Frauenstammtisch (gelöscht)

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rothsten

Mitglied
Hallo annagreta,

an anderer Stelle (Die Farben des Tages) hielt ich es noch für angebracht, enorm viele Adjektive zu verwenden. Dieser Text aber legt den Verdacht nahe, dass Du ohne sie kaum auskommst, und das wäre fatal.

Adjektive sind grundsätzlich der Todfeind. Man schreibt sie nur, wenn es unvermdeidbar ist oder sie einen neuen, originellen Blick öffnen.

Schauen wir mal, ich nehme nur den ersten Absatz. Der Todfeind ist blutgetränkt:

Die [red]urige [/red]Stadtkneipe in der [red]kleinen[/red] Seitengasse ist bekannt. Oberhalb der Eingangstür hängt das [red]schmiedeeiserne [/red]Gestell mit dem [red]ovalen[/red] Blech, darauf in [red]fetten[/red] Buchstaben geschrieben, «Otto». Die Insider mögen diese Kneipe samt Otto mit seiner [red]kleinen [/red]Kuriosität. Hier ist seit eh und je Usus, dass er um Mitternacht zur [red]alten bronzefarbenen[/red] Tischglocke greift, und [red]energisch[/red] die letzte Runde einläutet. Außer dienstags, dienstags ist Ruhetag.
Vier Wochen sind vergangen, es ist Freitag, neunzehn Uhr, festgesetzte Stammtischzeit für sechs Frauen.Sie treffen sich seit eh und je bei Otto.
Hella ist meistens die Erste. Sie atmet noch einmal tief die frische Abendluft ein, bevor sie erwartungsvoll die Kneipentür öffnet. Wirtshausatmosphäre empfängt sie, wie lautes Lachen, leises Gemurmel, Klappern von Porzellan, das Zurechtrücken der Stühle, die üblichen Geräusche vom Tresen, die [red]leichte[/red] Musik im Hintergrund. Die Geräuschkulisse schwirrt durch die [red]verbrauchte[/red] Luft, kommt [red]geballt[/red] auf sie zu und versucht durch die soeben geöffnete Tür auf die Straße zu entweichen. Die Menschen sitzen im [red]schummrigen[/red] Licht an den Tischen, [red]mittig[/red] darauf die [red]brennende[/red] Kerze in einem [red]bauchigen[/red] Glas. Es sind Stammgäste, zufällige Besucher, hier und da ein paar Gesichter, denen man schon irgendwo begegnet ist. Jeder hat jedem etwas zu erzählen.
Der Anfang und das Ende des Absatzes sind übersät mit Adjektiven. Im Mittelteil hingegen fehlen sie völlig und das ist auch der Teil, den ich flüssig lesen konnte. Den Rest finde ich sperrig, und schuld sind vor allem die Adjektive.

Mein dringender Rat: Streiche fast alle von ihnen und ersetze sie mit aktiver, lebendiger Sprache. Benutze vor allem Verben!

lg
 
A

aligaga

Gast
Lass dir nicht einreden, @annagreta, Eigenschaftswörter seien des Teufels. Das sind sie nämlich ganz und gar nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn sie zur Erhellung der Hintergründe beitragen. Woher @rothstens diesbezügliche Phobie rührt, wissen wir nicht - womöglich hat ihm mal jemand in einem Volxhochschul-Schreibkurs diesen Floh ins Ohr gesetzt.

Dennoch: Eine "Kurzgeschichte" ist das hier nicht, eher eine (leider recht banale) Charakterisierung der TeilnehmerInnen einer Wirtshausrunde (dickfellig schreibt man mit e!).

Insgesamt eine recht oberflächliche Nummer. Wen könntest du als Schriftstellerin damit beglücken? Außer den TeilnehmerInnen selbst wohl eher niemanden.

Gruß

Aligaga
 

annagreta

Mitglied
aligaga, guten Abend, oberflächliche Nummer finde ich nicht. Es ist einfach REAL, so isset tatsächlich! Es ist von mir so geschrieben, wie es tatsächlich in diesem Alter abläuft. Eine Kurzgeschichte über Stammtischfrauen, ist sicherlich kein aufregendes oder modernes Thema, ich denke jedoch, dass sich manche Frau darin wiederfindet. Hast Du Ideen dazu, las es mich bitte wissen.
LG annagreta
 
A

aligaga

Gast
Der schrecklichste Fehler, der einem Autor unterlaufen kann, ist der Wink mit "Authentizität". Denn der hilft ja nie weiter, wenn, so wie hier, beanstandet wird, dass keine Kurzgeschichte vorliegt, sondern lediglich eine recht langweilige Personenbeschreibung.

Wen, so fragt der Kritiker, interessiert das Familienalbum einer Wirtshausrunde? Es wird der Text doch nicht dadurch spannender, dass uns mitgeteilt wird, es seien diese Typen alles FreundInnen der AutorIn.

Gruß

aligaga
 

molly

Mitglied
Hallo annagreta,

warum nicht auch mal ein Frauenstammtisch;)
Du hast viele gute Ideen!

Was mir fehlt ist ein Erlebnis. Du hast die Frauen der Reihe nach vorgestellt, was für Lesser nicht wirklich spannend ist.
Was wäre wenn
Hella mal die Letze wäre...
wenn die Stammtischdamen einen Ausflug unternehmen und eine davon kommt abhanden...
wenn die Unzufriedene im Lotto gewinnt...

Die Frauen säßen dann nicht nur in der Runde, sie erleben auch etwas zusammen.


Liebe Grüße

molly
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo annagreta,

Dein Text enthält Fehler und inhaltliche Schwachstellen. Ich füge meine Anmerkungen in blau ein:


Frauenstammtisch

Die urige Stadtkneipe in der Seitengasse ist bekannt. Oberhalb der Eingangstür hängt das schmiedeeiserne Gestell mit dem ovalen Blech, darauf steht der Name «Otto». Die Insider mögen diese Kneipe samt Otto mit seiner Kuriosität[blue]:[/blue] Hier ist seit eh und je Usus, dass er [blue]Otto[/blue] um Mitternacht zur bronzefarbenen Tischglocke greift[strike],[/strike] und energisch die letzte Runde einläutet. Außer dienstags, dienstags ist Ruhetag.
Vier Wochen sind vergangen, es ist Freitag, neunzehn Uhr, festgesetzte Stammtischzeit für sechs Frauen. Sie treffen sich seit eh und je [blue]Ausdruck tauchte oben schon auf! [/blue] bei Otto.
Hella ist meistens die Erste. Sie atmet noch einmal die frische Abendluft ein, dann öffnet sie erwartungsvoll [blue]wieso erwartungsvoll, wenn sie vorher noch einmal die frische Luft genossen hat? Zusammenhang? [/blue]die Kneipentür. Wirtshausatmosphäre empfängt sie[blue]:[/blue] Lachen, Gemurmel, Klappern von Porzellan, das Zurechtrücken der Stühle, die üblichen Geräusche vom Tresen [blue]welche sind das? [/blue] [blue]und[/blue] Musik im Hintergrund. Die Geräuschkulisse schwirrt durch die verbrauchte Luft, kommt geballt auf sie zu und versucht durch die soeben geöffnete Tür auf die Straße zu entweichen. Die Menschen sitzen im schummrigen Licht an den Tischen, mittig darauf brennende Kerze[blue]n[/blue] [blue]im[/blue] Glas. [blue]Darunter[/blue] sind Stammgäste, zufällige Besucher, hier und da ein paar Gesichter, denen man schon irgendwo begegnet ist. Jeder hat jedem etwas zu erzählen.
Der runde Tisch hinten in der Ecke ist für die Stammtischfrauen reserviert. Hella nimmt Platz, die Wand im Rücken, den [strike]wartenden [/strike]Blick [blue]abwartend[/blue] in den Schankraum gerichtet. Sie hat den kürzesten Weg, wohnt gleich nebenan. Die wenigen Meter geht sie zu Fuß. Somit genießt sie es, einige Gläschen mehr zu trinken. Das fällt Hella nicht schwer.
Nach und nach kommen die Anderen [blue]anderen[/blue]. Die Wiedersehensfreude wird mit Küsschen links, Küsschen rechts besiegelt.
»Da seit ihr ja endlich, wie immer musste ich auf euch warten«, schallt Hellas herzliche Standardbegrüßung durch den Raum. Hella lebt für sich, ist Verkäuferin in der Haushaltswaren- Abteilung in einem Kaufhof[blue] keine echten Namen verwenden![/blue] . Vor Jahren bewarb sie sich für die Position einer Abteilungsleiterin, konnte sich jedoch nicht qualifizieren. Die [blue]Ihre [/blue]Unzufriedenheit [blue]darüber[/blue] ist nicht zu übersehen, ebenfalls nicht zu überhören. Heute redet sie sich fast um Kopf und Kragen: «Ich bin jetzt zweiundsechzig, die letzten Jährchen schaffe ich auch noch, mache das Beste aus diesem Scheiß-Job, schau mal weg, wenn ein Kunde suchend nach der Verkäuferin Ausschau hält, muss gescheite Antworten auf Fragen geben, soll Ware auspacken, zusätzlich in die Regale kriechen, um sie ordentlich zu halten [blue]missverständlich[/blue] und obendrein ein freundliches Gesicht zeigen. Das soll mir mal jemand vor Machen [blue]vormachen[/blue]». Hella verkürzt die Wartezeit bis zum Rentenbeginn, indem sie sich öfter krankmeldet. Die Dickfälligkeit steht ihr im[blue] ins[/blue] Gesicht geschrieben. Einen Herzensmann gibt es in ihrem Leben nicht. Äußerlich zeigt sie kaum feminine Reize [blue]woran ist das zu erkennen?[/blue] , sie ist für alle Neuankömmlinge in ihrem Leben gewöhnungsbedürftig. Ein Jeder(Mann) bräuchte Zeit, bis der weiche Kern unter der rauen Schale erkannt wird. Sie ist nicht im Einklang mit sich selbst. [blue]pauschales Urteil! [/blue]
Brigitte, die Hübsche, Sympathische, Aufgeschlossene, Moderne [blue]und [/blue]rundum Interessante [blue]oder meinst du eher Interessierte?[/blue] kann zum Beispiel ohne Punkt und Komma über Gott und die Welt reden. Mit fünfzig ist sie viele[blue]n [/blue]Jahr[blue], sie[/blue] steht zu iher vollschlanken Figur, mag die Ungebundenheit, liebt leidenschaftlich, jedoch unverbindlich, benutzt die Männer, die sie will, ist alles in allem keine Kostverächterin. [blue]bei der Beschreibung drängt sich der Verdacht geradezu auf: Also überflüssige Erwähnung![/blue] Was sie glaubt zu brauchen, nimmt sie sich vom Leben, erwartet nichts von den anderen, nichts, was sie selbst für sich tun könnte. Sie ist ein sprudelnder Quell in dieser Runde.

Karin sitzt still am Tisch, sieht heute blass aus. Sie trägt zum ersten Mal eine [blue]gut gemachte[/blue] Perücke, [strike]die speziell von einer geprüften Zweithaarspezialistin angefertigt wurde.[/strike] Mit Anfang fünfzig ist sie das Sorgenkind in der Runde. Vor jedem Arztbesuch hofft sie auf bessere Tumorwerte. Ihr Mann steht ihr liebevoll zur Seite. Beide mussten lernen, mit dem Verlauf der Prognose umzugehen. Sie ist inzwischen von der Krankheit gezeichnet, gibt nicht auf, nimmt professionelle Lebenshilfe in Anspruch. Karin kommt nicht mehr regelmäßig zu den Treffen, aber wenn Sie [blue]sie[/blue] dabei ist, ist sie für Stunden wieder eine Frau unter Frauen, abgelenkt von einer schweren Schicksalsfügung.

Glücklich ist Monika mit einundsechzig Jahren, zweifache Großmutter, lebt Hand in Hand mit einem gutmütigen Ehemann. Thema Nummer eins, die Enkelkinder. [blue]Vernünftigen Satz gestalten![/blue] Sie blüht auf, wenn sie von den Kleinen erzählt. Die alleinerziehende Tochter ist berufstätig, bewohnt die Einliegerwohnung im Elternhaus. Monika übernimmt für sie den geregelten Tagesablauf der Kinder ohne erkennbare Ermüdungserscheinungen. Das Bewusstsein als (Groß) Mutter unentbehrlich zu sein lässt die [blue]ihre [/blue]eigenen Belange in den Hintergrund treten. Sie wirkt in letzter Zeit hausbacken, hat einen schlichten Haarschnitt, trägt praktische Kleidung bis hin zum bequemen Schuhwerk. Der modische Akzent ist ihr abhandengekommen. [blue]Ist ja furchtbar. ;-)[/blue] Ihr Hobby ist die plattdeutsche Sprache, worin sie gerne Dönekes zum Besten gibt. Sie hat ein sensibles Ohr für die zu lauten Töne und ein offenes Auge für die Schattenseiten im Leben.

Christel ist die Fünfte im Bunde. Sie steckt mit Ende fünfzig mittendrin in einer Lebenskrise[blue] welcher?[/blue] , sucht in der Runde Gehör [blue]und [/blue]erwartet Mitgefühl. Sie sieht ausgesprochen sportiv aus, die Haare superkurz geschnitten, kaum geschminkt [blue]wer? Die Haare? [/blue], bevorzugt mit einer schlanken Figur das Tragen von Hosen, dazu aktuell sportliche Schuhe. Vor vielen Jahren war sie Vereins-Marathonläuferin. Mit den Ehejahren vernachlässigte sie den Sport. [blue]Zusammenhang??[/blue] Jetzt beginnt sie wieder mit dem Laufen. Sie läuft und läuft und läuft, läuft dem Seelenschmerz davon. Nach fast dreißig Jahren mit ein und demselben Mann wurde sie von ihm wegen einer erheblich Jüngeren verlassen. Sie war ahnungslos, zu naiv, wurde jäh damit konfrontiert. Ausgetauscht, nicht mehr für Gut [blue]gut[/blue] befunden, zurückgelassen, die gemeinsamen Perspektiven für das Rentenalter über Bord geworfen, das ist für sie unbegreiflich. Er ist ausgezogen, stellte kaum Ansprüche, nahm nur Persönliches mit. Sie verlor den einseitigen Kampf, lebt mit der Hoffnung auf einen Neuanfang. Es tut ihr gut wieder am Stammtisch zu sitzen, sich alles von der Seele zu reden.

Sonja bringt eine Gästin [blue]unerträgliches Wort![/blue] mit, eine Nachbarin ist zugezogen, noch fremd im Ort. Sie möchte einen Bekanntenkreis aufbauen. Auf dem ersten Blick passt sie in die alteingesessene Runde, die nächsten Treffen werden entscheiden. Sonja erzählt viel Interessantes. Zusammen mit dem Ehemann führen [blue]führt[/blue] sie eine Reiseagentur. Sie berichtet von besonderen Kunden, über historische Urlaubsorte, Hotels, die von ihnen getestet wurden. Die Tochter, eine ausgebildete Reiseverkehrskauffrau, arbeitet jetzt mit im Geschäft, somit kann Sonja etwas Kürzer [blue]kürzer [/blue]treten. Sie kennt aus langer Berufserfahrung die noch unberührten Fleckchen der Erde, freut sich auf eine gemeinsame reisefreudige Rentnerzeit. Die Zeit ist greifbar, alles ist gut.

Am Tisch wird gelacht, diskutiert, oft durcheinandergeredet. Bier[strike]chen[/strike], Wein, Mineralwasser, Schnitzel mit Pommes, der Salatteller nach Art des Hauses, die Backkartoffel mit frischen Pfifferlingen, alles schmeckt wieder gut, und das nebenher.
Besser wie jedes Kneipenessen ist die vertraute Stimmung unter den lebenserfahrenen Frauen. Nicht jede steht auf der Sonnenseite des Lebens, jedoch die Zeichen der Zusammengehörigkeit, der erlaubte Blick in Seelenwelten ist unverzichtbar.
Die Gesichter vom Erzählen gerötet, hier und da das erste verstohlene Gähnen, die Augen fangen an zu klimpern, die Zeche wurde [blue]wird [/blue]gezahlt, und nun freuen sich alle aufs Bett.
Hella löst wie immer die Runde mit einem Standardsatz auf: «Mädels, wo ist nur die Zeit geblieben, es ist gut, das[blue]s[/blue] es uns gibt!»
Das wurde mit Küsschen links, Küsschen rechts besiegelt.
Otto läutet die letzte Runde ein.
AHS 2015


Ich hoffe, Du kannst mit den Anmerkungen etwas anfangen.

Inhaltich ist die Geschichte sehr lahm. Es sind eigentlich nur klischeehafte Frauenbeschreibungen und es passiert nichts. Das Ganze erinnert mich an die Dienstagsfrauen. Das Thema ist vollkommen ausgelutscht. Das Argument, alles spiele sich genau so ab, würde nicht ziehen!


LG
DS
 

annagreta

Mitglied
Stammtischfrauen

Doc Schneider, da hast Du Dich ja mal so richtig losgelassen. Habe den Eindruck, Du wolltest unbedingt was finden.
z.B: das Wort vormachen (umgangssprachlich) kann ich eben so gut schreiben wie gehabt, oder: die anderen, dito. usw. Bin da schon sehr gut informiert!
Richtig ist: eh und je als Wiederholung! Danke. Ich korrigiere.
Hella kann doch noch einmal frische Luft einatmen, bevor sie die Tür erwartungsvoll öffnet!, erwartungsvoll muss ich ja wohl nicht definieren!
Wenn ich übliche Geräusche schreibe, so sind es übliche Geräusche! Der Bezug ist doch gegeben!!
Kaufhof, war unüberlegt von mir, danke Dir.
Wenn ich Interessante schreibe, meine ich das auch so.
kürzer Treten, hast Du als fehlerhaft markiert, in der Kleinschreibung wie Du es anzeigst, wird es - kürzertreten - geschrieben.
usw. usw.

Und jetzt habe ich keine Lust mehr, es bringt mir nicht viel!
annagreta
 

rothsten

Mitglied
Hallo nochmal, annagreta.

als Lektüre zu Adjektiven empfehle ich:

http://www.zeit.de/2012/20/Lektion-4-Woerter-Adjektive


Im Zweifel holte man sich Rat bei Karl Kraus, aber auch der hat leider nie an einer VHS doziert.


Du hast in den ersten Zeilen gestrichen:

[strike]kleinen [/strike]Seitengasse

[strike]alte [/strike]bronzefarbene Tischglocke

Das wären auch die von mir zuerst gestrichenen Adjektive in diesem Absatz.

"Klein", was außer klein sollte eine Seitengasse denn sonst sein? Wenn schon Adjektive, wären hier besser gebraucht: "beengt, schmal, schmierig, dunkel, feucht ..."? Das erweiterte des Lesers Kino. Nur das.

Und dass an einer "bronzefarbenen" Tischglocke auch Patina klebt, das muss man nicht durch das Eigenschaftsowrt "alt" erklären. Jedenfalls nicht Leuten, die Deinen Text auch wirklich lesen.

Weg damit! Ich sehe, wir verstehen hier grundsätzlich schon einander.

lg
 

FrankK

Mitglied
Die Sache mit den Füllwörtern - echt ein Kreuz ...

Guten Abend, rothsten.

Eine "messingfarbene Glocke" muss nicht automatisch alt sein, eine "alte, messingfarbene Glocke" kann aber sehr alt sein.
Das mit der "kleine Seitengasse" - kann man geteilter Meinung sein.
Diese, heute als "überflüssig" deklarierten, Adjektive dienten einmal der Vermittlung von Sprachtiefe, von Gefühl, von Ausgewogenheit, von Differenzierung.
Sind dies heutzutage Dinge, die im "Mainstream" keine Gültigkeit mehr haben?
Die Angesichts einer immer schnelleren Lebensart auch Einzug in das geschrieben Wort halten?
Wenn ich Beispielsweise schreibe:
"Ich sitze vor einem warmen Feuer."
Der eilige Leser könnte schmunzeln, natürlich ist ein Feuer warm.
Der gemächliche (geneigte) Leser empfindet mit mir die wohltuende Wärme des Feuers.

Ich wollte Dich nicht kritisieren. Nur mal als Anregung.
Versuche doch einmal, diese "überflüssigen Adjektive" als Bestandteil der Geschichte zu akzeptieren, als "Worte", die ein Gefühl, ein Empfinden vermitteln. Manchmal steckt etwas mehr dahinter, als der einfache Sinn der Wörter hergibt.
Wenn Du dir selbst erlaubst, dass dir Diese Geschichte einmal eine Geschichte erzählt, verstehst Du vielleicht, was ich meine.


Mit freundlichen Grüßen aus Westfalen
Frank


PS:
Hast Du schon mal kontrolliert, wieviel "überflüssige Adjektive" alleine in dem von Dir zitierten Artikel stecken?
6,08% "Füllwörter".
In "Frauenstammtisch" sind es gerade mal 3,64%.
Gibt das nur mir zu denken?
 

rothsten

Mitglied
Danke, Frank,

aber die hiesige Legierung nennt sich Bronze, nicht Messing, und in meiner literarischen Welt ist das nicht das Selbe. Nichtmal das Gleiche. Danke für den konstruktiven Hinweis. Und wie Du Literatur in Mathematik übersetzen möchtest wird Dein Geheimnis bleiben.

Nebenbei erwähnt sind Adjektive auch keine Füllwörter. Füllwörter sind Füllwörter.

Keine Ahnung, was Du als Mainstream bezeichnest. Und was die hochgelobten Eigenschafstwörter anbelangt: Tipp: Lies Kafkas "Kampf der Hände". Zähle die Verben und zähle die Adjektive. Viel Vergnügen.

Ich verteufele Adjektive nicht, man muss nur wissen, wann man sie einsetzt. Ich habe annagreta hier kritisiert und sie hat es gut gelöst. Eine Autorin, ein TEXT-Kritiker. Das wars eigentlich schon. Schön, wenn man was anderes daraus machen will. Viel Spaß, ich brauchs nicht, ich kritisiere Texte, keine Menschen.

lg
 

FrankK

Mitglied
Entschuldige, werter rothsten, da
habe ich wohl gründlich an Dir vorbeigeredet. ;)

Und ich habe mich verschrieben. Du hast recht, messingfarben ist nicht bronzefarben.
Über das Material an sich - verzeih mir, darüber gab es keine Aussage, aber das ist ja belanglos.


Ich habe den von Dir genannten Artikel dreimal (!) gelesen, und je öfter ich es versuchte, um so mehr Bahnhof habe ich verstanden, weil ich absolut (!) keinen Bezug zu diesem Text und den von Dir in Deinem ersten Kommentar "verteufelten" ("Adjektive sind grundsätzlich der Todfeind.") Eigenschaftsworten finden konnte.
Aber wie kommst Du zu dieser Aussage?

Vielleicht hätte ich es nicht noch am gleichen Abend zu verdauen versuchen sollen.
Dafür muss ich mich Entschuldigen.

Die angegebenen Prozentzahlen bezogen sich auf die Füllwörter. Vergiss sie einfach!

Mainstream - damit meine ich die heutzutage so verbreitete Stilrichtung, bei dem ich eher das Gefühl ahbe, immer einen irgendwie gearteten "Einheitsbrei" zu lesen. Individuelle Schreibstile - Fehlanzeige.

Danke, für den Tipp mit Kafka. ;)
Sein Schreibstil aus dem vorletzten Jahrhundert ist allerdings nicht mein Fall.

Schön, wenn man was anderes daraus machen will. Viel Spaß, ich brauchs nicht, ich kritisiere Texte, keine Menschen.
Dies war nicht meine Intention. :(
Mich irritierte Deine ursprüngliche Pauschalaussage: "Adjektive sind grundsätzlich der Todfeind." mit der Markierung sämtlicher im ersten Abschnitt vorkommender "Eigenschaftswörter" und - später - die nachgereichte Webadresse mit dem Hinweis "als Lektüre zu Empfehlen".
Diesen Artikel, ich wiederhole mich, habe ich nicht begriffen.
Möglicherweise bin ich zu blöd dazu.
Möglicherweise bin ich zu alt dazu.

Ich hatte Dich bisher als erklärungsbereiten Kollegen kennengelernt, deshalb wollte ich nachfragen.
Klar habe ich Dich verwirrt, als ich von Adjektiven plötzlich auf Füllwörter kam und aus Bronze unverschämterweise Messing machte.
Ich entschuldige mich.


Könntest Du mir trotzdem noch einmal diese Aussage "Adjektive sind grundsätzlich der Todfeind." näher beleuchten?


Grüße aus Westfalen
Frank
 

rothsten

Mitglied
Hallo Frank,

Entschuldigung selbstredend angenommen. ;)

Kafka ist aber nicht aus dem vorletzten Jahrhundert, sondern aus dem danach. Seis drum, der von mir zitierte Text ist eh zeitlos.

Adjektive sind grundsätzlich gefährlich, weil sie eher ein Ergebnis vorgeben, statt einen Raum zu öffnen. Verben hingegen befeuern des Lesers Kopfkino. Es gibt keine Wortgattung, die das besser vermag.

Beispiel:

- Er war viel zu klein, um an die Cornflakes auf dem Esstisch zu kommen.

- Er streckte sich, doch die Cornflakes auf dem Esstisch würde er nie erreichen.


Die zweite Version ist erzählerisch besser, denn man kann den Prot beim Versuch, die Cornflakes zu erreichen ... sehen. Das können Adjektive nicht, sie beschreiben nur.

Alles klar? Streicht Adjektive, ersetzt sie durch Verben! Zumindest im Zwefiel, also grundsätzlich. Es sei denn, man weiß, was man tut. ;)

Lieben Gruß,
rothsten
 
A

aligaga

Gast
- Er war viel zu klein, um an die Cornflakes auf dem Esstisch zu kommen.

- Er streckte sich, doch die Cornflakes auf dem Esstisch würde er nie erreichen.


Die zweite Version ist erzählerisch besser, denn man kann den Prot beim Versuch, die Cornflakes zu erreichen ... sehen. Das können Adjektive nicht, sie beschreiben nur.
Sorry, aber das ist Quark.

Im ersten Satz erfahren wir, dass der Typ "viel zu" klein ist. Das ist keine Berschreibung mehr, sondern schon eine Wertung. Und es ist offen, ob er das Müsli überhaupt möchte.

Im zweiten Satz bleibt offen, warum er nicht an die Schüssel kommt. Vielleicht ist ja der Rollstuhl zu weit vom Tisch weg? Oder man hat ihm die Füße an den Boden genagelt? Oder der Tisch ist zu hoch? Der Stuhl zu niedrig?

Wenn es in der Story auf die Größe des Kerls ankommt, ist die zweite Version eindeutig die schlechtere.

Nochmal: Eigenschaftsworte sind nur dann "schlecht", wenn sie überflüssig sind. Das können Hauptworte und Satzaussagen aber auch sein. Wenn's nach dir ginge, wär Schnewittchen eine farblose Weibsperson. Wie gut, dass die Gebrüder Grimm mit Sprache umzugehen wussten, @rothsten. Ihr von Adjektiven durchseuchtes Buch wurde zum Bestseller!

Amüsiert

aligaga
 

Wipfel

Mitglied
Hi,

ich will gar nicht ins Detail gehen, da hast du ja schon deutlich gemacht, dass du mit deiner Geschichte eigentlich soweit zufrieden bist.

Eine Kurzgeschichte hat klare Anforderungen. Kann man nachschlagen. Die sehe ich hier nicht erfüllt. Außer dass sie kurz ist. Und nein, ich habe sie nicht gern gelesen. Langweilig. Ich will lesen, was sein könnte - und nicht wie es wirklich ist. Möglicherweise hat man sich deshalb früher Märchen erzählt.

Grüße von wipfel
 
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