch überhaupt nicht zu passen scheint. Ist da noch eine Revision geplant?
 

ritch

Mitglied
Hallo Pol

Cindy hatte Jahrzehnte, um den Planeten zu analysieren. In ihrem Autismus interessierte sie sich nur für die Seismographen. Dabei hat sie etwas herausgefunden, was Francis anscheinend übersehen hat.
Ihre ersten Worte nach ihrer geistigen Befreiung passen sich an Francis bildhafter Sprache an (Er sagte im Roboterwerk zu ihr: „unsere Insel des Glücks“, was recht poetisch für einen Wissenschaftler ist.)
Der Planet ist mehr als ein toter Stein. Hier geschehen Dinge, die sich Francis nicht erklären kann. Und vielleicht wird er die wahren Zusammenhänge auch nicht begreifen können, so beginnt Cindy mit einer Metapher für das Unglaubliche, „Übersinnliche“.
Ich denke, es ist einfacher, es als Paradies zu bezeichnen, als an dieser Stelle eine Begründung zu nennen, warum der Planet denken kann. Die Frage, die am Ende im Raum steht, ist: War es wirklich die Technik, die den Planeten so abrupt umformte oder war es der Planet selbst?
Anscheinend hat Cindy einen Kontakt gefunden bei ihren Ausflügen in die Außenwelt – eine andere Art der Kommunikation ... von Maschine zu ... Maschine? Tja, wer weiß ;-)

[Die Auflösung wird in einer anderen Story folgen: Es handelt sich um ein außerirdisches Projekt, einen künstlichen Himmelskörper, eine Planetenfabrik. Hier wird Energie in beliebige Materie umgewandelt. (Wie sonst sollten plötzlich Wolken und Blumen entstanden sein?) Unter der Oberfläche schlief eine gewaltige Maschinerie, und Cindy hat den Code geknackt, um sie zu reaktivieren. Die Lösung lag im Muster der seismographischen Messwerte. Die Primzahlen und die tanzenden Sandkörner waren ein Wink mit dem Zaunpfahl, ein Versuch der Maschine, mit Francis Kontakt aufzunehmen. Diese Entdeckung wird das Terraformen revolutionieren, bzw. die herkömmlichen, zeitraubenden Methoden ablösen. Nun wird es möglich sein, überall ein „Paradies“ zu erschaffen. Man braucht dafür nur eine Cindy, die die außerirdische Technik versteht und den Prozess der Materieumwandlung steuern kann. Dass sie just in dem Moment zu sprechen beginnt, da sie die Maschine kontrollieren kann, lässt darauf schließen, dass sie sich mit Hilfe des Materiewandlers selbst repariert hat. Und das alles wäre nicht geschehen, wenn sie nicht „fehlerhaft“ gewesen wäre.]

btw: Getreu nach ihrem Firmenslogan „Mechotron erfüllt alle Kundenwünsche“ hat Cindy Francis’ größten Wunsch erfüllt: Er wollte noch zu Lebzeiten das Terraforming beendet haben. Doch ohne Cindy hätte er es nicht erlebt. Die Motivation der Androidin steckt in einem knappen Satz: „Cindy liebt Francis“. In der Roboterfabrik wurde es Francis zum ersten Mal bewusst, dass Cindy anders ist, dass sie ein einzigartiges Wesen und Bewusstsein besitzt, welches sich hinter ihrem technischen Autismus versteckt.
Diese und weitere themenverwandte Kurzgeschichten werden gff. in einem Sammelband unter der Überschrift „Roboterliebe“ erscheinen.

BG
Ritch

Eine Überarbeitung folgt noch ...
 



 
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